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Citadelum (PC) im Test

Citadelum (PC) im Test

Einleitung

Aufbauspiele können ein wahrer Genuss sein, aber auch schnell zu einer langfristigen und manchmal leider auch frustrierenden Sache werden. Zum einen kann man Städte wachsen sehen, zum anderen steht man als Spieler oder Spielerin häufig am Rande und muss warten, bis man wieder eingreifen kann. Citadelum scheint für dieses Problem eine schöne Lösung gefunden zu haben: Es bietet schlichtweg mehr Gameplay-Mechaniken, die Spieler und Spielerinnen bei Laune halten.

Doch ob die vielfältigen Gameplay-Mechaniken auch mit Inhalten bei Laune halten können, klären wir jetzt.

Gameplay

In Citadelum könnt ihr zwischen der Kampagne, die zehn Missionen beinhaltet, dem Sandkastenmodus sowie eigens von der Community erstellten Inhalten wählen. So sehr der Sandkastenmodus auch reizt, ist es aber empfehlenswert erst einmal mit der Kampagne zu starten.

Diese ist sehr viel ausgereifter als zu Beginn gedacht: Die Missionen, welche immer schwieriger werden und euch nach und nach an die wichtigsten und teils auch sehr komplexen Mechaniken heranführen, werden Mission für Mission ausgereifter, sodass ihr eine sehr gute Lernkurve habt.

Beispielsweise müsst ihr in einer Mission erst einmal lernen, wie man baut und die Bevölkerung versorgt, in einer weiteren sind Handelswege vonnöten sowie auch eine Armee. Mission für Mission müsst ihr das Gelernte anwenden und lernt gleichzeitig etwas Neues kennen, sodass das Spiel zwar an Komplexität zunimmt, euch aber nicht überfordert.

Allgemein kann man das Gameplay in vier Abschnitte untergliedern:

Der Städtebau

Ihr beginnt ganz einfach mit einem Forum, das nicht allzu weit von einer Wasserquelle gebaut werden sollte. Dann baut ihr die ersten Unterkünfte für eure Plebs. Kurz darauf fällt auch schon auf, dass diese Nahrung benötigen. So macht ihr euch auf und erstellt Felder, vorzugsweise dann erst einmal mit Weizen, damit alle gut versorgt sind. Und da ist auch schon der erste Brand ausgebrochen und das erste Gebäude steht kurz vor dem Einsturz. Also geht ihr hin, baut eine Feuerwache und sorgt für ein gewisses Gebäudemanagement.

Hilfslinien, die einem zeigen, wo die nächste Ressource zu finden ist. Top!

Und da fällt direkt das Nächste auf! Die Feuerwache braucht ja Wasser zum Löschen. Also geht ihr hin und baut Aquädukte, leitet das Wasser bis zu Feuerwache und Umgebung.

Ab diesem Punkt habt ihr schon ein kleines Städtchen, doch leider kein Einkommen. Euer Startgeld sinkt bei jedem Wimpernschlag und ihr seid gezwungen zu handeln. So geht ihr hin und fangt an, Unterkünfte für Patrizier zu bauen. Diese wollen nicht arbeiten, versorgen euch aber mit Einkommen, dass ihr per Steuerbehörde einzieht. Patrizier sind nicht so leicht zufriedenzustellen wie etwa die Plebs, sodass ihr weitere Felder mit anderen Ressourcen bereitstellen müsst.

Spätestens jetzt hat ein gewisser Gameplay-Loop aus Angebot und Nachfrage begonnen: Eure Bürger möchten etwas und ihr müsst es bereitstellen, bauen und noch mehr bauen, um ans Ziel zu kommen.

Doch auch im antiken Rom ging es nicht ohne den Handel, denn nicht alle Ressourcen sind überall verfügbar.

Der Handel

Um handeln zu können, müsst ihr erkunden. Ihr stellt Späheinheiten bereit, die Feld für Feld neue Regionen erkunden. Gibt es etwas Interessantes in einer Region, dauert die Erkundung etwas länger, sodass ihr euch anderen Aufgaben widmen könnt. Dafür ist die Belohnung in der Regel üppig, da ihr entweder Schätze findet oder einen potenziellen Handelspartner.

Hier könnt ihr ganz einfach Handelsrouten erstellen und Ressourcen an den Mann bringen, die ihr im Überfluss habt oder Ressourcen an Land ziehen, die ihr benötigt.

Ihr könnt mit mehreren Regionen Handel betreiben und erhaltet sogar Marker, wenn eine Handelsroute aufgrund von Ressourcenknappheit auch mal ineffizient ist. Zum Beispiel könnte ja ein Gott auf euer Land gekracht sein, weil ihr ihm nicht genügend Aufmerksamkeit entgegengebracht habt.. Moment, Götter?

Gottheiten

Citadelum spielt im antiken Rom und da haben Gottheiten in der Bevölkerung einen hohen Stellenwert eingenommen: Sie wurden angebetet, es wurden Opfer gebracht und alles, was gut oder schlecht lief, wurde auf ihre Gunst oder Missgunst begründet.

Auch im Strategiespiel finden diese einen Stellenwert: Minerva, Mars, Jupiter, Pluto, Apollo und Ceres können in Tempeln angebetet werden, haben ihre eigenen Feiertage, wünschen Festlichkeiten und sogar Opfergaben. Je nachdem, wem ihr huldigt, kann sich das auf das Gemüt einer anderen Gottheit ausschlagen. Und manchmal, wenn ihr gerade in der Gunst eines Gottes steht, kommt dieser eure Stadt besuchen und setzt eine seiner göttlichen Fähigkeiten ein, doch das gilt auch, wenn ihr die Missgunst eines Gottes auf euch gezogen habt, nur dass das dann nicht positiv ausfällt.

Dabei ist es im Kasernenbau und generell im Ausbau der Armee besser, wenn beispielsweise Mars auf eurer Seite steht.

Krieg

Apropos Mars, ein weiteres Gameplay-Element stellt der Krieg dar. Ihr müsst Soldaten rekrutieren und diese sogar als Wachen, Bogenschützen usw. ausbilden. Diese ausgebildeten Soldaten könnt ihr dann ins Gefecht schicken, sollte ein Weg versperrt sein, ihr die Ressourcen einer anderen Stadt ins Auge bzw. die Stadt selbst ins Auge gefasst haben oder einfach Lust haben, eurer Armee zuzusehen, wie sie kämpft.

Das Kampfsystem erinnert dabei etwas an Total War, zumindest vom Grundaufbau. Ihr habt Nahkämpfer, Fernkämpfer und berittene Einheiten. Diese haben ein Schere-Stein-Papier-System, sodass berittene Einheiten gut gegen Fernkämpfer, Fernkämpfer gut gegen Nahkämpfer und Nahkämpfer gut gegen berittene Einheiten funktionieren. Ihr könnt dann jeweils die Einheiten auf bestimmte Gegner lenken und sogar die Formation dadurch bestimmen. Sobald ihr alles geplant habt und euer Plan auch aufgeht, könnt ihr dem Gemetzel zuschauen.

Fazit

Viele Spiele fokussieren sich zu stark auf einen Gameplay-Aspekt, sodass der Anfang meist richtig stark ist, doch im Laufe des Spiels, sobald man alle Gameplay-Aspekte für sich perfektioniert hat, langweilig werden.

In Citadelum ist das nicht so. Es ist schön zu sehen, wie die eigene Stadt wächst, sich das Territorium erweitert und der Handel Hand in Hand geht. Das System rund um die Plebs und Patrizier ist auch sehr gut umgesetzt und gibt dem Spiel im Städtemanagement, vor allem dann, wenn diese eine höhere Stufe erreichen, ein gewisses Extra. Sehr gut finde ich auch, dass sich Bürger wünschen, dass ihre Umgebung attraktiv gestaltet ist. Da lohnt sich dann mal die Mühe, schöne Objekte zu platzieren.

So belohnend das Bauen auch ist und so gut ausbalanciert das Ressourcenmanagement auch ist, so hat mir eigentlich nur eines nicht so gut gefallen: das Stellenangebotsmanagement.

Ihr könnt per Reiter Stellenangebote bestimmen, wie viele offene Stellen ihr anbieten möchtet. Ihr könnt auch einzeln auf die Gebäude klicken und dort Stellen eröffnen, die dann von Arbeitslosen bzw. dann Arbeitern angenommen werden, doch so gut das die meiste Zeit auch funktioniert, so hat man manchmal auch seine Probleme damit. Es war beispielsweise keine Seltenheit, dass Arbeiter nach einem halben Tag in der Stadt gesagt haben, dass sie keine Arbeit finden und die Stadt verlassen haben. Hier hätte ich mir etwas mehr Zeit gewünscht, um auch entsprechend darauf reagieren zu können. Denn gerade am Anfang, wenn man noch nicht alle Mechaniken in ihrer Komplexität verinnerlicht hat, verliert man hier die wichtigste Ressource schlechthin: menschliche Arbeitskräfte.

Das Gute daran ist aber, dass das Spiel nicht langweilig wird, indem man lange auf das Bauen oder neue Ressourcen warten muss, es ist schnelllebig. Das Bauen ist in einem Wimpernschlag erledigt, innerhalb weniger Minuten sind neue Plebs und Patrizier da, neue Ressourcen und so vieles mehr. Es geht schnell und fühlt sich dadurch sehr angenehm an. Dazu kommt, dass man mit dem Städtebau, dem Handel, dem Zufriedenstellen der Götter sowie teilweise auch Krieg wirklich viel zu tun hat. Einzelne Aktivitäten können sich nicht oft wiederholen, bis eine neue Aktivität ansteht. Das finde ich bewundernswert und hat mich länger am Spielen gehalten als ich zugeben möchte.

Technik

Citadelum hat nicht nur eine sehr übersichtliche UI und weiß genau, wo es verschiedene Reiter platzieren muss, damit man sie schnell wiederfindet, es spiegelt auch viel Liebe zum Detail in den einzelnen Gebäuden wider. Jede Gebäudeart ist gut wiederzuerkennen und was mir richtig gut gefällt, ist die Verschnittansicht, sodass man in das Gebäude schauen kann. Das macht das Ganze viel lebendiger und auch mit den ganzen Bürgern, die durch das Bild wuseln, wirkt alles atmosphärischer.

Zu Beginn haben mich manche Konstrukte noch etwas gestört, wie etwa das riesige Aquädukt oder die Tempel, doch wenn man etwas länger spielt und die Stadt mit Leben gefüllt wird, mit mehr Gebäuden, besseren Straßen und Dekorationen, passt alles perfekt ins Bild.

Sehr positiv muss ich noch hervorheben, dass das Spiel trotz seines Genres, trotz des Wusels und allem, was so im Vordergrund- und Hintergrund passiert, butterweich läuft. Die empfohlenen Systemanforderungen sind mit 16GB RAM, einem AMD FX-8350 und einer NVIDIA GTX 1660 unglaublich gering und somit auch für sehr viele Spielerinnen und Spieler zugänglich. Das ist sehr löblich, da man in letzter Zeit doch immer wieder dazu genötigt wird, neue teure Komponenten zu kaufen, um Spiele flüssig spielen zu können, doch nicht so in Citadelum.

Fazit

Citadelum ist ein Städtebau-Spiel, das den großen Ablegern des Genres mehr als nur Konkurrenz macht, denn es macht Spaß. Es hat genau die Abwechslung im Gameplay-Loop, die ich mir gewünscht habe und gleichzeitig lockt es mit ausreichend Komplexität, um auch länger für Spielspaß zu sorgen. Die Performance ist mehr als nur gut und die Grafik spiegelt viel Liebe zum Detail wider.

Alles in allem kann ich Citadelum all jenen empfehlen, die auf der Suche nach etwas Ähnlichem wie Anno oder auch Caesar sind, da es sowohl den Aufbaupart spannend und interessant umsetzt wie auch den Handels- und Götterpart, vom Krieg ganz zu schweigen.

Hier bekommt man als Spieler oder Spielerin ein Komplettpaket, das mit 24,99 Euro nicht nur günstig geschnürt ist, sondern auch für sehr viel Spielspaß sorgt – und das, liebe Spielergemeinschaft, ist heutzutage etwas, das man nur von wenigen Spielen sagen kann.

Für diesen Testbericht wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt.

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Masterpiece
95100
Pros

Vielseitiges Gameplay: Mix aus Städtebau, Handel, Krieg und Religion hält das Spiel abwechslungsreich.

Starke Lernkurve: Die Kampagne führt schrittweise an komplexe Mechaniken heran, ohne zu überfordern.

Gelungenes Ressourcenmanagement: Guter Gameplay-Loop von Angebot und Nachfrage mit Plebejern und Patriziern.

Handelssystem: Erkunden und Handeln mit verschiedenen Regionen bringt Tiefe ins Spiel.

Einbindung der Gottheiten: Religion und göttliche Einflüsse bieten zusätzliche strategische Ebenen.

Kriegselemente: Kampfsystem erinnert an Total War mit gut durchdachtem Schere-Stein-Papier-Prinzip.

Schnelles Spieltempo: Wenig Wartezeiten beim Aufbau von Gebäuden und Verfügbarkeit von Ressourcen.

Detailverliebte Grafik: Atmosphärische Gebäude und lebendige Stadtansichten.

Gute Performance: Flüssiger Spielablauf auch auf älteren Systemen mit moderaten Hardware-Anforderungen.

Übersichtliche Benutzeroberfläche: Gut platzierte Menüs und Reiter erleichtern die Navigation.

Cons

Arbeitsmanagement-Probleme: Arbeitskräfte wandern manchmal zu schnell ab, was das Ressourcenmanagement erschwert.

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