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Momentan kommen leider nur sehr wenige Spiele heraus und auch in den nächsten Wochen sieht es nicht wirklich besser aus. Also ist es wohl an der Zeit, sein Backlog aufzuarbeiten und all jene Spiele zu spielen, die in den letzten Wochen, Monaten und Jahren zu kurz gekommen sind.
Den Anfang macht dabei Disco Elysium, ein Indie-Spiel, das für seine Story gefeiert wurde.
Warum erst jetzt?
Das erste Mal hatte ich Schwierigkeiten, das Spiel durchzuspielen. Zwar konnte der Anfang von sich überzeugen, doch als ich nach gut 8 Spielstunden immer noch nicht wusste, wie mein Charakter heißt, wie ich das Opfer vom Baum kriegen sollte oder generell, wie es weitergeht, war ich schnell bei anderen Spielen – und Disco Elysium geriet in die Untiefen meiner Festplatte.
Nun, da viele Spiele mittlerweile durchgespielt sind und auch keine neuen in Sicht sind, habe ich es dann endlich mal durchgespielt.
Diese Review richtet sich also an Spieler*innen, die das Spiel bislang auch eher links liegen gelassen haben und auf der Suche nach einem gut 20 stündigen Abenteuer sind.
Disco Elysium ist nicht nur für den PC, sondern auch für die PlayStation-, Xbox- und Nintendo-Gerätefamilie erschienen. Daran soll es nun wirklich nicht scheitern.
Der Anfang weiß zu überzeugen
Sobald man Disco Elysium starten, auf welcher Plattform auch immer, darf man sich für eine Skillung entscheiden. Man kann eher schlau starten, mental fragwürdig oder auch aus Haudegen. Es ist aber auch möglich, seine Werte selbst zu bestimmen.
Kurz darauf startet auch das höllische Abenteuer. Der Charakter, den wir steuern dürfen und dessen Namen wir nicht kennen, weil er sein Gedächtnis verloren hat, wacht in einem Zimmer auf, das mehr als nur etwas verwüstet ist. Auch die Stimmen im Kopf wollen einfach nicht zur Ruhe kommen.
Mit einem ziemlich fiesen Kater und den Klamotten am Leibe, die wir nach und nach finden. Erstes Problem: Wir haben nur einen Schuh.
So gehen wir Schritt für Schritt das Apartment, dann die kleine Bar, dann die erste Hälfte des Städtchens Revanchol, dann die zweite Hälfte und zu guter Letzt einen weiteren Ort ab, den man aber erst in den letzten Spielstunden findet.
Unser Protagonist ist ein Detective, der herausfinden soll, wer den Mann im Hinterhof gehängt hat. Die Leiche stinkt schon bis in den Himmel, da unser Detective mehr mit Saufen beschäftigt war, als ein Detective zu sein. Zum Glück bekommt er Hilfe von Leutnant Kim Kitsuragi, der zwar aus einem anderen Revier stammt, aber dasselbe Ziel hat: Den Mord aufklären.
Kleinere Ablenkungen versüßen das Backlog
Immer wieder verliert man das Ziel etwas aus den Augen, da man auf einige Nebenquests stößt. So muss man sich um Drogenschmuggel, Streiks, Söldner, Kinderarbeit und so vieles mehr kümmern.
Oft ist es so, dass das Hauptziel, nämlich den Mord aufzuklären, dadurch nicht nur in den Hintergrund rückt, sondern gar überschattet wird von Nebenaktivitäten. Manche Nebenaktivitäten sind dabei spannend und machen Laune, andere hingegen sind leicht bis minder frustrierend, wenn gerade einmal die Fähigkeiten nicht ausreichen und man Zeit totschlagen muss.
Und Zeit in dem Spiel totzuschlagen, ist gar nicht so einfach. Wenn man all seine Quests brav erfüllt hat und keine neue Nebenaktivität findet und das eigentliche Ziel durch zu geringe Fähigkeitenpunkte nicht erreichbar ist, muss man ziemlich lange rumstromern. Es gibt leider keine Möglichkeit, die Zeit verstreichen zu lassen.
Diese kann man nur verstreichen lassen, wenn Kim mal nicht dabei ist. Also ab 21 Uhr kann man Kim ins Bett bringen und auf eigene Faust ermitteln.
Interessante Spannungskurve
Der Anfang des Spiels ist sehr stark. Es werden viele Fragen aufgeworfen und die Dialogoptionen sind herrlich widerlich. Mit der Zeit tut sich etwas Frust auf, weil man mal nicht weiterkommt oder das Gefühl hat, nach X Spielstunden immer noch nicht auf den Fersen des Mörders zu sein. Dann wiederum wird man in die Irre geführt, was die wahren Begebenheiten des Mords angeht und man möchte weiterspielen. Und dann .. ja dann beginnt das richtige Finale. Auf einmal ist alles ganz dicht aneinander, eins passiert nach dem anderen, Schlag auf Schlag wird man in eine Story geworfen, die vor Spannung nur so trotzt.
So langweilig oder ermüdend so manche Stelle auch sein kann, umso beeindruckender ist das Ende. Und nein, es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ihr in den ersten 10 Spielstunden wisst, wer es war – oder waren es sogar mehrere Personen? Keine Angst, hier gibt es keine Spoiler.
Adventure ++ (für Erwachsene)
Natürlich kann man jetzt sagen, dass das Gameplay etwas schwach auf der Brust ist. Immerhin klickt man sich nur von Gegenstand zu Gegenstand. Im Gegensatz zu älteren Click and Point Abenteuer-Spielen muss man hier aber auch richtig leveln und die richtigen Gegenstände finden und einsetzen und das Ganze, ohne den eigenen Charakter an akuter Demoralisierung sterben zu lassen.
Disco Elysium trägt das Genre der Abenteuer-Spiele in die Moderne und bringt mit seinem sehr skurrilen Humor und den noch böseren Anspielungen Witz in die Sache. Es ist mysteriös, humorvoll, spannend und manchmal auch todernst – aber nur an den richtigen Stellen. Das Spiel ist übrigens ab 18 Jahren und es macht ausnahmsweise auch wirklich Sinn. Immerhin muss man hier auch Leichen untersuchen und selbst in einer Textwand kann es hier stark verstörend zugehen.
Disco Elysium – The Final Cut hätte es nicht verdient gehabt, so lange ungespielt oder angespielt auf der Festplatte zu verweilen. Wer bislang nach einem guten Adventure sucht, wird hier fündig werden. Gerade nach einem stressigen Tag kann genau dieser Humor für ein wenig Abwechslung sorgen. Allerdings muss man auch etwas Sitzfleisch mitbringe, immerhin geht es gut 20+ Spielstunden. Speichern kann man aber fast immer, weswegen man es sich auch gut einteilen kann.
Sehr düsterer Humor
Fähigkeiten für Dialoge und Interaktionen leveln
Sehr gut geschriebene Charaktere
Spielwelt mit sehr viel Lore
Story bis zum Ende spannend
Einer der besten Krimi-Geschichten der letzten Jahre
Sehr viele Spielstunden (20+)
Man kann sich verskillen