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»Ary and the Secret of Seasons« – Review

»Ary and the Secret of Seasons« – Review

Aryelle ist die einzige Tochter in der Familie. Ihr Vater war früher ein Hüter, bis er krank wurde und diese wichtige Verantwortung an seinen Sohn Flynn weitergab. Doch als Flynn verschwand, gab es niemanden mehr, der mithilfe der vier Jahreszeiten die Bewohner vor Unheil schützen konnte.

Gegen feste Geschlechterrollen

Aryelle ist ein Mädchen und kommt deswegen nicht infrage, ein solcher Wächter oder auch Hüter zu werden. Ganz im Stile von »Mulan« schneidet sich Aryelle die Haare ab und wird zu Ary, einem echten Wildfang. Mit der Kleidung ihres Bruders und dem neuen Haarschnitt möchte Ary der Welt zeigen, dass nicht nur Männer für eine so wichtige Aufgabe gemacht sind.

Dabei wird aber gleichzeitig nicht das ein oder andere Geschlecht klein geredet, im Gegenteil, Kernessenz des Spiels ist, dass nicht das Geschlecht, sondern der Charakter und die Handlung des Charakters entscheidend ist. Damit trägt das Spiel zu einem sehr schönen Lernprozess für Klein und Groß bei.

Ary beweist sich und meistert nach und nach die Fähigkeiten der vier Jahreszeiten. Die ersten beiden Fähigkeiten, die Winter- und Sommerfähigkeiten erlernt sie nach und nach. Zuerst kann sie einige Dinge mit ihrem Winterzauber in Eis verwandeln, dann wiederum kann sie mit der Sommerfähigkeit Dinge zum Schmelzen bringen. Etwa gegen Mitte des Spiels lernt Ary noch zwei weitere Fähigkeiten, die aber aus Spoiler-Gründen nicht genannt werden. So viel sei aber schon einmal verraten: Die ersten beiden Fähigkeiten hat man sich erarbeitet, die letzten Beiden gab es in einem Rutsch ohne großes Zutun.

Das Spiel fokussiert sich auf zwei Gameplay-Mechaniken: den Kampf und das Lösen von Rätseln.

Kämpfen wie in »Dark Souls«?

Muss Ary gegen Hyänen, Pflanzen und sogar Schafe und viele andere Gegner kämpfen, die man sich normalerweise nicht mit Schwert und Schild vorstellt, geht das wie in einem Action RPG gut von der Hand. Mit einer Taste kann man schlagen, mit einer anderen ausweichen und das, was mich wirklich überrascht hat: Man kann sogar kontern.

Wenn ein kleiner Lichtkegel um den Gegner herum erscheint, kann man einen Konter vollführen, der sehr viel Schaden zufügt und für einige Gegner sogar unerlässlich ist. Dabei bleiben die Gegner nicht so einfach wie zu Beginn. Manche sind sture Kämpfer, die man mit ein, vielleicht zwei, Hieben erledigen kann. Andere blocken oder tragen Rüstung, die man erst einmal durchbrechen muss. Und wieder andere Gegner sind Fernkämpfer, vor denen man sich wirklich hüten muss. So einfach es auch alles wirkt, so intensiv wird das Kampfsystem nach einiger Spielzeit.

Es gibt ab und an auch mal einen Boss, der besondere Mechaniken hat. Einfach draufhauen wird hier nichts bringen. Die Mechaniken sind sehr schön durchdacht und vor allem sehr belohnend, sodass man sich freut, wenn man die Herausforderung geschafft hat. Frustrierend sind diese aber keineswegs. Stirbt man mal, und ja, man kann auch in einem Spiel sterben, dass sich an Kinder oder junge Erwachsene richtet, dann kann man mitten im Bosskampf wieder einsteigen.

Wenn man nicht gerade kämpft und die nächste Generation zu absoluten »Dark Souls«-Masochisten aufzieht, die wahrscheinlich »Sekiro: Shadows Die Twice« ohne mit der Wimper zu zucken durchspielen, darf man rätseln. Erst sind die Rätsel noch recht einfach, da man zum Beispiel erst eine Fähigkeit hat und auch nur diese einsetzen kann, um zum Beispiel eine Eistreppe nach oben zu erschaffen. Später, wenn diese Fähigkeiten miteinander kombiniert werden, werden die Rätsel schon anspruchsvoller, aber auch kein Game-Breaker.

Somit ist »Ary and the Secret of Seasons« ein sehr ausgewogenes Spiel, das neben Rätsel- und Kampfpassagen vor allem Wert auf Zwischensequenzen und eine Geschichte legt, die auf dem Niveau eines »Disney«-Films ist. Die Charaktere sind überzeichnet, aber dennoch sympathisch. So wirklich böse ist niemand und es gibt immer irgendwelche Hintergründe, warum jemand so handelt, wie er nun mal gehandelt hat. Dazu kommt noch eine Prise Humor, die sogar Erwachsene nach einem anstrengenden Arbeitstag aufheitern dürfte. Dass sich »Ary and the Secret of Seasons« zu einem sehr großen Teil an Kinder richtet, heißt ja nicht, dass man nicht auch als Erwachsener daran Spaß haben kann. Wenn Ary wutentbrannt »Sohn einer Kuh« schreit, ist das eventuell ein Seitenhieb, den ein Kind noch nicht versteht.

Insgesamt gibt es keine Negativpunkte. Man könnte nun anführen, dass es technisch manchmal etwas hakt, das ein Sprung nicht richtig funktioniert, mal ein Glitsch hier und da passiert, doch das ist nichts, was ein Patch nicht in Ordnung bringen kann und wahrscheinlich auch noch wird.

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Masterpiece
100100
Pros

Toller Grafikstil

Schöne unterschiedliche Gebiete

Sympathisch überzeichnete Charaktere

Rätsel nicht zu einfach, aber auch nicht zu schwierig

Süße »Mulan« ähnliche Story mit starkem Hauptcharakter

Cons
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