Erst kürzlich ist »Wasteland 3« erschienen und ist sogar über den Xbox Game Pass kostenlos spielbar. Schon die ersten beiden Teile von »Wasteland« haben sich großer Beliebtheit erfreut, waren aber dennoch eher Nischentitel, die man seinen besten Freunden anvertraut hat.
Da das Entwicklerstudio hinter »Wasteland 3« nun Teil von Microsoft ist, wurde aus dem kleineren Indie-Projekt schnell etwas Größeres. Die Welt ist größer und detailreicher, die Grafik besser und von der sehr gelungenen Synchronstimmenbesetzung müssen wir erst gar nicht anfangen. Mit mehr Budget ist in der Regel auch mehr machbar.
In »Wasteland 3« begleiten wir immer noch die Ranger, selbst ernannte Helden, denen das Wohl ihrer Mitmenschen am Herzen liegt. Nach einer Postapokalypse und den verheerenden Ereignissen aus »Wasteland 2« ist es ein Wunder, dass überhaupt noch Ranger existieren. In Arizona sieht es aber nicht gut aus und als Colorado helfend die Hand entgegenstreckt, dauert es nicht lange, bis sich die Ranger aufmachen, um diese Hilfe anzunehmen – zu jedem Preis.
Kaum kommen sie in Colorado an, möchte der oberste Anführer, dass die Ranger ihm bei seinen Familienproblemen hilft. Er hat drei Kinder und jedes von ihnen ist schwieriger als das andere. Manche wollen die Macht an sich reißen, andere haben wiederum morbidere Pläne. Jeder von ihnen ist absolut durchgedreht, so wie eigentlich jeder in dieser Postapokalypse.
Das beginnt schon in den eigenen Reihen, wenn der Spieler die ersten Ranger aussucht. Es darf je ein Pärchen ausgesucht werden, wobei auch selbst erstellte Paare möglich sind.
Die voreingestellten Pärchen sind aber allemal einen Blick wert. Manche sind Nerds, haben Werte auf Nerdkram und können so Maschinen hacken. Andere sind brutal, können besonders gut mit ihrer „Arschloch“-Fähigkeit überzeugen. Wieder andere wollen lieber „Arschkriecher“ sein, also Personen, die mit sehr viel Überzeugungstalent gesegnet sind.
Je nachdem für welches Paar man sich entschieden hat und welche Rekruten man später noch hinzunimmt, kann das Spiel sehr einfach oder aber auch sehr sehr schwierig werden.
Es ist sinnvoll eine Gruppe zusammenzustellen, die so vielseitig wie möglich ist. Wenn alle 4 Kameraden hacken können, keiner aber ein Schloss knacken, wird man sich öfter vor verschlossenen Türen vorfinden als einem lieb ist.
Die Mischung macht’s also.
Hat man sich einen Trupp zusammengestellt, wurde noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. Auf dem Weg durch das eisige Colorado findet man immer mal wieder neue Rekruten mit besonderen Fähigkeiten, die dann vielleicht doch besser ins Team passen. Neben den vier Rekruten gibt es auch noch je 2 besondere Begleiter, wie etwa der Marshal, der einem recht zu Beginn des Spiels folgt, bis man auf eigenen Beinen schießen kann.
Hat man sich für ein Team vorerst entschieden, nimmt man diverse Missionen an. Manche der Missionen sind zeitabhängig und sollten schnell bearbeitet werden, andere sind Hauptmissionen, welche die Story voranbringen.
Dabei muss eine Nebenmission nicht unbedingt kurz ausfallen. Jede Mission hat ihren ganz eigenen Charme und nur selten wiederholen sie sich. Mal muss man jemanden retten, mal muss man einen Racheakt verhindern und wieder ein anderes Mal etwas reparieren. Jede Mission ist ein bisschen anders, selbst dann, wenn die Mechanik der Mission sich ähnelt.
Ein wichtiger Faktor in den Missionen und manchmal auch außerhalb sind dabei die Kämpfe. Diese verlaufen rundenbasiert und kommen an solche Größen wie »XCOM« heran. Das Spielfeld wird dafür in ein Gitternetz eingeteilt und jeder Charakter hat eine gewisse Anzahl an Aktionspunkten. Mit diesen kann gemacht werden, was man möchte und auch in der Reihenfolge, die man möchte. Man kann beispielsweise erst schießen und dann in Deckung laufen.
Jede Begegnung im Kampf stellt dabei das taktische und strategische Geschick des Spielers auf die Probe. Manche Charaktere bevorzugen den Nahkampf, doch die meisten werden sich auf ihren Maschinengewehren und Panzerfäusten ausruhen. Und wenn so eine Panzerfaust mal trifft, dann trifft sie auch – alles und jeden.
Man muss den Feind also umrunden, seine Schwachstellen finden und diese ausnutzen. Manchmal hilft die Umgebung mit gut platzierten explosiven Fässern. Manchmal nimmt man aber auch seinen Panzerwagen mit. Der Panzerwagen hilft nicht nur dabei, von A nach B zu kommen, er ist auch im Kampf einsetzbar. Und dieser macht richtig Wumms! Da er aber angegriffen und zerstört werden kann, ist das auch gleichzeitig ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann er einen aus brenzligen Situation retten, anderseits kann er auch kaputt gehen. Solange all diese Möglichkeiten auf einem Spielfeld stehen, muss sehr viel taktiert und ausprobiert werden.
Immer mal wieder ist es vielleicht sogar sinnvoll, einem Kampf so lange wie möglich aus dem Weg zu gehen. Hat man ein durchwachsenes Team kann man beispielsweise Fallen schnell erkennen und sicher auslösen, Warnsysteme ausschalten und vieles mehr. In diesem Spiel ist oft der Weg das eigentliche Ziel.
Sich durch Umgebungen zu wuseln, neue Erkenntnisse anzuwenden und dann in den strategischen Kampf zu wechseln, kann schon sehr viel Spaß machen.
Ist einem das Ganze dann manchmal doch zu viel Köpfchenarbeit, kann man immer noch seine Zeit mit den NPCs verbringen. Diese haben ellenlange, sehr sehr gut geschriebene Dialoge, in denen sie nicht nur zeigen, wie abgedreht sie sind, sondern auch noch Entscheidungen fordern. Die Entscheidungen in »Wasteland« sind seit jeher sehr weitreichend und vor allem auch eine Mischung aus Pest und Cholera. Die meisten Entscheidungen tun schon weh, bevor man die zu Ende gesprochen hat. Oft denkt man, dass man das Richtige tut, nur um an einer anderen Stelle am eigenen Menschenverstand zu zweifeln. Warum habe ich den Mann frei gelassen, der seit Jahren in einem Gefängnis saß, die Decke für Wasser abgeleckt und irgendwelche Pilze gegessen hat? War es Mitleid? War es der Drang, die Mission abzuschließen? Who knows?
»Wasteland 3« ist also eine Mischung aus sehr guten taktilen Kämpfen, sehr sehr guten Dialogen, einer abgedrehten Story, die gut erzählt ist und zu guter Letzt eine riesige Masse an Möglichkeiten. Freiheit, Brutalität und Konsequenzen werden hier mit einem Lacher mit einander vermischt. So auch diese sammelbaren Items mit besonderen Perks:
Das, was die Grafik manchmal alt aussehen lässt, lässt sie an anderen Stellen wieder glänzen. Die Sicht ist von schräg oben, weshalb es manchmal altbacken wirkt, doch wenn man genauer hinsieht, sieht man ein Detailreichtum, das wirklich zufriedenstellend ist. Auch die Vielfalt im Kampf mit besonderen Aktionen, wie etwa einem Spezialschuss, der einem in alter »Fallout«-Manier zwischen den Körperteilen, die man treffen möchte, wählen lässt, wirkt alles Andere als fehl am Platz.
Das Balancing hingegen ist recht schwierig. Wie zu Beginn schon angedeutet, kann das Spiel sehr einfach oder viel zu schwierig sein. Es kommt auf die Zusammenstellung des Teams, das richtige leveln und taktile Aspekte an. Ein Level-Guide gerade für Einsteiger ist somit sogar zu empfehlen.
Vertonte Dialoge
Tolle Synchronisation
Schicke Welt mit vielen Points of Interest
Entscheidungsmöglichkeiten aus der Hölle - richtig toll!
Sehr viele Freiheiten
Fühlt sich an wie ein Trip
Schwierigkeitsgrad variiert je nach Truppzusammenstellung stark