Gaming PCs werden immer teurer und auch die Stromrechnung ist nicht mehr ganz so nett zu uns, wie noch vor einigen Jahren – wegen der Preislage und natürlich auch wegen des erhöhten Verbrauchs. Denn je schneller und besser ein PC ist, desto mehr Strom möchte er auch verbrauchen. Die Anschaffung und auch Wartung eines Gaming-Rechners ist ebenfalls teuer. Und wenn man dann mal eben seinen PC mitnehmen möchte, geht das auch nicht „mal eben“.
Dann greift man vielleicht zu einem Gaming-Notebook, das ebenfalls viel Strom verbraucht, teuer in der Anschaffung ist und oben drein auch noch laut ist (Lüftergesänge durch mindestens einen Raum).
Was also tun?
Kaum zu glauben, aber für die oben genannten Probleme gibt es eine schnelle und leicht kostengünstigere Lösung: Shadow.
Der Shadow Cloud-Computing-Service bietet nicht, wie viele andere Anbieter, u.a. GeforceNow, einige Spiele, die man via Cloud streamen kann. Mit Shadow kann man einen kompletten Windows-Desktop ergattern. Man kann seine Launcher installieren (Steam, Epic, GoG und was das Herz begehrt) und sogar noch über andere Anwendungen verfügen, denn, wie bereits gesagt, bekommt man hier einen kompletten Gaming-PC in der Cloud.
Die Leistung ist gut zu vergleichen mit einem PC, der eine RTX 3070 innehat. Auf der Website wird natürlich mit 4k geworben und ja, man kann einige Spiele in 4k und 60+ FPS auch sicherlich genießen. Die derzeitige und kommende Generation an Spielen wird es aber nicht mehr mit 60 FPS schaffen. 1440p hingegen, die derzeitige Standardauflösung für PC-Spieler*innen, wird noch einige Zeit im Rennen bleiben.
Doch wie funktioniert es genau?
Zum einen ist der Start von Shadow sehr sehr einfach. Man registriert sich, schließt ein Abonnement ab (ca. 45 Euro pro Monat) und kann in kürzester Zeit auf seinen Desktop zugreifen – von fast jedem Gerät aus. So kann man sich beispielsweise die Shadow-App herunterladen, sich anmelden und kurz darauf schon, seine Launcher und Spiele installieren.
Zu Hause angekommen, kann man dann die Shadow App auf sein Notebook laden und die bis dato hoffentlich bereits heruntergeladenen Spiele zocken.
Ein zweiter Monitor ist in der Regel sehr praktisch, um mal eben etwas anderes zu tun, eine andere Anwendung zu starten, solche Dinge. Hat man keinen zweiten Monitor, hat man bei einem normalen PC eben keinen zweiten Monitor. Mit Shadow allerdings, kann man sich so gut wie jedes Gerät als zweiten Monitor einrichten, beispielsweise ein Tablet.
Das Einzige, worauf man dann noch achten sollte, ist, dass man ausreichend Internet zur Verfügung hat. Je höher die Auflösung, je anspruchsvoller die Spiele, desto besser und vor allem stabiler sollte das Internet sein. Hat man einen Glasfaseranschluss, muss man sich hier keine Sorgen machen. Bei Kupfer sollte man aber schon schauen, dass man die Mindestanforderungen erfüllt.
Es ist also einfach einzurichten, man hat seine Freiheiten, wie bei einem richtigen Gaming-PC und es leicht zugänglich von so gut wie jedem Gerät aus – mittlerweile gibt es sogar eine native App für das Rasperry PI.
Wo liegt dann der Hund begraben?
Zum einen sind 45 Euro pro Monat nicht sehr günstig. GeforceNow kostet beispielsweise mit einer RTX 3080 19,99 Euro im Monat, bei längeren Abonnements wird es noch günstiger. Gut, die Auswahl ist streng limitiert, aber man könnte ja vorab schauen, ob die gewünschten Spiele enthalten sind.
Jetzt könnte man argumentieren, dass ein Gaming-Rechner in der Anschaffung teurer ist. Ist er auch, doch was ist, wenn man bereits ein Gerät zur Verfügung hat? Wie teuer wäre dann die Anschaffung neuer Teile? Ist es aufs Jahr gerechnet wirklich günstiger? Das kommt ganz auf den Umfang des jeweiligen Upgrades an. An sich wäre Shadow nicht teuer wie sämtliche neue Teile, sprich Grafikkarte, CPU und weitere nicht ganz so günstige Hardware-Teile. Immerhin kommt man hier auf unter 550 Euro im Jahr, eine Grafikkarte in der Leistungsklasse kostet ca. 650 Euro. Und meistens tauscht man nicht nur die Grafikkarte aus, sondern befasst sich noch mit dem Mainboard, der CPU, dem Netzteil, usw. Für eine Neuanschaffung benötigt man ca. 1500 Euro, um der Leistung von Shadow gerecht zu werden. 3 Jahre Shadow oder 3 Jahre auf einen Rechner sparen, den man dann wieder aufrüsten muss. Auch da gewinnt Shadow.
Im Vergleich zu anderen Cloud-Lösungen ist es teurer, im Vergleich zum eigenen Rechner günstiger. Wobei ich persönlich als Vergleich eher den Rechner in Betracht ziehen würde, immerhin ist es nicht nur Cloud-Gaming, sondern mehr.
Nun könnte man als nächsten Vorurteilspunkt noch die Latenz ansprechen. PC-Spieler*innen lieben es, von der Eingabeverzögerung zu sprechen – auch im Vergleich zu Konsolen.
Aber hier kann ich leider nicht meckern. In allen Gaming-Sessions hatte ich gut 8-10ms Latenz. Das ist nichts. Man fühlt den Unterschied noch nicht einmal in Battlefield oder Call of Duty. Ich habe es übrigens über LAN-Kabel mit einer Glasfaserverbindung (1Gbit/s) ausprobiert.
Aber da wir schon bei den beiden Titeln sind, kommen wir zu einem wirklichen Negativpunkt: 256 GB Speicher. Das reicht nicht aus. Viele Spiele haben heutzutage über 100 GB und so könnte man, wenn man Pech hat und die beiden Lieblingsspiele sind sehr groß, zu wenig installieren. Das stört. Es gibt zwar die Möglichkeit, mehr Festplattenspeicher hinzuzubuchen, aber mindestens 1 TB sollten eigentlich Voraussetzung sein. Aber das variiert je nach Nutzer*in. Ich bin ein Spiele-Messie und hätte gern all meine Spiele auf der Platte – oder zumindest 10 zur Auswahl.
Die Latenz ist also kaum spürbar, man sieht auch so gut wie nie Artefaktbildung oder Ähnliches, außer der Göttergatte/die Göttergattin fängt an, etwas nebenbei herunterzuladen. Wo kein Internet ist, ist auch kein Shadow.
Was passiert, wenn ich kein Internet mehr habe?
Und da kommen wir zu einem kleinen Problem: Es kann immer mal sein, dass man kein Internet hat. Dann könnte man Multiplayer-Spiele auch nicht auf einem normalen Gaming-PC spielen, aber man hat in dem Moment keinen Zugriff mehr auf seinen Cloud-PC. Man sollte hier also nichts speichern, was einem wirklich wichtig ist. Auch Wartungsarbeiten seitens Shadow können mal auftreten, jedoch sind diese in der Regel sehr schnell wieder fertig und kommunizieren alles via Social Media. Hier bleibt man also informiert.
Fazit
Insgesamt ist Shadow also eine sehr gute Lösung, um alte Geräte nicht wegwerfen und sich neue Geräte kaufen zu müssen. Ja, man hat dadurch laufende Kosten, aber die Stromrechnung wird es einem danken. Dazu kommt, dass es wirklich sehr gut läuft, auch bei höheren Auflösungen. Wie gut eine RTX 3070 mit 4k klarkommt und wie dementsprechend die Frames sich mit Shadow verhalten, ist abzusehen. Ja, alte Spiele kann man gut und gerne in 4k spielen und hat kaum Verluste. Bei neuen Titeln sieht es da aber schon anders aus. Hier muss man dann einiges auf niedrig stellen, was bei der Auflösung nicht weiter schlimm wäre, aber man sollte es im Hinterkopf behalten.
Spiele, die generell schlecht auf einem PC laufen, und solche gibt es immer, wie man an The Callisto Protocoll oder auch The Witcher 3 mit neustem RayTracing-Patch sieht, werden auch via Shadow schlecht laufen. Hier hat man nur noch das Problem, dass Ruckler sich noch schlimmer anfühlen. Bevor es also ruckelig wird, einfach mal die Grafik runterstellen.
An sich ist Shadow also eine gute Sache: Man bekommt hier sehr viel für verhältnismäßig wenig Geld. Dafür hat man dann laufende Kosten (die man auch bei einem Rechner hat, weil man immer mal wieder etwas aufrüsten oder reparieren muss). Shadow kann man auch monatlich kündigen, doch wird dann alles gelöscht, was man eingerichtet hat. Das sollte also wohlüberlegt sein.
Bastler*innen werden hier nicht fündig werden, doch all jene, die gerne Videospiele spielen und das von überall aus, werden hier definitiv glücklich werden.