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»Twin Mirror« – Review

»Twin Mirror« – Review

Dontnod ist ein Entwicklerstudio, das Videospiele entwickelt, die vor allem den Fokus auf die Geschichte des Spiels legen. »Life is Strange« befasst sich beispielsweise mit den mysteriösen Schwierigkeiten einer verschlafenen Kleinstadt in Form von Problemen einer jungen Erwachsenen und einem Hauch von Übernatürlichem.

Mehrere Staffeln sind zu diesem Thema erschienen und kürzlich ist auch noch »Tell Me Why« erschienen, das die Problematik von Transgender thematisiert hat.

Probleme werden erwachsen

Nun ist es soweit und Dontnod hebt seine jungen Erwachsenen-Probleme auf Erwachsenen-Probleme in den 40ern mit »Twin Mirror«. Dieses Mal spielt man keinen Teenie und auch keinen jungen Erwachsenen, sondern einen Mann, der nach einer sehr langen Zeit in seine Heimatstadt zurückkehrt – und dabei alles andere als fröhlich erwartet wird.

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In der Rolle Sams bewegt man sich in »Twin Mirror« immer wieder auf dünnem Eis. Dieser ist vor Jahren aus seiner Heimatstadt geflohen, nachdem er einen Bericht über die unzumutbaren Zustände der Minenarbeiter veröffentlicht hat und nachdem seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat. Als investigativer Journalist ist er mehr oder weniger geflohen und hat sich eine neue Identität aufgebaut.

Als sein bester Freund jedoch stirbt, entscheidet er sich dazu, den Weg in die Heimat zu wagen. Dort angekommen, fühlt er sich schnell einigen alten Bekannten verpflichtet. Er möchte dem Tod seines Freundes auf die Spur kommen, gleichzeitig möchte er aber auch der Tochter des verstorbenen ein guter Patenonkel sein. Und dann ist da auch noch seine Ex-Freundin, die seine Gefühle durcheinander bringt. Zu guter Letzt darf er sich dann auch noch mit den restlichen Kleinstadtbewohner*innen herumschlagen, die alle ihre eigenen Macken, Marotten und Probleme mit sich bringen. Und wenn das noch nicht genug ist, erscheint ihm auch noch sein Alter Ego, der ganz anderer Meinung ist.

Wenig Gameplay – viel Film

Rein spielerisch bewegt sich Sam somit zwischen einer sehr langen durch Entscheidungen geprägten Zwischensequenz und Gameplay, das auf Detektiv typisches Erkunden ausgelegt ist.

Man findet sich immer wieder in unterschiedlichen Locations wieder. Mal in einem Park, in einer Bar, in einem Hotel und an vielen weiteren Schauplätzen. An diesen angekommen, gibt es einige Interaktionsmöglichkeiten, um mehr über die unmittelbare Umgebung und die dort lebenden Menschen zu erfahren.

Außerdem hat Sam sein eigenes Gedankenschloss. Was sich sehr paradiesisch anhört, entwickelt sich aber ganz schnell zu einem Albtraum.

Wenn sich Sam nicht auf die Suche nach Spuren macht, Leute befragt und sich währenddessen wieder unbeliebt macht, muss er sich vor allem mit sich selber rumschlagen.

In seinem Gedankenschloss, in der zersplitterten Welt, die er sein Eigen nennen darf, kann er sowohl Gedanken sortieren und mehr über die Spielwelt in Erfahrung bringen, er kann aber auch durch seine eigenen Emotionen gehetzt werden. Dann greifen auch kleinere Quick-Time-Sequenzen, in denen er weglaufen muss, durch besondere Objekte navigieren oder auch einfach mal die richtige Taste zur richtigen Zeit drücken muss.

Rein spielerisch bietet »Twin Mirror« somit ein bisschen mehr als seine Vorgänger, konzentriert sich aber dennoch hauptsächlich auf die Thriller-Detektiv-Geschichte, die nach und nach in Fahrt kommt und Ereignisse ineinader laufen lässt.

Wie interessant die Dialoge dabei ausfallen, ist sehr unterschiedlich. Manchmal trifft Sam auf interessante Charaktere, die ihm mehr über die eigentliche Hauptstory verraten und ihn weiterbringen. Sehr oft trifft er auf leicht stereotypische Kleinstadtbewohner*innen, welche ihm zwar mehr über seine Vergangenheit verraten, doch meist auch sehr schnell in Vergessenheit geraten.

Somit schwakt die Qualität, was die Story anbelangt, sehr stark. Es gibt Momente, in denen man den Controller einfach nicht aus der Hand geben möchte, doch es gibt leider auch Momente, in denen man regelrecht gelangweilt wird. Ein Lagerhaus auf Spuren zu untersuchen, von dem keinerlei Bedrohung ausgeht und das auch nicht in irgendeiner anderen Weise Spannung aufbaut, in dem es beispielsweise auf Timer oder Ähnliches zurückgreift, ist nun einmal alles andere als spannend. Wenn die Hinweise dann jedoch ausgewertet werden, wenn man in einen Dialog gerät und jede Entscheidung Konsequenzen trägt und man so sogar seine eigene Story schreibt, dann glänzt das Spiel.

Technik

Die Technik des Spiels ist dabei ebenfalls nicht zu verachten. Man darf natürlich nicht gerade ein Spiel wie »Detroit: Become Human« als Grafikvergleich nutzen, da es sich bei Dontnod auch noch um ein relativ kleines Studio handelt, dennoch ist die Grafik angemessen. Man kann Gesichtszüge wunderbar erkennen und mal abgesehen vom etwas schwächeren Motion Capturing sehen auch die Umgebungen und die Charaktere sehr gut aus. Vor allem aber die Effekte, wenn einzelne Objekte zerspringen oder verzerrt dargestellt werden, sind wirklich ein Augenschmaus. Eine Immersion kann allein durch den Detailgrad der Level und auch durch Dialoge, Zwischensequenzen, etc. erreicht werden.

Auch die Synchronisation ist sehr gut gelungen. Es ist etwas schade, dass es keine deutsche Lokalisation, sondern lediglich deutsche Untertitel gibt, doch machen die englischen Synchronsprecher das auch ganz schnell wieder wett.

Fazit

Insgesamt ist Dontnods neuster Titel »Twin Mirror« genau das, was man erwartet hat. Die Story ist gut erzählt, wenn auch streckenweise etwas gezogen, gerade dann, wenn manche Dialoge zu einfach gehalten sind. Spieler*innen behalten eine teilweise Kontrolle über die Story, indem sie mit Entscheidungen Konsequenzen bewirken können. Die Story an sich ist nun nichts, was man bislang noch nicht gelesen/gesehen hat, aber zumindest noch nicht gespielt. Das Gameplay ist für die »Life is Strange«-Reihe und auch andere Verfechter des Genres typisch einfach gehalten und soll vor allem die Story in den Vordergrund setzen. Dass zwischendurch aber dennoch mal ein paar Actioneinlagen ihren Weg ins Spiel gefunden haben, kann man definitiv als sehr positiv betrachten.

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Amazing
80100
Pros

Guter Thriller mit guter Aufklärung am Ende

Starker Hauptcharakter

Teils sehr gute Grafik (Partikel, Verzerrungen, etc.)

Gedankenpalast und Alter Ego sehr interessant

Cons

Viele teils langweilige Dialoge

Repetitives Gameplay

Teils zu viele Zwischensequenzen

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