AI Limit kommt einer klassischen Souls-Like-Erfahrung am nächsten. Das Spiel wurde vom chinesischen Indie-Studio Sense Games entwickelt und von CE-Asia gepublished. Einen besonderen Push erhielt AI Limit durch das PlayStation China Hero Project, mit dem Sony chinesische Entwickler fördert.
Apropos: Chinesische Studios bekommen gerade generell einen riesigen Aufschwung. Black Myth: Wu Kong war ein riesiger Erfolg, und Karma: The Dark World stammt ebenfalls von einem chinesischen Studio.
Kommen wir aber zurück zu AI Limit und der Frage, ob es überhaupt etwas taugt. Mein erster Eindruck war nicht besonders gut. Ich hatte vor einigen Monaten während eines Steam Next Fests die Demo gespielt und hatte nicht das Gefühl, dass es mir Spaß macht oder machen würde. Doch wie jedes gute Souls-Like hat es mich nicht losgelassen. Die Spielwelt und das Gameplay waren vielversprechend, und man darf nicht vergessen, dass es sich um ein Souls-Like von einem Indie-Studio handelt – und gerade in diesem Genre ist die Fallhöhe enorm hoch. Viele Souls-Likes scheitern daran, dass sie sich nur auf den Schwierigkeitsgrad konzentrieren, aber das World-Building und ein passendes Gameplay vernachlässigen. Spiele dieses Genres sollten fordernd, aber niemals unfair sein. So viel sei schon mal verraten: AI Limit ist meistens fair.
Fangen wir aber erst mal bei der Story an.
Story
AI Limit beginnt dort, wo die meisten Souls-Likes beginnen – im Dreck. Es gibt eine kleine Zwischensequenz, aber euer Charakter wacht ohne Erinnerungen und ohne Waffe in einer Kanalisation auf. Allerdings handelt es sich nicht um eine Fantasy-Kanalisation, sondern um eine moderne Umgebung. Ohne Waffen geht es nicht weiter, also schnappt ihr euch das erstbeste rostige Schwert, das ihr finden könnt.
Sobald ihr das erste Stück der Kanalisation hinter euch gelassen habt, trefft ihr auf Astera. Sie eröffnet euch, dass ihr ein Bladder seid und nach den Branches sucht. Viel wichtiger: Sie lässt euch euren Spielstil wählen, nachdem sie euch auf die Suche nach euren Erinnerungen geschickt hat, die durch Branches offenbar wieder zum Vorschein kommen.

Die Geschichte wird vor allem durch Briefe, kryptische Dialoge und geheimnisvolle Charaktere erzählt, die Informationen über die Welt haben, diese aber oft nur bruchstückhaft preisgeben. Kommt euch das bekannt vor? Genau, so funktioniert das Storytelling auch in den FromSoftware-Games – und AI Limit macht das tatsächlich gut. Die Briefe und Notizen sind meistens interessant, und die Dialoge sind gut geschrieben.
Allerdings ist die deutsche Lokalisierung wirklich katastrophal. Ich weiß nicht, ob sie mit einer KI wie ChatGPT erstellt wurde oder ob einfach der Google Übersetzer geholfen hat, aber ihr solltet das Spiel unbedingt mit englischen Texten spielen. Die deutsche Übersetzung ist derart fehlerhaft, dass manche Sätze kaum noch Sinn ergeben.
Also, um es noch einmal zusammenzufassen: Die generelle Story und die Art der Erzählung sind gut und passend für die Art des Spiels, aber die deutsche Lokalisierung, die nur die Texte betrifft, ist schlicht unbrauchbar. Ihr solltet unbedingt mit englischen Texten spielen.
Gameplay
Das Gameplay eines Souls-Likes könnte man schnell abhaken, wenn man sich nur auf die Basics konzentriert: leichter und schwerer Schlag, Ausweichen und Leveln an Checkpoints. Doch die meisten Souls-Likes haben ihre eigenen Ideen – sei es eine größere Ausrichtung auf Loot oder zusätzliche Skilltrees.
Doch tatsächlich ist fast alles so, wie es sein sollte: Ihr nutzt eure Erfahrungspunkte, die ihr für das Besiegen von Gegnern bekommt, um eure Werte zu verbessern, Waffen aufzuwerten (wofür ihr auch andere Materialien benötigt) oder aber, um Items und Ausrüstung zu kaufen. Beim Tod verliert ihr zwar nicht alle Erfahrungspunkte, aber euch wird ein Teil abgezogen, den ihr nicht wiederholen könnt.

Das Kampfsystem ist allerdings etwas anders: Ihr benötigt keine Ausdauer für Angriffe. Stattdessen haben eure Angriffe eine bestimmte Anzahl an Schlägen. Für jeden erfolgreichen Treffer steigt eure Sync-Rate, die eure Angriffe verstärkt und für Skills genutzt wird – darunter sogenannte Spells, wie eine Railgun, ein Flammenwerfer oder eine Raketen-Salve. Ihr benötigt allerdings auch Sync-Rate, um zu blocken, zu parieren oder eure Angriffe zu verstärken. Das alles sind Skills, die ihr je nach Spielstil einsetzen könnt. Außerdem verliert ihr Sync-Rate und Lebensenergie, wenn ihr von Gegnern getroffen werdet.
Ansonsten ist AI Limit ein klassisches Souls-Like, in dem ihr durch die Welt streift, Hinweise auf die Story findet und an bestimmten Punkten einen Boss besiegt – und diese können es in sich haben. Die meisten Bosse haben zwei Phasen mit speziellen Fähigkeiten. Der erste große Boss ist besonders cool: In seiner zweiten Phase wird er schneller, wirft seine Waffen weg und greift wie eine Bestie an. Dadurch werden seine Angriffe unvorhersehbarer, stärker und schneller. Er hat zum Beispiel eine Attacke, bei der er mehrmals hintereinander auf euch zurennt – diese ist extrem stark und kann euch schnell wieder zurück zum letzten Branch schicken.
Branches sind übrigens die Bonfires bzw. Checkpoints des Spiels. Hier könnt ihr aufleveln, aufrüsten und euch an andere Branches in der Welt teleportieren.

Die Frage ist natürlich: Wie finde ich das Gameplay von AI Limit? An sich mag ich das Gameplay gerne. Hier und da merkt man, dass AI Limit von einem Indie-Studio stammt, das nicht über die Ressourcen eines AA- oder AAA-Studios verfügt. Aber ich hatte Spaß – es ist eines der besseren Souls-Likes. Natürlich gibt es nicht die größte Gegnervielfalt oder die beeindruckendste Spielwelt, aber es funktioniert alles. Ich hatte nur eine Stelle, die ich als etwas unfair bezeichnen würde – und das waren tatsächlich nur normale Gegner und kein Boss, der mir Probleme bereitet hat.
Also kann ich abschließend sagen: Das Gameplay ist gut, auch wenn ich mir eine Animation gewünscht hätte, bei der der eigene Charakter seine Waffe wegsteckt.
Technik
AI Limit ist ein Indie-Spiel mit limitierten Ressourcen. Chinesische Studios müssen sich noch auf dem Markt etablieren. Neben einem soliden, aber nicht überragenden Sounddesign muss man auch hier und da Abstriche beim Gegner- und Leveldesign machen – das ist nicht schlimm, aber erwähnenswert.
Größere Bugs sind jedoch problematisch. Beispielsweise haben besiegte Gegner im zweiten Gebiet keine Texturen mehr, nachdem man gestorben ist. Ein anderer Bug: Mein Charakter hatte ab dem dritten Gebiet plötzlich nur noch eine extrem leise Stimme.
Ich hoffe, dass diese Bugs mit einem Day-1-Patch behoben werden.
Fazit
AI Limit ist ein Indie-Souls-Like – und das merkt man. Manche Animationen sind nicht so poliert, und einige Bugs trüben den Spielspaß. Kann ich AI Limit uneingeschränkt empfehlen? Nein. Es gibt keinen einstellbaren Schwierigkeitsgrad, die Bosse sind fordernd, und die Geschichte wird hauptsächlich durch die Umgebung erzählt. AI Limit richtet sich also vor allem an Fans dieses Genres – vielleicht sogar noch mehr als andere Souls-Likes, die ihre eigenen Ideen stärker einbringen.
AI Limit ist für PlayStation 5 und PC erhältlich. Es ist kein Vollpreistitel und kostet 34,99 € (Standard) bzw. 44,99 € (Deluxe mit Zusatzinhalten). Aktuell gibt es 10 % Rabatt.
AI Limit wurde uns als Downloadversion vor Release zur Verfügung gestellt.