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Until Dawn (PS5) im Test

Until Dawn (PS5) im Test

Einleitende Worte

Until Dawn war ein echter Augenschmaus auf der PS4 und ist bis heute gut gealtert – so dachte ich zumindest, bis ich das Remake gesehen habe. Aufbereitet mit der Unreal Engine 5 sowie auch im Gameplay-Part etwas erweitert, zeigen die Entwickler hinter Until Dawn, was aus einem bereits gut aussehenden Spiel noch alles herausgekratzt werden kann. Doch reicht die neue Optik aus, um auch jene zu überzeugen, die das Spiel bereits damals durchgespielt haben? Kann es den hohen Erwartungen der heutigen Spielerszene gerecht werden?

Das Spiel

In Until Dawn schlüpfen Spielerinnen und Spieler in die Rolle von acht Vorurteil behafteten Charakteren:

  • Ashley: die Schüchterne
  • Matt: der typische Football-Spieler
  • Mike: der Frauenheld
  • Emily: die kluge Zicke
  • Chris: der Nerd
  • Sam: the last girl
  • Jessica: die motzige Zicke
  • Josh: der Verträgliche

Bei einem Ausflug in die Berge sind zwei ihrer Freundinnen verschwunden, die übrigens auch gleichzeitig Josh’s Schwestern sind. Nach einem Jahr entschließen sich die glamourösen acht nochmals an denselben Ort zu reisen, um zu feiern und so über das Verschwinden der beiden hinwegzukommen.

Währenddessen werden sie nicht nur von einem Psycho in die Irre geführt, sie decken auch ein Geheimnis rundum Wendigos auf, Monster, die früher einmal menschlich waren und nun auf der Jagd sind.

Der besondere Kniff des Spiels ist, dass es sehr viele Entscheidungsmöglichkeiten gibt, die tödlich enden können. Das wahre Ziel des Spiels ist somit, so viele Charaktere wie möglich am Leben zu halten – oder sie eben sterben zu lassen, wenn man das denn möchte.

Nicht jede Entscheidung, die man treffen kann, ist transparent, d.h. manchmal weiß man nicht, ob die Entscheidung, die man getroffen hat, wirklich das erwünschte Ergebnis hervorruft. Das Spiel selbst spricht von einem Schmetterlingseffekt: Jeder Flügelschlag oder in diesem Fall eine Entscheidung kann dafür sorgen, dass ein Charakter überlebt oder stirbt. Immer wieder ist es auch eine Reihe an Entscheidungen, die für einen gewissen Ausgang sorgt. Manchmal muss sogar ein Charakter überleben, um einen anderen überhaupt retten zu können.

Rein spielerisch wirken sich aber nicht nur die getroffenen Entscheidungen darauf aus, ob ein Charakter stirbt, sondern auch die Quick Time Events. Diese können an manchen Stellen einfacher ausfallen, wenn man zum Beispiel einen sicheren Pfad beschreitet, sie können aber genauso schwierig und tödlich enden, wenn man einen schwierigeren Pfad wählt.

Ein letzter und ebenfalls wichtiger Aspekt, um über das Überleben der Gruppe zu bestimmen, sind Sammelobjekte. Manchmal benötigen Charaktere Informationen, um in bestimmten Situationen richtig zu entscheiden. Daher obliegt es dem Spieler oder der Spielerin, alles abzusuchen. Immerhin können sowohl Informationen dafür sorgen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, als auch Totems, die einem eine Vorahnung zu tödlich verlaufenden Entscheidungen geben können.

Alles erkunden, die richtige Entscheidung treffen und Quick Time Events größtenteils fehlerfrei bestreiten – das sind die Grundpfeiler, um letzten Endes die Charaktere vor einem Tod zu bewahren oder aber auch der Auslöser, um sie in den Tod zu stürzen.

Insgesamt ist es ein gutes System, das Hand in Hand geht und einen dazu ermutigt, das Spiel intensiv zu spielen und nicht nur einen Film zu schauen.

Das Remake

Das Remake unterscheidet sich in einigen Punkten zum Original:

Zum einen wurde es mithilfe der Unreal Engine 5 nochmals komplett überarbeitet. Sämtliche Kulissen und Figuren wurden überarbeitet, sodass es sehr gut aussieht. Besonders gut gelungen sind die Gesichtszüge der einzelnen Charaktere. Man kann vieles aus ihnen herauslesen, auch wenn sie beispielsweise flunkern oder jemanden hinters Licht führen. Gerade dann, wenn viele Entscheidungen zu einem Charaktertod führen können, sind Hinweise, die auch etwas subtiler sind, wie etwa auch Gesichtszüge, spielerisch immersiver und tragen zum Spielspaß bei.

Auch gibt es im Remake viel mehr Sammelgegenstände, die mehr über die Spielwelt erzählen und so manchen Schluss zulassen. Der deduktive Anteil der Spielerinnen und Spieler ist jetzt höher, sodass man sich Dinge erschließen kann, bevor sie passieren, wenn man denn alles absucht und etwas mitdenkt. Das ist ebenfalls eine sehr sinnvolle Erweiterung, die zum Spielspaß beiträgt.

War die Kamera zuvor starr, kann man sie jetzt frei bewegen, sodass es sich ebenfalls besser anfühlt.

Was sich allerdings nicht viel besser anfühlt, ist die Steuerung. Sie war damals schon starr und auch jetzt kann man es gut und gerne als Panzersteuerung betiteln. Gerade dann, wenn man in Ecke leuchten will oder den Charaktere in eine gewisse nicht Vier-Achsen konformen Steuerungseinheit bewegt, sprich schräg wohin laufen möchte, dann wird es schnell fummelig. Man hat oft ausreichend Zeit zum Erkunden und sehr schnelle Passagen werden mit vielen Quick Time Events von der Steuerung befreit, dennoch gab es hier und da mal Frustmomente, wenn man mal wieder gegen eine Wand gelaufen ist.

Die Grafik ist bemerkenswert gut und vor allem das Charakter- und Monsterdesign und die Details fallen ins Auge. Allein wie Kleidung dargestellt wird und man genau erkennt, aus welchem Stoff die Kleidung besteht oder wie gut man nun die einzelnen Monster auseinanderhalten kann, das ist wirklich erstaunlich gut gelungen.

Weniger gut gelungen ist dabei eher, dass der Horror weiterhin seichterer Natur bleibt. So beängstigend Blut und Monster auch erscheinen, so sind die Jump Scares weiterhin eher seicht gehalten. Man weiß genau, wann etwas um die Ecke zu springen droht. Da glänzen schon eher Nahaufnahmen von Monstern oder auch die Entscheidungen selbst.

Fazit

Until Dawn ist weiterhin eines der besten Horrorspiele von Supermassive. Es hat eine sehr angenehme Erzählweise, da es erst alle Charaktere vorstellt, eine Geschichte erzählt, einem die Grundlagen des Spiels beibringt und dann die ganze Welt ins Chaos stürzt und den Spieler oder die Spielerin dabei mitreißt – auf eine sehr gute Art und Weise. Dieses Mitreißen wird durch angepasste Gameplay-Elemente, durch neue Dialogzeilen, durch neue Sammelgegenstände und größtenteils durch die schicke Grafik nochmals verstärkt.

Die Kritikpunkte, dass es sich nur um seichten Horror handelt und dass die Steuerung nach wie vor nicht wirklich modern ist, sind nicht unbedingt Spielspaß entscheidend. Entscheidend, ob einem diese Art von Spiel Spaß macht, ist eher, ob man die Story mag. Einerseits wirkt es negativ zu sagen, dass die Charaktere gewissen Vorurteilen entspringen, doch hilft es der Erzählstruktur und gerade dann, wenn man in viele Charaktere als spielende Person hineinversetzt wird, ist es einfacher, wenn diese nicht ganz so komplex sind und man dadurch die Möglichkeit hat, diese nach ihrem Charakter auch zu spielen. Wieso sollte eine Zicke plötzlich versuchen, nett zu sein? Wieso sollte jemand Egoistisches plötzlich anderen auf eigene Kosten helfen wollen? Wieso sollte die einzig vernünftige Heldenfigur ihr Wohl nicht über das Wohl anderer stellen? Komplexität in Charaktermodellen wäre aufgrund der Fülle der Charaktere meinem Erachten nach einfach nicht gut umzusetzen.

Alles in allem ist Until Dawn ein sehr gelungenes Remake: Es sieht sehr gut aus, erweitert das originale Spielerlebnis um weitere Elemente, ohne die Basis außer Acht zu lassen. Für Spielerinnen und Spieler, die es noch nicht kennen, ist es eine sehr gute Erfahrung und für Veteranen der Supermassive Games gibt es hier ebenfalls viel Neues zu entdecken, ohne einen zu dichten Schatten auf das Original zu werfen.

Für diesen Testbericht wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt.

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Amazing
85100
Pros

Unreal Engine 5 sorgt für stark verbesserte Grafik.

Ausgezeichnete Darstellung von Charakteren, Gesichtszügen und Details (z. B. Kleidung, Monster).

Subtile Details, wie Gesichtsausdrücke, steigern die Immersion und helfen bei Entscheidungen.

Neue Sammelobjekte und erweiterter deduktiver Anteil, um die Spielwelt tiefer zu erschließen.

Spannende Erzählstruktur mit schrittweiser Einführung der Charaktere und Eskalation der Handlung.

Verbesserungen für Fans des Originals, ohne das Grundkonzept zu verändern.

Cons

Steuerung bleibt trotz Updates starr und klobig ("Panzersteuerung").

Vorhersehbare Horror-Elemente mindern die Spannung etwas; Grusel eher atmosphärisch als schockierend.

Charaktere bedienen klischeehafte Rollen; für manche Spieler möglicherweise zu stereotyp.

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