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Irgendwie weiß ich nicht so recht, wo ich anfangen soll. Ara ist ein fantastisches Game, das aber für einen 4X-Amateur schon recht komplex ist. Dennoch habe ich extrem viel Spaß, auch wenn ich schon etliche Partien in den Sand gesetzt habe. Doch was macht Ara so besonders und kann es Sid Meier’s Civilization den Rang ablaufen? Wir fangen trotzdem erst einmal bei der Technik an, denn hier gibt es einen Punkt, den jeder kennen muss!
Technik
Kommen wir direkt zu dem ersten kleinen Fleck auf einem sonst recht sauberen Game, denn Ara muss erst einmal Shader kompilieren, wie die meisten Spiele heutzutage auf dem PC. Leider ist es aber so, dass es keine Anzeige oder Information gibt, wann Ara fertig ist. Es wäre schön, wenn es hier irgendwo eine Prozentanzeige geben würde, denn wenn die Shader noch kompilieren, dann läuft das Spiel auch auf starker Hardware extrem schlecht. Also hier mein Tipp: Startet das Spiel nach dem Download und holt euch erst mal einen Kaffee oder macht euch was zu essen. Danach könnt ihr das Spiel in Gänze genießen!
Ansonsten ist Ara ein technisch verdammt gutes Game! Ich hatte keine Bugs und es wird sogar direkt von Anfang an Ultrawide unterstützt! Ich hätte mir zwar noch einen Upscaler gewünscht, also DLSS, FSR oder Intel XeSS, aber das braucht Ara zum Glück nicht zwingend.
Neben der sauberen und vor allem bugfreien Umsetzung ist der Sound und die Optik fantastisch.
Fangen wir dem Sound an, denn der Soundtrack ist einfach fantastisch und passend! Die Soundeffekte, wie die von Armeen, Tieren und generell das Ambiente ist auch super gelungen.
Die Grafik und vor allem die Details sind dagegen aber das richtige Highlight! In den meisten 4X-Games, die auch rundenbasiert sind, sind die Hintergründe und vor allem die Karte sehr statisch. Ihr seht zwar eure Einheiten und Städte, aber es oft kaum was animiert. Bei Ara ist das nicht so, denn ihr habt immer ein Gewusel, solange ihr hineinzoomt, denn dann seht ihr Vögel, wilde Tiere und eure Zivilisation, wie sie arbeitet und macht und tut. So ist zum Beispiel eine Einheit Schwertkämpfer nur ein kleines Symbol, wenn ihr rausgezoomt seid. Wenn ihr euch das aus der Nähe anguckt, seht ihr aber euer stehendes Heer – und das ist umwerfend. Ara ist extrem detailverliebt und das ist einfach fantastisch!
Geschichte
Ara erzählt eine Geschichte, allerdings nicht im klassischen Sinne, denn es gibt keine vorgefertigten Ereignisse und es gibt vor allem keine Cutscenes oder irgendeine Hauptstory. Allerdings erzählt Ara die Geschichte eurer gewählten Zivilisation. Bei mir waren es einige, aber meine jüngste Partie begann ich zufällig. Ich habe den Zufall am Anfang entscheiden lassen, mit Katharina der Großen. Wer jetzt nicht weiß, wer das ist, dem helfe ich kurz, denn ich musste auch googeln, da mein Schulwissen nicht ausreichte.
Also Katharina die Große (1729-1796) war Zarin von Russland, ja, das ist aktuell ein schwieriges Thema, aber Katharina war eine der bedeutendsten Herrscherinnen des Landes. Tatsächlich war sie ursprünglich eine deutsche Prinzessin und regierte Russland von 1762 bis zu ihrem Tod. Sie modernisierte Russland, führte Reformen in Verwaltung, Recht und Bildung ein und erweiterte das russische Territorium erheblich, vor allem durch die Eroberung von Gebieten am Schwarzen Meer. Sie förderte Kunst und Kultur. Leider war sie auch eine autokratische Herrscherin. Sie stärkte den Adel und schlug Bauernaufstände brutal nieder! Man könnte jetzt meinen, dass Katharina nicht unbedingt friedlich gestorben ist, allerdings hatte sie im Alter von 67 Jahren einen Schlaganfall und ist einen Tag später gestorben.
So viel zum Thema echte Geschichte. Wie habe ich jetzt Russland gespielt? Ich habe auf einer kleinen Halbinsel begonnen, die ungünstigerweise sehr klein war, so musste ich schnell expandieren und musste viel Wert auf Wachstum legen. Dadurch war ich anfangs militärisch recht unterentwickelt. Trotzdem hatte ich keine Probleme mit meinen Nachbarn, da ich kulturell und wissenschaftlich um ein Vielfaches weiter war. Bedauerlicherweise hat mir der Start auf der Halbinsel doch noch das Genick gebrochen. Da ich mich nicht schnell genug auf dem Festland ausgebreitet habe, und erst eine zweite Siedlung auf der Halbinsel gegründet habe, wurde ich auf dem Festland schnell von anderen Zivilisationen eingekreist und ich hatte im frühen Mittelalter kaum noch Platz für eine Expansion. Da ich zwischenzeitlich auf noch im Krieg mit Kasachstan war, hatte ich im zweiten Akt große Probleme mit den anderen Zivilisationen mitzuhalten.
Natürlich hätte ich die Geschichte meiner Zivilisation noch weiter ausschmücken können, dass es auch noch Kriege und andere Ereignisse gab, aber als Beispiel für eine spannende Partie, die ich vor allem extrem spannend fand, soll das erst einmal reichen, denn man sollte hier schon sehen, dass viel Unerwartetes passieren kann.
Kommen wir einmal auf die Akt-Mechanik zu sprechen, da diese gerade narrativ spannend ist. Wie in einem klassischen 4X-Game, das an Civilization angelehnt ist, durchlebt ihr verschiedene Epochen oder Zeitalter. Allerdings werden diese Zeitalter noch einmal durch Akte zusammen gefasst. So besteht der erste Akt aus der Frühgeschichte, der Bronzezeit, der Eisenzeit und der Antike. Also quasi alles bis zum sechsten Jahrhundert. Danach endet der Akt und es fliegen die unteren 25 % der Zivilisationen raus – sie gehen quasi unter. So wird das Rennen immer knapper, bis am Ende nur noch Supermächte übrig bleiben. Soweit habe ich es aber bis jetzt noch nicht geschafft.
Die Partie
Da wir jetzt schon dabei sind, machen wir auch gleich mit einem soften Übergang weiter, denn die meisten werden sich jetzt fragen, wie man Ara: History Untold jetzt überhaupt spielt. Also jeder der Civilization kennt, wird wohl schon einen groben Überblick haben. Man wählt eine Zivilisation und erweitert sein Einflussgebiet immer weiter, bis man auf andere Zivilisationen trifft. Mit diesen unterhält man dann diplomatische Beziehungen oder man führt Kriege, währendessen baut man fröhlich vor sich hin und versucht weiter voranzuschreiten, um neue Technologien und Wunder freizuschalten.
Das fasst auch Ara grob zusammen, allerdings ist das auch nicht so ganz richtig, denn Ara macht einiges anders als seine direkten Konkurrenten. Zum einen gibt es keine hexagonalen (sechseckige) Felder mehr, vielmehr werden in Ara natürliche Grenzen berücksichtigt. Das können zum Beispiel Flüsse sein. Zum anderen ist das mit der Expansion ein wenig anders. So könnt ihr, wenn eure Stadt eine Stufe aufgestiegen ist, euch ein neues Gebiet aussuchen. Dieses hat zum Beispiel auch einen Namen, bei den Deutschen und Otto von Bismarck, gibt es zum Beispiel Solingen (eine Stadt im Bergischen). Damit habt ihr aber auch die Qual der Wahl, denn jedes Territorium hat eigene Eigenschaften. So kann ein Territorium mehr Nahrung haben, dafür bekommt ihr aber weniger Holz und Währung oder aber in einer anderen Konstellation. Wäre das nicht schon genug zum Abwägen, gibt es auch noch andere natürliche Ressourcen, wie zum Beispiel Weintrauben. Diese können auf einzelnen Feldern wachsen oder aber auch könnt ihr Kühe finden. Das alles gibt euch wichtige Ressourcen, aus denen ihr neue Produkte produzieren, die ihr handeln könnt oder aber selber braucht, um andere Spezialisierungen zu verbessern.
Wenn das jetzt nicht schon kompliziert genug ist, der sollte noch wissen, dass eine Territorialerweiterung nicht bedeutet, dass ihr ein Gebiet mit der Möglichkeit für eine Verbesserung/ Spezialisierung hinzubekommt, denn ein Territorium besteht in diesem Fall aus einigen Feldern, die dann noch natürliche Ressourcen bieten können. Zum Glück ist das aber gar nicht so kompliziert wie sich das jetzt anhört, denn ihr seht immer sehr deutlich, was ihr macht und ihr habt auch nicht von Anfang an 100 Gebäude zur Verfügung, die ihr bauen könnt. Ihr fangt mit einer überschaubaren Menge an, darunter eine Werkstatt und ein Hof.
Der Hof erhöht die Menge an Nahrung, die produziert wird und erhöht das Wachstum der Stadt. Die Werkstatt hingegen, erzeugt Produkte aus Rohstoffen, die ihr bekommt. Darunter zum Beispiel Werkzeuge oder einen Pflug. Den Pflug könnt ihr dann als Hilfsmittel wieder dem Hof zuweisen, der da durch den Pflug effizienter wird. Damit gibt es neben dem Spezialisieren von Feldern, wie in den meisten 4X-Games auch noch ganze Produktionsketten, die natürlich immer komplexer werden. Zu eurem Leidwesen oder eher eurem Spaß, bleibt es aber nicht bei einer Stadt mit mehreren Territorien, sondern ihr müsst via Siedeln mehrere Städte gründen, die natürlich zu Anfang an euren Ressourcen nagen. So ist eine bedachte Erweiterung wichtig, allerdings solltet ihr nicht zu langsam sein, denn sonst haben euch die anderen Zivilisationen schnell eingekesselt und ihr könnt den Übergang zum nächsten Akt vergessen!
Für den Übergang zum nächsten Akt benötigen wir Ruhm, den wir durch so ziemlich alles bekommen: Forschung, Bauen, Ereignisse uvm. erzeugen Ruhm. Das ist auch gut so, denn so gibt es nicht nur die militärische Lösung. Allerdings ist diese auch nicht verkehrt, denn Kriegen kann man nicht immer aus dem Weg gehen. Dafür muss man eine Armee ausheben und das funktioniert auch ganz interessant. Denn ihr müsst erst einmal eure Einheit in Produktion geben. Das erschafft aber nicht aus dem Nichts eine Einheit, viel mehr könnt ihr nun in der Stadt, in der die Produktion stattgefunden hat und die Musterung für eure Armee beginnen. Diese dauert eine Runde. So braucht ihr für das Ausheben einer Armee immer die Runden für die Produktion plus einer zusätzlichen Runde für das Mobilisieren der Bürger. Ich stelle mir daher vor, dass in der Produktionsphase Waffen und Rüstungen geschmiedet werden. Auch das ist zu Anfang stark limitiert und ihr könnt nur Speerträger oder Späher erstellen. Erst später kriegt ihr mit Forschung immer mehr Einheiten und Gebäude hinzu.
Apropos Forschung, diese ist unerlässlich, denn ihr bekommt ducht einige Forschungen, wie schon erwähnt, Ruhm und neue Gebäude, Einheiten oder Produkte, die ihr produzieren könnt/ müsst. Zusätzlich braucht ihr eine bestimmte Anzahl an Forschungen um in das nächste Zeitalter und damit auch irgenwann in den nächsten Akt fortzuschreiten. Dabei kann es passieren, dass ihr Gebäude, Produkte oder Einehitentypen beim Wechseln in ein neues Zeitalter verliert, das bedeutet aber nicht, dass ihr das per se verliert, sondern eher das die Sachen ab jetzt überflüssig sind.
So jetzt haben wir schon mal die Gameplay-Grundlagen, denn das wird zwangsweise immer komplexer, je länger die Partie geht. Ach wo wir jetzt bei der Partie sind, wie fangen wir überhaupt an?
Zuerst einmal wählen wir uns einen von über 30 Anführeren aus, der auch gleichzeitig eure Ziviliasation bestimmt. Das bedeutet, es kann auch zwei unterschiedliche Anführer für eine Zivilisation geben. Diese Anführerer können verschiedene Boni auf Produktion, Wachstum oder Militär geben. Nachdem ihr dann eure Zivilisation gewählt habt, erstellt das Spiel eine Karte und ihr werdet zufällig mit eurer Startstadt platziert. Das kann wie in meinem Fall ganz schnell nach hinten losgehen, wenn ihr auf einer viel zu kleinen Halbinsel landet. Danch beginnt das Kerngameplay aus Expandieren, Erkunden, Erforschen und wenn wir Bock habt, Krieg! So spielt ihr euch dann durch die unterschiedlichen Epochen und Akte und sammelt Ruhm, bis ihr irgendwann im letzten Akt angekommen seid. Da geht es dann halt um die Wurst, da so nur die stärksten Zivilisationen überbleiben. Wichtig ist aber, dass es keine direkten Siegbedingungen gibt, denn einzig und alleine eure Ruhmpunkte entscheiden und wie ihr die bekommt, bleibt ganz euch überlassen.
Wenn man es sich recht überlegt, hat Ara ein wenig das Battle Royal Prinzip übernommen und die Schwächsten fliegen raus. Wichtig ist vielleicht noch zu erwähnen, dass ihr die Runden mit jeder Zivilisation, die es gibt simultan spielt, das heißt das alle gleichzeitig ziehen. Gerade im Multiplayer verkürzt das die Wartezeiten, aber auch im Einzelspieler müsst ihr so nie lange warten, auch wenn viel passiert.
Apropos Multiplayer, der ist massiv! Ihr könnt Ara auch mit bis zu 36 Spielern spielen. Da gibt es schon mal großes Konfliktpotenzial!
Fazit
Ara: History Untold ist das 4X-Game, was ich mir immer gewünscht habe. Es ist super detailverliebt und sieht dabei auch noch super aus, auch wenn die Shader kompilierung nervt, wie in jedem PC-Spiel aktuell. Dafür ist Gameplay noch besser, denn es vereint ein Spielprinzip, dass man so noch nicht gesehen hat, mit Produktionsketten, die man sonst nur in Spielen wie einem Anno finden kann. Dabei ist es immer noch ein klassisches 4X-Game, aber mit neuen und frischen Ideen. Kann Ara jetzt Civilization enthronen und die macht an sich reißen? Ja, aber auch nein, denn man spürt auch in Ara immer noch die Einflüsse eines Civs,. Das liegt wohl auch daran, dass Oxide Games, der Entwickler von Ara, von dem Lead-Development Team von Civilization V gegründet wurde, aber das ist auch gut so, denn man muss das Rad nicht völlig neu erfinden. Ich liebe Ara und freue mich extrem darauf, ganz entspannt weiterzocken zu können!
Ach und bevor ich es vergesse, ja Ara hat eine gewisse Komplexität, aber und das ist wichtig. Ara lässt den Spieler wachsen, auch wenn ich einige Partien in den Sand gesetzt habe, habe ich immer verstanden, woran das lag. Dabei hilft auch das Akt-System, denn das zeigt euch schnell, ob ihr überhaupt noch mit euren Mitspielern, egal ob menschlich oder nicht, überhaupt mithalten könnt.
Empfehle ich jetzt Ara uneingeschränkt jedem der Bock auf 4X-Games hat? Ja klar und jeder der noch nie damit in Berührung gekommen ist und einen Game Pass Ultimate oder PC hat, sollte es vielleicht einfach mal ausprobieren. Für mich ist Ara das Must-Have-Strategie-Game des Jahres und wenn ich mir das beim Schreiben so überlege auch ein heißer Anwärter auf mein persönliches Game of the Year!
Wir bedanken uns bei Oxide Games und Xbox Game Studios für das bereitstellen des Keys.
Fantastische Grafik und Detailreichtum: Lebendige, animierte Spielwelt mit hohem Detailgrad, insbesondere beim Hineinzoomen.
Toller Sound: Atmosphärischer Soundtrack und stimmige Soundeffekte für Armeen, Tiere und Umgebung.
Innovatives Gameplay-Design: Natürliche Grenzen und individuelle Gebiete, anstelle klassischer hexagonaler Felder.
Spannende Akt-Mechanik: Epochen und Akte, bei denen schwächere Zivilisationen ausscheiden, sorgen für eine dynamische Spielentwicklung.
Komplexe Produktionsketten: Tiefgehendes Ressourcenmanagement und Spezialisierungen, die im Spielverlauf an Bedeutung gewinnen.
Simultaner Spielablauf: Alle Zivilisationen ziehen gleichzeitig, was Wartezeiten verkürzt, besonders im Multiplayer.
Großer Multiplayer: Unterstützt bis zu 36 Spieler, was für intensive und umfangreiche Konflikte sorgt.
Shader-Kompilierung ohne Anzeige: Keine Fortschrittsanzeige während des Shader-Kompilierens, was das Spielerlebnis anfangs beeinträchtigt.