Manchmal sind es genau die Dinge, die man eigentlich gar nicht gesucht hat, die einen am meisten überraschen. So ging es mir mit den Arctis Gamebuds von SteelSeries. Ich dachte mir: Okay, ein Gaming-Headset als In-Ear-Version, das ist bestimmt wieder so ein halbguter Kompromiss für Leute, die keine großen Over-Ears tragen wollen. Aber nach gut zwei Wochen im Alltagstest — und ich meine wirklich Alltag, von PS5-Abenden über Discord-Runden bis zum Telefonat im Zug — hat sich gezeigt: Diese kleinen Stöpsel können mehr, als man ihnen auf den ersten Blick zutraut.
Schon beim Auspacken merkt man, dass SteelSeries hier nicht einfach irgendeinen 08/15-Kram rausgehauen hat. Das Ladecase sieht schick aus, fühlt sich wertig an und hat direkt ein technisches Extra an Bord: Du kannst es per USB-C laden oder einfach auf ein Qi-Ladepad legen. Im Alltag super praktisch. Die Akkulaufzeit ist ordentlich bemessen. Im Case stecken bis zu 30 Stunden Reserve, die Buds selbst halten bei moderater Lautstärke und ohne ANC gut 10 Stunden durch. Wer mal schnell nachladen muss, wird sich freuen: Nach 15 Minuten Ladezeit hast du wieder 3 Stunden Spielzeit. Ideal für alle, die erst merken, dass der Akku leer ist, wenn das Matchmaking schon läuft.
Beim Einsetzen der Gamebuds fällt direkt auf, dass sie angenehm leicht sind und kaum auffallen. SteelSeries hat tatsächlich über 62.000 Ohren vermessen, um die Form zu optimieren. Ich habe eher kleine Ohren und war anfangs skeptisch, ob die Dinger bei mir sicher sitzen. Die Wahrheit ist: Sie fühlen sich deutlich sicherer an, als ich gedacht hätte. Klar, sie sind nicht so einbetoniert fest wie die AirPods Pro bei mir, aber sie halten sich wacker, auch beim schnellen Laufen zum Bus oder wenn man bei Dead Space erschrocken zusammenzuckt.
Technisch haben die Arctis Gamebuds einiges zu bieten. Das Active Noise Cancelling gehört mit zum Besten, was ich in dieser Preisklasse bislang erlebt habe. Im Zug wird das monotone Rattern ausgeblendet, Stimmen in der Umgebung werden angenehm gedämpft und nervige Hintergrundgeräusche verschwinden einfach. Besonders gut gefällt mir der schnelle Wechsel in den Transparency Mode per Knopfdruck. Gerade wenn du unterwegs mal eben hören willst, was dein Kollege sagt oder ob an der Ampel die Durchsage kommt, ist das super praktisch. Auch das Feature, dass die Musik stoppt, wenn du einen der beiden Buds herausnimmst, wirkt richtig durchdacht. Du nimmst einen Hörer raus, der Song pausiert, du führst dein Gespräch, setzt ihn wieder ein — und zack, alles läuft weiter. Oder du möchtest gar nicht hören, was die derjenige zu sagen, schwupps, ANC regelt das Ganze.
Kommen wir zum wichtigsten Punkt für dich als Gamer: dem Sound. Hier machen die Gamebuds eine erstaunlich gute Figur. Über 2,4GHz-Dongle-Verbindung liefern sie eine absolut geringe Latenz und klingen überraschend wuchtig. Du hörst im Spiel exakt, von wo Schritte kommen, Explosionen haben ordentlich Druck und Stimmen sind kristallklar. Besonders schön: In der zugehörigen App kannst du den Klang über mehr als 100 Presets an deine Lieblingsspiele anpassen. Ob du nun mehr Bass für Explosionen in Dead Island 2 willst oder eine hohe Sprachklarheit für Fortnite bevorzugst — alles lässt sich feinjustieren. Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass so kleine Earbuds in Sachen Raumklang und Gaming-Sound so gut mit klassischen Over-Ear-Headsets mithalten können. Klar, ein High-End-Over-Ear-Headset hat noch mehr Wucht und ein größeres Klangbild, aber der Unterschied ist kleiner, als man vermuten würde.

Sehr angenehm ist auch das Umschalten zwischen verschiedenen Geräten. Du kannst den 2,4GHz-Dongle am PC oder der PS5 lassen und per dreifachem Tippen auf den Gamebud nahtlos zum Bluetooth 5.3-Modus auf deinem Smartphone wechseln. Kein umständliches Neu-Pairing, kein Menü-Gewühle. Einfach tippen, wechseln, weiterhören. In meinem Test hat das Umschalten zuverlässig funktioniert — ein echtes Plus für alle, die viel zwischen Gaming und Alltag wechseln.

Die Mikrofonqualität hängt allerdings ein wenig vom genutzten Übertragungsweg ab. Über Bluetooth klingen deine Telefonate absolut solide. Die Stimme wird klar und natürlich übertragen, Hintergrundgeräusche bleiben im Rahmen — fast auf dem Niveau der AirPods. Ganz anders sieht es aus, wenn du die Gamebuds über 2,4GHz für Voicechat am PC oder der Konsole nutzt. Hier wirkt die Stimme schnell blechern, bei lauter Sprache übersteuert das Mikrofon etwas und klingt leicht verzerrt. Für den schnellen Ingame-Call reicht’s, aber wer Wert auf wirklich guten Voicechat legt oder gar streamen möchte, sollte lieber ein Standmikrofon dazunehmen.
Das Lade- und Transportcase ist ein echter Pluspunkt im Alltag. Es passt locker in die Hosentasche, ist IP55-zertifiziert und damit gut gegen Regen und Staub geschützt. Selbst wenn du das Case mal beim Zelten ins Gras fallen lässt, kannst du es problemlos wieder einpacken und weiter nutzen. Dass es kabellos ladbar ist, rundet den positiven Gesamteindruck ab.
In Sachen Konnektivität gab es in meinem Test keine Probleme. Der USB-C auf USB-A Adapter macht die Verbindung zum PC und zur PS5 unkompliziert. Einstecken, Buds ins Ohr und los geht’s. Das Pairing ist schnell erledigt und bleibt stabil. Einmal verbunden, musst du dich nicht ständig neu koppeln, selbst wenn du zwischen verschiedenen Geräten wechselst. Diese Alltagstauglichkeit und der Verzicht auf unnötigen Pairing-Quatsch ist etwas, das mir wirklich positiv aufgefallen ist.

Klanglich überzeugen die Gamebuds auch außerhalb des Gamings. Musik klingt druckvoll und ausgewogen, Serien und Filme profitieren vom klaren Stimmklang und der präzisen Räumlichkeit. Besonders im Zug oder unterwegs ist das ANC Gold wert, da du selbst in lauten Umgebungen ungestört deine Playlist genießen kannst.
Am Ende bleibt für mich der Eindruck, dass SteelSeries hier ein verdammt rundes Gesamtpaket abgeliefert hat. Natürlich gibt’s Kleinigkeiten, die man anmerken kann: Das Mikro über 2,4GHz ist nicht optimal und der Sitz könnte bei wirklich kleinen Ohren noch etwas fester sein. Aber für 169,99 Euro bekommst du ein kabelloses Gaming-In-Ear-Headset mit richtig gutem Sound, durchdachten Funktionen und einer Akkulaufzeit, die auch längere Sessions problemlos mitmacht.
Wenn du also auf der Suche nach einer bequemen, flexiblen und qualitativ starken Alternative zum klassischen Gaming-Headset bist — vor allem, wenn du keine Lust hast, ständig ein riesiges Over-Ear-Teil auf dem Kopf zu haben, gerade nicht an heißen Tagen — dann solltest du dir die Arctis Gamebuds wirklich mal anschauen. Die Dinger sind ein bisschen wie der überraschend starke Außenseiter im Turnier: Man rechnet nicht mit ihnen, aber am Ende räumen sie richtig ab.