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Chained Echoes (PC) im Test

Chained Echoes (PC) im Test

Rollenspiele werden immer größer, grafisch imposanter – und langweiliger. 10.000 Fragezeichen abklappern, uninteressante Fähigkeiten leveln und am besten auch noch Random-Encounter – ja, genau das lässt zwar das Portemonnaie deutlich klingeln, aber Spielspaß sieht anders aus.

Chained Echoes hingegen ist mehr alte Schule. Und dabei spreche ich nicht von dem 16-Bit-Look, den man nicht wirklich hassen kann, aber sicherlich nicht mit den großen Triple-A-Produktionen mithalten kann. Wobei… Welche RPGs? Momentan gibt es ja eh nur noch JRPGs… und selbst hier findet man qualitativ große Unterschiede.

Ein Hingucker

Aber zurück zu Chained Echoes, denn das Spiel hat die Aufmerksamkeit wirklich verdient. Schon in den ersten Spielminuten konnte es mich von sich überzeugen. In dem Moment, in dem ich einen Soldaten gespielt habe, der Ratschläge verteilt hat, die am Ende wirklich Konsequenzen getragen haben. Wer sagt nicht gerne einem Rekruten, dass er in Unterzahl lieber kämpfen und dabei draufgehen soll, als wegzulaufen? Tja, blöde Idee, aber so konnte ich wenigstens schnell den Level der Konsequenzen beobachten.

Einige Spielminuten später kam dann die nächste tolle Überraschung. Trotz Mittelalter-Setting gibt es Mechs. Und auch wenn ich mich noch etwas gedulden musste, einen mein Eigen zu nennen, war die Vorfreude umso größer.

Mitten im Krieg, obwohl eigentlich Frieden herrschen sollte. Ich gebe zu, dass das im Augenblick in Anbetracht der Situation in der Ukraine nicht mein Lieblingsthema ist, abschalten konnte ich bei dem Spiel aber dennoch. Immerhin geht es mehr um die einzelnen Helden. Ach, hatte ich das noch gar nicht erwähnt? Man schlüpft nicht nur in die Rolle eines Helden, sondern gleich mehrerer. Gut, manche sind weniger Held, manche mehr oder weniger Ronin und wieder andere sind noch nicht einmal menschlich. Es ist ein Fantasy-Spiel und das durch und durch.

Auswirkungen

Das macht sich auch im Gameplay bemerkbar. Schon nach wenigen Minuten konnte ich Leute anquatschen, einer interessanten Story folgen, in welcher zwar Krieg das Oberthema ist, die kleinen Dinge aber nicht ganz außer Acht gelassen werden. So hat jeder spielbare Charakter seine eigene Origin Story, die, wie auch im Superhelden-Universum, mal besser und mal schlechter erzählt ist.

Eine Prinzessin, die sich als Söldnerin verdingt, eine Diebin, die auf der Flucht vor ihren Taten zur Heldin wird oder auch andere viele weitere Charaktere, die alles Mögliche sind, nur nicht langweilig.

Die Story hat mich schnell gepackt und umso schneller wollte ich auch weiterspielen.

Was mich besonders überzeugt hat, war das Fehlen von Random-Encountern. Ich musste/durfte nur gegen jene Gegner kämpfen, die ich auch sehen und ansteuern konnte. So konnte ich leveln, Items sammeln oder stehlen, denn wie gesagt, ich hatte auch eine Diebin dabei, und das Ganze hat sich für mich wie eine andere Version von Final Fantasy X angefühlt. Nicht besser, aber mit Sicherheit auch nicht schlechter. Anders, aber dennoch mit denselben Gefühlen behaftet.

Langeweile? Sicherlich nicht hier

Nun könnte man denken, dass das Ganze mit der Zeit langweilig geworden ist, aber soll ich euch was sagen? Ist es nicht. Mit seinen gut über 30 Spielstunden ist es nämlich nicht zu lang. Es hat eine sehr gute Storykurve, hält einen teils auch durch den Wechsel der Spielcharaktere bei Laune und da man jederzeit Pause machen und speichern kann, hat man sogar als berufstätige Person seinen Spaß daran.

Die Kämpfe werden mit der Zeit eintöniger. In den ersten Stunden können sie einen noch gut packen, vor allem mit neuen Spielcharakteren, neuen Fähigkeiten und Mechaniken und den wirklich gut gestalteten Bossen. Nach ca. 15 Stunden fing es bei mir dann aber an, dass es nicht mehr ganz so spannend war. Nicht langweilig, aber im Gegensatz zu einem Actionspiel, wie etwa Dark Souls, in dem man keine Zeit für lange Überlegungen hat und sich stetig weiterentwickeln muss, wirkt es nicht ganz so spannend. Aber der Vergleich hinkt. Wie in jedem anderen rundenbasierten Spiel kommt auch hier ab einem gewissen Punkt der Moment, in dem es generischer wird. Hat man den Punkt erreicht, kann man sich freuen, dass man das Spiel voll und ganz durchdrungen hat – oder man langweilt sich. Wobei Langeweile hier das falsche Wort ist, denn so richtig einfach wird es nie. Es ist sehr einsteigerfreundlich, doch spätestens dann, wenn man 8 Charaktere gleichzeitig in den Kampf schickt, muss man schon etwas mehr mitdenken.

Durchdachtes Kampfsystem

Vier können dabei aktiv eingesetzt werden und diese können wiederum von vier weiteren Charakteren eingewechselt werden, sofern sie nicht bewusstlos sind.

Schön finde ich, dass die Attacken auch teilweise aufeinander aufbauen. Hier heißt es nicht nur Schlagen oder Feuerball werfen. Man kann seine Angriffe aufeinander abstimmen. Warum nicht einen Feind vergiften und die anderen dann mit einem Pandemie-Schuss ebenfalls anstecken? Sorry, hab Pandemie geschrieben.

Wie wäre es dann mit dem Beispiel: Man kann mit der Diebin mehrere Gegner angreifen und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die Fähigkeit eines Blütenregens (hört sich schön an, ist aber richtig brutal und macht Spaß) auslösen. Es wird natürlich nicht nur mit Debuffs, sondern auch Buffs gearbeitet. Heilende Gesänge und andere interessante Fantasy-Skills warten darauf, entdeckt zu werden.

Die Balance zwischen Kämpfen, Quatschen und Questen gefällt mir sehr gut. Die Sequenzen sind nie zu lang und so hat man immer mal wieder Lust, weiterzuspielen. Man kommt spät nach Hause, zockt noch ein Stündchen und hat Progress gemacht. Das können nicht viele Spiele von sich behaupten. Dazu kommen aber auch Phasen, in denen man überhaupt nicht aufhören möchte. Dann kann man Stunden investieren, produktive Stunden mit Progress.

Fazit

So schnell vergehen die 30 Spielstunden und das konnte ich schon lange nicht mehr von einem Spiel sagen. Schick, anspruchsvoll, easy to learn, easy to master und spannend bis zum Schluss.

Eines der besten RPGs der letzten Jahre, das sich in die Reihen von The Witcher 3, Elden Ring und Final Fantasy vorwagt. Gut, ein bisschen muss man schon auf den Pixellook stehen, aber ihr würdet nicht bis hierhin lesen oder runterscrollen, wenn ihr nicht wie ich ein Faible für Pixelspiele hättet 😉

Für diesen Test wurde uns ein Testmuster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich für die Gelegenheit.

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Masterpiece
100100
Pros

Toll geschriebene Story

Toller Look

Tolle Fähigkeiten und Animationen

8 Charaktere im Kampf

Fantasy und Mechs

Entscheidungen mit Konsequenzen

Keine Random-Encounter

Kombination und Aufbau von Fähigkeiten

Technisch einwandfrei und benötigt kaum Rechenleistung

Cons
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