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»Demon’s Souls« – Es wird wieder gestorben, nur schöner

»Demon’s Souls« – Es wird wieder gestorben, nur schöner

Wow, das ich das nochmal niederschreiben darf. Meine Geschichte rund um die From Software-Spiele der SoulsBorne-Reihen hatten einen recht problematischen Start, und zwar genau mit diesem Spiel. Aber letztendlich hat sich der Hass in Liebe gewandelt. Gerade mit »Demon’s Souls« hatte ich anfangs derbe Probleme, so derbe, dass ich es sogar nach nur zwei Tagen wieder aus Wut verkauft habe. Was super dumm war, denn die Edition, die ich hatte, war die Erste, die es nach Europa geschaffte hatte. Ja, ich heule dem Spiel heute noch hinterher. Aber was soll’s. Jetzt habe ich also das Remake von Bluepoint hier stehen und bin aufgeregt und gespannt zugleich. Also rein mit der Scheibe in die nagelneue Playstation 5 und ab in die Hölle.

Damals so wie heute

Die Geschichte ist wieder sehr kryptisch erzählt. Die meisten Story relevanten Stränge müsst ihr euch durch das Lesen von Lore Texten erschließen oder durch Interaktionen von spärlich in das Spiel implementierten NPCs. Aber um es mal ganz kurz und knapp auf den Punkt zu bringen: Ihr seid Krieger, Magier, Dieb, Barbar, oder was auch immer ihr sein wollt, und macht euch auf den Weg nach Boletaria. Ein einst vor Reichtum und Wohlstand blühendes Land, dessen Einwohner ein gutes Leben führten. Bis zu dem Tag, als sich ein dichter farbloser Nebel über das Land legte und zahllose Dämonen entfesselte. Seitdem ist das Land dem Untergang geweiht und ein Mekka für Schatzsucher und Abenteurer. Ihr seid einer davon. Jedoch merkt ihr schnell, dass etwas mit diesem Land nicht stimmt. Nach eurem Ableben landet ihr nicht in den ewigen Abgründen, sondern im sogenannten Nexus. Eine Ebene zwischen Leben und Tod. Und ab hier startet euer Tag des Murmeltiers. Nach jedem Ableben steht ihr wieder am Anfang des Levels. Und um diesen Fluch zu brechen, müsst ihr nur das Herz des Nebels und „the old one“ finden. Viel Spaß dabei.

Verflucht schön

Was soll ich sagen, »Demon’s Souls« sieht einfach brutal gut aus. So macht der Einstieg in die Next-Gen einfach Spaß. Die Texturen sind knackig, die Animationen wirken wie aus einem Guss und die Licht und Schatten sowie Partikel-Effekte suchen ihresgleichen. So schön waren hässliche Monster lange nicht mehr. Also wer bis Dato noch dachte, die Next-Gen wird in Sachen Grafik noch etwas Anlaufzeit brauchen, der muss sich auf einen 4K TV mit mindestens 60 Hz dieses Stück Software angucken. Hier muss ich sagen, ich habe einfach nix zu meckern.

Nicht eine Szene sieht wilkürlich aus. Alle paar Meter bietet sich die Welt für Screenshoots an.

Was wurde aus dem hässlichen Entlein?

Das Original ist ja jetzt schon über 10 Jahre alt. Und selbst damals auf der Playstation 3 hat das Spiel rein optisch nicht unbedingt den besten Eindruck gemacht. Aber es konnte zumindest den Eindruck einer Welt erzeugen, die von Kriegen und Heimsuchungen geplagt wurde und kurz vor dem Zerfall durch die Arme der Dämonen steht. Wenn man dann noch seine Fantasie dazu etwas spielen lässt, so konnte man eine recht spannende Welt erahnen. Was jetzt aber Bluepoint da aus dem digitalen Hut zaubert, hat nichts mehr mit dem Original zu tun, aber gleichzeitig spiegelt es das Original eins zu eins wieder. Bluepoint schafft den Spagat zwischen eigener Interpretation und Treue zum Original. Und das machen sie gut! Wo früher graue Blöcke eine Burgmauer darstellen sollten, prägt jetzt ein stimmungsvoller Wall aus zerklüfteten Steinen und brennenden Holzbalustraden das Bild. Jeder Winkel der Welt lädt zum Erkunden und Fürchten ein. Für Spieler des Originals fast noch spannender. Einfach aus dem Grund, du willst sehen wie Stelle XYZ aussieht oder wie sie Boss Drölf wohl dargestellt haben. Denn auch wenn sich Bluepoint sehr akribisch an das Original hält, so kommt man nicht drum herum auch ihre eigenen Einflüsse zu erkennen. Diese machen aber der (Dämonen-) Seele des Spieles keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Ich habe das Gefühl, erst jetzt richtig in den Genus eines Spieles zu kommen, das seiner Zeit weit voraus war.

Die neue Grafikkur hat dem Spiel mehr als gut getan. Erst jetzt kommt das Spiel richtig zur Geltung.

Wie Fahrradfahren

Was das Gameplay angeht, so merke ich jetzt im Gegensatz zum Original keine große Veränderung. Na gut, die Ausweichrolle funktioniert jetzt in acht anstatt von vier Richtungen. Aber die Steuerung ist immer noch die gleiche. Leichter Schlag, schwerer Schlag, blocken, Konter und fertig ist der Rittersmann. Zu Zauberern kann ich nichts weiter sagen. Habe ich damals auch nie gespielt. Alles, was für mich zählt, ist ein starker Schild und geschärfter Stahl. Aber auch hier habe ich mir sagen lassen, dies funktioniert exakt genau so wie früher, nur hübscher. Aber was weiterhin zu sagen bleibt: easy to learn hard to master.

Achtet in den Kämpfen auch auf euren Rücken. Nicht selten greifen euch Gegner aus dem Hinterhalt an.

Und der Dämon brüllt

Pfeifende Winde. Ein Rumpeln hinter der Wand. Das schwere Rascheln der Rüstung und das Schlagen von Stahl auf vermoderte Knochen. Der rasselnde Atem eines Ungeheuers hinter der nächsten Ecke. Das qualvolle Ableben eines längst verstorbenen Ritters, der vergessen hat, wie man stirbt. All das klingt fantastisch und wuchtig. So habe ich das Original nicht in Erinnerung. Die Klangkulisse ist einfach bombastisch und gerade wenn man eine halbwegs gute Surround-Anlage sein Eigen nennt, wird man seine Freude an dem Spiel haben. Ach, und was man nicht vergessen darf: Das Spiel hat eine komplett deutsche Vertonung spendiert bekommen. Und das Beste ist, diese ist wirklich gut und muss sich nicht verstecken vor der selbstverständlich exzellenten englischen Sprachausgabe.

Gerade die großen Monster haben eine beeindruckende Geräuschkulisse.

Fazit

Ich habe selten ein Spiel gespielt, welches nah an der Perfektion ist. Und dann noch ein Spiel, das eigentlich nur ein Remake ist. Aber dieses Remake ist einfach das Beste, welches ich je gespielt habe. Die Mädels und Jungs von Bluepoint wissen einfach, was sie tun und haben sich die richtige IP ausgesucht. Dieses Spiel hat eine Neuauflage einfach verdient. Und was ich hier noch besonders erwähnen will: Das Spiel profitiert besonders merkbar von der SSD der Playstation 5. Wo man früher Minuten warten musste, um eine Welt zu betreten oder nach dem Ableben wieder am Anfang des Levels ausgespuckt zu werden, geht das nun im Sekundenbruchteil. Somit wird ein großer Frustpunkt komplett aus dem Spiel genommen.

Also was bleibt mir übrig, außer eine Empfehlung für alle Freunde der Soulslike-Spiele auszusprechen? Auch für Neueinsteiger in dieses Genre kann ich eine Empfehlung aussprechen. Euch erwartet ein fantastisches Abenteuer, das bestimmt das ein oder andere Mal eure Geduld auf die Probe stellt, aber das äußerst belohnend ist.

0
Masterpiece
95100
Pros

Das Original wurde sehr gut adaptiert.

Exzellente Next-Gen Grafik

Süchtig machende Loot-Spirale

Sehr gute deutsche Vertonung.

Cons
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