Survive the Fall (PC) im Test

Stell dir vor: Die Welt, wie du sie kennst, gibt es nicht mehr. Ein Meteoreinschlag hat alles verändert. Straßen enden im Nichts, Hochhäuser ragen wie schiefe Skelette in den Himmel und aus den Schatten lugen Dinge, die du lieber nicht zu lange anstarren solltest. Du bist einer der Wenigen, die überlebt haben. Doch das Überleben ist keine Heldentat mehr. Es ist ein täglicher Kampf gegen Hunger, Durst, Strahlung — und gegen die anderen.

Survive the Fall wirft dich mitten hinein in diese postapokalyptische Ödnis. Hier übernimmst du nicht die Rolle eines übermächtigen Helden mit cooler Sonnenbrille und pumpender Shotgun. Hier kümmerst du dich um eine Gruppe Überlebender — nennen wir sie einfach Survivor — und versuchst, in einer Welt zu bestehen, in der dir selbst der nächste rostige Nagel zum Verhängnis werden kann.

Das Herzstück des Spiels: deine Expeditionen. Du entscheidest, wer rausgeht, wer bleibt, wer die Suppe warmhält und wer in der Ruine nach Ersatzteilen wühlt. Maximal drei Leute kannst du auf Erkundung schicken. Willst du mit einer kleinen, leisen Truppe ins Feindgebiet schleichen und schmutzige Messerarbeit leisten? Oder ballerst du dir den Weg frei und hoffst, dass die Munition reicht, bevor dir der Lauf zu heiß wird? Aber Vorsicht: Wenn du den Rambo gibst, wirst du schnell feststellen, dass Kugeln hier rarer sind als funktionierende Einkaufswagen mit heilem Vorderrad.

Die Kämpfe laufen wie in einem Top-Down-Shooter ab, mit einer Mischung aus Schleichmechanik, keiner Deckung und brachialer Gewalt. Du kannst das Geschehen jederzeit mit einer taktischen Pause unterbrechen, Befehle verteilen und hoffen, dass deine Leute nicht in Panik geraten, wenn der nächste Raider mit einer rostigen Axt ums Eck biegt. Nahkampf ist ruppig und gefährlich, Ausweichen ist Pflicht, und nicht selten hast du danach mehr Pflaster auf der Haut als Munition im Gürtel.

Das Leveldesign hat seine Momente. Eine Expedition zu einem abgestürzten Passagierflugzeug, das von einer feindlichen Gruppe als Unterschlupf genutzt wird, gehört zu den Highlights. Trümmerteile, die dir als Deckung bei deinem leisen Vorgehen dienen, verschiedene Einstiegsmöglichkeiten ins Lager, ohne entdeckt zu werden, nur um dann alle still und heimlich auszuschalten und direkt vor den suchenden Augen ihrer Kumpanen zu verbuddeln.

Solche Momente zeigen, was in der Welt von Survive the Fall steckt — auch wenn die minimalistische Grafik oft nicht ganz hinterherkommt. Atmosphäre kann das Spiel, auch wenn sie manchmal ein bisschen unter der zweckmäßigen Präsentation leidet.

Während deine Leute draußen mit wilden Tieren, Plünderern und marodierenden Banden um ihr Leben kämpfen, kümmerst du dich mit den Zurückgebliebenen um die Basis. Hier kannst du dich kreativ austoben, zumindest ein bisschen. Bis zu 30 Strukturen darfst du bauen, abreißen und umfunktionieren. Vom Gesellschaftsraum bis zur Werkstatt, vom Schlafplatz bis zur Kantine. Die Gebäude selbst sind meist nur Hüllen, die du mit Einrichtungen bestücken kannst — Schlafplätze, Kantine, uvm. Klingt gut, fühlt sich in der Praxis aber leider ein bisschen zu umständlich an.

Die Bedienung ist nämlich… sagen wir mal: durchwachsen. Mal klickst du ein Symbol an einem Gebäude, mal ein Menü an der Seite, mal öffnet sich ein Radialmenü. Einiges geht flott von der Hand, anderes fühlt sich an, als würde man eine Steuererklärung mit der Fernbedienung vom Fernseher ausfüllen. Mit Controller ist das erstaunlich angenehm, aber mit Maus und Tastatur fehlt der Feinschliff. Hier hätte eine einheitliche Steuerung dem Ganzen wirklich gutgetan.

Dazu kommen Kleinigkeiten, die sich irgendwann zu einem großen Störfaktor summieren. Rohstoffe sind knapp — okay, das ist in einem Survival-Game normal. Aber wenn du dringend Benzin brauchst, um deine Basis weiter aufzuwerten, und den dritten Tag in Folge nur rostige Gabeln und drei Lumpen findest, kratzt das mehr an der Motivation als an der Überlebensspannung. Besonders Stoff und Sprit sind so selten, dass du irgendwann mehr Zeit mit Hoffen als mit Planen verbringst.

Das Crafting ist ebenfalls okay – doch auch hier nicht

Deine Survivor bleiben dabei leider blass. Du kannst sie nicht aufleveln, ihnen keine Fähigkeiten beibringen, nichts. Sie werden einzig durch bessere Ausrüstung stärker. Das macht sie austauschbar. Im besten Fall denkst du dir: „Ah, der mit der Schrotflinte lebt noch.“ Aber wirkliche Bindung entsteht kaum. Und das ist schade, denn in einem Spiel, das von Gruppenüberleben und Entscheidungen lebt, wären ein paar Charakterzüge oder Hintergrundgeschichten Gold wert gewesen.

Die Narrative versucht zwar, mit mysteriösen Dokumenten über den Meteoreinschlag Spannung aufzubauen, aber so richtig gepackt hat sie mich nicht. Die Welt ist interessant, der Untergang spürbar — aber die Geschichte, die sich daraus entwickeln könnte, bleibt zu blass. Man liest Notizen, spricht mit NPCs und denkt sich: Okay, und jetzt?

Fazit: Survive the Fall ist ein Spiel, das viele gute Ideen hat, aber kaum eine davon richtig zu Ende denkt. Die Expeditionen machen Laune, der Basisbau ist solide, und die Kämpfe sind fordernd. Doch die Steuerung bremst, die Ressourcendichte frustriert, und die Charaktere lassen dich emotional kalt. Es macht Spaß — irgendwie. Aber in einer Welt, in der Spiele wie Wasteland, State of Decay oder RimWorld existieren, bleibt Survive the Fall ein netter Zeitvertreib für zwischendurch, der viel mehr sein könnte, als er am Ende ist. Gut, das Spiel kostet nur 24,99 Euro und die Spieldichte in dem Genre ist fast nicht vorhanden, sodass es ein gutes Trostpflaster darstellt, bis ein neues Spiel dieser Art kommt – vielleicht sogar eine Fortsetzung von Survive the Fall, die sich auf eine Sache spezialisiert und diese wirklich gut macht?

Für diesen Testbericht haben wir ein Muster erhalten.

Survive the Fall (PC) im Test
Atmosphäre & Stimmung
7
Gameplay & Steuerung
7.5
Kampf & Taktik
5
Ressourcenmanagement & Survival-Faktor
6.5
Basisbau & Individualisierung
7.5
Grafik & Technik
6
Balancing & Fairness
6
Das hat mir Gefallen
Stimmungsvolle postapokalyptische Atmosphäre mit ein paar tollen Momenten
Interessante Expeditions-Mechanik mit taktischer Pause und Schleichen vs. Sturmangriff
Basisbau mit über 30 Strukturen, anpassbar und funktional
Leveldesign punktuell wirklich gut (z.B. Flugzeugwrack, Einkaufszentrum)
Gefährliche Kämpfe, in denen jede Entscheidung zählt
Ressourcen-Management fordert und zwingt zu schwierigen Abwägungen
Das war nicht so gut
Steuerung und Menüführung inkonsistent und mit vielen unnötigen Klicks
Ressourcen-Balance teils frustrierend (Stoff und Benzin viel zu rar)
Charaktere bleiben komplett blass und können weder lernen noch aufleveln
Kampfmechanik als Top-Down-Shooter wirkt hektisch und unbalanciert
Story und Weltansatz interessant, aber Erzählung zu schwach
Grafik minimalistisch und Atmosphäre leidet darunter
Übergeordnete Motivation fehlt, da Bindung zu den Survivorn nicht entsteht
6.5