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»Cyberpunk 2077« ist momentan in aller Munde, doch bevor ihr nun aufhört zu lesen, weil ihr es einfach nicht mehr lesen könnt, möchte ich euch ein anderes Spiel vorstellen: »Disjunction«.
»Disjunction« könnte auf den ersten Blick wie ein Spiel aus dem Cyberpunk-Genre mit schicker Pixelgrafik wirken, das dann auf den zweiten Blick leicht an »Hotline Miami« erinnert und erst auf den dritten Blick zu etwas vollkommen anderes mutiert. Und diesen dritten Blick möchte ich euch nun näherbringen.
Düstere Story wird noch düsterer
2048 ist alles anders. Central City ist kein Urlaubsziel. Es ist eine düstere von Tech überzogen Welt, die andere Spiele aus dem Sektor wie »Animal Crossing New Horizons« wirken lassen. Wenn es euch an düstere, traurige und Story lastige Welten zieht, dann seid ihr an diesem Punkt schon einmal richtig.
Ihr beginnt mit Frank, einem Privatermittler. Er soll einen Mord aufklären, dann geht ihr über zu Joe, einem halben zornigen Tech-Gorilla-Meschen und zu guter Letzt schlüpft ihr in die Rolle von Spider, einer Hackerin, die es auf die dunkle Seite des Webs zieht. Egal, welche Rolle ihr auch übernehmt, jeder Charakter hat seine eigene Storyline, seine eigenen Beweggründe und verhält sich auch seiner Natur entsprechend.
Nehmen wir einmal Frank als Beispiel. Als Privatermittler erhält er eines Tages den Auftrag, einen Mord aufzuklären, nachdem ein Bekannter für schuldig befunden wurde, ohne auch nur ansatzweise am Ort des Verbrechens gewesen zu sein. Frank geht der Sache auf den Grund, schleicht sich in Gebäude, sucht nach Dokumenten und hat natürlich auch Hilfe, wenn es darum geht, die Informationen zuzuordnen. Gorilla Joe, und nein, er ist jetzt nicht so eine Art Gorilla-Mensch, wie man ihn aus der Fernsehserie »The Flash« erwarten würde. Er ist ein Mensch mit Augmentierungen und sehr sehr stark. Dieser versucht herauszufinden, wie seine Tochter gestorben ist. Er stürmt in Gebäude und haut alles weg, was bei 3 nicht auf dem Baum ist.
Und wieso erfahrt ihr jetzt nichts über den dritten Charakter Spider? Dazu mehr in der kommenden Review.
Moment, hieß es in der Beschreibung bei Steam nicht „Cyberpunk-Stealth-Action-RPG“?
„Cyberpunk-Stealth-Action-RPG“
Okay, ihr seht schon, die Story ist für „so ein Pixelspiel“ weitaus tiefer, als man zu Beginn erwartet hätte. Die Story hat Wendungen, Höhepunkte und durchaus sehr gute Dialoge, die sich sehen lassen können. Auch schön ist es, dass ihr die Story mit euren Taten beeinflussen könnt. Versprecht ihr zu Beginn eurer Helferin, dass ihr keine Menschen töten würdet, wart dann aber zu blöd zum Schleichen und habt auf den Revolver zurückgegriffen und ein Blutbad angerichtet, kommt ihr nicht so einfach davon.
Sie wird sich daran erinnern, sie wird toben, sie wird euch hassen – bis sie sich wieder abregt. Aber diese Taten haben Einfluss auf die unmittelbare Beziehung zu den Charakteren, auf Dialoge und sogar auf den Verlauf des Spiels. Ihr klickt euch also nicht einfach nur durch Dialoge und schaut, was sich nett und richtig anhört, ihr müsst euren Vorstellungen entsprechend handeln. Und jetzt beginnt auch schon der Punkt des „Cyberpunk-Stealth-Action-RPG“.
Es gibt unterschiedliche Level, in denen Gegner platziert sind. Eure Aufgabe ist es, euch im Level fortzubewegen und einen gewissen Punkt zu erreichen. Hierfür könnt ihr auf Stealth zurückgreifen, heißt, dass ihr schleicht, Betäubungspistolen nutzt und ganz im »Assassin’s Creed«-Style Gegner von hinten massakriert (nicht-tödlich, denn ihr wollt ja nicht Ärger mit der Lady bekommen und euch vielleicht das Ende des Spiels verscherzen).
Für die Spieler*innen unter euch, die etwas weniger Geduld mit sich bringen und auch gerne einmal auf die Kacke hauen und sich ein böses Ende ersehnen, gibt es auch Wege.
Ihr könnt Waffen einsetzen, Granaten werfen und euch durchballern. Ihr könnt den lauten Weg nehmen, eure Reaktionen testen, verbessern und es einfach ausprobieren.
Beide Wege werden im Spiel gut umgesetzt, doch macht das Spiel aufgrund der Reaktionen in Dialogen und Co. schon deutlich, dass dies nur das letzte Mittel sein sollte und nicht der erstrebenswerte Spielstil. Dennoch ist es gut, wenn Spiele nicht, wie beispielsweise auch »Deus Ex« nur den nicht-tödlichen Weg gut implementieren, sondern Spieler*innen Freiraum gewähren.
Leveln, aber ohne lästigen Grind
Habt ihr euch durch die Level mit dem Weg eurer Wahl gekämpft, gilt es noch, Upgrades zu suchen. Mit diesen könnt ihr leveln, eure Geschicke, Gesundheit und mehr erhöhen. Auch hier: Das Spiel bringt sehr viel mehr Spiellogik mit, als es zu Beginn den Anschein hat.
Wenn die Story gut ist, die Charaktere interessant geschrieben, eure Handlungen Konsequenzen haben und ihr sogar Freiraum beim Spielen habt, was kann dann eigentlich noch schlecht sein?
Fazit
Gute Frage. Das Spiel hat eine sehr schöne Tiefe und das Gameplay macht an sich auch Spaß und variiert mit der Zeit. Musste man zu Beginn einfach nur hinter einen Gegner kommen, muss man mit der Zeit Fähigkeiten einsetzen, Fallen ausweichen und sich immer wieder auf die neue Situation einstellen. Die Checkpoints sind fair gesetzt und auch die Speicherpunkte sind in Ordnung, auch wenn sie mit der Zeit seltener werden. Die Herausforderung steigt also und als Spieler*in müsst ihr euch anpassen und besser werden.
Auch die Rollenspielelemente sind passend gesetzt. Keiner möchte in so einem Spiel zu viel Zeit mit leveln, grinden und Co. verbringen.
Kann ich euch das Spiel empfehlen? Bis hierhin ist es noch eine Preview. Es ist bisher ein sehr gutes Spiel, das aber aufgrund seines speziellen Looks und auch seines eher speziellen Gameplays nicht jedermanns Sache sein wird. Wenn ihr Spiele wie »Hotline Miami« mögt oder auch mal etwas Anderes spielen möchtet, seid ihr hier genau richtig. Und im Gegensatz zu anderen Cyberpunk-Genre-Vertretern habt ihr hier soweit keine Probleme mit Game-Breaking-Bugs. Sorry, der Seitenhieb musste leider sein.