Inhalt
Einleitende Worte
Metaphor: ReFantazio ist das neuste Spiel aus demselben Hause, das uns bereits die beliebte Persona-Reihe sowie Shin Megami Tensei gebracht hat. Die Erwartungshaltung ist dementsprechend hoch: Wir erwarten einzigartige Designs, rundenbasierte Kämpfe, einen gewissen Grind sowie eine Story, die uns für gut 100 Stunden Spielspaß bei Laune hält. Kann Metaphor jene Kriterien erfüllen, wenn gar, übertreffen?
Das klären wir jetzt.
Ist die Story einem Persona würdig?
Um Spielerinnen und Spieler auch bei langwierigen Grind-Sessions wirklich bei Laune zu halten, muss natürlich auch die Story passen. Dieses Mal drücken wir allerdings nicht Persona-gerecht die Schulbank und schlüpfen auch nicht in die chaotischen Leben von Schülerinnen und Schülern. Wir tauchen in eine Fantasy-Welt ein, die von Nicht-Menschen dominiert wird. Ob nun Clemar oder Papirus, jede Rasse steht vor seinen eigenen Problemen, wodurch der Wunsch nach einer Utopie geweckt wird. Spätestens nach dem Ableben des Königs und der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin wird klar, dass sich die Leute Veränderung wünschen.
Menschen kommen im Spiel nur in einer Form vor: nämlich als Monster. Somit stellt Metaphor: ReFantazio das Grundgerüst vieler anderer Fantasy-Spiele auf den Kopf. Nicht die Menschheit gehört hier zu den Guten, sondern alle anderen Fraktionen und Rassen versuchen, in einer nicht perfekten Welt zu überleben – mit ähnlichen Problemen wie Diskriminierung, wie wir sie alle nur zu gut kennen.
Die Hauptstory rund um den Protagonisten, der den Prinzen, den wahren Erben und seinen besten Freund aufwecken möchte und gleichzeitig an einem Wettkampf um den Thron teilnimmt, ist nur ober flächig schnell erzählt.
Hier machen vor allem wieder die einzelnen Charaktere den Unterschied sowie viele Wendepunkte, die sehr gut platziert wurden.
Dieses Mal sind auch wieder sowohl die Antagonisten sehr gut geraten als auch die Begleiter und Begleiterinnen sowie Vertraute.
Dass die Antagonisten wieder vielschichtig sind, bringt auch in den vielen Cutscenes einen gewissen Reiz mit sich. Im Fokus stehen dabei die Anwärter und Anwärterinnen auf den Thron, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Von den Big Bad bis hin zu den Missverstandenen, den Fantatischen, ist wirklich alles mit dabei.
Jene Vertraute, die einen auch im Kampf begleiten und zur Seite stehen, sind jene, die besonders gut geschriebene Hintergrundgeschichten haben, die sich vor allem auch auf die Gegenwart auswirken. Ob nun Strohl, ein Adliger, dessen Heimatdorf den Menschen zum Opfer gefallen ist oder Hulkenberg, eine Ritterin, die dem eigenen Orden den Rücken kehrt, um die Wahrheit zu erfahren, Metaphor: ReFantazio zeigt, wie gutes Writing aussehen kann.
Es bleibt nicht nur bei zwei Vertrauten, auch wenn maximal drei Vertraute mit in den Kampf ziehen dürfen.
Apropos Kampf …
Actionbasiertes Kampfsystem sucht seinesgleichen
Rundenbasierte Kampfsysteme können für die ersten zehn Spielstunden meist glänzen, doch auf Dauer können sie gut und gerne an Reiz verlieren. Eine umso bessere Entscheidung war es für Metaphor, das rundenbasierte Kampfsystem anzupassen. Man kann nicht nur Gegner frei angreifen, um dann direkt in den rundenbasierten Kampf zu wechseln, vielmehr kann man eine ganze Zeit auf sie einprügeln und teils sogar selbst entscheiden, wann man in den rundenbasierten Kampf wechselt. Das heißt, dass man auch mal Gegner besiegen kann, ohne überhaupt rundenbasiert gekämpft zu haben – sofern diese nicht allzu stark sind.
Beginnt der rundenbasierte Kampf wird es aber alles andere als langweilig. Hier zeigt sich das Spiel direkt von seiner besten Seite: dem Design. Alles sieht einfach gut aus und die einzelnen Fähigkeiten sind sehr gut in Szene gesetzt. Einfach „nur“ angreifen wird zu einer regelrechten Seltenheit und der Kampfschwierigkeitsgrad nimmt mit den Anforderungen an taktischer Finesse Spielstunde um Spielstunde zu. War es zu Beginn noch recht einfach: Bot (Feuer) auf Gegner, der eine Schwäche für Bot hat. So hat sich die taktische Tiefe immer weiter entfaltet. Neue Fähigkeiten, Archetypen, neue Begleiterinnen und Begleiter und sogar Umgebungsinteraktionen vertiefen einen bereits sehr gutes Kampfsystem und heben den typischen „Persona-Kampf“ auf neue Höhen.
Vor allem gut in Szene gesetzt sind nun nicht Synchro-Fähigkeiten, in denen mehrere Charaktere zusammen angreifen und neue Fähigkeiten entfachen.
Die taktische Tiefe kommt vor allem durch das Archetypen-System, das man mit einem klassischen Klassensystem aus Rollenspielen vergleichen kann – zumindest im Ansatz. Immerhin hat man diverse Klassen, wie etwa Magier, Heiler, Ritter, usw. Diese haben eine Palette aus Fähigkeiten, die nach und nach freigeschaltet werden. Diese Fähigkeiten können und müssen die Schwächen der Gegner beinhalten, um gut durch das Spiel zu kommen. Manche Gegner sind nicht nur gegen so manche Klasse resistent, sondern ziehen auch noch ihre ganz eigenen Vorteile daraus. Goblins mögen beispielsweise keine Magier und verfallen in Rage, wenn sie einen Zauberstab sehen. Um all die Informationen gut im Auge zu behalten und sich auf Dungeons auch gut vorbereiten zu können, gibt es diverse Informationshändler, die einem mit dem nötigsten Wissen versorgen.
Aber auch wir haben einen kleinen Guide zusammengestellt, der die Schwächen und die notwendigen Archetypen zusammenfasst: Hier gelangt ihr zum Guide.
Um die Komplexität nochmals anzuheben, müsst ihr die Archetypen leveln und gewisse Kriterien erfüllen, um weitere Archetypen freizuschalten. Außerdem könnt ihr Fähigkeiten von anderen Archetypen vererben. Ihr müsst beispielsweise in eine Gruft voller Skelette, die sicherlich gegen Hama schwach sind? Warum nicht Hama jeden Charakter als geerbte Fähigkeit mitgeben, um euch einen Vorteil zu verschaffen? Solche Überlegungen und viele mehr können nun auch wirklich umgesetzt werden.
Die neue taktische Tiefe, das Freischalten der Archetypen und das vielseitige Leveln heben sich deutlich von den Vorgängern ab und sorgen dafür, dass man auch lange Spaß am Grinden haben kann.
Und da wir schon beim Thema Zeit sind …
Der Tag hat zu wenige Stunden
Ihr könnt nicht alles an einem Tag schaffen. Zum einen müsst ihr die Hauptstory voranbringen, in dem ihr Aufgaben bis zu einer Deadline erledigen müsst. Zum anderen möchten eure Verbündeten eure Aufmerksamkeit – auch oft zu einer gewissen Deadline. Und dann wären da auch die Nebenquests, die mit guter Beute locken und man sollte auch noch an seinen eigenen Skills feilen, sprich Weisheit, Toleranz und weitere Werte aufwerten, um dem Thron näherzukommen.
Manches lässt sich gut unter einen Hut bringen, für anderes muss man manchmal gut im Vorhinein planen.
Kaum zu glauben, aber sogar die Planung macht Spaß, da einem ausreichend Raum dafür gelassen wird. Man kann Hauptaufträge direkt am Anfang bewältigen, um nicht in Zugnot zu geraten oder diese aufschieben, bis man stark genug ist. All das liegt bei der Spielerin oder dem Spieler.
Technik
Metaphor: ReFantazio bedient sich wieder einmal eines ganz eigenen Grafikstils und weiß, jede Interaktion perfekt in Szene zu setzen. Die Menüs sind übersichtlich und sehen gleichzeitig einladend aus und selbst im Kampf sehen sowohl die Menüs als auch die umgesetzten Fähigkeiten toll aus. Besonders gut sind die Synchron-Fähigkeiten gelungen, in denen mehrere Charaktere miteinander interagieren. Auch die Bosskämpfe gegen die Menschen sehen fabelhaft aus.
Es gibt mehrere Orte, die man bereisen kann und jeder Ort hat seinen eigenen Charme. Ob nun eine Hafenstadt oder eine Großstadt oder gar eine Insel – alles sieht eigen und gelungen aus.
Auf PC läuft das Spiel butterweich und hat ein sehr angenehmes Framepacing. Manchmal sieht es ein wenig so aus, als würde Antialiasing fehlen, doch das fällt eher auf großen Monitoren mit einer sehr hohen Auflösung auf und fällt durch die qualitativ sonst sehr hochwertige Präsentation kaum bis gar nicht ins Gewicht.
Fazit
Metaphor: ReFantazio ähnelt einem Persona, da es beliebte Mechaniken nimmt und diese auf ein Fantasy-Szenario anwendet. Es hat seine eigene Story, seinen eigenen Charme und lädt durch viel Abwechslung auch zu längeren Spielsessions ein.
Es ist kein kurzweiliges Spiel. Mit gut 90 Spielstunden hat man alle Nebenaktivitäten und die Hauptstory gesehen. Das klingt zwar lang, aber da sich das Spiel fortwährend neu erfindet, die Location ändern und auch gleichzeitig die Story mehrere Wendungen nimmt und das Archetyp-System für viel Abwechslung im Kampf sorgt, verbleiben es gute 90 Stunden.
Da man das Spiel auch problemlos und gut auf dem Steamdeck spielen kann, lädt es umso mehr zu langen, unterhaltsamen Spielsessions ein.
Wer Persona mag, wird hier seinen Spaß finden und wer Persona noch nicht gespielt hat, kann hier einen guten Einstieg in rundenbasierte Spiele finden, die nicht klischeehaft langweilig werden oder in Grind-Sessions abdriften. Ein absolutes Muss für Rollenspielfans.
Spannende und vielschichtige Hauptstory mit unerwarteten Wendungen.
Innovativer Perspektivwechsel: Menschen als Monster, Nicht-Menschen als Hauptfiguren.
Tiefgründige und gut geschriebene Charaktere mit emotionalen Hintergrundgeschichten.
Gelungene Integration von Themen wie Diskriminierung in die Fantasy-Welt.
Antagonisten mit vielschichtigen Motivationen sorgen für Spannung.
Kombination aus actionbasierten und rundenbasierten Kämpfen bietet taktische Freiheit.
Synchro-Fähigkeiten und Archetypen-System schaffen Tiefe und Abwechslung.
Abwechslungsreiche Aktivitäten zwischen Hauptstory, Nebenquests und Begleiter-Interaktionen.
Zeitmanagement mit Deadlines sorgt für strategische Planung ohne Hektik.
Viel zu entdecken in diversen Städten und Dungeons.
Eigenständiger und einladender Grafikstil, der Interaktionen perfekt in Szene setzt.
Flüssige Performance auf PC und Steamdeck.
Umfangreiche Spielzeit von rund 90 Stunden
Guter Einstiegspunkt für Neulinge in rundenbasierte Spiele.
Leichte Schwächen beim Antialiasing, besonders auf hochauflösenden Bildschirmen auffällig.