Wenn dir jemand sagt, dass Shadow Labyrinth eine moderne Neuinterpretation von Pac-Man ist, stell dich auf alles ein – nur nicht auf das, was du bekommst. Denn statt quietschbuntem Arcade-Charme und Punktesammelei erwartet dich ein düsteres, bedrückendes Abenteuer, das irgendwo zwischen Hollow Knight, Dark Souls und einer dystopischen Selbstfindungsreise pendelt. Kein gelber Ball frisst hier fröhlich durch das Labyrinth – du bist Nummer 8, ein namenloser Niemand in zerschlissener Kleidung, der sich durch verfallene Ruinen, bedrückende Schatten und zunehmend schwierigere Gegner schleppt. Gut, manchmal darfst du auch kurzfristig einen gelben Ball spielen.
PUCK, der gelbe Erlöser?
An deiner Seite: PUCK, ein fragwürdig gut gelaunter gelber Ball, der behauptet, den Weg hinaus zu kennen. Ob man ihm trauen sollte, bleibt offen – aber in dieser Welt voller Leichen, mechanischer Tore und tödlicher Fallen, klammerst du dich an jede Hoffnung. PUCK führt dich, doch du bist es, der kämpfen muss.
Gameplay: Sprungversuche in der Finsternis
Direkt vorneweg: Das Gameplay von Shadow Labyrinth ist keine sanfte Umarmung, sondern eher ein kalter Schlag ins Gesicht. Die Steuerung fühlt sich in vielen Momenten staksig und unpräzise an. Besonders beim Springen und Ausweichen wünscht man sich mehr Flexibilität. Gegner-Angriffe sind oft präzise, deine Ausweichrolle auf R1 jedoch zäh und wenig intuitiv. In hektischen Situationen, etwa wenn dich ein übergroßer Truthahn-Boss mit Tornados zuspammt, die dich fast zwei Minuten an die Decke bannen, fühlt man sich eher wie ein hilfloser Spielball – nicht wie ein Held.

Mech-Modus: Leichenfresser deluxe
Doch dann kommt die erste Wendung: Du kannst Leichen fressen. Ja, richtig gelesen. Und das ist nicht nur makaber, sondern spielerisch auch clever. Jede gegessene Leiche lädt deinen Mech-Modus auf, in dem du kurzzeitig zur wandelnden Zerstörungsmaschine wirst – mit variablen Boni je nach Gegner. Dieses Feature sorgt für dringend benötigte Dynamik und strategische Tiefe. Es ist auch einer der Gründe, warum sich das Spiel trotz aller Frustration über viele Stunden hinweg frisch anfühlt.
Balance: Zwischen Frust und Faszination
Eines muss man Shadow Labyrinth lassen: Es fordert dich konstant heraus. Kaum hast du das Gefühl, stärker zu werden – dank Upgrades, Skills oder Mech-Kills – zieht dir das Spiel wieder den Boden unter den Füßen weg. Besonders zum Ende hin fühlt sich das Balancing unfair schwer an. Gegner, die dich bei bloßer Berührung mit einem Lebensbalken bezahlen lassen? Fragwürdig. Und dass Bosse wie der Tornado-Truthahn ihre Attacken endlos spammen, sorgt weniger für Nervenkitzel als für Augenrollen.

Checkpoint-System: Majula lässt grüßen
Ein Lichtblick ist das clevere Transportsystem. Kleine Speichersäulen dienen als Safe Spots, während große Checkpoints dir ermöglichen, deine Fähigkeiten zu verbessern. Diese Orte erinnern nicht ohne Grund an Majula aus Dark Souls 2: atmosphärisch, ruhig, ein Hauch von Sicherheit in einer gnadenlosen Welt. Grinding ist limitiert – Gegner spawnen nicht unendlich oft – was den Schwierigkeitsgrad aufrechterhält und dich zwingt, mit deinen Ressourcen klug umzugehen.

Technik & Stil: Hübsch, aber hakelig
Optisch hat Shadow Labyrinth durchaus Charme. Die düstere Ästhetik, die seltsamen Maschinenlandschaften und der pulsierende Grafik-Effekt kurz vor dem Tod sorgen für packende Atmosphäre. Auch der Soundtrack sitzt – er untermalt die Einsamkeit, das Unheimliche, das Bizarre auf eine eingängige, melancholische Art. Die Tastenbelegung (Angriff auf Viereck, Ausweichen auf R1) ist allerdings gewöhnungsbedürftig – zumindest am PC kann man zum Glück einiges umstellen.

Kleine Gegner, große Wirkung?
Die Gegnerdesigns sind kreativ, auch wenn einige menschliche Widersacher zu generisch wirken. Tiger, wandelnde Mech-Kreaturen oder seelenlose Drohnen sorgen für Abwechslung. Leider ist die KI der Bosse nicht immer auf der Höhe. Wenn du minutenlang an einer Wand hängst, weil ein Boss-Angriff nicht endet, ist das nicht schwer – das ist schlicht schlecht designt.

Fazit: Mehr Schatten als Licht
Shadow Labyrinth ist ein Spiel voller Ambitionen, das sich nicht scheut, seine Spielenden herauszufordern – vielleicht zu sehr. Es steckt voller interessanter Ideen: Leichenfressen für Buffs, ein düsterer Mech-Modus, clever gesetzte Checkpoints. Doch hakelige Steuerung, fragwürdige Balance-Entscheidungen und eine schwache Story reißen viel wieder ein. Fans von Metroidvania-Games, die gern leiden und Geheimnisse suchen, werden ihre 40 Stunden gut gefüllt bekommen – aber sollten nicht zu viel erwarten.
Für diesen Testbericht wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt.