Da ist sie schon – die zweite Preview zu einem Extraction-Shooter, und dieses Mal geht es um den bereits vor einiger Zeit angekündigten Titel von Bungie, dem Studio hinter Halo und Destiny. Mit Marathon bringt Bungie nicht nur frischen Wind ins Genre, sondern auch sein erstes neues Franchise seit 2014.
Doch ist Marathon wirklich so neu? Nicht ganz. Das erste Marathon erschien bereits 1994 – also vor über 30 Jahren – und legte den Grundstein für Bungies Sci-Fi-Storytelling. Zwar gibt es im neuen Spiel gewisse Anspielungen auf die Lore des Originals, doch ansonsten ist es ein eigenständiger Titel mit völlig anderem Ansatz: Statt eines klassischen Story-Shooters erwartet uns nun ein Extraction-PvEvP-Erlebnis. Bungie verspricht zwar, dass sich über Seasons hinweg eine Geschichte entfalten wird, aber der Fokus liegt klar auf Multiplayer und Gameplay-Dynamik.
Spannend ist auch, dass Marathon mit vollständigem Crossplay erscheint – Spielerinnen und Spieler auf PlayStation, Xbox und PC sollen also reibungslos gemeinsam antreten können. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich der Titel am 23. September 2025 schlägt – denn das Live-Service-FPS-Segment ist mit Titeln wie Hunt: Showdown, Escape from Tarkov oder Dark and Darker bereits stark besetzt. Doch Bungie bringt die nötige Expertise mit, um ein Spiel langfristig mit Inhalten zu versorgen.
Aber genug der Vorrede – steigen wir direkt in die Preview ein!
Genre & Spielkonzept
Dass Marathon ein klassischer Extraction-Shooter ist, habe ich bereits erwähnt – aber was genau bedeutet das eigentlich? Im Kern ist das Ziel simpel: Loot sichern, überleben und rechtzeitig extrahieren. Doch Bungie geht hier einen etwas anderen Weg als Genre-Größen wie Escape from Tarkov.
Statt auf realistische Soldaten setzt Marathon auf sogenannte Runner – kybernetische Söldner, die bei einem Tod ihren Körper einfach abstreifen und in einem neuen weiterkämpfen können. Dieses Sci-Fi-Element erlaubt nicht nur stilistische Freiheiten, sondern erklärt auch elegant die Permadeath-Mechanik: Wer stirbt, verliert alles, was er in dieser Runde gesammelt hat.

Gespielt wird in Dreierteams, die auf Beutezug in gefährliche Zonen geschickt werden. Dabei kämpfen sie nicht nur gegen computergesteuerte Gegner, sondern auch gegen andere Spielerteams. PvE und PvP greifen hier ineinander – und genau darin liegt die Spannung: Riskieren oder retten?
Während das Gameplay also stark auf Spannung und Risikobereitschaft setzt, sorgt auch das Setting für eine besondere Atmosphäre. Marathon spielt nämlich nicht auf irgendeinem Schlachtfeld der Erde, sondern auf einem geheimnisvollen Planeten, der selbst einige Fragen aufwirft …
Setting & Story
Die Spielwelt von Marathon ist der geheimnisvolle Planet Tau Ceti IV – und die Ereignisse dort sind ebenso rätselhaft wie gefährlich. Die Geschichte spielt im Jahr 2893, lange nachdem menschliche Kolonisten mit dem Raumschiff UESC Marathon – gebaut aus dem Marsmond Deimos – auf dem Planeten eine neue Heimat gegründet hatten. Doch irgendetwas ist schiefgelaufen: Ein nicht näher bekanntes Ereignis führte dazu, dass der Großteil der Bevölkerung plötzlich verschwand.
Die wenigen Überlebenden haben sich in Fraktionen organisiert, die nun um Ressourcen, Informationen und Überlegenheit kämpfen. Dabei verlassen sie sich nicht auf herkömmliche Soldaten, sondern setzen auf sogenannte Runner – Menschen, die ihren biologischen Körper gegen spezialisierte kybernetische Hüllen eingetauscht haben. Diese Runners werden beauftragt, die verlassene Kolonie zu infiltrieren, wertvolle Artefakte und Daten zu bergen – und sich dabei sowohl gegen feindliche Runners als auch gegen die außerirdischen Kräfte, die auf dem Planeten lauern, zu behaupten.

Statt einer klassischen Kampagne verfolgt Marathon einen dynamischen Story-Ansatz: Die Geschichte soll sich durch Seasons, Events und Spielerinteraktion kontinuierlich weiterentwickeln. Bungie will dabei nicht nur Atmosphäre schaffen, sondern auch ein Universum, das sich organisch mit der Community verändert – ein echtes Live-Service-Narrativ.
Diese Welt bildet nicht nur den erzählerischen Rahmen, sondern beeinflusst auch direkt das Spielgeschehen. Denn was sich im Setting andeutet – Fraktionen, Cyber-Körper, außerirdische Bedrohungen – spiegelt sich deutlich im Gameplay wider. Werft mit mir jetzt einen genaueren Blick auf die spielmechanischen Besonderheiten von Marathon.
Gameplay
Das Gameplay von Marathon fühlt sich – ganz Bungie-typisch – schon jetzt sehr rund und responsiv an. Bevor es jedoch überhaupt ins Match geht, beginnt alles mit der Vorbereitung: Ihr wählt euren Runner, stellt euer Loadout zusammen und nehmt einen Auftrag einer Fraktion mit auf die Mission.
Die Runner bilden dabei das Herzstück des Spiels – sie sind Marathons Antwort auf Helden aus Spielen wie Overwatch, Rainbow Six Siege oder Marvel Rivals. Jeder Runner hat individuelle Fähigkeiten und Eigenschaften. Nehmen wir zum Beispiel Blackbird: ein Scout-Typ mit einem klaren Fokus auf Aufklärung. Seine Hauptfähigkeit, der Echo Pulse, scannt in fünf Wellen die Umgebung und markiert Gegner auf dem HUD. Zusätzlich bringt er eine Tracker Drone sowie zwei passive Traits mit. Jeder Runner verfügt über eine aktive Basisfähigkeit, eine Taktikfähigkeit und zwei Traits – das schafft taktische Tiefe und klare Rollenverteilung im Team.

Nach der Runner-Wahl geht es ans Loadout: Waffen, Granaten, Rucksäcke sowie sogenannte Kerne und Implantate, die euren Build stark beeinflussen können. Hier kommt auch das klassische Loot-Raritätensystem ins Spiel – bestimmte Items haben mächtige Perks. Ein Beispiel: Ein Rucksack, der euch beim Looten unsichtbar macht.
Im nächsten Schritt wählt ihr einen Auftrag und pinnt Ressourcen an, die ihr für künftige Upgrades bei eurer Fraktion benötigt. Die ersten Missionen sind relativ simpel – etwa X Container looten und erfolgreich extrahieren. Das bringt euch nicht nur Gear, sondern auch Ruf. Upgrades bei Fraktionen können dann z. B. schnellere Wiederbelebungen, mehr Vault-Slots oder Zugang zum Schwarzmarkt ermöglichen. Um diese freizuschalten, müsst ihr bestimmte Gegenstände erfolgreich extrahieren.
Habt ihr euer Micro-Management abgeschlossen, startet das Matchmaking. In der Alpha standen zwei Maps zur Auswahl. Danach könnt ihr Freunde einladen oder allein bzw. mit zufälligen Teamkollegen loslegen. Ein Klick auf „Ready“ – und los geht’s.
Im Match selbst beginnt der typische Extraction-Wahnsinn: looten, Kämpfe mit der aggressiven KI, überraschende Spielerbegegnungen und dynamische Events. Gerade zu Beginn ist die KI nicht zu unterschätzen – selbst einzelne Gegner können ein unaufmerksames Team ausschalten. Hinzu kommen Patrouillen, Elite-Feinde und rivalisierende Runner-Teams, die euch gnadenlos überfallen können, während ihr lootet oder gerade mit der KI beschäftigt seid.
Habt ihr euren Auftrag erfüllt, geht es zur Extraktion. Dazu müsst ihr eine Barke finden und aktivieren – was Zeit kostet und euch angreifbar macht. Wer hier nicht aufpasst, wird im letzten Moment vielleicht doch noch abgefangen.

Gelingt die Extraktion, landet euer Loot im Vault, ihr gebt den Auftrag ab – und startet erneut. Falls ihr jedoch scheitert, kommt das sogenannte Sponsored Kit zum Einsatz: ein Notfall-Loadout mit etwas Gear, damit ihr auch nach mehreren Pleiten weiterspielen könnt – selbst wenn euer Vault leer ist.
Was mir persönlich negativ aufgefallen ist: Aktuell lässt sich nur ein Auftrag und ein Upgrade gleichzeitig aktiv verfolgen – das wirkt etwas eingeschränkt. Zudem scheint das Solo-Spiel deutlich schwerer zu sein, da viele Elemente auf Teamplay ausgelegt sind.
So gut sich das Gameplay anfühlt, steht und fällt das Erlebnis natürlich auch mit der technischen Umsetzung. Deshalb werfen wir jetzt einen Blick darauf, wie Marathon auf technischer Seite dasteht – und auf welchen Plattformen ihr euch ins Abenteuer stürzen könnt.
Technik & Plattformen
Was direkt positiv auffällt: Marathon bietet von Anfang an vollständiges Crossplay sowie Cross-Progression. Das bedeutet, ihr könnt z. B. auf der PlayStation spielen und später auf dem PC weitermachen – euer Fortschritt bleibt dabei erhalten. Diese nahtlose Spielerfahrung kennt man bereits aus Destiny 2, und Bungie scheint hier auf Bewährtes zu setzen.
Auch technisch lief die Alpha-Version schon erstaunlich stabil. Bis auf kleinere Probleme – vermutlich dem Alpha-Status geschuldet – machte das Spiel einen runden Eindruck. Grafik, Effekte und Steuerung wirkten bereits sehr ausgereift. Ein klarer Kritikpunkt: In der Alpha mussten europäische Spieler auf nordamerikanischen Servern spielen. Das führte spürbar zu höherem Ping, was sich gerade im PvP negativ bemerkbar machte. Hier bleibt zu hoffen, dass Bungie zum Launch dedizierte Server für Europa bereitstellt.

Ein echtes Highlight ist zudem der Grafikstil: Marathon setzt auf einen cleanen, stilisierten Sci-Fi-Look mit kräftigen Farben und klarer Lesbarkeit. Trotz der hohen Dynamik im Match behält man stets den Überblick – dank gezielter Farbkontraste, gut unterscheidbarer Effekte und klarer Silhouetten. Bungie gelingt hier eine starke Mischung aus markanter Ästhetik und funktionalem Design.
Besonders erfreulich ist auch die Preisgestaltung: Marathon wird kein Vollpreistitel, sondern soll vermutlich bei rund 40 € liegen – ein fairer Einstiegspreis für einen Live-Service-Shooter mit langfristigem Support.
Nach all den Infos zu Gameplay, Technik und Stil stellt sich natürlich die große Frage: Wie viel Potenzial steckt wirklich in Marathon – und für wen könnte sich der Einstieg lohnen?
Fazit
Marathon ist für mich jetzt schon einer der interessantesten Extraction-Shooter – vor allem, weil ich mit Titeln wie Escape from Tarkov oder Hunt: Showdown nie so richtig warm wurde. Das Looten macht Spaß, und die Progression fühlt sich belohnend an. Was mir weniger gefällt: Aktuell kann man nur einen Auftrag und ein Upgrade gleichzeitig verfolgen – das bremst gerade Solo-Spieler etwas aus.
Davon abgesehen stimmt das Fundament: Das Gunplay fühlt sich präzise und wuchtig an, der stilisierte Grafiklook ist nicht nur schön, sondern sorgt auch für gute Übersicht. Die große Frage bleibt natürlich, wie sich Marathon im weiteren Verlauf gegen die starke Konkurrenz behaupten kann – Arc Raiders zum Beispiel hat mit seinem technischen Test bereits ordentlich vorgelegt.
Trotzdem: Das Potenzial ist da. Wenn Bungie die richtigen Stellschrauben dreht und in kommenden Tests an den Schwächen feilt, könnte Marathon einer der spannendsten Extraction-Shooter des Jahres werden – vor allem für alle, die eine Alternative zum üblichen MilSim-Ansatz suchen.