»Vikings« ist mit einer der aktuellen Serien, die das Thema Wikinger behandelt und vor allem die Plünderungen, die mit der Ankunft der Wikinger in England einhergingen. Auch in der Videospielbranche wird das Thema Wikinger immer interessanter. So nimmt auch Spieleriese Ubisoft das Thema auf und hat vor einigen Tagen »Assassin’s Creed Valhalla« auf den Markt gebracht.
Bei der ganzen Flut an Wikinger-Medien kann da schon mal die ein oder andere Serie untergehen, gerade dann, wenn sie aus Deutschland kommt. Ähnlich wie die Serie »Dark« wurde auch »Barbaren« in Deutschland gedreht und produziert und dann auf Netflix ausgestrahlt. Die Serie umfasst 6 Episoden, die im Schnitt 45 Minuten gehen (Intro, Outro mal abgezogen).
In der Serie wird ein kleiner Freundeskreis von drei Personen verfolgt: Thusnelda, Ari und Folkwin. Thusnelda ist als Heldin bekannt, als Kriegerin, die vor nichts zurückschreckt, gleichzeitig aber auch von ihrem Vater wie Vieh an einen Ehemann verkauft werden soll. Ari wurde schon in jungen Jahren von Römern als Geisel genommen, dort aufgezogen und soll sich nun gegen seine eigenen Leute, die Barbaren, stellen. Folkwin ist rebellischer Natur und überzeugt sowohl mit seinem Mut als auch mit seinen vorschnellen Handlungen.
Die Serie hat einen sehr starken Auftakt, der vor allem nicht vor Brutalität zurückschreckt. Ob nun Gewalt gegen Frauen und Kinder oder einfach nur Gewalt pur, in »Barbaren« werden Liebhaber von blutigen Bildschirmen glücklich gemacht. Dabei sind diese Gewaltszenen nicht übertriebenermaßen eingesetzt. Sie passen sowohl in das raue Zeitalter als auch in die Story, die nach und nach ihren Lauf nimmt.
Im Gegensatz zu seinen anderen Medienvertretern bleibt »Barbaren« sehr bodenständig und versucht, vor allem die Charaktere zu beleuchten, ihre Motive nach und nach zu begründen und zeigt immer wieder ihre innere Zerrissenheit und die Schwierigkeit, sich für das Richtige zu unterscheiden. Gut, der Vergleich zwischen Wikingern und Barbaren scheint auf den ersten Blick nicht passend, doch dient er gut, wenn man versucht, Brutalität in einem vormittelalterlichen Setting zu betrachten. Nein, die Barbaren segeln nicht über das Meer und versuchen auch nicht, England für sich einzunehmen. Sie stellen sich gegen das römische Imperium, das versucht, sie einzunehmen und sie dabei ihrer Wildheit wegen (vor-)verurteilt.
Immer wieder schwankt die Serie zwischen Romanzen, Krieg und Spionage-Akten. Mal wird die romantische Beziehung zwischen Thusnelda und Ari, mal die zwischen Thusnelda und Folkwin in den Vordergrund gestellt, nur um dann in der nächsten Szene zu zeigen, wie jeder einzelne Charakter für sich einen Weg beschreitet und diese Konsequenzen dann auf allen ausgetragen werden.
Somit werden sehr viele Wendungen pro Episode angeboten, wodurch aber auch manchmal ein bisschen Wind aus den Segeln genommen wird. Glaubt man in einer Episode, dass die nächste Episode den Krieg bringen würde, plätschert diese dann manchmal etwas vor sich hin. Hintergrundinformationen und Beweggründe werden in ein sehr gutes Licht gerückt, doch manchmal auch auf Kosten der Spannung. Das trifft nicht auf jede Episode zu, doch zumindest auf einige und bei einer kleinen Zahl von sechs Episoden bleiben nicht mehr allzu viele sehr gute Episoden übrig, sodass die meisten Episoden in Ordnung oder auch nur okay sind.
Die Schauspieler leisten dafür aber eine sehr gute Arbeit und bringen Emotionen sehr gut rüber. Auch dass die meisten Schauspieler lateinisch sprechen und damit die Sprachbarriere zwischen Römern und Barbaren zeigt, finde ich persönlich sehr ansprechend.
Die Stimmen sind leider etwas zu leise geraten, sodass man gerade bei etwas unruhigeren Szenen schnell mal den Fernseher etwas zu laut machen muss. Das ist aber Kritik auf sehr hohem Niveau, da die restliche Soundkulisse sehr gut gelungen ist.
Auch optisch macht die Serie einiges her. Sie vermittelt durch sehr gut designte Kostüme, durch dichte Wälder und sehr spannend gestaltete Kulissen eine gewisse Immersion.
Die letzte Episode ist dann wirklich in Fahrt gekommen und hat Lust auf mehr gemacht. Auch hat sie gezeigt, dass eine zweite Season nicht allzu unwahrscheinlich ist, was ich in Anbetracht der aufsteigenden Qualität pro Folge sehr gut finden würde.
»Barbaren« hat einen starken Auftakt, eine gute Mitte, wenn diese auch nicht ganz so gut ist wie der Rest und ein sehr starkes Ende, das die Balance zwischen Romantik, Krieg, Action und vor allem Historiendrama perfekt einfängt.
Sehr gute Charakterentwicklung
Authentische Kostüme und Kulissen
Blutige, wenn auch nicht zu übertriebene Kampfszenen
Die Mitte ist sehr gestreckt
Meist sehr gute Soundkulisse, doch die Abmischung ist nicht gelungen