Now Reading
Millennia (PC) im Test

Millennia (PC) im Test

Ich liebe Strategie-Spiele, gerade 4x-Strategie ist etwas, was viel zu kurz kommt. Wenn dann noch ein Genre-Vertreter kommt, der auch noch das klassische Spielprinzip bedient, das rundenbasiert ist und auch eine Hommage an die guten alten Zeiten von Civ ist, dann bin ich interessiert. Besonders dann, wenn man nicht einfach nur versucht, die großen Vorbilder zu kopieren.

Millennia ist für mich ein faszinierendes 4X-Strategieerlebnis, das mich auf eine epische Reise durch die Geschichte mitnimmt. Als Spieler übernehme ich die Rolle eines mächtigen Herrschers und lenke mein Reich durch Exploration, Expansion, Exploit und Extermination (=4X) zu Ruhm und Erfolg. Die Vielzahl von Siegbedingungen und Strategien ermöglicht es mir, mein eigenes Spiel zu gestalten und immer wieder neue Herausforderungen zu meistern.

Eine der herausragenden Eigenschaften von Millennia sind die verschiedenen Zeitalter, die ich durchlebe. Sobald ausreichend Technologie erforscht wurde, schreitet das Spiel in die nächste Ära voran, wobei auch spezielle Zeitalter mit einzigartigen Bedingungen und Herausforderungen auf mich warten. Diese Sonder- und Krisenzeitalter bringen eine zusätzliche taktische Komponente ins Spiel und belohnen mich, wenn ich mich auf diese Herausforderungen einlasse. Sollte ich eine Bedingung nicht in einem Spieldurchgang schaffen, freue ich mich auf einen erneuten Start mit neuen Möglichkeiten.

Jede Epoche in Millennia führt neue Technologien, Gebäude und Einheiten ein, was dem Spiel stets eine erfrischende Dynamik verleiht. Die Möglichkeit, verschiedene Nationen mit ihren eigenen Einheiten und Spezialfähigkeiten zu spielen, trägt ebenfalls zur Vielfalt und Wiederspielbarkeit des Spiels bei. Die Nationalspezifika, wie beispielsweise die Daimyo für Japan oder die Langbogenschützen aus England, verleihen dem Spiel eine persönliche Note und belohnen mich für meine Treue zu einer bestimmten Nation. Da ich schnell neugierig werde, stört es mich auch nicht, nochmals von vorne mit einer anderen Nation zu starten.

Die Komplexität von Millennia wächst mit jeder Spielstunde, da ich nicht nur mein Reich erweitere, sondern auch komplexe Wirtschaftsketten aufbaue und strategische Entscheidungen treffe. Dies führt zu einer steilen Lernkurve und einer tiefgreifenden Spielerfahrung, die jedoch auch dazu führen kann, dass eine gut laufende Stadt plötzlich stagniert und mich vor neue Herausforderungen stellt. Gerade die Warenketten sind recht ausgefeilt. Da reicht es nicht, wenn ich einfach nur etwas Holz abbaue, die Rohstoffe wollen später auch weiter verarbeitet werden, wie beispielsweise in einem Anno.

Leider wird der Spielspaß durch die unzureichende KI etwas getrübt. Oft agiert sie unlogisch und bietet nur begrenzten Widerstand, was meine taktische Tiefe beeinträchtigt. Dennoch erinnert Millennia zu Beginn an Civilization VI, doch das Spiel entfaltet schnell seinen eigenen Charme durch einzigartige Mechaniken wie die Nationalspezifika und die speziellen Epochen.

Sowohl in diplomatischen Angelegenheiten als auch im Kampf zeigt sich Millennia nicht von seiner stärksten Seite. In der Diplomatie stoße ich immer wieder auf KI-Charaktere, die sich nicht so verhalten, wie sie es eigentlich sollten. Klar, könnte ich jetzt sagen, dass Menschen ja unberechenbar sind. Aber wenn ich doch klar im Vorteil liege und die KI nach einer lächerlichen Schlacht dann doch ein Friedensangebot macht, dann habe ich das Gefühl, mit einem Kind zu spielen und nicht mit einer ausgereiften KI.

Generell ist diese recht einfach gestrickt. Durch das letzte Update wurde diese noch etwas angepasst und die Probleme sind etwas besser, so ganz zufrieden bin ich allerdings noch nicht, da sie mir immer noch etwas zu einfach agiert. Aber das ist nur ein kleiner Punkt in einer sehr langen Liste an Features.

Die besten Features sind für mich vor allem das Erkunden und die Expansion an sich. Es gibt so viele Möglichkeiten, eine “Runde” zu gewinnen, da muss man nicht unbedingt auf Kämpfereien aus seien.

Und das ist etwas, dass das Spiel ganz groß macht: Es lässt mir als Spieler gewisse Freiheiten, wie ich mein Spiel gestalten möchte, wann ich in die nächste Epoche gehe, mich über neue Technologien und Gebäude freue. Hier ist der Unterschied zu Civ am ehesten zu spüren. Ja, Civ ist etwas feiner geschliffen: Es hat die packendere Musik, die besseren Animationen, aber das Feeling in eine neue Epoche zu gehen, das macht Millennia deutlich besser. Auch die Warenketten die hier gebaut werden, vertiefen das klassische rundenbasierte Gameplay und geben ihm etwas mehr Würze.

Insgesamt bietet Millennia eine beeindruckende Mischung aus Erkundung, Expansion und Warenketten, die sowohl erfahrene Strategen als auch Neueinsteiger anspricht. Trotz einiger Schwächen in der KI und im Kampfsystem bietet das Spiel eine tiefgreifende Spielerfahrung mit einer Vielzahl von Strategien und Siegbedingungen, die es zu erkunden gilt. Als großer Fan von 4X-Strategiespielen bin ich begeistert von Millennia und empfehle es jedem, der nach einer neuen Herausforderung sucht.

0
Great
74100
Pros

Faszinierendes 4X-Strategieerlebnis mit epischer Reise durch die Geschichte

Vielzahl von Siegbedingungen und Strategien ermöglichen individuelles Spiel.

Durch verschiedene Zeitalter und spezielle Epochen bleibt das Spiel stets frisch und herausfordernd.

Nationalspezifika geben dem Spiel eine persönliche Note und erhöhen die Wiederspielbarkeit.

Komplexität wächst mit jeder Spielstunde, bietet tiefe Spielerfahrung und fordert taktisches Denken.

Ausgefeilte Wirtschaftsketten erhöhen die strategischen Möglichkeiten und Tiefe des Spiels.

Cons

Unzureichende KI trübt den Spielspaß und bietet teils verkehrten Widerstand.

Schwächen in diplomatischen Angelegenheiten und im Kampf beeinträchtigen die Spielerfahrung.

Verglichen mit anderen Spielen des Genres fehlen vielleicht einige feine Details wie packende Musik oder herausragende Animationen, aber die Stärke von Millennia liegt in anderen Bereichen.

Scroll To Top