Ihr habt also das Hauptspiel von „Tales of Arise“ durchgespielt und euch nun an die Erweiterung „Beyond the Dawn“ gewagt. Ein kluger Schachzug, die Erweiterung erst nach dem Hauptspiel zu starten, wie es empfohlen wurde, denn „Beyond the Dawn“ setzt direkt nach den phänomenalen Ereignissen des Hauptspiels an und kann über das Hauptmenü gestartet werden.
Tales of Arise – ein Meilenstein
Zur Erinnerung: „Tales of Arise“ erzählt die Geschichte von Eisenmaske, einem jungen Mann, der sein Gedächtnis verloren hat und in einer Welt voller Sklaverei erwacht. Dabei wird er in einen Konflikt zwischen den Planeten Dahna und Rena verwickelt. Die Renäer versklaven die Dahnäer, um ihre Essenz zu nutzen und einen Thronwettkampf auszutragen. Eisenmaske sammelt Verbündete, darunter die Renäerin Shionne, und enthüllt Geheimnisse, die zu einer fesselnden Wendung im letzten Drittel des Spiels führen. Mit der Zeit kommen aber auch noch weitere Verbündete, Gebiete und Bosse hinzu, sodass es nicht langweilig wird, auch wenn nach den ersten beiden Gebieten es so scheint, als ob man genau erkennen könnte, was als Nächstes passiert.
Das Hauptspiel beeindruckt nicht nur durch seine atemberaubende Grafik, sondern auch durch ein gut durchdachtes Kampfsystem. Ihr könnt eure Verbündeten im Kampf steuern, Artes einsetzen und euren Kampfstil mit fortschreitendem Level individualisieren. Diese Individualisierung hält sich aufgrund der Belegung in Grenzen, da ihr maximal 3 Boden- und 3 Luft-Artes mitnehmen könnt. So könnt ihr also zum einen mit dem Standard-Angriff sowie mit bis 6 Artes angreifen. Dazu kommt eine Ausweich-Mechanik, die noch von Superattacken getoppt wird. Je nach Gegner müssen gewisse Mechaniken genutzt werden, wie etwa das Brechen von Schilden oder die Abwehr von speziellen Artes, sodass ausreichend Abwechslung geboten wird – trotz langer Grind-Sessions.
Doch mehr zum Hauptspiel erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Beyond the Dawn
Kommen wir nun zum interessanten Part: die Erweiterung. Aber Vorsicht: Wer das Hauptspiel noch nicht beendet hat, sollte hier nicht weiterlesen, um sich vor möglichen Spoilern zu schützen.
Die Erweiterung „Beyond the Dawn“ ist für den PC und auch die Xbox bzw. PlayStation erschienen und belohnt euch für eure Mühen im Hauptspiel mit EP und Geld. Die Erweiterung startet klassisch mit Alphen und Shionne, welche bekannte Verbündete, u.a. Kisara und Dohalim, wiederfinden und sich auf die Jagd durch neue Dungeons begeben, um dem Mädchen Nazamil zu helfen und ihr drohendes Schicksal zu verhindern.

Leider hält die Erweiterung nicht ganz das Niveau des Hauptspiels. Der Plot rund um Nazamil enttäuscht etwas, da er nicht die gleiche Tiefe und Spannung bietet. Die Interaktionen und Dialoge zwischen den Charakteren sind jedoch nach wie vor gelungen. Schade ist, dass keine neuen Verbündeten hinzukommen, was dem Spiel etwas Frische gegeben hätte.
Generell halten sich die Neuerungen in Grenzen. Mal abgesehen von der neuen Storyline und dem Gebiet gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen – und von der Story möchte man ja auch nicht zu viel verraten.

Doch beginnen wir mit dem neuen Gebiet, das eine Mischung aus Dahna und Rena darstellt. Es fügt der Welt von „Tales of Arise“ eine interessante Dimension hinzu, auch wenn die „alten“ Welten nicht mehr zugänglich sind. Es macht natürlich rein von der Story her Sinn, aber irgendwie ist es auch schade, so abgegrenzt in die Erweiterung zu starten.

Neu und interessant sind auch die Dungeons, die gut gestaltet sind, auch wenn viele Gegner aus dem Hauptspiel wiederverwendet wurden, was wiederum etwas enttäuschend ist. Je nachdem, wie gründlich ihr das Hauptspiel gespielt habt, könnte hier schnell Ermüdung eintreten. Mal abgesehen von dem ein oder anderen Boss gibt es spielerisch nicht viel Neues zu verzeichnen. Doch das kann auch gut sein: Man begibt sich hier auf vertrautes Terrain – nur dass es repetitiv wird, wenn man das Hauptspiel noch gut in Erinnerung hat. Wie man es auch dreht und wendet: Ist einem das Hauptspiel zu präsent, wird man hier auf viel Bekanntes stoßen, was nicht negativ sein muss, aber auch nicht unbedingt allzu positiv. Die neue Spielwelt und einige neue NPCs versüßen das Spielerlebnis, doch die Verbündeten, die man bereits kennt, bringen wenig Neues mit sich. Es ist dementsprechend mehr als zusätzliches Ende zu betrachten, das das Spiel noch etwas weiterführt und die Geschichte nach dem phänomenalen Ende noch etwas weiterspinnt. Fans werden hier sicherlich auf ihre Kosten kommen.

Die Grafik bleibt übrigens beeindruckend, und die Performance ist stabil und flüssig. Auf technischer Seite gibt es somit nichts zu beklagen.
Fazit
Insgesamt hinterlässt „Beyond the Dawn“ einen guten Gesamteindruck, aber die Qualität des Storytellings kann nicht mit jener im Hauptspiel mithalten. Die Erweiterung motiviert weniger durch die Handlung als vielmehr durch das Erkunden der Dungeons. Die Ermüdungserscheinungen könnten schneller eintreten, besonders für diejenigen, die das Hauptspiel intensiv durchgespielt haben. Trotzdem bietet die Erweiterung genügend Anreize für Fans von „Tales of Arise“, die die Reise noch nicht beenden möchten bzw. wissen möchten, wie es nach den Ereignissen des Hauptspiels weitergeht.
Für diesen Testbericht wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt.