Path of Exile: Secrets of the Atlas in der Vorschau

Nach einer turbulenten Phase mit langen Wartezeiten und angekündigter Dual-Entwicklung zwischen Path of Exile 1 und Path of Exile 2, markiert Secrets of the Atlas einen klaren Neustart. Die Erweiterung bringt nicht nur neuen Endgame-Content, sondern macht deutlich: PoE1 ist nicht tot. Im Gegenteil – Grinding Gear Games etabliert einen klaren 4-Monats-Rhythmus für beide Titel. Secrets of the Atlas ist der erste Schritt dieses neuen Taktgefühls.

Die Story: Erinnerungen als Machtquelle

Im Zentrum des neuen Add-ons steht Zana, die langjährige Atlas-Wächterin. Seit dem Verschwinden der Shaper-Era war sie weitgehend abwesend, doch nun ist sie zurück – oder besser gesagt: Fragmente ihrer Erinnerung. Spieler begegnen Eagon, einem neuen NPC mit mysteriösem Hintergrund, der Portale zu sogenannten „Threads of Memory“ öffnen kann. Diese führen zu verzerrten Erinnerungswelten, manifestiert durch die Macht des Atlas selbst.

Diese Zonen funktionieren wie eine Serie von Memory-Maps, die nicht nur inhaltlich narrativ miteinander verbunden sind, sondern auch mechanisch: Jeder besiegte Boss schaltet Altar-Modifikationen frei, die alle folgenden Karten dieser Linie beeinflussen – vergleichbar mit Delirium-Streaks, nur gezielter steuerbar.

Memory Petals: Power-Up mit Taktikfaktor

Jede Map entlang eines Memory-Threads ist mit sogenannten Memory Petals durchsetzt. Gegner tragen diese in sich – wer sie besiegt, kann sie sammeln und für spezielle Fähigkeiten einsetzen. Diese erscheinen in einer separaten Skill-Leiste und reichen von simplen Buffs bis zu komplexen Spielveränderern:

  • Memory of Disbelief: Keine Item-Drops mehr, dafür höhere Währungs- und Mapdrop-Raten.
  • Memory of Panic: Gegner respawnen sofort nach dem Tod – doppelte XP und Loot.
  • Memory of Impatience: Temporärer Powerboost durch absorbierte Seelen.

Diese Skills lassen sich kombinieren – vorausgesetzt, man hat genug Memory Petals. Die resultierenden Kombo-Momente fühlen sich fast schon MOBA-ähnlich an: Powerbuff zünden, alles wipen, Respawn triggern, nochmal alles wipen.

Altar-Modifikationen: Der neue Map-Stacking-Meta

Nach jedem Bosskampf einer Memory-Map erhalten Spieler Zugriff auf einen Altar mit zwei Modifikatoren zur Auswahl. Diese wirken auf alle nachfolgenden Karten im Thread. Dadurch entsteht eine immer komplexer werdende Mod-Kette.

Einige Beispiele:

  • „Tormented Spirits possess Rare monsters“
  • „Kirac Mods are free to craft“

Im letzten Abschnitt jedes Memory-Threads wartet ein Boss, der alle vorher gewählten Mods in sich vereint – ein echtes High-Risk-High-Reward-Design. Die Bosse selbst sind bekannte Figuren aus der Lore, transformiert durch Zanas emotionale Erinnerung. Darunter: ein neuer, verzerrter Sirus, sowie drei komplett neue Pinnacle-Bosse namens „Incarnations“ (Fear, Neglect, Dread).

Neue Items: Starcaller, Prophet und Crafting 3.0

Besiegte Pinnacle-Bosse lassen neue, Build-definierende Uniques fallen. Zwei hervorstechende Beispiele:

  • Starcaller (Abyssal Axe): Lässt bei Krits Meteore („Starfall“) regnen. AoE-Klassen wie Berserker oder Champion können ganze Bildschirme leerfegen.
  • Wine of the Prophet (Flask): Zieht bei Benutzung eine zufällige Divination Card, jede mit eigenem Buff (z. B. mehr Movespeed durch „The Escape“ oder Monster-Mod-Kopieren durch „The Doctor“).

Dazu kommt eine neue Mechanik namens Memory Strands: Items in Memory-Maps können bis zu 100 dieser Stränge erhalten, die deren Mod-Tiers beim Identifizieren und Crafting verbessern. Passende neue Orbs (Remembrance, Unravelling, Intention) erlauben das gezielte Modden dieser Memory-Struktur.

Gold ist zurück: Und diesmal bleibt es

Seit der „Settlers of Kalguur“-Erweiterung ist Gold in PoE1 ein Zahlungsmittel für Services – von Talentbaum-Respecs bis zur Black Market Lotterie. Secrets of the Atlas integriert dieses System dauerhaft. In der neuen Challenge League „Mercenaries of Trarthus“ wird es zur zweiten Währung neben Chaos und Divine.

Dort triffst du auf Söldner, jeder mit eigenem Build, Ausrüstung und Archetyp (Eruptor, Sniper, Striker etc.). Vor jedem Kampf entscheidest du: Anheuern (Goldkosten), Ausrüstung klauen oder verjagen. Je nach Wahl entwickelt sich dein Ruf – mit besseren Belohnungen oder schwächeren Söldnern.

Einzelne Söldner tragen exklusive Uniques mit neuen „Infamous“-Mods: Minions wandeln Feuerschaden in Chaos um, Fortify erzeugt AoE-Debuffs – das ist Buildcrafting auf neuem Niveau.

Betrayal 2.0: Kein Reset mehr

Das Syndikatsystem mit Jun Ortoi wurde gründlich überarbeitet. Der Mastermind-Kampf ist jetzt optional und wird nicht mehr mit einem Reset des gesamten Boards bestraft.

Neue „Crafting Sprees“ in den Safehouses geben dir vorgefertigte Items, viel Currency und wenig Zeit: Maximaler Output in kurzer Zeit. Besonders spannend: Ein neuer Vaal-artige Orb erlaubt mehrfaches Corrupten von Uniques mit zwei Implicits.

Kingsmarch: Die Stadt wird Kern-Content

Das Kalguurische Town-Building-Feature wurde abgeschlossen und geht mit vollem Funktionsumfang in den Core über.

  • Goldbasierte NPC-Services (Respecs, Gambling)
  • Automatisiertes Farming via Worker Assignments
  • Runegrafts: Passive Masteries lassen sich austauschen – z. B. bei Low Life HP voll auffüllen oder CD-Skills sofort refreshen.

Damit wird Kingsmarch zu einer Art passiver Meta-Spielplatz, besonders spannend für Min-Maxer und Theorycrafter.

Sonstiges: QoL, Races, Atlas Tree

  • QoL-Features: Pausierfunktion (!), Map Device mit Mini-Inventar, Autoloot für Breach Splinters, Gamepad-Verbesserungen, besseres UI
  • Neues Atlas-Passives: Fokus auf Memory-Strand-Drops, gezielte Thread-Suche, mehr Einfluss auf Boss-Splits
  • Launch Race: Hardcore SSF League mit Boss-Kill-Wettbewerb und Preisen

Fazit: Der neue Standard für Endgame?

Secrets of the Atlas ist nicht einfach nur eine neue Liga. Es ist eine Kampfansage an alle, die PoE1 abgeschrieben haben. Mit Memory-Maps, Söldnern, Altaren, Crafting- und Town-Systemen sowie verbesserter Belohnungsstruktur wirkt das Update wie ein Kompendium aller PoE-Stärken – neu gedacht und miteinander verzahnt.

Wer das Endgame liebt, wird hier Wochen verbringen. Wer Buildvielfalt sucht, bekommt neue Werkzeuge. Und wer Grind mit Sinn sucht, wird belohnt. Nur eines ist sicher: Der Atlas lebt. Und er erinnert sich.