RoadCraft (PC) im Test

Kennst du das Gefühl, wenn du mit dem Auto irgendwo feststeckst, die Reifen sich tief in den Matsch graben und du eigentlich keine Chance mehr hast — und dann kommt dieser eine Moment, wo du die Winde auspackst, etwas anvisierst und dich langsam aus dem Dreck ziehst? RoadCraft nimmt genau dieses Gefühl und macht ein ganzes Spiel daraus. Und das Beste: Es funktioniert verdammt gut.

Wir durften uns den Titel vorab auf dem PC anschauen und sagen dir, warum du dich am 20. Mai in diesen wüstenartigen, schlammigen und katastrophengebeutelten Landstrichen verlieren solltest. Ob nun auf dem PC, der PS5 oder Xbox Series ist dabei einerlei.

Dein eigenes Unternehmen, dein eigenes Logo, deine eigene Sauerei

RoadCraft schmeißt dich nicht einfach in eine Welt und sagt „mach mal“. Du gründest dein eigenes Katastrophen-Aufbau-Unternehmen. Logo erstellen, Farben wählen, Namen eintippen — alles dabei. Danach suchst du dir einen Scout aus, denn bevor die richtig dicken Maschinen anrücken, musst du wissen, wo überhaupt noch was steht.

Die Gebiete, die du erkundest, könnten gegensätzlicher nicht sein:
🌵 Wunderschön, weil die Grafik dich mit fotorealistischem Sand, detailverliebtem Asphalt, spiegelndem Wasser und physikalisch korrekt sich auftürmendem Schlamm einfach mal eben umhaut.
💀 Grausig, weil alles zerstört ist. Umgekippte Trucks, eingestürzte Brücken, überschwemmte Wege, zerfetzte Strommasten. Es wirkt ein bisschen wie der Endzeit-Cousin von SnowRunner, nur mit mehr Möglichkeiten und größeren Spielplätzen.

Physik, die sich nach was anfühlt

Die Engine kennen Veteran:innen schon von SnowRunner und MudRunner — aber hier wurde nochmal ordentlich nachpoliert. Sand rieselt, wenn du mit dem Bagger eine Ladung kippst, Wasser bricht in kleinen Wellen an den Rädern, Schlamm spritzt hoch und bleibt an deinem Truck haften. Es ist ein Spiel für Fans von Dreck, von Matsche, von richtig schweren Brocken und kluger Planung.

Von der Winde verweht bis zur perfekten Route

Das Gameplay folgt einem klaren, aber flexiblen Ablauf:

  1. Mit dem Scout durch unwegsames Gelände heizen, Lager und Blockaden entdecken.
  2. Mit einem Offroad-Truck Schlamm, Felsen und Geröll aus dem Weg räumen.
  3. Mit Bagger und Radlader Sand verteilen und plattwalzen.
  4. Container mit Kränen verladen.
  5. Routen für Konvois festlegen und Ressourcen transportieren.
  6. Und vieles, vieles mehr

Klingt simpel, ist es aber nicht. Jedes Fahrzeug hat mehrere Modi, die du clever nutzen musst. Der Bagger zum Beispiel hat einen Planier- und einen Maschiermodus. Deine Trucks können mit angezogener Differenzialsperre über schlammige Hänge wühlen oder im niedrigen Gang ganz besonderen Widerständen trotzen, während du über befestigte aber auch unbefestigte Straßen donnerst.

Das Planen macht Laune: Wegpunkte setzen, Hindernisse entfernen und danach mit einer Kinokamera zuschauen, ob dein minutiös geplanter Konvoi es wirklich durch das Gelände schafft, ohne sich komplett einzugraben. Herrlich. Gut, manchmal musst du auch nachhelfen, wenn dein Plan nicht aufgeht und die schweren Geschütze rausholen, um mal eben den Weg zu bereiten, aber dennoch: Es gibt nichts Besseres, als zu sehen, wie eine Planung aufgeht.

Eine Welt zum Verlieben und Verfluchen

Acht Karten à 4 km² erwarten dich — und die sind vollgepackt mit zerstörten Siedlungen, alten Industrieanlagen und verfallenen Straßen. Optisch ein Genuss: Das Gras wippt im Wind, Sand wirbelt auf, Wasserflächen reflektieren das Licht der tiefstehenden Sonne. Die eigens für die Spiele entwickelte Physik-Engine ist hier ein absoluter Star. Klar, hier und da merkt man noch, dass nicht jeder Grashalm bei Überfahrt knickt oder der Sand manchmal etwas komisch rieselt, aber das ist Jammern auf extrem hohem Niveau. Das Feeling bleibt und die Idee mit der Physik macht Laune.

Recycling statt Wegwerfgesellschaft

Alles, was du findest, hat einen Zweck. Von Holzlatten über Beton — sammel alles ein, schaffe es zu deinen Lagern und transportiere es zum gewünschten Ziel – und schaffe etwas Neues. Mit denen errichtest du beispielsweise sogar gigantische Brücken, um die Welt Stück für Stück wieder in einen befahrbaren Zustand zu versetzen.

Multiplayer und Crossplay

Bis zu vier Leute können sich im Multiplayer gleichzeitig den Dreck um die Ohren hauen. Crossplay inklusive! Zwar konnten wir den Multiplayer noch nicht testen, aber da die anderen Teile der Reihe schon verdammt gut liefen, dürfte auch hier kaum was schiefgehen.

Keine Zeitlimits, kein Stress — nur du, deine Fahrzeuge und der Dreck

RoadCraft hetzt dich nicht. Du kannst dir Zeit lassen, deine Routen immer wieder optimieren, alles umplanen, wenn es dir nicht gefällt. Es ist dieser entspannte Arbeitsflow, bei dem man mit ein bisschen Musik im Hintergrund ganze Abende verliert. Du baust, planierst, wühlst dich durch und verlierst dabei vollkommen das Zeitgefühl. Ja, zu Beginn ist das Spiel nicht leicht. Du wirst sehen, dass es sehr komplex aufgebaut ist, sowohl auf Seiten der Steuerung als auch der Spiellogik. Sobald du dich aber eingefunden hast, macht alles Sinn.

Die verschiedenen Fahrzeugmodi auf L1 beispielsweise oder dass du dich per Knopfdruck auf der Karte in ein anderes Fahrzeug setzen kannst. Es ist ein komplexes Spiel für all jene, die diese Komplexität mögen und sich nicht beim ersten Containerheben einen abbrechen.

Performance und Technik

Auf dem PC läuft RoadCraft butterweich. Mit einer RTX 3070 Ti und einem Ryzen 5800X3D konnten wir fast durchgängig über 100 FPS genießen. Klar, ab und an gibt’s ein kleines Einbrechen, meist dann, wenn besonders viel auf dem Monitor passiert. Aber das hält sich in Grenzen.

Fazit: Der schönste Dreck seit langem

RoadCraft ist der perfekte Sandkasten für Erwachsene. Es ist komplex, aber nie überfordernd. Anspruchsvoll, aber entspannt. Es belohnt kluge Planung und gibt dir das unglaublich befriedigende Gefühl, aus einer verwüsteten Gegend wieder etwas Neues entstehen zu lassen.

Die Grafik ist top, die Physik einmalig und der Umfang mit acht Karten und einer 80-Stunden-Kampagne enorm. Dazu ein Multiplayer mit Crossplay, ein gut funktionierendes Fahrzeugmanagement mit gut 40 Fahrzeugen und jede Menge Möglichkeiten, kreativ zu werden.

Wer einen PC hat, der sollte sich ab dem 20. Mai einen richtig dicken Matschklumpen sichern.

Für diesen Testbericht wurde uns vorab ein Muster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich!

RoadCraft (PC) im Test
Spieltiefe und Komplexität
9.5
Benutzerführung und UI
7.5
Content und Vielfalt
10
Langzeitmotivation
8.5
Technik & Stabilität
10
Das hat mir Gefallen
Wunderschöne und realistische Grafik mit fantastischen Details bei Schlamm, Wasser und Sand
Beeindruckende Physik-Engine, die jede Bodenbeschaffenheit glaubhaft simuliert
Große Fahrzeugauswahl mit bis zu 40 verschiedenen Maschinen
Anspruchsvolle Steuerung, die sich nach kurzer Eingewöhnung richtig gut anfühlt
Cleveres Routen- und Ressourcenmanagement mit Kinokamera-Option
Umfangreiche Kampagne mit 8 riesigen Karten und über 80 Stunden Spielzeit
4-Spieler-Multiplayer inklusive Crossplay
Kein Zeitdruck — baue und plane in deinem eigenen Tempo
Das war nicht so gut
Relativ hohe Einstiegshürde durch komplexe Steuerung und viele Fahrzeugmodi
9.1