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Für diesen Test wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich bei Koch Media und Deep Silver.
Sci-Fi-Spiele gibt es immer mal wieder und immer mal wieder kommt einem derselbe Gedanke: Warum kann ich das Raumschiff nicht steuern? Gerade in actiongeladenen Szenen oder auch in prägnanten Szenen, wie zum Beispiel am Ende von Mass Effect 2 juckt es dann doch mal in den Fingern, wenn man mal wieder nicht das Raumschiff fliegen darf.
Chorus versucht es in der Hinsicht mit umgekehrter Psychologie. Hier darf man das Raumschiff steuern, manövrieren, schießen und noch so vieles mehr – dafür wird aber auf das Steuern des Charakters verzichtet.
Doch fangen wir ganz von vorne an und klären erst einmal, worum es in Chorus eigentlich geht.
Es startet düster mit Schuldgefühlen
In Chorus schlüpfen wir in die Rolle von Nara, die einst einem Kult angehört hat. Dieser wollte alle von seinem Glauben überzeugen. Wobei überzeugen nur ein sehr netter Begriff dafür ist, dass alle getötet wurden, die eben nicht diesem Glauben nachgeben wollten. Eine Art von vollständiger Unterwürfigkeit sollte mit dem Kult erreicht werden und Nara war eine der besten Kampffliegerinnen und hat diese Art von Regime unterstützt. Eines Tages konnte sie das aber nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren und verließ den Kult.
Ohne ihr Schiff Forsaken und mit sehr viel Ballast hat sie versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Und dort, wo sie sich ein neues Leben erhofft hat, möchte der Kult für Tod und Zerstörung sorgen. Das kann Nara natürlich nicht hinnehmen und beginnt, alte Rechnungen zu begleichen. Weglaufen ist nicht mehr möglich. Schnell findet sie auch wieder ihren alten Bekannten – Forsaken.
Ihre selbst ersuchte Mission ist keine Leichte und immer wieder muss sie sich diversen Aufgaben stellen. Doch das reicht auch schon an Spoilern, denn das Spiel hält noch das Ein oder Andere bereit.
Manchmal ist die Protagonistin wirklich sehr depressiv, aber das ist in ihrer Lage auch verständlich. Einerseits ist es schön, dass man ihre Gedanken hört und nicht nur das Gesprochene, anderseits wird dies im Flüsterton unternommen. So ganz ins Bild passt es dann nicht und irgendwie stört es auch, wenn die Protagonistin ständig vor sich hin flüstert. Es wird besser, sobald Forsaken auftaucht und mehr Interaktion herrscht. Man kann also sagen, dass die einsamen Passagen mit Flüsterton genau das erzielt haben: Sie wirken so, als würde die Protagonistin gleich verrückt werden. Sie untermauern die Einsamkeit und lassen einen auf mehr hoffen.
Die Gespräche mit Forsaken, der ein erstaunlich starker Charakter ist, machen da schon mehr Spaß und geben sowohl inhaltlich als auch präsentativ mehr her. Forsaken verzeiht nicht so schnell, sagt nicht zu allem „ja“ und beweist eine Charakterstärke, die bei Nara erst nach sehr vielen Stunden zum Vorschein kommt. Aber auch das beweist am Ende wieder das Storytelling samt Charakterentwicklung. Nebencharaktere sind hingegen etwas tiefgründiger als die 08/15-Charaktere, die man sonst so kennt, aber wirklich warm wird man bis zum Schluss dann auch nicht mit ihnen – zumindest mit den meisten. Ausnahmen gibt es auch hier.
Wir bleiben im Raumschiff!
Und so fliegen wir im Weltraum umher, sprechen mit Charakteren, ohne unser Raumschiff zu verlassen, nehmen Nebenquests an, die ganz typischerweise eher weniger Spaß machen und befassen uns mit Hauptquests, die erstaunlich gut sind. Hier wird nicht nur rumgeballert, wie man es vielleicht vermuten könnte. Es gibt diverse Gegnertypen, Waffentypen und vieles mehr, das beachtet werden muss. Das führt dazu, dass man sich stetig auf neue Situationen anpasst. Es wird also auch nach einigen Stunden nicht langweilig.
Dazu kommt, dass es generell alles andere als einfach ist. Gut, man fliegt selten Raumschiffe in Videospielen und da spielt dann auch etwas der Erfahrungswert mit. Dennoch ist es manchmal erstaunlich schwierig, Gegner auszuschalten. Eigentlich sind diese immer in der Überzahl (ausgeschlossen Tutorialgegner), haben unterschiedliche Schilde, Taktiken und Angriffsmuster.
Gerne würde ich jetzt sagen, dass das Spiel unfair und frustrierend ist, aber das wäre gelogen. Kaum befriedigender kann es kaum sein, wenn man im zweiten Anlauf gegen eine Armada von Gegner gewinnt, coole Moves im Weltraum mit seinem sprechenden Schiff geschafft hat und dann auch die Aussicht genießen kann.
Eine lebendige Welt mit starkem Leveldesign
Zwar ist das Spiel keine riesige Open World, aber es hat riesige Level. Vor allem auf der vertikalen Linie macht es so ziemlich jedem Sci-Fi-Spiel etwas vor. Immer wieder kann man kleine Raumstationen anfliegen, sie unter- oder überfliegen und trifft auf Steinformationen, denen man geschickt ausweichen muss. Nach und nach beherrscht man die ungewohnte, aber sehr gute Steuerung mehr und wagt sich auch mal an andere Manöver heran.
Und wenn man nicht gerade mit heruntergelassener Kinnlade in die Weiten des Weltraums schaut, dann gibt es auch noch etwas für’s Köpfchen.
Immerhin gibt es einige Missionen, in denen es Schalterrätsel gibt. Das hört sich jetzt langweilig an, ist aber sehr gut gemacht. Und immerhin, wer fühlt sich nicht schon etwas gehobener, wenn er auf einen Schalter zufliegt, diesen ausnahmsweise auch mal trifft, dann einen Drift in der Luft ablegt und das mit mehreren Schaltern wiederholt?
Und auch an dieser Stelle zeigt das Spiel, dass das Fliegen einfach nur unfassbar gut gemacht ist.
Die Story ist also gut, die Nebenaufgaben sind okay, manchmal sogar gut, manchmal eher langweilig und die Steuerung ist super, genauso wie die Grafik. Auf technischer Seite macht das Spiel schon einmal alles richtig.
Plattformempfehlung nicht möglich
Sowohl auf dem PC als auch der Xbox Series X sieht das Spiel fantastisch aus.
Dazu kommen volumetrische Effekte, Partikeleffekte und einiges mehr, was das Spiel einfach nur toll aussehen lässt. Selbst bei Animationen und Cutscenes gibt es nichts zu meckern.
Ein Muss für jeden Sci-Fi-Fan
Chorus ist ein Spiel wie fast kein anderes. Es füllt eine Nische besonders aus und setzt Maßstäbe für künftige Story-Raumschiff-Spiele.
Leveldesign überzeugt
Gameplay erfrischend anders
Tiefgründige Charaktere, stringente Storyline
Forderne Lernkurve
Nebenquests mal besser, mal schlechter
Einstieg trotz sehr gutem Tutorial für Anfänger des Genres schwierig