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Storytelling ist nicht ganz so einfach. Ob einem eine Story gefällt, liegt oft am Setting, den Charakteren und der Spielwelt. Natürlich ist auch das Gameplay wichtig und sollte das Setting untermauern. Wenn man dann noch von Wiederspielwert spricht, ohne haufenweise Dialoge und Cutscenes zu überspringen, wird es meist wirklich schwierig.
Was RimWorld anders macht bzw. wieso RimWorld eigentlich nicht langweilig werden kann, erfahrt ihr in den nächsten Minuten. Spoiler sind dabei fast unmöglich.
Ich könnte euch nun von all den tollen Spielmechaniken erzählen oder von der Pixelgrafik, die wir mittlerweile alle sehr wertschätzen. Da das aber schnell langweilig werden würde, möchte ich euch von meiner Spielerfahrung berichten, die sich zwar von Mal zu Mal ändert, aber auch an manchen Punkten gleich bleibt.
No Rest for the Wicked
Zuerst einmal möchte ich euch das Tutorial ans Herz legen. Die Steuerung hat es ganz schön in sich und die Menüs sind auch nicht zu verachten. Was zu Beginn noch etwas holprig wirkt, beweist sich aber später in ungeahntem Ausmaße.
Gut, das Tutorial ist gespielt und bis dato alles verstanden. Dann probiere ich es gleich mal mit einer frischen Welt.
Ich suche mir ein Plätzchen in der Spielwelt, das am Wald liegt und nicht allzu gefährlich aussieht. Ich mag Herausforderungen, so ist es nun auch nicht, aber direkt in den ersten Spielminuten zu scheitern wäre jetzt auch nicht mein Favorit.
Gesagt, getan. 3 Charaktere für den Start gewählt, die alle Werte etwas abdecken. Immerhin muss man bauen, jagen und vieles mehr. Soziale Aspekte sollte man nicht ganz außer Acht lassen.
Voller Überzeugung starte ich mein Spiel und habe direkt vergessen, wie ich nochmals meine Lagerzonen anlege. Eigentlich ganz simple, aber irgendwie hakt es zu Beginn etwas.
Ich lege Lagerzonen fest, wähle Bodenbeläge, Möbel, Wände, Türen, Fackeln, Sicherheitsoptionen, Anbauzonen und so vieles mehr. Alles noch, während ich in den ersten drei Spielsekunden auf Pause gedrückt habe. Ich lasse es starten und dann fällt mir auf, dass das nicht klug war. Ich wollte zu viel auf einmal. Ressourcen fehlen, 2/3 arbeiten relativ fleißig, aber irgendwie auch unkoordiniert.
Wo ist eigentlich Nummer 3?
Ach! Gefunden! Steht rum. Vielleicht denke ich das ja auch nur und schaue mir sicherheitshalber den Char nochmals an. Bequem über die Pfeiltasten navigiere ich ihn an, auch wenn ich den Charakter auch einfach anklicken könnte. Und was sehe ich da?
„Beobachtet die Wolken“
Ernsthaft? Die Arbeit steht still und Charakter 3 hat nichts Besseres zu tun, als sich die Wolken anzuschauen? WIESO?
Na gut, ich gebe ihm als Starthilfe direkt eine Anweisung. Er soll Bäume fällen. Besser als nichts – oder eben Wolken beobachten.
Ich schaue bei den anderen vorbei, wühle etwas im Menü und gehe zu Charakter 3 zurück. Dieses Mal scheint er zu arbeiten. Ich kontrolliere es aber lieber mal. Wo läuft er denn hin?
Einfach nach oben und dann etwas nach rechts, aber hey, da ist gar nichts…
Im Menü werde ich schlauer: „Geht spazieren“.
Na toll. Er macht, worauf er Bock hat und die anderen kommen nicht hinterher. Das ist mir etwas zu authentisch.
Also nochmal nach meinem Fehler suchen. Und da haben wir es auch schon. Prinzesschen scheut Arbeit. Bester Trait. Um dem etwas entgegenzuwirken, schaue ich mir im Arbeitsmenü an, was Prinzesschen gerne machen möchte und werde sogar fündig. Ich stelle alles um und schon .. läuft es plötzlich einfach.
Auf dem Weg zum Happy Ending?
Alle sind am Arbeiten und die Welt ist friedlich.
… bis ein verrückter Hase angreift. Zum Glück sind alle bewaffnet. Sie holen ihre Revolver, Gewehre und Messer heraus und greifen den Hasen an. Einer wird verletzt, einer läuft weg, kommt aber zum Glück irgendwann wieder. Prinzesschen, das bisher die Arbeit gescheut hat, kommt nun wieder und hilft den Verletzten.
Es sieht erst gar nicht so schlecht aus. Ich freue mich sogar über Warg Nr. 1, der gezähmt wurde und nun ebenfalls im Hundekörbchen schläft. Der Verletzte erholt sich langsam. Der Warg sieht regelmäßig nach ihm und kratzt ihn freundschaftlich.
Scheiße!
Der Verletzte stirbt an einem Kratzer. Ist jetzt nicht wahr.
Ich habe übrigens den Hardcore-Modus gewählt. Ruhe in Frieden Charakter 1. Du konntest prima bauen, jagen und alles andere, was wirklich wichtig war. Durch dich habe ich gelernt, wie man Krankenbetten ausweist. Und wie man Gefängnisse baut – nur für den Fall, dass es noch wichtig wird.
Ein alter Mann meldet sich. Er ist schon recht alt mit seinen 90, aber hey, solange er kochen kann, ist alles gut.
Er möchte nur, dass ich ihn beschütze vor zwei Wieselmenschen, die auf dem Weg sind. Ich stimme zu, bereite mich auf den Kampf vor.
Niete, Niete, Niete – hört das denn nie auf?
Am Anfang scheint es gut zu laufen, doch plötzlich versteckt sich der alte Mann. Warum ist er eigentlich plötzlich nackt? Komisch. Na ja, irgendwann finde ich heraus, dass er dement ist. War wohl doch nicht so gut, ihn in die Kolonie zu lassen. Er ist oft verwirrt, erledigt aber wichtige Arbeiten. Nur kochen hat er mal vergessen und es wären fast alle verhungert. Aber das kann ja mal passieren.
Es ist so viel passiert, doch was ist eigentlich aus der Leiche von Charakter 1 geworden? Ach ja, da kommt auch schon Charakter 2 und trägt den verbluteten Arm weg. Super!
Wo trägt er den denn hin? Bisher habe ich noch keine Gräber geschaufelt. Hm, der Arm ist weg, also alles gut. ODER?
Oh nein, denn Charakter 2 mag nun Leichen und buddelt die auch mal gerne aus. Das ist jetzt nicht wahr. Leg gefälligst nicht Leichen auf den Esstisch! Die anderen finden das widerlich.
Bevor ich mich weiter mit dieser Problematik beschäftigen kann, erscheint auch schon der nächste Pirat. Er entführt Charakter 3. Den habe ich aber mittlerweile lieb gewonnen, auch wenn er eigensinnig war. Ich schaffe es nicht, den Entführer einzuholen. Ich würde wohl in ein paar Tagen oder Jahren die Gelegenheit erhalten, diesen zu retten.
Ein alter Mann und ein Leichenfresser … hm.
2 sind besser als keiner?
Egal, es muss weiter gehen. Also wieder das Tagesgeschäft. Erst einmal ein paar Fallen bauen, damit die Entführungen aufhören. Eine Falle ist gestellt, ein Steinbock läuft rein und verletzt einen von 2 noch möglichen Charakteren. In dem Moment werden sie angegriffen. Der alte Mann ist dieses Mal guter Dinge und verwundet den Angreifer. Ab ins Kitchen.
Alle erholen sich langsam, außer der alte Mann, der versteckt sich zwischendurch immer noch, weil er verwirrt ist. Doof nur, dass er der Aufseher ist. Kaum geht es dem Gefangenen besser, beginnt er einen Aufstand. Er schlägt den Aufseher nieder und macht sich auch über den Leichenfresser her. Alle liegen blutend da. Der Gefangene flieht, stirbt aber kurzerhand darauf. Karma.
Der alte Mann erholt sich etwas, steht langsam wieder auf und wird von einem Meerschweinchen getötet. Leichenfresser kann sich wieder aufrappeln, bevor die Viecher bei ihm ankommen und kann beide sogar töten. Er wird ohnmächtig und darauf hin von Ratten kaltgemacht….
ENDE
Fazit
Das Ganze hat gute 4 Stunden angehalten. 4 Stunden mit so vielen Ereignissen, Story-Wendungen und Charakteren, die man lieb gewonnen hat oder denen man auch etwas den Tod gewünscht hat. Es war eine emotionale Achterbahn, während man sich um Ressourcen gekümmert hat und zwischendurch sich mit dem Bauen befasst hat. Das Kämpfen hat meistens nicht so gut geklappt, aber das lag auch an den fehlenden Sicherungsmechaniken, wie etwa Sandsäcke. Alles in allem war es eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Auch andere Spielstände haben sich ähnlich entwickelt, wobei der Erste doch am härtesten war. Wenn man seine Charaktere nicht gerade verhungern lässt und etwas mehr auf die Traits achtet, kann es einfacher werden, was aber nichts am Spielspaß ändert.
Ist es negativ, wenn man erst dann aufhören kann, wenn man gestorben ist, weil es so spannend ist? Meinem Erachten nach nicht. Ich finde, dass RimWorld alles richtig macht. Selbst die Steuerung am Anfang, die schwierig zu lernen, dafür aber leicht zu meistern ist, hat sich bewährt. Auch die Textgrößen sind perfekt.
Gerade da es ein Story getriebenes Spiel ist, finde ich, dass es sich umso besser auf der PS5 macht. So kann man sich auf die Couch lümmeln, der Story folgen, das Leben beobachten und vielleicht sogar mit Partnern über das Geschehen nebenbei sprechen. Es ist actiongeladen, humorvoll, spannend, interessant und es fühlt sich bei jedem Durchgang anders an. Wenn man es allerdings mehrmals versucht, durchzuspielen, hat man den Vorteil, dass man sich an die Steuerung und die Mechaniken gewöhnt. Das hilft enorm, um zu überleben.
Für diesen Test wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken und herzlich für die Gelegenheit.
Tolle Geschichten
Tolle Charaktervielfalt
Interessante Überlebensaspekte
Viele Mechaniken, die ineinander greifen
Pixellook, der ausreichend preisgibt und performant ist
Schnelles Laden, häufiges Speichern
Umwelteinflüsse und Katastrophen gut eingesetzt
Viele Schwierigkeitsgrade
Steuerung und Mechaniken trotz Tutorial schwierig zu lernen