Als ich Atomfall das erste Mal gesehen habe, dachte ich zuerst an ein Fallout in Großbritannien. Als Rebellion dann sagte, dass es sich um ein Survival-Game handelt, dachte ich, dass ich eine Basis bauen und Ressourcen sammeln muss. Nun ist es aber irgendwie ganz anders, und wir bewegen uns zwischen einem Far Cry in einer britischen Post-Apokalypse in den 1950ern und Stalker.
Als Inspiration für Atomfall ließ sich Rebellion, das selbst in England ansässig ist, von britischer Science-Fiction inspirieren, darunter Doctor Who, The Wicker Man oder The Day of the Triffids. Neben den Science-Fiction-Quellen wurden aber auch englische Mythen und Legenden als Vorlage genutzt. So entsteht schon mal eine interessante Welt.
Kommen wir aber jetzt endlich zur Prämisse und Story!
Story
Im Oktober 1957 ereignete sich in Windscale ein Unfall, bei dem radioaktives Material freigesetzt wurde. Daraufhin baute die Regierung rund um Windscale eine Mauer und kappte jegliche Kommunikation. Fünf Jahre später wacht unser Charakter in einer verlassenen und ziemlich heruntergekommenen Bunkeranlage auf und hat sein Gedächtnis verloren.
Das ist erst einmal der Einstieg und auch alles, was ich zur Story schreiben werde. Das liegt nicht daran, dass es nicht mehr gibt, denn Atomfall ist eines dieser Spiele, die extrem viel Story haben. Mehr kann ich jedoch nicht schreiben, ohne Dinge zu spoilern. Denn die Erzählweise ist extrem interessant: Atomfall kaut euch die Story nicht in einer Zwischensequenz nach der anderen vor oder erklärt euch alles haarklein in Dialogen. Stattdessen müsst ihr Hinweise und Dokumente finden, die euch die Story langsam entschlüsseln. Ihr spielt einen Charakter, der nicht weiß, wo er ist oder wie er in die Quarantäne-Zone gekommen ist. Er kennt nicht einmal seinen Namen. Das Einzige, was ihr also versucht, ist, einen Ausweg zu finden – und dabei werdet ihr immer tiefer in den Kaninchenbau hineingezogen.

Was wirklich bemerkenswert ist, ist, dass Atomfall einen echten Reaktorunfall als Vorbild hat. Denn am 10. Oktober 1957 gab es in Windscale einen Brand, der eine Wolke mit erheblichen Mengen radioaktiven Materials freisetzte, die sich über Großbritannien und das europäische Festland verteilte. Allerdings wurden keine Mauern gebaut, und es gab auch keine verrückten Kulte oder andere Dinge, die in den Reaktor-Ruinen ihr Unwesen treiben.

Gerade die Erzählweise und die Welt von Atomfall machen das Spiel zu einem besonderen Erlebnis. Da man nur langsam – und vor allem mit seinem Charakter – erfährt, was passiert ist und was man eigentlich gerade tut, freut man sich über jede neue Entdeckung und will selbst herausfinden, worum es eigentlich geht und wer Oberon ist. Ich für meinen Teil feiere diese spannende Art des Storytellings extrem, da es einfach mal etwas Frisches und Neues ist.
Gameplay
Kommen wir jetzt mal zum Herz eines jeden Spiels: dem Gameplay. Und gottverdammt, hat Atomfall davon viel – obwohl die Mechaniken alle recht klassisch sind und das Spiel nicht wirklich überladen ist.

Kommen wir aber mal zum wichtigsten Punkt von Atomfall: die Quests und ihre Struktur. Wie ich im Storyteil erwähnt habe, müsst ihr, um die Story weiter voranzutreiben, Hinweise und Dokumente finden. Diese liegen natürlich nicht überall herum, und es gibt mehrere Hinweise zu ein und demselben Ziel – je nachdem, wie ihr spielt, wen ihr trefft und was ihr zu den Personen sagt. So könnt ihr in einer Mine einen NPC finden, der euch sagt, dass ihr Hinweise zu einer Forschungseinrichtung finden könnt, indem ihr einen überfallenen Konvoi untersucht. Oder aber ihr findet eine Händlerin, die euch den Eingang für einen kleinen Preis zeigt. Falls ihr aber vielleicht direkt in Richtung des Konvois gegangen seid, hättet ihr diesen zuerst finden können.
Neben diesen Freiheiten spielt auch euer gewählter Schwierigkeitsgrad eine große Rolle. Wenn ihr den empfohlenen Schwierigkeitsgrad auswählt, habt ihr keine Quest-Markierungen auf dem Kompass und müsst immer mal wieder die Karte öffnen, um eigene Markierungen zu setzen. Euch werden zwar interessante Orte eingezeichnet, aber manchmal müsst ihr auch das Koordinaten-System nutzen, das ihr auf der Karte habt, um versteckte Lager zu finden.
Apropos Lager: In diesen findet ihr Waffen, Ressourcen und anderen nützlichen Kram. Wie schon erwähnt, wurde Atomfall als Survival-Game vermarktet. Allerdings gibt es scheinbar keine richtige Genrebezeichnung für das, was Atomfall sein will – und das ist gut so. Denn Atomfall mischt bekannte Elemente, wie ein kleines Crafting-Menü, in dem ihr allerhand herstellen könnt, mit einem spannenden Dialog-System und ein paar anderen RPG-Elementen, ohne aber seine Stalker-Inspiration zu vergessen.

So könnt ihr Verbände und andere Hilfsmittel craften, aber Munition bleibt knapp, und ihr müsst eure Waffen pflegen. Dafür müsst ihr Ressourcen finden oder mit Händlern handeln. Diese tauschen Items gegen ihre Waren – es gibt also keine Währung, die ihr farmen könnt, um alles zu schnell zu verbessern. Ihr könnt aber zum Beispiel teure Items kaufen, um schneller in der Hauptquest weiterzukommen. Das Spiel lässt euch extrem viele Freiheiten, wie ihr Aufgaben löst. Ihr könnt NPCs – vor allem Händler – nach wichtigen Informationen ausquetschen. Wenn sie euch vertrauen oder ihr die richtigen Informationen habt, geben sie euch im Austausch wichtige Hinweise. Oder ihr bedroht sie einfach – das kann auch funktionieren.
Technik
Kommen wir zur Technik. Diese ist grundsolide: Die Grafik ist gut, und das Spiel läuft sehr flüssig – und das ohne Upscaler wie DLSS oder FSR. Das liegt vor allem an der hauseigenen Engine, die auch Sniper Elite nutzt. Das führt dazu, dass Atomfall nicht super fotorealistisch ist, aber trotzdem hübsch aussieht. Dazu kommt die Liebe zum Detail. Also: Atomfall ist optisch vielleicht nicht perfekt, aber es ist schön!
Der Sound ist ebenfalls super – genauso wie der Soundtrack. Viel mehr kann ich auch nicht sagen, außer dass ich keine Bugs hatte und das Spiel super angenehm mit Maus und Tastatur spielen konnte.
Fazit
Atomfall ist eines dieser AA-Games, die ich irgendwie jedem empfehlen möchte, weil es zeigt, wie interessant und cool Games sein können, die nicht jedem gefallen müssen. Vor allem zeigt es, was Entwickler leisten können, die einfach Bock haben, etwas anders zu machen. Aber genau da ist das Problem! Atomfall ist nicht für jeden. Es ist stellenweise sehr schwer, und man muss Lust darauf haben, eine Welt zu erkunden. Es wird einem keine Story in mundgerechten Häppchen vorgekaut, und es wird auch nichts vereinfacht. Selbst die Tutorials sind erst einmal sehr dürftig. Alles, was Atomfall aber will, ist Zeit – Zeit, um sich mit dem Spiel zu beschäftigen. Und dann wird es einfach verdammt gut!
Atomfall erscheint am 27.03.2025 und kostet 49,99 €. Falls ihr Bock darauf habt, könnt ihr euch auch die Deluxe Edition kaufen – diese könnt ihr bereits am 24.03.2025 spielen. Oder aber ihr ladet es einfach aus dem Game Pass!