Dying Light 2 ist letztes Jahr erschienen und führte den Parkour-Zombie Hit in die zweite Runde. Das Schöne daran war, dass man nicht unbedingt Teil 1 gespielt haben musste, um mit Dying Light 2 zu starten und alles zu verstehen, da ein neuer Protagonist und eine neue Stadt (Villedor) eingeführt wurden.
In der Rolle von Aiden konnte man zwar immer wieder auf Informationen zu Teil 1 stoßen, indem beispielsweise von Harran berichtete wurde, letzten Endes waren das aber nur klitzekleine Dialoge und Zeitungen am Rande.
So beginnt man in der Rolle Aidens, einem Pilger, der sich auf die Suche nach seiner selbst erklärten Schwester Mia macht. Hierfür nimmt er aber einen großen Umweg, gewinnt erst einmal das Vertrauen der Peacekeeper, einer paramilitärischen Organisation, die sich selbst auf die Stirn geschrieben hat, für Ordnung zu sorgen oder aber er gewinnt das Vertrauen der Überlebenden, welche ebenfalls eine neue Weltordnung anstreben. Beide Optionen sind von vorneherein möglich und so passiert es nicht selten, dass man sich in Dialogen der Konsequenzen noch nicht ganz bewusst ist, bis diese wirklich eintreten.
Sobald man dann im Zentralring, also in der großen Hälfte des Spiels angekommen ist, geht die Story eigentlich erst so richtig los, aber das wäre schon zu viel des Spoilers und wird nur erwähnt, weil es für den DLC wichtig ist.
In einer von Zombies überrannten Welt läuft es sich am besten mit Immunblockern und Waffen im Gepäck. Da es auch Crafting-Elemente, Waffen-Mods und Co. gibt, gibt es im Spiel allerlei zu erkunden, zu sammeln und letzten Endes zu craften.
Wann fängt dann also der DLC Bloody Ties an?
Meistens starten DLCs am Ende der Story, wenn man schon alles gesehen hat und sich schon alles im Gepäck befindet, was in der Welt zu looten ist. Dadurch werden DLCs meist für Spieler*innen, die einen gewissen Spielstand haben, zu einfach und für Neuanfänger*innen zu einer regelrechten Tortur, weil sie erst das Spiel durchspielen müssen.
Bloody Ties verfolgt einen etwas anderen Ansatz. Schon nach der ersten Spielstunde erhält man die Quest „Erstes Blut“. Diese ist für Rang 2 und sollte auch erst dann begonnen werden, da ein gewisses Maß an Kampferfahrung, Lebensenergie und Ausdauer vonnöten ist. Man kann also getrost beginnen, die ersten Haupt- und Nebenquests abschließen und dann mit dem DLC beginnen. Der DLC besteht aber nicht nur aus 2 Spielstunden, die mal eben hintereinander weggezockt werden können, vielmehr kann man diesen begleitend zu Hauptstory weiterspielen. Ab einem gewissen Punkt im DLC muss nämlich der Zentralring freigeschaltet werden, um weiter voranzukommen.
Und das passt ehrlich gesagt ganz gut. Denn der DLC besteht aus einigen Aktivitäten, die man bereits aus dem Hauptspiel kennt und wertet diese mit neuen Mechaniken auf. Es ist auch kein bloßer Arena-DLC, wie man so aus einigen Trailern schließen könnte. Ganz im Gegenteil: Der DLC hat eine interessante Story. Man lernt Ciro kennen, einen etwas durchgeknallteren Typen mit Fedora. Schnell freunden sich Aiden und Ciro an, sodass Aiden diesem helfen möchte, seinen Vater zu beeindrucken und sich seinen Respekt zu verdienen. Um das allerdings zu bewerkstelligen, müssen sie einige Prüfungen zusammen, aber teils auch alleine bestehen.
Und hier kommt dann auch der interessante Teil: Es gibt einige Cutscenes, gut geschriebene Dialoge, aber auch genauso viel Gameplay. Da läuft man mal um Mitternacht einen Parkour, der von Fackeln erhellt und von Gegnern erschwert wird oder darf auch mal mit Schusswaffen hantieren, was in Dying Light 2 eine Seltenheit ist – mal abgesehen von der Armbrust, die man aber auch erst einmal freischalten muss. Die Aufgaben sind nicht allzu lang und abwechslungsreich und verleihen bekannten Mechaniken noch einmal eine gewisse Würze. Da es viele unterschiedliche Aktivitäten sind, wird einem die eine Aktivität mehr gefallen als andere, d.h. aber auch, dass für jeden etwas mit dabei ist.
Mit einem neuen Spielstand war es für mich sinnvoll, nach gut 6 Spielstunden den DLC zu starten. Man hätte ihn früher starten können, aber es ist wirklich sinnvoll, etwas mehr Lebensenergie zu haben und schon einige Parkour-Fähigkeiten im petto zu haben. Für Spieler*innen, die das Spiel schon durch haben, wird es aber auch nicht langweilig. Jeder hat im DLC die gleichen Chancen, d.h. einem wird die Ausrüstung abgenommen. Man kann mehr Fähigkeiten haben, mehr Lebensenergie aus Ausdauer, aber seine Lieblingswaffen, gesammelte Molotows und Co. bleiben brav im Inventar. So wird es nicht langweilig.
Dennoch glaube ich, dass vor allem Spieler*innen mit einem neuen Spielstand den meisten Spaß daran haben werden, immerhin ist es dann spielbegleitend und man kann sich alle paar Spielstunden darauf freuen, weiterspielen zu können. Und als kleiner Orientierungspunkt: Startet den DLC gern erst nachdem ihr die Mission mit dem Wasserturm abgeschlossen habt. Ihr werdet schon sehen, welche ich meine, sobald ihr diese gespielt habt.
Bloody Ties ist ein DLC, der nicht am Ende des Spiels gespielt werden muss. Es ist eine Art DLC, der sich wunderbar in die Story integriert, gleichzeitig aber auch nicht so wirkt, als hätte man ihn absichtlich aus dem Spiel entfernt, um später nochmals Geld zu scheffeln. Er steht wunderbar für sich alleine, mit seiner eigenen kleinen Story, seinen Mechaniken und verbindet altbekanntes und -beliebtes mit Neuem. Gleichzeitig ist er aber auch nicht allzu teuer. Mit gerade einmal 9,99 Euro wertet er das Spielerlebnis auf – auch nach und während des DLCs. Es gibt neue Waffen und neue Ausrüstung, sodass sich ein Blick vor allem dann lohnt, wenn man sich sowieso die Deluxe oder Ultimate Edition gekauft hat. Man kann ihn aber auch einzeln erwerben oder per Upgrade nachträglich erhalten.
Im Hauptspiel stimmen die Untertitel nicht mit der Synchronisation überein. Das ist ein Fehler, den der DLC nicht macht. Nun kann man auch abends den Untertitel mitlaufen lassen, ohne sich über diesen zu ärgern. Wenn man denn nicht sogar lieber mit einem Headset spielt und den Dynamikumfang voll und ganz auskosten möchte. Denn die Soundkulisse ist es wirklich wert und unterstreicht die Spielatmosphäre. Aber das nur als kleiner Tipp am Rande.
Mit oder ohne DLC, Dying Light 2 ist eines der besten Zombie-Spiele, die es auf dem Markt gibt. Der DLC kann als i-Tüpfelchen betrachtet werden und bereichert das Spielerlebnis. Wer Dying Light 2 noch nicht kennt, kann beispielsweise auch nur die Standard Version genießen und sich später noch für den DLC entscheiden. In beiden Fällen macht man hier nichts falsch.
Für diesen Test wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich für die Gelegenheit.
Spielbegleitend, nicht extern
Interessante Story
Neue Mechaniken
Beliebtes Gameplay aufgepeppt
Untertitel sind nun richtig
Günstig
Eigene Ausrüstung deaktiviert
Teils lange Laufwege bis zum nächsten Queststep