Inhalt
Einleitung:
Ein weiteres Detektiv-Spiel? Noch eins in dieser langen Reihe von Spielen, die uns das Gefühl geben wollen, Sherlock Holmes oder Philip Marlowe zu sein? Und dann auch noch mit einem Minecraft-Look? Diese Fragen habe ich mir gestellt, als ich das erste Mal von Shadows of Doubt hörte. Die Kombination aus Detektivarbeit und prozedural generierter Spielwelt klang interessant, aber gleichzeitig auch etwas speziell. Ich habe oft erlebt, dass ambitionierte Ideen in der Umsetzung scheitern – besonders, wenn es um komplexes, dynamisches Gameplay geht. Nun, mit dem Release der Version 1.0 nach einer längeren Early-Access-Phase wollte ich herausfinden, ob dieses Spiel tatsächlich den Hype wert ist. Und nach einigen Stunden im düsteren Neo-Noir-Setting dieser alternativen 1980er Jahre kann ich sagen: Shadows of Doubt ist nichts für schwache Nerven – und das ist großartig.
Lore:
Die Welt von Shadows of Doubt fühlt sich wie eine düstere, industrielle Version der 1980er Jahre an, in der die Zukunft nie so hell war, wie man es sich vielleicht erhofft hatte. Statt strahlender Technologie trifft man auf klobige Computer, die direkt aus einem Cyberpunk-Fallout-Traum stammen könnten – mit integrierten Druckern, wohlgemerkt. Überall um mich herum: Rauch, verregnete Straßen und eine ständige Dunkelheit, die auf die hoffnungslose Gesellschaft drückt. Dieses Setting wird durch den oft prasselnden Regen und das bedrückende, fast schon erstickende Noir-Feeling noch verstärkt. Die Welt ist in den Schatten versunken, und ich als Spieler bin mittendrin. Hier gibt es keine Helden, nur gebrochene Menschen und Verbrechen, die gelöst werden wollen – oder zumindest für den Moment verborgen bleiben sollen.
Was mich besonders begeistert hat, ist die prozedural generierte Welt. Jeder Durchgang, jede Stadt, jeder NPC ist anders. Man könnte sagen, dass es jedes Mal wie ein neuer Krimi ist, der auf den Spieler wartet. Die Vorstellung, dass jede Figur in der Welt ihren eigenen Tagesablauf hat, in ihrer eigenen Wohnung lebt und ihre eigenen Geheimnisse hütet, gibt der Spielwelt eine unvergleichliche Tiefe. Es ist wie eine endlose Crime-Noir-Serie, bei der jede Episode neu geschrieben wird. Nur dass die NPCs eigentlich gar nicht auf mich, den Spieler warten, sondern ihrem Tageswerk einfach weitergehen und ich versuchen muss, in diesem gefühlt nächtlichen Chaos meinen Fall zu lösen.
Gameplay:
Jetzt aber zum Herzstück des Spiels: dem Gameplay. Shadows of Doubt hat mich gleich zu Beginn ins kalte Wasser geworfen. Ein knallhartes Tutorial (hier wird einem das Wort Eigeninitiative erklärt), keine Questmarker – nur ich, meine Neugier und die prozedurale Stadt. Die ersten Minuten waren eine Mischung aus Faszination und Überforderung. Ich musste lernen, wirklich auf die Umgebung zu achten, Hinweise zu entdecken, Zusammenhänge herzustellen und mir einen Weg durch die verschiedenen Verdachtsmomente zu bahnen. Es gab keine einfache Lösung, nur Möglichkeiten – und jede Entscheidung fühlte sich gewichtig an. Mein einziger Helfer: Meine Pinnwand, auf der ich all meine Hinweise, egal ob sie zu meinem Fall gehören oder nicht, mit einer Nadel und einem Faden ordnen konnte.
Zum Beispiel stieß ich früh auf einen Mordfall in einem heruntergekommenen Apartment. Keine klare Spur, nur ein Blutfleck und ein paar verstreute Gegenstände.
Ich musste improvisieren. Also begann ich, die Quittungen in der Wohnung zu durchsuchen. Ein Name tauchte auf, der zu einer Adresse führte. Dort angekommen, habe ich erst mal das Telefonbuch durchstöbert, um den nächsten Verdächtigen zu identifizieren. Aber der wohnte in einem Gebäude mit Sicherheitssystemen. Also habe ich mich in den Lüftungsschacht gezwängt, bin durch einen Spalt gekrochen und habe das Sicherheitssystem umgangen, um endlich Zugang zu bekommen.
Doch hier endet das Abenteuer nicht. Das Spiel bietet zahllose Möglichkeiten, wie man einen Fall lösen kann. Ein anderes Mal fand ich den entscheidenden Hinweis – eine zerknüllte Notiz mit einem Code.
Mit etwas Geduld und vielen Umwegen kam ich schließlich auf die Spur des Täters. Die Freiheit, wie ich an die Lösung herangehe, ist fast schon überwältigend. Ob ich mich durch Aktenordner wühle, einen PC hacke oder einfach klassisch jemanden verhöre – das Spiel lässt mir die Wahl, und jede Möglichkeit fühlt sich organisch an. Doch genau das bringt auch eine Herausforderung mit sich: Wenn man nicht aufpasst, sich nicht intensiv mit der Welt auseinandersetzt, wird man schnell überfordert und frustriert. Manchmal hängt es an genau diesem einen Hinweis, den man nicht zu finden vermag und das Internet kann einem einfach nicht helfen. Es gibt keinen Guide für die eigene Spielwelt. Keine Hilfe.
Außerdem muss man auch gut darin sein, Fluchtwege zu finden. Denn was passiert, wenn man mal dabei erwischt wird, Wohnung zu durchforsten, in denen man eigentlich nichts zu suchen hat? Hier kann manchmal ein Luftschacht die nötige Rettung versprechen.
Hier ist der größte Unterschied zu den meisten anderen Detektivspielen: Es gibt keine handgeführten Lösungswege, keine Marker, die mir sagen, wo ich hin muss. Es ist ein Spiel für all diejenigen, die sich wirklich auf die Jagd nach Hinweisen einlassen wollen und es genießen, in den Details zu versinken. Aber das bedeutet auch, dass man eine Menge Geduld und Kreativität mitbringen muss.
Interessant sind vor allem die neuen Inhalte in der Version 1.0: Zum Beispiel gibt es jetzt Entführungsfälle. Das war eine echte Herausforderung, da man nicht nur Hinweise sammeln muss, sondern auch gegen die Zeit arbeitet, um das Opfer zu retten. Und dann dieser moralische Dilemma-Twist im Late-Game: Plötzlich bekam ich das Angebot, einem Mörder zu helfen, eine Leiche zu verstecken – für viel Geld. Diese moralischen Entscheidungen haben eine zusätzliche Ebene des Nervenkitzels ins Spiel gebracht. Das Labor-Feature fügt ebenfalls neue Tiefe hinzu, indem man Zugang zu neuen Räumen und Items bekommt, die nicht nur zur Dekoration dienen, sondern auch das Detektiv-Dasein erweitern.
Fazit:
Shadows of Doubt ist ein Detektivspiel, das sich von der Masse abhebt. Es lässt sich nicht in die üblichen Schablonen pressen und verlangt vom Spieler eine Menge Eigeninitiative. Es ist nicht perfekt – die prozedurale Generierung kann zu wiederholenden Dialogen und ähnlichen Herangehensweisen führen, aber das gehört zum Konzept.
Die Freiheit und die Atmosphäre, die das Spiel bietet, sind unvergleichlich. Es gibt so viele Wege, ein Ziel zu erreichen, so viele kreative Möglichkeiten, und das ist es, was dieses Spiel so einzigartig macht. Wer nach einer Herausforderung sucht, sich gerne in den Schatten der 1980er Jahre verliert und keine Angst davor hat, komplett auf sich allein gestellt zu sein, wird hier genau das finden, wonach er sucht. Spieler, die jedoch eine klare Führung und ein stringentes Narrativ bevorzugen, könnten sich überfordert fühlen.
Die Kritik, dass die Vollversion zu wenig Content biete, teile ich nicht. Mit neuen Städten, Entführungen und den moralischen Konflikten gibt es genug neue Herausforderungen, um mich lange zu fesseln. Sicherlich, das Spiel fordert viel von seinen Spielern, aber gerade das macht den Reiz aus. Die Entscheidung liegt bei dir: Wirst du der Detektiv, der die Wahrheit aufdeckt? Oder gehst du den dunklen Weg und hilfst, die Leichen zu verstecken?
Für mich war die Antwort klar – und es hat jede Sekunde Spaß gemacht.
Einzigartiges Gameplay: Freies Erkunden und Lösen von Fällen ohne Questmarker – perfekt für kreative Köpfe.
Prozedural generierte Welt: Jede Spielwelt ist anders, jeder NPC, jede Wohnung und jeder Fall ist neu und einzigartig.
Noir-Atmosphäre: Düstere, verregnete Stadt im Neo-Noir-Stil, die perfekt die bedrückende Stimmung der 1980er Jahre einfängt.
Freiheit bei der Falllösung: Zahlreiche Lösungswege, von Hacken über Einbruch bis hin zu klassischer Detektivarbeit wie das Durchstöbern von Akten und Telefonbüchern.
Spannende neue Inhalte in Version 1.0: Entführungsfälle, moralische Entscheidungen (Leichen verstecken gegen Geld), Labore und neue Städte.
Tiefgründige Welt mit NPC-Routinen: Jede Figur hat ihren eigenen Tagesablauf, was die Welt sehr lebendig macht.
Kreative Herausforderungen: Erfordert Geduld, Beobachtungsgabe und das Kombinieren vieler kleiner Hinweise, um Fälle zu lösen.
Wiederholende Dialoge: Prozedurale Generierung kann dazu führen, dass Gespräche oft ähnlich ablaufen und sich wiederholen.
Beschränkte Storytiefe: Aufgrund der zufallsgenerierten Welt fehlt es der Hauptstory manchmal an emotionaler Tiefe oder narrativer Komplexität.