Cronos: The New Dawn – PC im Test (2025)

Ich bin ehrlich: Ich liebe Dead Space und Resident Evil. Genau deswegen hat mich Cronos bei der Ankündigung sofort angesprochen. Allerdings sind gute Science-Fiction-Horror-Stories selten und schwierig umzusetzen – deshalb bin ich bei solchen Spielen immer etwas skeptisch.

Das Ganze wurde von Team Bloober entwickelt, den Köpfen hinter Layers of Fear, The Medium und dem kommenden Silent Hill 2 Remake. Man könnte also sagen: Erfahrung im Horror-Genre ist vorhanden. Aber gerade weil Cronos so nah an seinen Inspirationen liegt, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Kommen wir also zur Story.

Story

Worum geht es eigentlich in Cronos?
Ihr spielt die Reisende – ja, das klingt schon ziemlich ominös. Das Spiel beginnt zudem recht abrupt: Zunächst müsst ihr einen Rorschach-Test machen (diese Tintenfleckbilder, die man vom Psychologen kennt). Danach geht es, nach ein paar verwirrenden Worten, auch gleich mit der eigentlichen Mission los.

Unsere Aufgabe: Wir sollen unseren – oder besser gesagt einen unserer – Vorgänger finden, der verschwunden ist. Als Unterstützung erhalten wir ein Artefakt, das sich schnell als Pistole herausstellt. Damit dürfen wir unsere Kapsel verlassen. Nach einer kleinen Fehlfunktion, die wir mit etwas „strenger Liebe“ beheben, stehen wir auch schon draußen an der frischen Luft.


Und wo sind wir? Genau: in einem osteuropäischen Land, vermutlich Polen. Außerdem befinden wir uns mitten in einer Apokalypse, denn Cronos ist ein postapokalyptisches Game, das weit in der Zukunft spielt. Oder etwa doch nicht? Im Laufe der Story werden wir jedenfalls noch mit vielen Anomalien und Zeitreisen konfrontiert.

Leider ist die erste Hälfte der Story etwas zäh. Aber keine Sorge – die zweite Hälfte wird deutlich besser, wenn ihr es bis dahin schafft (mehr dazu im Gameplay-Teil). Den Großteil der Lore erfahrt ihr über Audio-Logs und Notizen – und die ist wirklich verdammt stark geschrieben.

Gameplay

Das Gameplay ist ein Hybrid aus Resident Evil und Dead Space – wobei es teilweise schon verdächtig stark an Dead Space erinnert. Und ja, ich meine wirklich sehr stark. Die Schlag- und Stampfanimationen sind fast identisch. Der große Unterschied: Nahkampf ist hier einfach nicht effektiv genug. Das Spiel warnt einen zwar davor, aber meiner Meinung nach ist er trotzdem zu schwach. Schläge und Tritte bewirken praktisch gar nichts – und das, obwohl die Ressourcen ohnehin schon knapp sind.


Klar, in einem Survival-Horror-Spiel soll man mit seinen Vorräten haushalten. Aber hier sind die Ressourcen so knapp, dass ich an manchen Stellen schlichtweg gestorben bin, weil die Munition leer war und Nahkampf keine Option war. Ohne Munition komplett wehrlos dazustehen, fühlt sich einfach frustrierend an – gerade, wenn die Checkpoints auch noch zu weit auseinander liegen.

Ein Beispiel: Ich bin auf einem größeren Platz gestorben, als ich versucht habe, eine „Waise“ (ja, so heißen die Monster wirklich) totzuschlagen. Danach musste ich von einem Checkpoint starten, der noch vor einem Lager lag, in dem ich gespeichert hatte. Das bedeutete: Erst wieder ins Haus zurück, Inventar-Management erledigen, dann den kompletten Weg erneut laufen und unterwegs alles noch einmal looten. Zack, fünf bis zehn Minuten einfach weg – und solche Situationen passieren öfter. Nervig.

Neben den Dead Space-Mechaniken gibt es auch klassische Resident Evil-Elemente. Euer Inventar ist stark begrenzt und muss nach und nach erweitert werden. Dafür sammelt ihr Energie und Kerne, mit denen ihr Waffen und Anzug verbessern oder Munition kaufen könnt. Neben Kugeln und Wertgegenständen nehmen auch Werkzeuge Platz weg – ihr müsst also ständig abwägen, was ihr wirklich braucht.


Das Kampfsystem ist dabei typisch für Survival Horror: schlagen, stampfen oder schießen. Später kommt noch ein Flammenwerfer hinzu, mit dem ihr Leichen verbrennen könnt. Und das solltet ihr unbedingt tun, denn wenn ihr es nicht macht, absorbieren Gegner ihre toten Kameraden und werden stärker. „Stärker“ heißt in diesem Fall: Ihr ballert eure komplette Munition leer.

Eigentlich wäre das alles gar nicht so schlimm – aber der Schwierigkeitsgrad ist stellenweise einfach viel zu brutal. Noch schlimmer: Es gibt keine Option, auf einen leichteren Modus zu wechseln, wenn man nicht weiterkommt. In einem Spiel, in dem man sich so leicht in eine Sackgasse manövrieren kann, ist das einfach nur frustrierend.

Technik

Cronos: The New Dawn läuft auf der Unreal Engine 5 – und eigentlich müsste ich damit schon gar nicht viel zur Performance sagen, oder? Denn wie bei so vielen UE5-Spielen gilt leider auch hier: Sie ist einfach nicht gut.

Mein System (Ryzen 7 9800X3D, RTX 4070 Ti Super und 64 GB RAM) ist nun wirklich nicht schwach. Trotzdem kann ich Raytracing nicht nutzen, und ohne DLSS droppen die FPS teilweise deutlich unter 60. Mit optimierten Einstellungen komme ich zwar darüber, aber dann sehen die Texturen längst nicht mehr so beeindruckend aus – und ohne Raytracing geht ein großer Teil der Atmosphäre verloren. Schade, denn andere Spiele, die auf eigene Engines setzen, laufen oft nicht nur performanter, sondern sehen dabei sogar besser aus.


Ich will kein großes Fass aufmachen, aber ehrlich gesagt könnte ich diesen Absatz fast unter jedes UE5-Spiel kopieren – und genau das nervt mich.

Zum Sound dagegen kann ich nur sagen: fantastisch. Auch die Steuerung funktioniert einwandfrei.

Fazit

Cronos: The New Dawn ist so ein Spiel, bei dem ich ständig hin- und hergerissen war. Auf der einen Seite hat es eine richtig coole Lore, ein paar packende Ideen und eine Atmosphäre, die gerade in der zweiten Hälfte echt zündet. Auf der anderen Seite macht es sich das Leben unnötig schwer: Das Kampfsystem ist stellenweise frustrierend, die Ressourcenknappheit übertrieben und die Performance… na ja, klassisches Unreal-Engine-5-Drama.

Wer auf Science-Fiction-Horror steht und mit einer Mischung aus Dead Space und Resident Evil etwas anfangen kann, der wird hier definitiv seine Momente haben – vor allem, wenn man Geduld mitbringt. Aber man muss sich auch darauf einstellen, dass es Ecken und Kanten hat, die nicht jeder verzeihen wird.

Für mich persönlich war es trotz aller Macken interessant genug, um dranzubleiben. Ob es euch genauso packt, hängt stark davon ab, wie viel Frusttoleranz ihr mitbringt.

Zwischen Gänsehaut und Frust
Cronos: The New Dawn will das große Survival-Horror-Paket liefern und trifft dabei in vielen Momenten auch ins Schwarze. Atmosphäre und Lore sind richtig stark, doch schwächelt das Spiel bei Gameplay-Balance und Technik. Wer Geduld hat und die Genre-Inspirationen liebt, findet hier ein spannendes, aber oft auch nerviges Abenteuer.
Story & Atmosphäre
8
Gameplay & Balance
6
Technik & Performance
6
Sound & Immersion
9
Langzeitmotivation
6.5
Das hat mir Gefallen
Starke Atmosphäre und spannende Lore
Mischung aus Dead Space und Resident Evil funktioniert grundsätzlich
Audio-Logs und Notizen liefern interessante Hintergrundgeschichte
Fantastischer Sound und solide Steuerung
Zweite Hälfte der Story überzeugt deutlich mehr
Das war nicht so gut
Nahkampf fast nutzlos und dadurch frustrierend
Ressourcen-Management teilweise unfair
Checkpoints oft schlecht gesetzt → Backtracking nervt
Performance-Probleme durch Unreal Engine 5
Kein einstellbarer Schwierigkeitsgrad
7.1