Stellar Blade hat sich auf der PlayStation 5 bereits eine leidenschaftliche, wenn auch teils hitzige Fangemeinde aufgebaut — jetzt landet der Action-Titel auch endlich auf dem PC. Und der Port zeigt: Die Menschheit zu retten sieht auf dem Rechner nicht nur besser aus, es fühlt sich auch noch ein bisschen geschmeidiger an. Wir haben uns erneut in die High Heels von Eve geworfen und klären, ob das Sci-Fi-Spektakel auch abseits der schicken Haar-Physik was taugt.
Vom Todesengel zur Detektivin
Du schlüpfst in die Rolle von Eve, einer Einheit der Mother Sphere, die als „Todesengel“ auf die Erde geschickt wird, um den Planeten von den monströsen Naytiba zu säubern. Die ersten Stunden erinnern stark an einen überinszenierten Sci-Fi-Actionfilm: Eine spektakuläre Kampfsequenz jagt die nächste, der Bildschirm explodiert in Partikeleffekten und Eve schnetzelt sich mit Schwert und Style durch abgedrehte Monster, während der Bass scheppert.

Doch ab der Spielmitte kippt das Tempo. Die Action tritt kurzzeitig in den Hintergrund, die Story wird dichter und langsam schleichen sich Zweifel ein: Wer ist Eve wirklich? Was ist aus der Erde geworden? Vieles erfährt man nicht über plumpe Cutscenes, sondern durch das Studieren von Logbucheinträgen, Tagebuchfetzen und Notizen in den zerstörten Städten und verlassenen Laboren. Kleine, aber bedeutende Details, die ein düsteres, hinterlistiges Bild zeichnen.
Von Städtchen bis Endzeit-Bunker
Zu Beginn hetzt man noch durch staubige Wüstenareale und halb verfallene Städtchen, doch später öffnen sich die Umgebungen und werden abwechslungsreicher: verlassene Industriekomplexe, zerstörte Wolkenkratzer, unterirdische Forschungslabore mit flackernden Leuchtstoffröhren und schimmernden Tanks. Besonders letztere punkten mit richtig dichter Atmosphäre. Kabel baumeln von der Decke, Blutspuren ziehen sich über den Boden — hier bekommt man echtes Endzeit-Feeling serviert.

Dark Souls trifft auf Hack’n’Slash
Spielerisch bedient sich Stellar Blade deutlich bei Dark Souls, mischt aber mehr klassische Hack’n’Slash-Elemente dazu. Du hast ein Schwert, kannst Kombos aus Viereck und Dreieck mixen, blocken, parieren und per Knopfdruck ausweichen. Anfangs noch etwas hölzern, doch mit jedem Level-Up und jeder freigeschalteten Technik wird das Kampfsystem spürbar dynamischer. Später kombinierst du Paraden mit perfekt getimten Ausweichrollen und Knarren-Salven, während du Bossgegner mit leuchtenden Schwachstellen bearbeitest.

Dank verschiedener Schwierigkeitsgrade bleibt das Spiel auch für weniger masochistische Spieler:innen zugänglich: Wer mag, schaltet Quick-Time-Events ein, bekommt mehr Toleranzfenster beim Parieren oder nimmt ein paar Treffer mehr ein.
Schicke Outfits und ein bisschen Augenzwinkern
Viel diskutiert — und ehrlich gesagt: überbewertet — ist die Outfit-Auswahl von Eve. Klar, es gibt knappe Klamotten. Es gibt aber auch ein Bärenkostüm und einen gepanzerten Kampfanzug. Und weil man viele der Outfits erst freispielen muss, bleibt es jedem selbst überlassen, ob Eve im Negligée oder in Plüschrüstung gegen die Naytiba zieht. Fakt ist: Es macht keinen spielerischen Unterschied und bleibt eine nette Spielerei für Modefans und Meme-Freunde.

Technik und PC-Port
Der PC-Port ist rundum gelungen. Wer einen halbwegs aktuellen Rechner hat, darf sich über flüssige Bildraten, bessere Texturen und schickere Effekte freuen. Vor allem Ultrawide-Support steht dem Spiel richtig gut, weil Eve dadurch weniger den kompletten Bildschirm dominiert und das Bild cineastischer wirkt. Performance-Schwächen wie auf der PS5 im späteren Spielverlauf? Auf dem PC mit angepassten Einstellungen kein Thema.
Aber Achtung: Mit schwächeren GPUs sollte man die Texturqualität im Auge behalten. Wer zu hoch dreht, riskiert Abstürze oder Framerate-Einbrüche.

Angenehm fair: Speicher- und Reisepunkte
Ein großes Plus gegenüber den typischen Souls-Vertretern: Stirbt man, verliert man nicht direkt alles. Schnellreisepunkte sind sinnvoll gesetzt, Rücksetzpunkte fair. Kein unnötiger Frust, dafür motivierender Spielfluss.
Wie lange? Wie oft? Warum?
Ein Durchgang dauert je nach Spielstil 15 bis 30 Stunden. Wer Nebenquests, alle Outfits und Story-Dokumente sucht oder sich die verschiedenen Enden und den New Game+ Modus gönnt, kann locker 30+ Stunden investieren. Die Nebenquests sind dabei genauso gut und schlecht wie in allen anderen Spielen heutzutage: Es gibt hier und da mal ein Licht am Ende des Nebenquests- und Auftragstunnels, doch nur dann, wenn man viele Nebenquests abschließt, kann man ein gutes Ende erreichen – sofern man das möchte.
Fazit: Stylisch, brachial, mit Hirn im Hintergrund
Stellar Blade ist mehr als nur ein stylisches Action-Spektakel mit einer attraktiven Heldin. Hinter der schicken Fassade steckt ein solides Action-Adventure mit cleverem Kampfsystem, überraschend tiefgründiger Story und gelungenen Detektiv-Elementen für alle, die zwischen Explosionen und Monstern auch gern mal einen Logbucheintrag lesen.
Perfekt ist es nicht — manche Dialoge wirken hölzern, die Story braucht zu lange, um Fahrt aufzunehmen und ja: der Fanservice ist Geschmackssache. Aber wer darauf klarkommt, bekommt ein richtig gutes, abwechslungsreiches Action-RPG, das vor allem auf dem PC mit Leistung und Optik überzeugt.