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Das Studio Dontnod ist für so einige Spiele bekannt, darunter auch „Life is Strange“ und „Remember Me“. Nur anhand des Studios kann man also nicht das Genre abschätzen, in der Regel aber zumindest auf eine sehr gut erzählte Story. Die Erwartungshaltung ist dementsprechend hoch, wenn es um das neue Spiel „Banishers: Ghosts of New Eden“ geht.
In den kommenden Minuten klären wir, ob auch „Banishers“ von sich überzeugen kann – und zwar nicht nur mit einer gut erzählten Story, sondern auch vom Gameplay her.
„Banishers: Ghosts of New Eden“ erscheint ürbigens für den PC, die PS5 und die Xbox Series. Wir haben das Spiel vorab auf dem PC getestet.
Eine Romanze, die in Drama gipfelt – und dabei zum Weinen einlädt
In „Banishers“ schlüpft ihr in gleich in zwei Rollen: Antea Duarte und Red mac Raith sind Banishers, die, wie der Name schon vermuten lässt, Geister verbannen.
Angesiedelt in New Eden im Jahre 1695 erhalten die beiden einen Hilferuf eines Freundes. Schnell begeben sie sich zu ihm, um ihn bei der Bekämpfung eines Nachtmahrs zu unterstützen. Doch sie sind zu spät. Eine Konsequenz folgt der anderen und letzten Endes stirbt Antea. Sie kehrt aber an Reds Seite zurück, wenn auch nur in ihrer Geisterform und versucht mit ihm zusammen, New Eden von der Plage des Nachtmahrs zu befreien.
Einerseits hört sich das nach einer sehr einfachen und linearen Aufgabe an, doch gibt es mehrere Steine, die den beiden in den Weg gelegt werden.
Zum einen müssen gut 3.000 Meter überwunden werden, um überhaupt zum Nachtmahr zu kommen. Auf dem Weg dorthin treffen die Beiden aber auf einige Geflüchtete, die dem Albtraum entkommen wollen und sich in kleinen Gruppierung zusammentun. Da die beiden Banishers kein Hilfsgebot ausschlagen können, werden sie mehr als einmal von ihrem eigentlichen Ziel abgelenkt. Diese Unterziele sind aber alle mit der eigentlichen Story verwoben, sodass es sich nicht fehl am Platz anfühlt. Im Gegenteil, sämtliche Storyabschnitte tragen dazu bei, den Nachtmahr besser kennenzulernen, seine Beweggründe zu erfahren und einen Schlachtplan auszuarbeiten. Auch die Hintergründe der Bewohner von New Eden sind entscheidend, um das ganze Ausmaß des Nachtmahrs zu verstehen.
Es gibt neben der Hauptquest, die sich teils auch splittet, sodass man sich an einer Stelle auch die Reihenfolge der Quests aussuchen kann, natürlich auch Nebenquests. Doch Obacht: Wir reden hier nicht von lästigen Sammel- und Suchquests! Es sind richtige Story-Quests, in denen die Banishers den kleinen Leuten dabei helfen, Altlasten im Sinne von Geistern loszuwerden.
Die Qual der Wahl
Die Hauptstory hat an sich schon einen sehr dunklen Ton, in den Nebenquests sieht das nicht anders aus. Immer wieder treffen die beiden auf einen Schicksalsschlag nach dem anderen und da man als Spieler Entscheidungen treffen kann, häufig sogar auf sehr hoher Ebene, löst man den ein oder anderen Schicksalsschlag auch selber aus. Sowohl die Story in ihrem Gesamtkonzept, der Kampf gegen den Nachtmahr sowie die Reise zu diesem, wie auch die vielen kleinen Geschichten, die erzählt werden, sind durch die Bank spannend, gut durchdacht und höchst dramatisch.
Das Ganze wird durch den traurigen Umstand von Anteas Tod ummantelt. Red und Antea müssen sich darüber einig werden, ob sie Antea aufsteigen lassen wollen oder sich aber an einem Wiederauferstehungsritual versuchen möchten. Für was sich die beiden auch entscheiden, es spiegelt sich in den weiteren Entscheidungen wider. Je nachdem, ob Antea aufsteigen möchte, muss anderen Geistern auch bewilligt werden, aufzusteigen. Soll sie indes wiederbelebt werden, ist es wichtig, andere Menschen zu beschuldigen. Diese Entscheidungen werden mit klaren Hinweisen versehen, sodass man sich, wenn man möchte, an die Vorgaben genau halten kann. Doch es obliegt in der Hand des Spielers, welche Entscheidung er situationsabhängig treffen möchte.
Das Gefühl, selbst Entscheidungen treffen zu können und später auch mit den Konsequenzen konfrontiert zu werden, hat das Spiel gemeistert. Schwierige Entscheidungen zu schwierigen Themen zu treffen und aus einem Drama ein weiteres Drama zu machen, wird hier bis zur Perfektion getrieben.
Beinahe ist das Drama hier schon fast zu gut. Immerhin kann man gefühlt an jeder zweiten Stelle des Spiels ein Tränchen verdrücken. Liebe wird hier auch authentisch vermittelt, was das Ganze nur noch dramatischer macht. Aber auch Ehrgefühl, Pflichtgefühl, Familie, Freundschaft und andere Themen finden hier ihren Anklang. Keine Nebenquest gleicht der anderen – zumindest Story technisch.
Detektiveinlagen treffen auf spannendes Geisteraustreiben
Gameplay technisch sieht das schon anders aus, doch dafür holen wir jetzt etwas mehr aus.
In „Banishers: Ghosts of New Eden“ können wir in die Rolle der beiden Banishers schlüpfen. Einmal können wir uns mit Red frei bewegen, Hinweise untersuchen, Spuren verfolgen, klettern, Höhlen und Ruinen erkunden und Leute befragen. Zu guter Letzt natürlich auch Geister verbannen.
Der typische Gameplay-Loop sieht dabei so aus: Red trifft auf eine Person, die heimgesucht wird. Daraufhin versucht er, den entsprechenden Geist ausfindig zu machen. Er durchsucht beispielsweise das Haus der betroffenen Person, liest sich Hinweise durch, die manchmal wirklich sehr lang sind, aber dankenswerterweise werden die wichtigsten Informationen markiert. Daraufhin muss er einen weiteren Schauplatz untersuchen. Dieser ist durch ein Rätsel nicht zugängig, beispielsweise weil eine Tür von innen versperrt ist. Sobald diese geöffnet wurde, geht es dann weiter.
Im neuen Schauplatz angekommen, versucht er dann häufig, mithilfe eines Rituals ein Echo zu beschwören, das eine Lebenssituation wiedergibt.
Nachdem er das Echo betrachtet hat, weiß er, was ungefähr passiert ist und ruft den entsprechenden Geist, um mit ihm und der betroffenen Person zusammen zu sprechen und die Wogen hoffentlich zu glätten, um dann über den Geist zu entscheiden. Kann er aufsteigen? Sollte er lieber verbannt werden?
Natürlich gibt es auch Abwandlungen dieses Gameplay-Loops, doch im Grunde ist das der Weg der Nebenquests. In den Hauptquests sieht es anders aus. Zwar sind Rituale dann auch wichtig, doch haben sie einen ganz anderen Umfang, viel mehr Tiefe und es sind viel mehr Personen/Geister im Bilde. Die Konsequenzen sind auch viel weitreichender und können komplette Gruppierungen letzten Endes schaden.
Immer mal wieder wird natürlich auch gekämpft.
Gegen kleine Gegner kann das Kampfsystem vor allem zu Beginn sehr mager wirken. Man kann zwar mit Red ausweichen und parieren, sowie kleinere Kombos mit einer Taste auslösen oder eben einen schweren Schlag samt Fackel ansetzen, doch gerade in den ersten Spielstunden ist das schnell ermüdend. Auch die Gegnervielfalt lässt dann zu wünschen übrig. Schnell hat man das Parierfenster heraus, kann den nötigen Ausfallschritt im Schlaf und schlägt etwas liebloser zu. Selbst der Wechsel zu Antea und ihren begrenzten Fähigkeiten wirkt dann eher langweilig. Das ändert sich allerdings zur Mitte des Spiels hin, wenn einerseits Ausrüstungsgegenstände hinzukommen, die einen richtigen Build ermöglichen, anderseits aber auch neue Fähigkeiten hinzukommen. Mit jeder erfüllten Nebenquests gibt es Geisterpunkte, welche Fähigkeiten verfeinern, zum Beispiel nach einem Gewehrschuss noch einen Schlag von Antea auslösen.
Neben den Geisterpunkten sind auch Skillpunkte für den Fähigkeitenbaum vonnöten. Diese gibt es ganz klassisch durch das Erreichen neuer Level, die mit Erfahrungspunkten gemessen werden.
Das Kampfsystem wird also mit der Zeit besser, doch der Fokus des Spiels liegt dennoch mehr auf der Story.
Allerdings sind die Bosskämpfe alles andere als langweilig oder repetitiv. Jeder Boss, auch wenn es nur ein kleiner Boss aus einer Ansammlung von Gegnern ist, hat seine ganz eigenen Mechaniken. Diese Mechaniken können nicht durch Schaden umgangen werden und so muss man sich schon anstrengen, um die Bosse auch gut hinzubekommen. Sie sind fordernd, sind gut designt und sie zu besiegen ist sehr befriedigend.
Tolles Weltdesign trifft auf gut erzählte Story
Ihr Erscheinungsbild passt auch perfekt in die Story und die jeweilige Situation, sodass auch hier wieder klar wird, dass sowohl Design als auch Story miteinander eng umwoben sind.
Das Design glänzt aber auch durch die gute Grafik. Das Spiel ist recht performant und sieht dabei auch noch gut aus. Auch die Animationen sind gut gemacht. Besonders gut sind allerdings die Kameraeinstellungen in den Zwischensequenzen und Gesprächen. Hier wird sehr viel passend gewechselt, sodass die Zwischensequenzen sehr lebendig wirken – fast schon wie in einem Hollywood-Film.
Die traurigen Aspekte, das ganze Drama rund um Antea und Red, wird somit noch besser in Szene gesetzt.
Fazit
„Banishers: Ghosts of New Eden“ ist ein faszinierendes Spiel, das einen gut 30 Spielstunden lang in den Bann ziehen kann. Einerseits erzählt es eine Geschichte, die kein Taschentusch trocken lässt, anderseits bietet es unterschiedliches Gameplay, um auch spielerisch auf seine Kosten zu kommen. Es gibt viele Szenenwechsel, wenig unterschiedliche Gegner und dennoch eine Story, die einen voll und ganz mitreißt. Das ist ein Spiel, für das man sich Urlaub nehmen möchte, um abends einfach noch eine Stunde länger mit den beiden Protagonisten mitzufiebern oder es auch einfach mal zweimal durchzuspielen, in der Hoffnung, dass die getroffenen Entscheidungen zu einem besseren/anderen Ende führen.
Interessantes Setting: Die Handlung von "Banishers: Ghosts of New Eden" im Jahr 1695 in New Eden, wo die Protagonisten Geister verbannen, verspricht ein faszinierendes Setting
Doppelte Protagonistenperspektive: Spieler schlüpfen in die Rolle von Antea Duarte und Red mac Raith, was potenziell zu einer vielschichtigen Erzählung beiträgt
Verflechtung von Haupt- und Nebenquests: Nebenquests sind nicht nur einfache Sammel- oder Suchaufgaben, sondern tragen zur Entwicklung der Hauptgeschichte bei und bieten zusätzliche Einblicke
Tiefe und emotionale Story: Das Spiel bietet eine dunkle, emotionale Handlung, die von Entscheidungen auf höherer Ebene geprägt ist, was den Spieler mit den Konsequenzen seiner Handlungen konfrontiert
Moralische Entscheidungen mit Konsequenzen: Die Entscheidungen, ob Antea aufsteigen oder wiederbelebt werden soll, beeinflussen die weiteren Handlungsstränge und bieten moralische Dilemmas
Authentische Darstellung von Liebe und anderen Themen: Das Spiel behandelt verschiedene Themen wie Liebe, Ehrgefühl, Pflichtgefühl, Familie und Freundschaft auf authentische Weise
Gelungener Gameplay-Loop für Nebenquests: Der Gameplay-Loop für Nebenquests, der das Untersuchen von Hinweisen und das Lösen von Ritualen umfasst, ist ansprechend und gut gestaltet
Entwicklung des Kampfsystems: Obwohl das Kampfsystem zu Beginn als mager wahrgenommen wird, entwickelt es sich im Laufe des Spiels weiter, vor allem durch den Erwerb von Ausrüstung und neuen Fähigkeiten
Bosskämpfe mit einzigartigen Mechaniken: Bosskämpfe sind herausfordernd und bieten einzigartige Mechaniken, die das Spielerlebnis bereichern
Gute Grafik und Animationen: Das Spiel überzeugt mit guter Grafik, performanter Technik und lebendigen Animationen. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf Kameraeinstellungen in Zwischensequenzen gelegt
Anfänglich repetitives Kampfsystem: Das Kampfsystem kann zu Beginn als repetitiv wahrgenommen werden, insbesondere gegen kleinere Gegner
Begrenzte Gegnervielfalt: Die Vielfalt der Gegner ist begrenzt, was zu einer gewissen Monotonie führen kann