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Harmony: The Fall of Reverie (PC) im Test

Harmony: The Fall of Reverie (PC) im Test

Die meisten Games werden momentan schneller, brutaler, härter, doch scheint Entwicklerstudio Dont Nod doch lieber einen anderen Weg zu gehen: Es entschleunigt das Gameplay in seinem neusten Spiel „Harmony: The Fall of Reverie“ und sorgt für regelrechte Wohlfühlmomente, trotz schwieriger Thematiken.

Alles beginnt mit Polly, die nach einigen Jahren wieder nach Hause zurückkehrt. Kaum schreitet sie in das Zimmer ihrer Mutter, wird sie doch plötzlich in eine andere Welt gesogen. Jetzt geht es aber nicht einfach nur in der anderen Welt weiter, sie muss auch keine Monster besiegen und Schlachten schlagen.

Sie erwacht als Harmonie, eine Göttin, die andere Wesen mit ihrer Gabe der Hellseherei in die richtige Bahn lenkt, um es ganz grob zu umschiffen. Immerhin ist das Herzstück des spielbaren Romans seine Story und je weniger man von den Wendungen weiß, desto mehr kann man diese genießen.

Jetzt könnte man noch ganz grob erwähnen, dass sowohl die Welt der Menschen aufgrund einer Firma ihr Ende finden könnte als auch die der Götter und Harmonie ganz ohne Schild und Schwert einen Weg mit ihren hellseherischen Fähigkeiten finden muss, aber mehr wird hier nun wirklich nicht genannt.

Was sich wie ein Actionspiel pur anhört, geht dabei in eine ganz andere Richtung.

Als Spieler könnt ihr den Geschichten lauschen, die wunderbar vertont sind. Jedes Wesen, das Bestrebungen symbolisiert, wie etwa Macht, Seligkeit, usw. hat einen ganz eigenen Synchronsprecher und eine ganz eigene Synchronsprecherin für sich entdeckt. Es macht sehr viel Spaß diesen zu lauschen, der Geschichte zu folgen und durch eigens getroffene Entscheidungen andere Wege zu bestreiten. Als Herrscherin geht Polly in ihrer Rolle, egal, welche Entscheidungen auch getroffen werden, voll und ganz auf.

Um noch etwas Gameplay in die Sache zu bringen, muss Polly immer mal wieder gewisse Ereignisse auslösen, die ihr wiederum Kristalle bescheren. Mit diesen Kristallen kann sie den Ausgang der Geschichte bestimmen. Sie hat die Möglichkeit, sich mehrere Wege anzuschauen und dann gezielt auf einen Weg zuzuspielen.

Vor allem die Interaktion zwischen Polly und den Wesen aus Reverie ist besonders interessant gestaltet. Hier gibt es so viele künstlerische Hintergründe, so viel Tiefe an Spielweltgeschichte, dass man sich schnell im Spiel verlieren kann.

Die einzige Entscheidung, die etwas schade ist, ist, dass Pollys Gedanken nicht vertont wurden. Das hätte dem Spiel noch etwas mehr Schliff gegeben, wobei dies eine Design-Entscheidung ist, die man respektieren muss.

Harmony: The Fall of Reverie behandelt zum einen die Probleme einer jungen Frau mit ihrer etwas schwierigeren und abweisenden Mutter. Sie arbeitet dies im Laufe der Geschichte auf. Zum anderen wird dieser Storyfaden mit dem apokalyptischen Faden der anderen Seite verbunden, wodurch wiederum Spannung aufgebaut wird und die Intensität von Familiendrama herausgenommen wird. So wird eine sehr gute Balance in der Geschichtenerzählung erreicht. Immerhin liegt es an Polly, was aus der Grundstein ihrer Gesellschaft werden soll: Ist es die Wahrheit, die Macht oder vielleicht sogar noch etwas ganz anderes?

Auch wenn sich das Studio mehr oder weniger auf die Fahne schreibt, Themen wie Gewalt, Drogen und Sex nicht als Aufhänger zu nehmen und diese nur am Rande, wenn überhaupt zu erwähnen, wird in dem Spiel eine andere intensive Emotion dargestellt. Das Ganze wird sehr gut aufgearbeitet, nicht überdramatisiert und sorgt für eine gewisse Authentizität.

Spielerisch bewegt sich das Spiel auf einer sehr ruhigen Ebene. Es geht vielmehr darum, zu lesen, zuzuhören, mitzudenken, sich eine eigene Meinung zu bilden und auf den nächsten Knotenpunkt zu klicken. Viel Spiellogik steckt leider nicht dahinter.

Ein perfektes Spiel für sehr heiße Sommertage also, an denen man eher etwas beim Spielen fühlen möchte und sich weniger anstrengen möchte – zumindest auf physikalischer Ebene. Emotional kann das Spiel schon mehr fordern.

Jene also, die von Spielen, wie Life is Strange angetan sind, die sich einfach mal in einer guten Story verlieren möchten, gleichzeitig aber gern selbst die Fäden in die Hand nehmen, all jene werden hier ihren Spaß finden. Schwieriger könnte es werden, wenn man eher die Adventure-Seite bevorzugt, mit der Welt interagiert, etc. Das wird in diesem Spiel nicht fokussiert.

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Amazing
89100
Pros

Keine reißerischen Themen

Sehr schöner Grafikstil

Sehr gute Synchronsprecher und Synchronsprecherinnen

Tiefgründige Gedanken

Technisch sauber

Künstlerisch wertvolle Hintergrundbilder

Cons

Kaum Gameplay

Wenige Animationen, oftmals stoische Bilder

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