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Hyper Light Breaker im Early Access

Hyper Light Breaker im Early Access

Oder: Wie Hyper Light Breaker lernte, mich zu brechen.

Seit kurzem ist Hyper Light Breaker im Early Access. Wem der Titel noch kein Begriff ist, der erinnert sich vermutlich noch an Hyper Light Drifter, jenes Spiel, das als Indie-Ikone schlechthin in den Himmel gelobt wurde. Hyper Light Breaker ist der geistige Nachfolger, auch wenn dieser vieles anders macht.

Ganz grob gesagt, versucht man in Hyper Light Breaker einen guten Run hinzubekommen. Dieser besteht daraus, Ausrüstung in der prozedural generierten Spielwelt zu finden und mit dieser dann Bosse zu legen. Das Ganze befindet sich noch im Early Access, weshalb noch Bosse hinzukommen, sowie weitere Mechaniken und ganz viel Balancing – hoffentlich ganz viel Balancing!

Im Detail sieht es dann aber anders aus.

Ein Run kann zum Beispiel so aussehen:

Ihr startet das Spiel und werdet ziemlich direkt in eine Welt geworfen. Hier und da poppen zwar Tutorialfenster auf, die euch erklären, dass ihr eine gewisse Währung benötigt, um eure Ausrüstung zu verbessern, doch eigentlich habt ihr noch keinen Plan, was das Spiel von euch möchte.

Ihr springt also ins kalte Wasser, geht durch ein ominöses Portal und landet in einer prozedural generierten Spielwelt. Bei jedem Run sieht die Spielwelt anders aus und ihr müsst euch neu orientieren, sodass jeder Run einzigartig ist und euch vor neue Herausforderungen stellt.

Wobei die oberste, schlimmste und wichtigste Herausforderung ist, zu überleben.

Gerade in die Welt geworfen, quasi ein frischgeborener Hyper Light Breaker, öffnet ihr erst einmal die Einstellungen, um herauszufinden, mit welchem Button ihr schlagen könnt.

So weit so gut.

Sobald ihr bereit seit, wagt ihr euch ins erst beste Getümmel, nahe eines Markers, der Ausrüstung verspricht. Denn im Moment habt ihr so gut wie nichts. Ihr seid zwar nicht nackt, aber nahe dran.

Ihr nutzt eure Nahkampfwaffe und direkt zu Beginn habt ihr auch ein Gewehr gefunden. Das habt ihr aber nach den ersten paar Gegnern schon leer geschossen und müsst in den knüppelharten Nahkampf.

Die Gegner, die eigentlich noch recht klein und süß ausgesehen haben, zumindest aus der Ferne, sind nun blutdürstige Monster, die geradezu magnetisch an euch kleben. Ihr kommt einfach nicht weg und die Gegner sind gnadenlos. Klar, besteht ihre Lebensaufgabe darin, euch zu töten, aber ich hatte noch nie das Gefühl, dass mich Gegner so wirklich tot sehen wollten. Diese rachelüsternen Augen der Gegner, kurz bevor bei mir schon wieder „Dead“ steht, das verfolgt mich ehrlich gesagt etwas.

Aber nun gut.

Ihr lernt dazu. Ihr greift an, versucht den Mob zu kiten, versucht Abstand zu gewinnen und jeden Gegner einzeln zu töten oder sogar Fähigkeiten zu nutzen.

Ihr versagt.

Und wieder.

Und wieder.

Irgendwann wird es etwas besser, aber nicht, weil das Spiel netter wird oder die Gegner weniger gemein. Ihr werdet etwas besser. Kitet mehr, weicht besser aus, tötet effektiver.

So erhaltet ihr nach und nach Ausrüstung, sodass ihr ein Mü länger am Leben bleibt – nur um dann wieder gnadenlos abgeschlachtet zu werden.

Dark Souls, Elden Ring, ja, sogar Malenia oder Radahn, scheiß drauf, selbst jene Bosse sind im Vergleich Schall und Rauch. Das ist ein Hardcore Survival-Spiel, das sich hinter einer schicken, süßlichen Grafik verbirgt.

Gerne würde ich nun sagen, dass Performance-Probleme, und ja, das hat das Spiel zuhauf, der Grund für meine Tode waren. Aber nein, die Performance ist zwar alles andere als gut, aber es ist ja auch noch im Early Access. Nein, es war meine Unfähigkeit, den Schwierigkeitsgrad zu überwinden. Zu viele Gegner, zu schnelle Gegner, zu starke Gegner. Es soll wohl etwas machbarer sein, wenn man mit mehreren Leuten im Koop spielt, allerdings habe ich dies nicht ausgetestet.

Und zu guter Letzt, wenn ihr die kleinen Mobs gelernt habt und endlich das Gefühl habt, weiterzukommen, ja dann kommen die Bosse. Und diese haben wunderschöne Mechaniken: Sie lassen Geschosse wie in einem Nier Automata fliegen, sie lassen Wellen niedersausen, über die ihr springen müsst, während ihr den Geschossen ausweicht und ach ja, sie lassen jene Gegner kommen, die ihr ohne Boss schon fast nicht hinbekommen habt.

Und wofür das Ganze? Um einen guten Run hingelegt zu haben?

Puh.

Oder ging es eher um die Erfahrung? Um das Gefühl, mit dem Hoverboard über den See zu gleiten, Berge zu erklimmen, sich selbst und seine Schwächen überwunden zu haben?

Ihr merkt schon, hier herrscht ein gewisser Zwiespalt zwischen Anerkennung und Hass. Anerkennung für die Spielwelt, die an manchen Stellen beeindruckend wirkt und Hass für all jene Momente, die mich zum Heulen gebracht haben, ja, die beinahe meinen Monitor UND meinen Controller gekostet hätte, vielleicht sogar meine Hand, wenn ich mir meine harte Schreibtischplatte so anschaue.

Seid ihr frustresistent genug, um euch dieser Herausforderung zu stellen? Habt ihr Freund:innen, die euch bei diesem Unterfangen helfen möchten? Denkt dran, mindestens einen schlechten Gamer mitzunehmen, dem ihr die Schuld zuweisen könnt!

Wenn ja, ist dieses Spiel genau das Richtige für euch.

Für alle anderen: Das Spiel ist noch im Early Access. Und allein in den letzten Tagen kamen regelmäßige Updates, welche die Perfomance etwas verbessert haben, Bugs behoben, welche das Spiel nicht starten ließen und es gibt nun sogar ein Medikit zu Beginn (Ja, es gab zu Beginn keine Möglichkeit zum Heilen, bis man etwas gefunden hat). Bei Interesse, aber geringer Frustresistenz sowie Solo-Spieler:innen würde ich empfehlen, noch etwas zu warten, bis sich die Gegnerwogen geglättet haben.

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