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Victoria 3 hat nun schon einige DLCs erhalten, doch mit „Sphere of Influence“ steht die erste große Erweiterung zur Verfügung. Diese bringt nicht nur zahlreiche neue Spielmechaniken, sondern überarbeitet auch bestehende Elemente. Insbesondere die Diplomatie erfährt umfassende Neuerungen, die Eigentumseigenschaften wurden verändert, und mit „Das Große Spiel“ kommt ein neuer, spannender Spielmodus hinzu.
Diplomatie – oder wie ich lernte, meinen Willen durchzusetzen
Eine der größten Neuerungen in „Sphere of Influence“ sind die Machtblöcke. Es gibt vorgefertigte Machtblöcke wie die Zollvereinigung, aber auch die Möglichkeit, eigene Machtblöcke zu erstellen. Dabei kann man sich auf verschiedene Spezialisierungen wie Handelsliga, Souveränes Großreich, Ideologieunion, Militärvertrag oder Glaubensversammlung fokussieren. Machtblöcke bieten zahlreiche Boni, die den Zusammenhalt stärken, Mandatsfortschritte fördern, Bekehrungen erleichtern und vieles mehr.
Prinzipien wie der interne Handel, der erhöhte Zölle bringt, können freigespielt werden. Das Hinzufügen neuer Mitglieder zu einem Machtblock kann durch Diplomatiespiele erfolgen, die den Prozess spannender und herausfordernder gestalten. Aber es gibt auch weitere Möglichkeiten, manche auch kriegerischer Natur.
Ein weiteres interessantes Feature ist die Möglichkeit, eigene Monumente zu erstellen. Diese Monumente können den Machtblock symbolisieren und bieten zusätzliche Boni. Sie stärken den Zusammenhalt und können wirtschaftliche sowie militärische Vorteile bringen.
Eine weitere Neuerung sind die Politlobbys. Diese Interessengruppen setzen sich für politische Interessen eines Landes ein und sind in Victoria 3 auf ein Land beschränkt. Politlobbys ermöglichen es, durch Außenpolitik Einfluss auf die Innenpolitik zu nehmen, indem sie beispielsweise Mandate durchsetzen. Zudem beeinflussen sie Events und bieten neue Entscheidungen und Diplomatieangebote. Lobbys können auch finanziert werden, um diplomatische Prozesse zu vereinfachen. Dass Lobbyarbeit so viel Spaß machen kann und dabei auch noch wirkliche Auswirkungen haben kann, habe ich nicht gedacht.
Ein neuer Reiter unter Diplomatie zeigt die Klientelländer und deren Freiheitsbedürfnis an. Länder, die sich wirtschaftlich abhängig fühlen, fordern möglicherweise mehr Autonomie und könnten sogar zur Revolution aufrufen. Es gibt neue Klientelaktionen wie Autonomie erhöhen, Regimeunterstützung, Wissensaustausch und Marktkontrolle erbitten und Staat verlangen. Auch das Ändern von Gesetzen in Klientelländern ist nun möglich, wobei das Zielland darüber abstimmen muss. Es ist und bleibt also ein Zahlen- und teils auch Glücksspiel, um es spannend zu halten.
Eigentum
Eine bedeutende Änderung betrifft die Besitzverhältnisse der Gebäude. Statt von Pops werden diese nun von spezifischen Entitäten wie Herrenhäusern besessen. Diese Neuerung macht die Verwaltung übersichtlicher, da man nun sehen kann, welche Gebäude, wem gehören und wie viel Gewinn sie abwerfen. Zudem ist es möglich, Gebäude zu privatisieren, was eine zusätzliche Einnahmequelle darstellt. Natürlich muss es mit der Staatsführung einhergehen. In einer Planwirtschaft kann nun mal nichts privatisiert werden.
Das Große Spiel
„Das Große Spiel“ ist ein neuer Modus, der an einen Kampagnen-Modus erinnert und etwas geführter ist. Spieler können als Großbritannien oder Russland spielen und versuchen, Zentralasien dominieren. Beide Nationen stehen sich gegenüber und müssen bestimmte Ziele wie den Einfluss auf Persien oder die Sicherung des afghanischen Protektorats erreichen. Diese Ziele werden als Unterziele angezeigt und man sammelt Punkte, um zu gewinnen. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen, um die Herrschaft an sich zu reißen. Es gibt auch einige historische Charaktere und leicht angehauchte historische Ereignisse, die das Spiel etwas authentischer wirken lässt, doch letzten Endes schreibt man hier seine eigene Geschichte.
Und auch hier geht es nicht um den Anfang oder das Ende, sondern wie man zum gewünschten Ziel gelangt ist. Hat man als Großbritannien Herat, Kabul und Kandahar unterjocht? Durften sie die Wiedervereinigung Afghanistans durchführen? Ist man eher Händler oder Diplomat oder eine Mischung aus beidem? Es gibt viele Wege zum Ziel zu gelangen und genau darum geht es auch im Großen Spiel.
Alternativ kann man auch als Persien, Kabul, Herat oder Kandahar spielen. Persien ist ein großer Gegenspieler für Großbritannien und Russland, während die anderen drei Fraktionen die afghanische Wiedervereinigung anstreben – mithilfe der Großmächte.
Fazit
Victoria 3 ist kein Spiel, das man in zwei Stunden lernt und in 20 Stunden abschließt. Ständig entdeckt man neue Mechaniken und Techniken und lernt, eigene Fehler zu korrigieren. Das Spiel bietet eine hohe Individualität, aber man muss auch mit den Konsequenzen seiner Entscheidungen leben. „Das Große Spiel“ richtet sich sicher nicht an Anfänger, auch wenn es durch das Journal an einen Kampagnenmodus erinnert. Die Erweiterung glänzt besonders mit Patch 1.07, der viele Neuerungen und Änderungen bringt, die das Spiel bereichern.
Zwar gibt es noch Bugs und einige Balancing-Probleme, doch für 29,99 Euro bietet die Erweiterung viele neue Spielstunden.
Paradox-Spiele mögen auf den ersten Blick abschreckend wirken, aber sie aktivieren das Kopfkino und fordern das diplomatische Geschick des Spielers. Man setzt sich eigene Ziele, verfolgt eigene Moralvorstellungen und lernt aus seinen Fehlern. Hierin liegt der eigentliche Spielspaß von Victoria 3. Die Lernkurve ist sicherlich nicht die einfachste, doch sobald man ins Spiel gefunden hat, gut und gerne auch mit Online-Tutorials, bieten die Spiele und insbesondere auch Victoria 3, die man in anderen Spielen vermisst. Hier spielt man die Freiheit.
Für diesen Testbericht haben wir ein Muster zum Testen erhalten.
Einführung von Machtblöcken mit vielfältigen Spezialisierungen und Boni.
Möglichkeit zur Erstellung eigener Machtblöcke und Monumente.
Politlobbys bieten neue strategische Möglichkeiten und beeinflussen Events.
"Das Große Spiel" bietet einen geführten Kampagnenmodus mit klaren Siegesbedingungen.
Spannende Herausforderungen durch den Wettstreit zwischen Großbritannien und Russland sowie die afghanische Wiedervereinigung.
Klarere Übersicht der Gebäude durch spezifische Entitäten wie Herrenhäuser.
Ständige Lernkurve und Anpassung der eigenen Spielweise.
Manche Nationen wie Großbritannien können im "Großen Spiel" einen spürbaren Vorteil haben.
Trotz der vielen Neuerungen gibt es noch einige Bugs und technische Unstimmigkeiten.
Komplexität des Spiels kann für neue Spieler überwältigend sein.