The Elder Scrolls IV: Oblivion Remastered (PC) im Test

Und plötzlich steht die Welt für einen Moment still. An einem unscheinbaren Dienstagabend, als das Internet gerade noch im post-österlichen Koma zu dümpeln schien, bricht auf einmal Hektik aus. Die Gerüchte, die seit Monaten in Foren und Kommentarspalten flüsterten, sind Realität geworden: Bethesda hat Oblivion zurückgebracht – nicht als schnöden Port, sondern als aufwändig überarbeitetes Remaster in der Unreal Engine 5. Für 54,99 Euro kannst du dir ab sofort das überarbeitete Abenteuer auf den Bildschirm holen, und wie sich zeigt, hat dieses Remaster einiges im Gepäck.

Ein Klassiker, der nie wirklich weg war

Wer sich noch an 2006 erinnert, denkt vermutlich an ein Oblivion, das mit klobigen Gesichtern, unfreiwillig komischen Dialogen und epischen Abenteuern zwischen Cyrodiil und den Höllentoren der Oblivion-Ebenen glänzte. Für viele war es das bessere Skyrim, für andere das seltsame Kind zwischen Morrowind und Himmelsrand. Doch Fakt ist: Oblivion war Kult.

Damals mit seiner offenen Welt, die man zu Fuß oder hoch zu Ross durchstreifen konnte, mit dunklen Wäldern, nebelverhangenen Seen und Städten, die zwar klein, aber voller Geschichten steckten. Der Hauptplot? König tot, Erbfolge ungeklärt, dämonische Portale öffnen sich – alles schön und gut. Gut, schön und gut ist wohl nicht die richtige Bezeichnung, aber ein kleines Heldenepos, in dem du die Hauptrolle spielst und das Game of Thrones-Feeling nochmals mit Eddard Stark auflebt, bringt einen schon in Fantasy-Stimmung. Aber der eigentliche Star war und ist dein eigenes Abenteuer.

Jetzt in hübscher – und wie!

Die Unreal Engine 5 hat Oblivion einmal durch den Jungbrunnen gejagt. Die Umgebungen sind atemberaubend. Das hohe Gras wiegt sich nun im Wind, auch wenn — sagen wir es vorsichtig — die Engine-Spuren der alten Technik hier und da noch unter der Wiese vergraben liegen. Die Wasseroberflächen glänzen in der Abendsonne, spiegeln die zerzausten Baumwipfel und lassen Fische und Seetang sichtbar darunter gleiten. Die Texturen der Bäume, Felsen und Gebäude haben einen enormen Sprung gemacht. Kein Matsch mehr, der dich aus dem Immersions-Traum reißt, sondern scharf definierte Steinmauern, verwitterte Holzbalken und verwucherte Ruinen.

Die Charaktermodelle sind ebenfalls komplett überarbeitet worden. Endlich sehen die NPCs nicht mehr aus, als hätte man sie aus Ton geformt. Und: Sie sprechen fast lippensynchron! Für ein Spiel dieser Herkunft ist das ein absolutes Novum und wirkt, als hätten sich die Entwickler:innen mit Liebe ans Detail gesetzt.

Bewegung und Kämpfe: Skyrim als Vorbild

Was sofort auffällt: Dein Charakter läuft, springt und kämpft jetzt wesentlich dynamischer. Kein staksiges Vorwärtstasten mehr, sondern geschmeidige Bewegungen, die spürbar näher an Skyrim heranrücken — und hier und da sogar noch eine Ecke moderner wirken. Das überarbeitete Kampfsystem übernimmt vieles aus Skyrim, von den flüssigen Schlaganimationen bis zum Blocken mit dem Schild oder Zaubern mit der freien Hand. Durch das Trefferfeedback spürst du nun, ob du mit einer leichten oder schweren Waffe getroffen hast, sodass sich alles noch immersiver und richtiger anfühlt.

Der Third-Person-Modus ist jetzt nicht mehr nur ein nettes Gimmick, sondern eine echte Option. In der Schulterperspektive durch dunkle Verliese zu schleichen oder über sattgrüne Hügel zu reiten, macht einen Riesenspaß und gibt dem Spiel eine neue Dimension.

Technik-Check: PC top, PS5 flop

Auf dem PC läuft Oblivion Remastered erstaunlich rund. Mit einer RTX 3070 Ti und einem Ryzen 5800X3D bei angepassten Settings kommt man meist auf 90 bis 120 FPS, lediglich beim Betreten neuer Gebiete oder beim ersten Shader-Laden merkt man gelegentliche kleine Ruckler. Nichts Dramatisches, aber spürbar.

Auf der PS5 und selbst der PS5 Pro sieht das leider anders aus. Zwar lädt das Spiel erfreulich flott, aber die Framepacing-Probleme sind unübersehbar. Vor allem beim schnellen Drehen der Kamera oder in dicht bewaldeten Gebieten macht sich das bemerkbar. Sehr schade, denn grafisch macht Oblivion auf Konsole ordentlich was her.

Selbst das Steam Deck schlägt sich wacker. Erste Videos zeigen stabile 30-40 FPS im Durchschnitt – völlig okay für ein Handheld dieser Leistungsklasse und ein Spiel dieser Größenordnung.

Erweiterungen inklusive

Richtig stark: Im Standardpaket sind gleich beide legendären Erweiterungen enthalten:

The Shivering Isles

Ein völlig neuer Landstrich, der von Sheogorath, dem Daedrafürsten des Wahnsinns, beherrscht wird. Zwischen grotesken Pilzwäldern, glühenden Sümpfen und absurden Quests musst du dich entscheiden, ob du dem Reich des Wahnsinns oder der Ordnung dienen willst. Die Charaktere hier sind eine Klasse für sich – von der psychotischen Herzogin bis zum komplett paranoiden Türwächter.

Knights of the Nine

Eine kompaktere Erweiterung, die dich auf die Suche nach der heiligen Rüstung der Neun Göttlichen schickt. Perfekt für alle, die epische Kämpfe, ehrwürdige Tempel und ein bisschen Heldenpathos lieben.

In der Deluxe Edition gibt’s noch zusätzliche Quests, Ausrüstungssets und exklusive Items obendrauf. Für Sammler und Komplettisten fast ein Muss.

Mehr als ein Remaster – fast ein Remake

Oblivion Remastered nennt sich offiziell Remaster, aber seien wir ehrlich: Es wirkt stellenweise eher wie ein Remake. So viel wurde überarbeitet, verbessert, neu gedacht, das es zwar im Kern noch Oblivion ist, doch gleichzeitig auch neue Abenteurer:innen anlockt. Besonders charmant ist auch hier die Liebe zu Detail, immerhin wurde alles aus dem Original nachgestellt, sodass es wirklich einfach nur schicker aussieht, durch grafische Details aber so viel stärker wirkt.

Fazit: Der König kehrt zurück

The Elder Scrolls IV: Oblivion Remastered ist genau das, was sich Fans gewünscht haben – eine liebevolle Generalüberholung eines Klassikers, der dich erneut für dutzende, wenn nicht hunderte Stunden in seinen Bann ziehen wird. Zwischen den grünen Wiesen von Cyrodiil, den bedrohlichen Portalen zur Hölle, den verrückten Bewohnern der Shivering Isles und dem vertraut-schönen Soundtrack schleicht sich immer wieder dieses warme Gefühl ein: Hier bin ich zu Hause.

Weitere Inhalte

Du möchtest deinen Speicherstand von Steam Deck auf PC und umgekehrt laden, aber es klappt trotz Cloud-Speicherung nicht? Das kann dir helfen: [GELÖST]The Elder Scrolls IV: Oblivion Remastered – Speicherdaten auf dem Steam Deck nicht da

Für diesen Testbericht wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt.

The Elder Scrolls IV: Oblivion Remastered (PC) im Test
Story & Inszenierung
8.5
Kampfsystem & Gameplay-Flow
9
Atmosphäre & audiovisuelle Präsentation
9.5
Abwechslung & Pacing
9
Remaster-Qualität
9.5
Das hat mir Gefallen
Wunderschöne Unreal Engine 5-Umgebungen mit lebendigem Gras, Wasser und stimmungsvollen Lichtstimmungen
Endlich vernünftige NPC-Modelle mit fast lippensynchronen Dialogen
Überarbeitetes Kampfsystem, deutlich näher an Skyrim und modern
Bewegungsgefühl butterweich, kein Staksen mehr
Third-Person-Modus richtig spielbar und stimmig
Beide legendären Erweiterungen direkt dabei
Steam Deck läuft stabil mit 30-40 FPS
Das war nicht so gut
Trotz neuer Technik manchmal kleinere Shader-Nachlader
9.1