Inhalt
Ende letzten Jahres wurde Gord veröffentlicht und hat nun mit dem DLC „The Alliance“ eine neue Dimension erreicht. Für Spieler, die das Hauptspiel noch nicht erlebt haben, könnte jetzt der perfekte Zeitpunkt sein, einzutauchen, besonders da es momentan im Frühlingssale auf Steam erhältlich ist.
Wir hatten durch eine Bemusterung die Gelegenheit, das Spiel zu testen, und möchten unsere Eindrücke mit euch teilen, besonders mit denjenigen, die Spiele wie Spellforce III oder StarCraft mögen. Denn auch ich bin ein Riesenfan des leider recht karg gewordenen Genres und habe mich umso mehr über diesen Test gefreut.
Dark Fantasy wie aus dem Regelwerk
Gord ist ein Dark Fantasy-Strategiespiel, das mutig Anleihen aus der slawischen Mythologie nimmt und sie mit Dark Fantasy verwebt, um eine düstere, aber auch faszinierende Geschichte zu erzählen.
Während einige Dialoge fesselnd sind, liegt der Fokus des Spiels aber eindeutig auf dem Gameplay selbst. Natürlich sticht hier und da mal ein Charakter heraus, besonders da die Voice Actor wirklich gute Arbeit leisten und der Stil ins Auge fällt. Dennoch reißt die Geschichte im Ganzen nicht ganz vom Hocker, sondern bietet eher hier und da mal eine Abwechslung zum Gameplay.
Gameplay-Tiefe folgt mit der Zeit
Die Kampagne ist in mehrere Kapitel unterteilt, wobei jeder Abschnitt eine frische Startmöglichkeit bietet, um sich nicht in einer Sackgasse zu verlieren. Das ist ein nützliches und wichtiges Feature, da man sonst durch Ressourcenknappheit oder Fehlkonstruktionen immer wieder das Spiel neu starten müsste.
Mit jedem Kapitel erweitern sich aber auch die Baumöglichkeiten, locken Krieger aus ihren Festungen hervor und führen zu Begegnungen mit immer unheimlicheren und mächtigeren Wesen. Wesen, die zu wirklich fiesen Entscheidungen und Konsequenzen führen können, doch dazu später mehr.
Ein typischer Gameplay-Loop in einem Kapitel beginnt mit der Analyse der Bewohner, ihrer Fähigkeiten und Schwächen sowie ihrer Hintergründe.
Dies ist entscheidend, um sie strategisch einzusetzen. Von der Nahrungsmittelproduktion bis hin zur Kriegsführung muss jeder an seinem Platz sein. Immerhin wäre es schade, jemanden mit einem Malus von 10 Prozent Erfahrungspunkten in den Krieg zu schicken, der 20 Prozent mehr Erfahrungspunkte im Bereich Anbau bekommen könnte. Da das Hud sehr übersichtlich ist, erkennt man sofort, welcher Charakter welchem Beruf zugeordnet ist, kann diesen einfach auf ein anderes Gebäude verweisen und somit seinen Beruf ändern. Es ist alles mit wenigen Klicks erreichbar und das ist so unfassbar angenehm. Gerade dann, wenn man sich doch einmal umentscheidet oder Kinder, die im Gord geboren werden, sich für eine Laufbahn entscheiden.
Wenn sich die Leute nicht gerade auf ihren Beruf konzentrieren, können sie beim Bau diverser Gebäude helfen, der Palisade, Gebäude für Holz, Reet, Nahrungsmittel und viele weitere, die im Laufe der Zeit und Kapitel dazukommen. So ist der Einstieg ins Spiel und auch in die jeweiligen Kapitel sehr einfach gehalten. Es eignet sich somit, auch mal nur ein bis zwei Kapitel pro Abend zu spielen und an einem anderen Tag weiterzumachen und immer noch zu wissen, was zu tun ist. Diese fehlende Komplexität ist vor allem zu Beginn und mit Sicherheit für Neueinsteiger ein wahrer Segen.
Met gegen die schlechte Laune
Der Kontrast zwischen Krieg und Unterhaltung mag zunächst seltsam erscheinen, aber er ergibt Sinn. Krieger, die sich gegen Monster stellen, benötigen Ablenkungen und Aufmunterungen, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Dieser Aspekt verleiht dem Spiel eine gewisse Tiefe und ist weit ausgefeilter als beispielsweise in Darkest Dungeon. Hunger, Krankheit oder auch der Verlust von Verwandten kann dazu führen, dass manche Leute dem Wahnsinn sehr nahekommen. Hier muss dann Abhilfe in Form von Met oder auch Bädern für Verletzungen geschaffen werden.
Auch hier gilt: Je weiter man im Spiel und der Kampagne vorankommt, desto mehr schaltet man frei. Die Bedingungen, um je das Nächste freizuschalten, sind in den meisten Fällen gut ersichtlich, sodass man daraufhin „arbeiten“ kann.
Schmerzende moralische Dilemmas
Der Bauaspekt des Spiels ist wirklich gelungen, jedoch gibt es noch eine weitere Seite, die wir uns anschauen sollten: die Erkundung. Außerhalb des Gords lauern einige Gefahren, weshalb auch Späher und Krieger immer wieder im Einsatz sind. Einige der Gefahren sind recht unspektakulär, wenn auch nicht weniger gefährlich, wie etwa Wölfe. Andere Gefahren, wie etwa Gottheiten, verhalten sich da schon anders. Konnte man sich zuvor noch mit Tempeln, Gebeten und Magie etwas Schutz verschaffen oder doch auch mal richtig austeilen, gilt diese für uns bis dahin einfache Spiellogik nicht mehr. Gottheiten sind gegen Magie immun und das Einzige, was jetzt noch helfen kann, sind Krieger. Krieger sind natürliche menschliche Ressourcen, die verletzt werden können, Traumata mit sich tragen oder sogar fallen, daher ist jeder Krieg gegen einen Gott gewagt.
Mancher Gott lässt einem auch mal eine Wahl, bietet zum Beispiel an, ein Kind zu opfern, um eine Brücke zu bauen. Diese Entscheidungen und noch viele weitere stellen einen vor schmerzende moralische Dilemmas.
Somit bleibt das Spielgeschehen außerordentlich ausgewogen: Zum einen hat man seinen Baubereich, den man auch mal verteidigen muss, seinen kriegerischen Bereich, in dem taktieren und sich auch mal zurückziehen muss, und zum anderen seinen Erkundungsbereich, in dem gespäht wird und auch mal Entscheidungen getroffen werden, die wehtun können. Es ist immerhin Dark Fantasy – da darf es auch mal düster werden.
Fazit
Gord bietet ein angenehmes Spielerlebnis, das sowohl entspannend als auch herausfordernd ist. Das Setting ist überzeugend, wenn auch sehr düster. Im Vergleich zu Titeln wie StarCraft oder Spellforce fehlt es etwas an Tiefe, besonders ab dem Mid-Game, allerdings deckt es dafür mehr Mechaniken ab und zeigt seine Stärke vor allem in der UI. Es eignet sich außerdem perfekt für Spieler, die neu im Genre sind oder sich einfach entspannt zurücklehnen möchten.
Technisch gesehen läuft das Spiel jetzt deutlich besser als zu Beginn, nachdem die meisten Bugs behoben wurden. Es ist flüssig spielbar und bietet eine solide Performance.
Insgesamt ist Gord ein solides Dark Fantasy-Strategiespiel, das einen Blick wert ist, besonders für Neueinsteiger. Es bietet eine interessante Mischung aus Aufbau, Kampf und moralischen Entscheidungen, obwohl es in einigen Bereichen an Tiefe fehlt. Mit seinem aktuellen Preis im Sale ist es definitiv eine Überlegung wert, besonders für Fans des Genres.
Persönlich habe ich die Zeit im Spiel sehr genossen. Einerseits, da es eines meiner Lieblingsgenres ist und es recht wenige Spiel in diesem Bereich gibt, anderseits, weil es eben nicht bockschwer war. Ja, eine Herausforderung hier und da ist auch mal schön, Komplexität sollte auch gelobt werden, doch manchmal sind es die einfacheren Dinge, die einem Freude bereiten – und Gord gehört auf jeden Fall dazu.
Kämpfe sind gut zu bewältigen, auch für Spieler mit wenig Genre-Erfahrung.
Das Spiel bietet komplexe Entscheidungen, die moralische Dilemmas darstellen.
Ausgewogenes Gameplay mit verschiedenen Bereichen wie dem Baubereich, dem kriegerischen Bereich und dem Erkundungsbereich.
Überzeugendes, düsteres Setting, das eine Dark Fantasy-Atmosphäre schafft.
Das Spiel bietet eine angenehme Mischung aus Entspannung und Herausforderung.
Solide Performance und flüssiges Spielerlebnis nach Behebung der meisten Bugs.
Geeignet für Neueinsteiger ins Genre und für Spieler, die sich entspannt zurücklehnen möchten.
Interessante Mischung aus Aufbau, Kampf und moralischen Entscheidungen.
Fehlende Tiefe im Vergleich zu Titeln wie StarCraft oder Spellforce, besonders ab dem Mid-Game.
Das Spiel könnte in manchen Aspekten anspruchsvoller sein.