Days Gone Remastered (PS5) im Test

Es gibt Spiele, die zockst du durch, legst sie zur Seite und vergisst sie wieder. Und dann gibt es diese besonderen Titel, die sich mit staubigen Reifen und dem Röhren eines Motorrads direkt in deine Erinnerung brennen. Days Gone gehört für mich ganz klar zu dieser zweiten Sorte. Dieses Spiel ist mehr als nur ein Open-World-Zombie-Survival. Es ist eine emotionale Reise, ein einsamer Trip durch verlassene Städte, dichte Wälder und schneebedeckte Bergpässe — immer begleitet vom Knattern deines Bikes und der ständigen Angst, dass hinter der nächsten Kurve eine Horde von Freakern lauert.

Jetzt hat genau dieses Spiel ein Remaster bekommen. Und nicht irgendeines. Days Gone Remastered ist eine Rundum-Politur, die nicht nur grafisch ordentlich auf den Putz haut, sondern dir auch ein paar neue Spielmodi an die Hand gibt, die das ohnehin schon packende Spielerlebnis noch ein Stück intensiver machen.

Ob das was für dich ist? Lass uns gemeinsam einen Blick drauf werfen.

Mit Deacon St. John durch die Apokalypse

Du schlüpfst in die abgewetzten Bikerstiefel von Deacon St. John. Zwei Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie hat sich die Welt verändert — und mit ihr die Menschen. Es gibt keine Polizei mehr, keine Ordnung. Stattdessen haben sich kleine Gemeinschaften gebildet, Überlebenscamps mit eigenen Regeln und fragwürdigen Anführern. Manche helfen einander, andere trachten dir nach dem Leben.

Deacon selbst schleppt eine schwere Bürde mit sich herum. Vor zwei Jahren musste er seine schwer verletzte Frau Sarah in einen Helikopter setzen — in der Hoffnung, dass sie überlebt. Der Heli stürzte ab. Seitdem lebt Deacon mit der Ungewissheit, ob Sarah vielleicht irgendwo da draußen noch lebt oder längst von den Freakern geholt wurde. Sein bester Freund Boozer weicht ihm kaum von der Seite, egal ob bei Aufträgen, am Lagerfeuer oder bei einer Flasche selbstgebranntem Schnaps.

Von Aufträgen, Gruppierungen und Freakern

Und diese Aufträge sind alles andere als simple „Geh dorthin und erledige das“-Missionen. Du merkst richtig, dass die Entwickler Wert darauf gelegt haben, dass du die Spielwelt spürst. Jede Gruppierung, jeder Camp-Anführer hat eigene Interessen. Mal sollst du Freaker-Nester ausräuchern, mal verlorene Angehörige retten oder Versorgungskonvois eskortieren. Deine Taten haben Auswirkungen auf deinen Ruf und dein Ansehen bei den verschiedenen Fraktionen.

Mit deinem Motorrad — das du übrigens ständig auftanken und instand halten musst — durchstreifst du eine beeindruckende, detailverliebte Open World. Mal fährst du über eine verlassene Landstraße, das Laub weht dir um die Reifen, der Himmel zieht sich bedrohlich zu. Dann wieder kämpfst du dich durch eine vom Schnee zugewehte Ortschaft, während Eiszapfen von verlassenen Häuserdächern hängen und dich die Geräusche der Umgebung stets wachsam bleiben lassen.

Und während du so durch die Welt ziehst, hältst du immer Ausschau nach Tankstellen, Werkbänken und Verstecken. Denn wer stehen bleibt, ist verloren. Vielleicht entdeckst du eine scheinbar verlassene Tankstelle und freust dich, endlich den leeren Tank zu füllen — nur um im nächsten Moment festzustellen, dass der Ort von einer Freaker-Horde belagert wird und du besser schleunigst das Weite suchst oder dich geschickt durchschleichst.

Waffen, Munition und die Kunst des Überlebens

Die Waffenvielfalt ist groß, aber du lernst schnell: Munition ist rar. Klar, eine Schrotflinte macht kurzen Prozess mit ein paar heranstürmenden Freakern und deine Pistole ist auf mittlere Distanz ein treuer Begleiter. Doch oft genug findest du dich in Situationen wieder, in denen dir nur noch ein angerosteter Baseballschläger bleibt. Zum Glück kannst du den mit Nägeln oder Sägeblättern aufmotzen und so selbst zur tödlichen Waffe umfunktionieren.

Manchmal ist es klüger, sich leise anzuschleichen, Nester mit Molotow-Cocktails auszulöschen und sich unbemerkt davonzumachen, als heldenhaft mit der MP durch Horden zu ballern und am Ende blutüberströmt und ohne Kugeln dazustehen.

Gefährlicher als Freaker: die Menschen

Doch die größte Gefahr sind nicht die Infizierten. Es sind die Menschen. Marodierende Banden, durchgeknallte Sektenanhänger und andere Überlebende, die gelernt haben, genauso skrupellos zu sein, wie es die Welt von ihnen verlangt. Sie lauern dir auf, umzingeln dich, legen Fallen und kennen keine Gnade. Sie sind clever, haben Waffen, Taktiken und wissen, wann du verwundbar bist.

Was bringt das Remaster?

Nehmen wir mal an, du hast Days Gone schon durch und denkst dir: „Naja, bisschen schickere Grafik lockt mich jetzt nicht unbedingt hinterm Ofen vor.“ Verständlich. Aber Days Gone Remastered bietet dir mehr.

Zum einen gibt’s den Permadeath-Modus. Hier entscheidest du, ob du bei einem Tod direkt wieder von ganz vorne oder ab Akt zwei neu beginnen willst. Glaub mir: Das sorgt für eine ganz andere Intensität. Jeder Schuss zählt, jede Entscheidung wird auf die Goldwaage gelegt und plötzlich ist das bloße Anzünden eines Nests eine hochriskante Angelegenheit, weil du weißt: Ein falscher Schritt, und alles war umsonst.

Oder du gehörst zu den Speedrunnern? Dann dürfte der Speedrun-Modus genau dein Ding sein. Hier wird gemessen, wie schnell du dich durch die Hauptstory schlägst. Vielleicht packst du ja den perfekten Run.

Der Fotomodus ist inzwischen Standard in aktuellen Games, aber auch hier ein nettes Feature, um die beeindruckenden Landschaften, dramatischen Sonnenuntergänge und blutige Hordenangriffe in Szene zu setzen.

Besonders hervorzuheben ist der neue Horde-Modus. Der läuft losgelöst von der Story und stellt dich in verschiedenen Arenen gegen immer größere Wellen von Gegnern. Du kannst verschiedene Charaktere spielen — ja, auch den hemdlosen Deacon — und dir mit der Zeit Modifikatoren freischalten, die das Spiel schwerer oder leichter machen. Es ist ein forderndes, unterhaltsames Mini-Game, das perfekt dazu geeignet ist, deine Überlebenskünste auf die Probe zu stellen.

Das Spiel kostet übrigen 49,99 Euro und ist somit kein Vollpreistitel. Solltest du bereits das Spiel gekauft haben, erhältst du für nur 10 Euro ein Upgrade mit all den grafischen Verbesserungen und den beschriebenen Modi.

Fazit

Days Gone Remastered ist ein todhübsches, emotional packendes und atmosphärisch dichtes Erlebnis. Egal, ob du durch dichte Wälder bretterst, über schneebedeckte Pässe fährst oder eine heruntergekommene Wohngegend nach Ressourcen durchstöberst — die Welt wirkt glaubhaft, lebendig und gleichzeitig beklemmend.

Für alle, die das Spiel noch nicht kennen, ist es ein Pflichtkauf. Und für alle Veteran:innen, die das Original geliebt haben, ist das Remaster eine großartige Gelegenheit, erneut den Motor anzuwerfen, sich mit Benzinkanistern und selbstgebastelten Molotows einzudecken und sich noch einmal ins Abenteuer zu stürzen.

Denn glaub mir: Es gibt kaum etwas Befriedigenderes, als nach einem langen, blutigen Ritt auf deiner Maschine dem Sonnenuntergang entgegenzufahren — und zu wissen, dass du auch diesmal wieder überlebt hast.

Days Gone Remastered (PS5) im Test
Story & Inszenierung
9
Kampfsystem & Gameplay-Flow
8.5
Erkundung & Level-Design
8
Atmosphäre und audiovisuelle Präsentation
7.5
Abwechslung & Pacing
5
Remaster-Qualität
10
Das hat mir Gefallen
Wunderschöne, detailverliebte Open World mit dynamischem Wetter und Tag-Nacht-Wechsel
Packende, emotionale Story rund um Verlust, Freundschaft und Überleben
Großartige Atmosphäre mit bedrückender Endzeit-Stimmung
Spannendes Motorrad-Gameplay mit Ressourcen- und Benzinmanagement
Umfangreiche, abwechslungsreiche Aufträge und Fraktionen mit unterschiedlichen Interessen
Beeindruckend inszenierte Zwischensequenzen und starker Soundtrack
Vielfältige Waffen und Crafting-Möglichkeiten für improvisierte Waffen und Fallen
Neue Spielmodi: Permadeath-Modus, Speedrun-Modus und Horde-Modus
Modifikatoren (Injektionen) im Horde-Modus für mehr Abwechslung und Herausforderung
Gelungener Fotomodus für beeindruckende Screenshots
Remaster-Verbesserungen: Deutlich bessere Grafik, schärfere Texturen, flüssigeres Gameplay
Das war nicht so gut
Keine völlig neuen Story-Inhalte im Remaster, „nur“ technische und modische Ergänzungen
Der Einstieg ist sehr fordernd aufgrund von Ressourcenmangel und mangelnder Erfahrung im Umgang mit Horden
Nahkampf ist gewöhnungsbedürftig, da er zu Beginn sehr staksig wird
8