Inhalt
Wenn man an Star Trek denkt, kommen einem weniger bildgewaltige Schlachten in den Sinn. Vielmehr denkt man über die Charaktere, ihre Beziehungen und die politische Gesinnung nach, welche Star Trek nicht gerade selten diskutiert. Recht ruhige Themen, die man auch in einem recht ruhigen Strategiespiel ansprechen kann. Und genau das versucht auch „Star Trek: Infinite“.
Immerhin orientiert sich das Spiel spielerisch an „Stellaris“, einem sehr bekannten Strategiespiel, das vor allem durch seine Fülle an Inhalten über mehrere Jahre hinweg sowohl von den Entwicklern durch DLCs als auch von Spielern durch den Erwerb der DLCs unterstützt wurde. Doch wie wäre es wohl, wenn man „Stellaris“ nähme und versuchen würde, das Ganze in das Star Trek Universum zu überführen? Genau dann würde man „Star Trek: Infinite“ erhalten.
Doch gehen wir nun einmal davon aus, dass ihr „Stellaris“ nicht kennt und eigentlich nur deshalb auf das Spiel gestoßen seid, weil ihr Star Trek mögt.
4 Fraktionen – 4 hoch X Möglichkeiten
In „Star Trek: Infinite“ könnt ihr euch für eine der vier Fraktionen entscheiden:
- Vereinigte Föderation der Planeten
- Klingonisches Reich
- Romulanisches Sternenimperium
- Cardassianische Union.
Startet ihr mit dem Tutorial – und das ist schon fast Pflicht, um überhaupt in das Spiel hereinzufinden – beginnt ihr klassisch mit der Vereinigten Föderation der Planeten. Es gab einen Vorfall, der dafür sorgt, dass es in der ganzen Galaxie brodelt. Ihr startet nicht direkt im Gefecht, aber dennoch solltet ihr euch schon einmal rüsten. Die Aufrüstung muss aber nicht gleichbedeutend mit Krieg sein. Es gibt auch noch andere Arten, um zu gewinnen und je nachdem, für welche Fraktion ihr euch entscheidet, liegt Diplomatie oder Spionage vielleicht etwas näher als das direkte Hineinstürzen in Gefechte. Dennoch ist es eure Geschichte, euer Abenteuer und vor allem eure Reise, die sich in jedem Playthrough komplett verändert.
Sci-Fi-Fantasy-Lektüre mit strategischen Aspekten
Es handelt sich bei „Star Trek: Infinite“ jedoch um ein Strategiespiel, d.h. auf hochauflösende Cutscenes, tiefgründige Dialoge, spannende Gefechte und Co. muss großteilig verzichtet werden. Es gibt zwar einige Story-Abschnitte, die als Pop-Up-Lesefenster erscheinen und in denen ihr auch mal schwerwiegende Entscheidungen treffen müsst, allerdings werden sie nicht weiter präsentiert.
Alles, was passiert, findet in eurem Kopf statt. Gerade zu Beginn ist das etwas seltsam, da man es ja doch gewöhnt ist, alles präsentiert zu bekommen, doch mit der Zeit, wenn man dann auch mal länger am Stück spielt, wird die Fantasie angeregt und man beginnt, seine eigene Geschichte zu spinnen.
Schwieriger Einstieg bei maximaler Freiheit
Doch nicht nur die Präsentation ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig, auch das Gameplay. Gerade in den ersten 90 Minuten erhaltet ihr viele Tutorialeinblendungen, die euch eigentlich helfen sollen, ins Spiel zu finden. Da es aber so viele hintereinander sind und ihr meist noch nicht einmal die erste Anweisung wiederholt habt, bevor die zweite eintrifft, kann es leicht überforden. Der Einstieg ist trotz Tutorial etwas schwierig, gerade dann, wenn man „Stellaris“ noch nicht gespielt hat. Solltet ihr allerdings „Stellaris“ schon gespielt haben, werdet ihr euch hier sofort zu Hause fühlen. Dann schickt ihr eure Erkundungsschiffe los, um die Galaxie zu erforschen, Anomalien zu entdecken und somit Story freizuschalten. Dann nutzt ihr eure Konstruktionsschiffe, um Ressourcen abzubauen und neue Sternbasen zu errichten. Ihr breitet euch in der Galaxie aus und nutzt so viele Ressourcen, wie ihr nur bekommen könnt.
Ihr stoßt auf andere Zivilisationen, nehmt Kontakt auf und vermutlich werdet ihr versuchen, Handelsrouten zu erstellen. Vielleicht wollt ihr aber auch die komplette Galaxie mit eurer klingonischen Flotte übernehmen.
Ihr spannt dieses Netz an Features, was nun wirklich ein sehr großes und komplexes Netz ist, immer weiter und werdet immer tiefer in den Bann gezogen. Ihr sucht neue bewohnbare Planeten, beginnt mit der Kolonialisierung, unterstützt diplomatische Beziehungen, sendet Spione aus, achtet auf Spionageabwehr und versucht zu Beginn, einfach nur zurechtzukommen. Doch das reicht euch nicht, denn ihr wollt mehr. Ihr wollt mehr Land, mehr Gewinn, eine höhere Zufriedenheit, mehr Macht – oder den Weltenfrieden. Ihr sucht euch eure Ziele selbst aus und könnt ihnen ziemlich frei nachgehen.
Um euch ein bisschen bei der Hand zu nehmen und einen Rahmen für jene zu setzen, die vor allem anfangs Probleme mit der Zielfindung haben, gibt es Missionen. Diese sind recht einfach gehalten, helfen aber, kontinuierlich in die richtige Richtung in Sachen Fortschritt und Erkundung zu schubsen. Ihr müsst beispielsweise eine Anzahl X an Planeten erkunden oder Anomalien erforschen, um gewisse Belohnungen freizuschalten. Ihr könnt zum Beispiel die Enterprise samt Picard freischalten. Das hat nicht nur den Vorteil, dass ihr den Charakter und natürlich das Raumschiff kennt. Die Enterprise kann sowohl aufklären als auch forschen als auch angreifen, wenn es hart auf hart kommt. Es lohnt sich also, die Missionsziele zu verfolgen.
Dazu kommen natürlich noch Siegbedingungen. Hier müsst ihr euch nur die Frage stellen, ob ihr ein bestimmtes Ziel hat, beispielsweise die Weltherrschaft, oder ob ihr vielleicht mehrere Bedingungen abschließen möchtet. In den ersten Stunden ist das aber alles noch nicht so wild.
DLC oder eigenständiges Spiel?
Eigentlich ist „Star Trek: Infinite“ ein „Stellaris“ im Deckmantel des Star Trek-Franchises. Einerseits ist das gut: Immerhin ist „Stellaris“ ein gutes Spiel. Es ist fordernd, es bietet viele Freiheiten und gerade dann, wenn man sich mal entspannen möchte und von seinem Alltag abgelenkt werden möchte, kann man hier fündig werden. Andererseits ist es mit DLCs zu „Stellaris“ vergleichbar. Der Umfang ist etwas größer, aber dies als eigenes Spiel zu veröffentlichen, ist etwas gewagt. Natürlich profitieren Käufer davon, da sie nur „Star Trek: Infinite“ kaufen müssen und nicht etwa „Stellaris“ plus Star Trek DLC. Es ist und bleibt also eine Win-Win-Situation für Spieler und Entwickler/Publisher. Außerdem kostet das Spiel gerade einmal 29,99 Euro, sodass es sehr preiswert trotz großem Umfang ist.
Ein kleiner Kritikpunkt wäre noch, dass das Spiel zwar eine deutsche Synchronisation hat, aber einige Abschnitte leider nicht übersetzt wurden. Immer mal wieder gibt es Hinweistexte bei bestimmten Ressourcen, die weiterhin auf Englisch sind. Das ist an sich keine große Sache, sofern man gut Englisch kann.
Fazit
In „Star Trek: Infinite“ finden Star Trek-Fans und Strategie-Liebhaber eine interessante Verbindung zwischen dem Star Trek-Universum und dem bewährten Gameplay von „Stellaris“. Das Spiel legt den Schwerpunkt auf Charaktere, Beziehungen und politische Gesinnungen, ähnlich wie es in der TV-Serie der Fall ist. Die Präsentation ist eher nüchtern und erfordert, dass Spieler ihre Fantasie nutzen, um die Geschichte in ihrem Kopf zum Leben zu erwecken.
Der Einstieg kann anfangs verwirrend sein, besonders für Neueinsteiger, aber „Stellaris“-Veteranen werden sich schnell zurechtfinden. Das Spiel bietet eine breite Palette von Features und ein komplexes Gameplay, das die Spieler in seinen Bann zieht. Missionen und Siegbedingungen bieten klare Ziele und helfen, den Spielverlauf zu strukturieren.
„Star Trek: Infinite“ ist im Wesentlichen „Stellaris“ im Star Trek-Gewand, was Vor- und Nachteile hat. Der größere Umfang im Vergleich zu DLCs für „Stellaris“ macht es zu einem attraktiven Angebot, insbesondere zu einem Preis von 29,99 Euro.
Insgesamt bietet das Spiel eine fesselnde und tiefgehende Erfahrung für Fans des Star Trek-Universums und Spieler, die komplexe Strategie- und Aufbauspiele schätzen. Es ermöglicht, die Star Trek-Atmosphäre auf eine neue Art zu erleben, auch wenn die Präsentation weniger bildgewaltig ist als in anderen Star Trek-Medien.
Für diesen Testbericht wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt.
Star Trek-Atmosphäre: Das Spiel fängt die Atmosphäre und den Geist des Star Trek-Universums gut ein
Charaktere und Beziehungen: Betont die Entwicklung von Charakteren, Beziehungen und politischer Gesinnung, wie es in der Star Trek-Serie üblich ist
Vielfalt der Fraktionen: Spieler können aus vier verschiedenen Fraktionen wählen, um unterschiedliche Spielerfahrungen zu genießen
Tiefe des Gameplays: Das Spiel bietet ein komplexes und tiefgehendes Gameplay, das Strategie- und Aufbaufans anspricht
Individuelle Geschichten: Jeder Playthrough ist einzigartig, da Spieler ihre eigene Geschichte gestalten können
Missionen und Siegbedingungen: Bieten klare Ziele und Struktur für den Spielverlauf
Attraktiver Preis: Mit 29,99 Euro ist das Spiel preiswert und bietet viel Inhalt
Nüchterne Präsentation: Das Spiel verzichtet weitgehend auf aufwändige Cutscenes und Dialoge, was für einige Spieler enttäuschend sein könnte
Lernkurve: Der Einstieg kann aufgrund zahlreicher Tutorials und komplexer Mechaniken anfangs überfordernd sein, insbesondere für Neueinsteiger
Textlastig: Ein Großteil der Handlung wird durch Texte vermittelt, was die Präsentation weniger visuell ansprechend macht
Nicht vollständig übersetzt: Obwohl das Spiel eine deutsche Synchronisation bietet, gibt es Abschnitte, die nicht übersetzt wurden
Ähnlichkeit zu "Stellaris": Das Spiel könnte als zu stark an "Stellaris" erinnernd empfunden werden, ohne ausreichend eigenständige Elemente zu bieten