Ach ja, die Gamescom… Jedes Jahr eine Chance, die schönsten, besten oder aber interessantesten Games der nächsten Monate zu sehen, doch am interessantesten sind dann doch die Spiele, die man vielleicht gar nicht so sehr auf dem Schirm hatte. Darunter das ein oder andere Indie-Game. Dazu zähle ich jetzt auch einfach mal ganz frech Enotria: The Last Song.
Doch was und von wem ist Enotria? Ganze einfach: Enotria ist ein italienschies Souls-Like aus dem Hause Jyamma Games, die das ganze Ding sogar selbst publishen!
Ich selber hatte die Möglichkeit, den Anfang und vor allem das Tutorial zu spielen. Kommen wir aber erst einmal zum Setting, denn Enotria ist für ein Souls-Like außergewöhnlich hell. Es scheint die Sonne und wir bewegen uns durch Sonnenblumenfelder oder durch ein schönes mediterranes Schloss.
Doch in Enotria ist einiges faul, denn durch den Fluch von Canovaccio, ist das Land nur noch ein Schatten seiner selbst. Das bedeutet, dass ganz Enotria in einer Zeitschleife feststeckt, die alle Bewohner dazu verdammt, eine Rolle in einem Theaterstück zu spielen. Das führt uns auch schon zum ersten Gameplay-Feature: Die Masken!
Denn ihr bekommt im Verlauf des Spiels immer wieder neue Masken, die auch Fähigkeiten haben. Zum Beispiel, dass sich nach einem Finisher die Cooldowns eurer Spells zurücksetzen. Damit könnt ihr dann wie zum Beispiel in Doom Finischer aneinanderketten, um Gegnermassen schnell loszuwerden. In einem Bosskampf ist das allerdings nutzlos.
Neben den verschiedenen Fähigkeiten ermöglichen euch die Masken auch Loadouts zu speichern und zu verändern, dabei könnt ihr später immer einfach durch eure Loadouts durchschalten. Jetzt ist Entoria aber auch ein Souls-Like und ihr sammelt auch hier Erfahrungspunkte, die ihr in Level steckt oder mit denen ihr Items kauft. So entwickelt ihr ganz klassisch euren Charakter, jedoch gibt es einen Kniff: Ihr sammelt ein Item oder eine Fähigkeit, die euch ermöglichen, eure Punkte pro Loadout in eine andere Richtung zu entwickeln. So könnt ihr einen krassen Nahkampf-Bossbuild haben und einen Magie-Ketten-Finisher-Build, auch wenn das eine mehr Magie als das andere benötigt.
Neben den Masken ist auch die Waffenauswahl witzig, denn ihr habt von Anfang an jeden Waffen-Typ zur Verfügung, damit ihr rumprobieren könnt. Der Kniff an der ganzen Sache ist allerdings, dass es sich um Bühnen-Waffen handelt, die dementsprechend wenig Schaden machen und ihr müsst so erst mal „richtige“ Waffen finden.
Kommen wir aber mal, wenn wir schon bei Waffen sind, zum Kämpfen, denn Enotria bedient sich beim Kampfsystem stark an den meisten Souls-Games. Ihr müsst auf eure Ausdauer achten, wenn ihr kämpft und Heilitems sind begrenzt. Interessant ist hierbei eher das Blocken bzw. das Parieren, denn das System ist an Sekiro angelehnt, auch wenn es etwas großzügiger ist. Trotzdem ist euer Zeil vor allem, die Haltung der Gegner zu brechen, damit ihr einen Finisher machen könnt? Also schon, aber viel wichtiger ist, dass ihr euch erwecken wollt, denn jedes Mal, wenn ihr die Haltung eines Gegners brecht, bekommt ihr einen Buff. Dieser unterscheidet sich von Maske zu Maske. Dementsprechend belohnt euch das Kampfsystem, wenn ihr es ausnutzt.
Wer jetzt denkt, dass es das schon war an interessanten Unterschieden zu einem klassischen Souls-Like, der hat sich geschnitten. Denn es gibt auch Statusleiden. Diese haben aber einen kleinen Trick, denn jede Statusänderung hat einen Vor- und Nachteil. Zum Beispiel gibt es einen Status, der euch heilt, allerdings löst der auch eine Explosion aus, wenn ihr getroffen werdet und diese fügt euch Schaden zu. Oder es gibt auch einen Zustand, der euch quasi betrunken macht. Das bedeutet, dass ihr mehr Schaden bekommt, aber auch mehr Schaden austeilt. Grund dafür ist, dass die Entwickler den klassischen Gift-, Feuer, Eis- oder Fäulnisschaden, den man so anderen Souls-Likes kennt, einfach langweilig fanden und was soll ich sagen? Ich liebe es! Endlich kann man auch mal mit diesen Effekten spielen und das gibt dem Spiel so viel Tiefe.
Ach so, wer jetzt gedacht hat, dass die Entwickler vor allem Wert auf die Kämpfe gelegt haben, der hat sich geschnitten, denn für ein Spiel dieser Tiefe hat es ein wenig an Erfahrung gefehlt, aber das ist egal, denn man will vor allem das gut machen, was man kann und nicht sogenannte Bullshit-Bosse ins Spiel bringen, die vielleicht zu groß oder zu stark sind. Trotzdem muss ich sagen, dass die Bosse schon recht knackig sind, denn in der kurzen Zeit, die ich hatte, habe ich noch nicht einmal den ersten richtigen Boss platt bekommen. Trotzdem liegt das Augenmerk vor allem auf dem Level-Design, denn das ist das, was Fromsoft so besonders macht, so der Entwickler, der mich durch meine Session geführt hat! Ich möchte mich hier für diese Aussage nochmals bedanken, denn das ist auch genau mein Verständnis von den Souls-Games und das, was viele Souls-Likes einfach falsch machen.
Was bedeutet der Fokus auf Level-Design jetzt für Enotria? Erst einmal, dass eine Sache aus Elden Ring und den Souls-Teilen übernommen wird: Es gibt viele optionale Gebiete. Zusätzlich wird sich mit viel Lore auseinandergesetzt, so ist jedes kleine Bild, was man in der Spielwelt findet, handgemalt und hat eine Bedeutung.
Die Orte, die man besucht, sind einfach wunderschön und vertikal gestaltet und es gibt ein kleines aber folgenschweres Feature, dass das alles unterstützt. Wir haben nämlich Umgebungsrätsel.
Ihr könnt an bestimmten Stellen im Spiel Gegenstände erscheinen lassen. Das können Stege sein oder aber auch Leitern. Dies könnt ihr nutzen, um zu Kisten zu kommen oder aber um vorher versteckte Wege aufzudecken. Allerdings gibt es noch einmal eine krasse Variante dieser Orte, denn diese ermöglichen große Veränderungen. Mir wurde zum Beispiel das wiederaufbauen einer zerstörten Brücke gezeigt. Denn ohne diese Brücke kann man der Hauptstory nicht weiter hinterherjagen, allerdings könnt ihr über die eingestürzte Brücke ein komplett anderes Gebiet erreichen, dass ihr unter Umständen verpassen würdet, wenn ihr die Brücke einfach passiert und das ist schon cool.
Kommen wir dann noch zur Lore und zu Quests. Enotria hat natürlich eine tiefe Lore, verschiedene Gegnertypen und NPCs, die euch Aufgaben geben. Darunter die sogenannten vier Götter, die maßgeblich eure Story beeinflussen können.
Aber auch kleinere NPCs, die vielleicht ein kleines Stück aufführen. Eins dieser Stücke habe ich relativ früh im Spiel gesehen, denn da ging es um den Stillstand und das Steckenbleiben in einer Situation, das war so schön meta in dem Moment.
Zusätzlich werden alle wichtigen Begegnungen, die ihr weiterverfolgen könnt, in einem Log gespeichert. Zudem habt ihr immer die Möglichkeit, nachzugucken, was der NPC gerade gesagt hat. So habt ihr quasi ein kleines Questlog, ohne aber die Marker oder genauen Angaben.
Dann bekommt ihr noch für neue Gegnertypen, abgeschlossene Quests oder anderes Skillpunkte, die ihr in einen Skilltree investieren könnt. So könnt ihr durch aufmerksames Spielen Vorteile bekommen, allerdings bekommt ihr durch die Gegnertypen, die ihr entdeckt, auch so einige Punkte, die ihr investieren könnt. So seid ihr nicht im Nachteil, aber Spieler, die alles mit einer Lupe absuchen, werden belohnt.
Kommen wir jetzt aber zum Ende, denn Enotria erscheint schon bald, genauer gesagt am 19. September für PC und PS5. In dem Build, den ich gespielt habe, gab es noch einige kleine Fehler, aber ansonsten lief das Spiel auf einer 3070 größtenteils mit 60 FPS in 4k und das trotz der Unreal Engine 5. Für die Konsolenumsetzung sind auch stabile 60 FPS geplant. Leider lässt die Xbox-Version noch auf sich warten, denn da gibt es noch kleinere technische Probleme.
Freue ich mich jetzt auf Enotria? Ja, klar! Enotria könnte sich gleich hinter Lords of the Fallen und Lies of P als eines der besten Souls-Likes einordnen. Vor allem die Philosophie gefällt mir sehr hinter Enotria, denn das Besiegen eines schweren Bosses ist zwar toll, aber Schwierigkeitsgrad ist nur ein Teil des Erfolgsrezepts von Fromsoft! Also los, rennt in die Läden und kauft euch am 19.9. Enotria!