Horrorserien gibt es nicht mehr allzu häufig. »American Horror Story« ist eine jener Serien, die Staffel für Staffel mal den einen besser gefällt und dann wiederum den anderen Serienfans. Eine feste Linie von einer Horrorsendung gibt es da eher selten, vor allem wenn es in besagten Horrorserien nicht nur um eine Anreihung von Zombies und Monstern geht.
In »Ratched« geht es um die namensgebende Krankenschwester Mildred Ratched, die sich in einer Irrenanstalt bewirbt. Dabei ist der Begriff „Bewerben“ nicht allzu passend, wenn man bedenkt, welche Torturen sie anderen Menschen antut, um die Stelle zu ergattern.
Angekommen in ihrem neuen Job, in der neuen Stadt und bei ihren neuen Mitmenschen weiß Ratched immer, wie sie an ihr Ziel gelangt. Nur selten geht sie dabei den aufrichtigen Pfad. Wenn sie weiß, was sie will und wie sie es erreichen möchte, dann findet sie auch einen Weg – egal, wie ruchlos dieser auch ist.
Sie nutzt die Schwächen der Menschen um sich herum aus, besticht, bedroht und überschreitet auch andere moralische Grenzen für eine geliebte Person. Diese soll nämlich auf dem elektrischen Stuhl landen.
Der Auftakt der Serie ist dabei regelrecht bestialisch. Es kommen zwar keine Monster, Vampire oder Zombies vor, das Ergebnis ist dabei aber noch etwas blutiger zu erwarten.
Nach einer recht langen und bestialischen Tötungsszene mehrerer Priester wird Ratched erst einmal beleuchtet. Im Zuge der Serie geht es zum einen um Ratchet als Person. Ihre Schwächen, Ängste und ihre düstere Vergangenheit werden immer wieder in den Fokus gerückt. Beweggründe, die man zu Beginn also nicht gleich versteht, werden sehr schnell nachgereicht.
Auch werden die Bewohner der Irrenanstalt ins rechte Licht gerückt. Es werden viele psychische Krankheiten gezeigt und vor allem auch, wie diese in dieser Epoche „behandelt“ wurden, Stichwort: Lobotomie. Das sorgt dann natürlich auch mal für die ein oder andere empörende Szene.
Im Laufe der Serie schwankt dann der Fokus von Ratched auf die von ihr geliebte Person. Auch hier wird mit der Vergangenheit aufgeräumt und auch hier werden sehr schnell sehr negative Konsequenzen gezogen. Zwischenzeitlich werden dann auch die Hintergrundgeschichten anderer wichtiger Nebencharaktere erzählt, die sich dann wieder mit der Hauptstory um Ratched und ihrem Hauptproblem (die Rettung dieser einen Person) befasst, sodass all die kleinen Geschichten mit der einen großen Geschichte zusammenfließt.
Hat der rote Faden zwischen Anfang und Mitte immer mal wieder etwas an seinem Rotton verloren, so wird die Serie spätestens im letzten Drittel der acht Episoden wieder etwas zusammenhängender. Die Charaktere finden dann zu ihrem Selbst, müssen auf Konsequenzen reagieren und Lösungen finden, für die es zu Beginn keine Lösungen zu geben scheint. Auch treffen dann die wichtigsten Charaktere endlich aufeinander und es wird mehr Spannung erzeugt.
An blutigen Ereignissen, an Actionsequenzen trotz beschränkter Räumlichkeiten, da die Serie hauptsächlich im Irrenhaus oder selten auch mal bei Ratched „zu Hause“ spielt, mangelt es der Serie nicht. Sie ist dramatisch, spannend, fesselnd und definitiv an Erwachsene gerichtet.
Sehr starke Charaktere
Immersiv gestaltetes Setting
Sehr gut erzählte Geschichte
Knackige und kontroversreiche Dialoge
In der Mitte leicht den roten Faden verloren