Wir schreiben das Jahr 2002. Der kleine Alex bettelt und bettelt seinen Don an, damit er endlich ein neues Videospiel bekommt. Das Objekt der Begierde: »Mafia«. Damals entstand bei 2K ein Spiel, das durch eine fantastische Grafik und glaubwürdige Welt zu überzeugen wusste. Ob das jetzt 18 Jahre später nochmal so gut funktioniert, lest ihr hier.
Vom Taxifahrer zum Schläger
Ihr schlüpft wieder in die Rolle von Thomas Angelo, aufstrebender Taxifahrer in der blühenden Stadt Lost Haven und leidenschaftlicher Raucher. Eines schicksalhaften Abends nehmen zwei bewaffnete Männer eure Dienste in Anspruch und bitten euch mit vorgehaltener Waffe darum, einen verfeindeten Mafia Clan davonzufahren. Gesagt, getan. Jedoch macht ihr euren Job so gut, das ihr der Familie Salieri positiv aufgefallen seid. Ein paar Schlägereien und Racheakte später seid ihr Teil der Familie. Doch ist das alles gleich geblieben, wie im Original von 2002? Nicht ganz.
So nimmt sich das Spiel die Freiheit, einige Dialoge und Videosequenzen neu zu interpretieren und auszubauen, aber die Story dabei nicht zu verändern. So bekommt »Mafia« 2020 noch mehr Tiefe und baut die verschiedenen Charaktere besser auf, ohne künstlich gestreckt zu wirken.
Aus alt, mach fast schön
Schon 2002 konnte Mafia mit einer gelungen Grafik punkten. Dies ist im Grunde auch jetzt noch der Fall, aber hier fällt man in ein Wechselbad der Gefühle. Teilweise ist man echt angetan von den Lichteffekten und Reflektionen, aber anderseits gibt es Texturen oder auch ganze Animationen, die einfach nicht hübsch aussehen. Außerdem gibt es viele Momente, wo das Spiel nachladen muss und so fehlen hin und wieder ganze Straßenabschnitte oder in Videosequenzen fehlt der Ton. Solche Fehler treten zwar nur manchmal auf, aber wenn, dann lassen diese sich nur durch einen Neustart beheben. Jedoch macht »Mafia« im Großen und Ganzen einen recht soliden Eindruck und kratzt, gerade was die Konsolen angeht, nochmal an dem optisch Machbaren.
Damals hat man sich halt so bewegt
Es gibt Remakes, die nehmen wirklich alles auseinander und interpretieren das Original komplett neu. Zu diesen Spielen gehört »Mafia« jedoch nicht. Die Steuerung ist immer noch sehr behäbig und wirkt, wie bereits im Original, teilweise hölzern. Gerade bei den Schießereien wirkt das Ganze immer etwas langsam und irgendwie ungeschickt. Das ist schade, denn gerade hier hätte ich mir etwas mehr Liebe im Detail gewünscht. Aber bis auf an Wände lehnen, Zielen und Schießen gibt es nichts. Und das ist leider auch nicht besonders gut umgesetzt. Das gilt jedoch nur für das Gameplay zu Fuß. Wenn man sich einer der zahlreichen, sehr schön ausmodellierten Wagen unter den Nagel reißt, dann fühlt man sich wie der Don der Straße. Die Steuerung ist nicht nur schön direkt, sondern fast schon realistisch. Nicht umsonst kann man das Schalten der Gänge auch auf manuell stellen. Zudem reagieren die Reifen auch auf nassen Untergrund und auf das Gewicht des Autos. Und wo wir beim Fahren sind: Man kann sich nun Markierungen auf der Map setzen, die jetzt immer zu sehen ist, und zusätzlich gibt es eine Art Navi. Immer wenn ihr über eine Kreuzung kommt, zeigt euch das Spiel anhand eines eingeblendetes Straßenschild, ob ihr nun abbiegen müsst oder nicht. Fahrt ihr an diesem Schild vorbei, so verschwindet dieses. Das ist schön in den Spiel-Flow integriert und reißt einen nicht aus dem Geschehen raus.
Die Open World, die keine ist
Die Welt von »Mafia«, Lost Haven, ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Jedoch verkommt sie eher zum Statisten. Denn innerhalb der Story hangelt man sich immer wieder von Akt zu Akt, ohne dass man in eine freie Fahrt gerät. Somit sieht man von der Stadt immer nur das, was einem das Spiel auch zeigen will. Was schade ist, denn die Stadt und die Umgebung ist verdammt gut gestaltet und ausgearbeitet. Zudem ist es sehr detailgetreu zu den 1930ern. Zwar gibt es auch einen „freie Fahrt“ Modus, aber da passiert dann auch einfach nichts. Keine zufälligen Missionen und nichts zum Entdecken oder Sammeln. Leider verschwendetes Potenzial.
Fazit:
Ja, dieser Test liest sich recht negativ, aber »Mafia« ist ein gutes Spiel, mit dem man durchaus seinen Spaß hat. Zudem muss man das Original nicht kennen, aber man schwelgt durchaus mehr in Nostalgie, wenn man das Original kennt. Unterm Stricht ist »Mafia« ein sehr gutes Remake und muss sich nicht vor seinen Brüdern wie »Resident Evil 2« oder »Shadow of the Colossus« verstecken. Die alte Geschichte um Tommy macht immer noch Spaß und weiß durchaus zu fesseln. Für Fans des Originals und Mafiosi-Fans spreche ich hier deutlich eine Kaufempfehlung aus. Außerdem ist es für knapp 40 Euro ein Angebot, das man nicht ablehnen kann. Alle anderen sollten warten, bis es mal als Schnäppchen erscheint.
Glaubhafte / Detailreiche Welt
Gute Fahrzeugsteuerung
Ausgearbeitete Dialoge
Großer Nostalgie-Faktor
Die jedoch nur zur Kulisse dient
Häufig auftretende Grafik Bugs
Zu-Fuß-Steuerung sehr hölzern