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Supermassive Games hat sich seit seinem Durchbruch mit Until Dawn einen Namen in der Horror-Szene gemacht. Mit weiteren Spielen wie The Dark Pictures Anthology und The Quarry haben sie bewiesen, dass sie das Genre des interaktiven Horrorfilms meisterhaft beherrschen. Diese Titel setzen auf filmische Erzählungen, atmosphärische Spannungsmomente und emotionale Entscheidungen – Gameplay-Elemente treten oft in den Hintergrund. Nun erscheint mit The Casting of Frank Stone ein neues Spiel, das an den Killer Frank Stone aus Dead By Daylight angelehnt ist und erneut auf die Stärken von Supermassive setzt: Eine packende Story und dichte Atmosphäre.
Aber die Frage bleibt: Kann ein Horrorspiel mit so wenig Gameplay überhaupt wirklich gruseln? Das wollen wir in diesem Test herausfinden.
Story
In The Casting of Frank Stone übernehmen Spieler die Rollen mehrerer Charaktere, deren Schicksale sich über drei verschiedene Zeitabschnitte hinweg miteinander verweben. Die Geschichte beginnt im Jahr 1962, als der Gesetzeshüter Sam Green den berüchtigten Serienmörder Frank Stone stellt, der gerade dabei ist, ein Kind zu ermorden.
20 Jahre später, in den 1980er Jahren, machen sich die drei Freunde Chris, Linda und Bonnie sowie Jaime, der Freund von Chris, auf den Weg zu dem Stahlwerk, wo Frank Stone sein Ende fand, um dort einen Horrorfilm zu drehen.
Doch die Schatten der Vergangenheit lassen sie nicht los, und auch Sams Sohn Robert wird in die düstere Geschichte hineingezogen. Schließlich führt uns die Story ins Jahr 2024, wo Madison zusammen mit zwei weiteren Personen von einer mysteriösen Frau Lieber in das Anwesen Gerant Manor eingeladen wird. Dort versucht sie, einen Filmband zu verkaufen, der im Laufe des Spiels immer mehr mit Frank Stone und den vorherigen Geschehnissen in Verbindung gebracht wird.
Die nicht-lineare Erzählweise lässt Spieler Stück für Stück die Verbindungen zwischen den Charakteren und Ereignissen über die Jahrzehnte hinweg entdecken, was einen besonderen Reiz darstellt.
Persönlich gefallen mir nicht linear erzählte Geschichten besonders. Es hat immer den Anreiz, etwas herauszufinden und diese Aha-Momente, in denen etwas aufgedeckt wird oder miteinander verbunden wird, sind jene, die mir am besten gefallen. Spiele, wie etwa auch Beyond Two Souls, haben bereits diese Erzählweise ausprobiert und es leider nicht ganz so gut hinbekommen. Hier aber, gerade da es in Dead By Daylight auch um das Multiverse geht, ist es sehr gut in Szene gesetzt und sorgt für mehr als einen dieser wertvollen Momente.
Die Charaktere sind ausnahmsweise mal nicht generisch. Jeder Charakter zeigt sowohl Stärken als auch Schwächen, die sehr gut in die Szenen passen. Das Einzige, was ich hier ankreiden könnte, wäre, dass bei Verlusten recht schnell die Fassung wiedererlangt wird. Sehen die Charaktere etwas Grauenvolles, kommen sie damit etwas zu schnell klar und gehen ihren Weg weiter. Bei manchen Charakteren macht das Sinn, wenn diese generell als abenteuerlicher, hartgesottener hingestellt werden, bei anderen wirkt es aufgesetzt.
Gerade bei Jump Scares und eher Horror-lastigeren Szenen schwenkt diese Gleichgültigkeit schnell zum Spieler über. Selbst ist man dann auch nicht so sehr von einem schwierigen Ereignis betroffen. So fühlt es sich, trotz einiger blutiger Szenen, eher wie ein sehr seichtes Horrorerlebnis an.
Gameplay
Spielerisch setzt The Casting of Frank Stone auf ein eher einfaches, aber effektives Konzept. Hauptsächlich geht es darum, Entscheidungen in Dialogen zu treffen, bei denen der Spieler oder die Spielerin den Pfeil nach links oder rechts schieben kann. Manchmal gibt es auch die Möglichkeit, spezielle Antworten freizuschalten, wenn man zuvor Hinweise in den Leveln gefunden hat.
Das Spiel bietet nur wenige Schauplätze, darunter das Stahlwerk, die Gerant Manor und eine Kleinstadt mit zwei Läden. Diese Orte sind überschaubar, verändern sich jedoch im Laufe der verschiedenen Zeitebenen, was für Abwechslung sorgt. Spieler können in diesen Gebieten frei herumlaufen, Sammelgegenstände finden und Hinweise entdecken. Eine praktische Funktion ist die Meldung vor dem Wechsel in einen neuen Abschnitt, sodass man nichts Wichtiges übersieht.
Persönlich haben mir vor allem das Stahlwerk und die Manor sehr gut gefallen. Beide hatten dieses gewisses Horror-Feeling. Schade war es allerdings, dass die Wege sowohl im Stahlwerk als auch in der Manor sehr begrenzt waren. Dann standen verschiedene Gegenstände, wie beispielsweise Tische oder ähnliches im Weg, nur um den Spieler zu limitieren. Auch verschlossene Türen versperrten oft den Weg, was leider dann die Frage aufgeworfen hat, wieso diese Türen überhaupt gesetzt wurden. Ein bisschen mehr Freiheit und auch Erkundungsmöglichkeiten, die nicht unbedingt zielführend gewesen wären, nur um dem Spieler etwas mehr Freiheit zu ermöglichen, hätte ich an dieser Stelle nicht schlecht gefunden.
Neben den Dialogen und der Erkundung gibt es einfache Wegerätsel, in denen Scheiben gedreht oder Gegenstände eingesetzt werden müssen. Diese Rätsel sind sehr simpel und dienen eher zur Auflockerung. Da es auch nur zwei an der Zahl waren und beide innerhalb weniger Minuten gelöst werden konnten, waren sie eher enttäuschend und rein zu dekorativen Zwecken.
Ein nettes Detail für Fans von Dead By Daylight ist ein Mini-Generator-Spiel, bei dem man zeitlich genau eine Taste drücken muss, um den Generator zu aktivieren – eine klare Hommage an das Original.
Eine der spannendsten Mechaniken ist die Kamera, mit der man versucht, Frank Stone zu filmen und ihn so einzufangen.
Diese Szenen sind schnell und fordern etwas mehr Geschick vom Spieler oder der Spielerin, was sie von den ruhigeren Passagen des Spiels abhebt. In so einer Szene zu sterben, hat auch direkt eine andere Note. Wenn man durch getroffene Entscheidungen stirbt, bei denen es man vielleicht nicht besser wissen konnte, kann das schon einmal frustrierend sein, aber über den Schnittraum sind diese Entscheidungen dann schnell festzustellen und erfordern kein Geschick, sondern nur Zeit, um geradezubiegen. Anders verhält es sich, wenn das Geschick nachlässt, man danebenschießt oder die Kamera nicht schnell genug nachlädt: Dann bekommt es ein Horror-Feeling.
Lore
Frank Stone, der als Killer in Dead By Daylight eingeführt wurde, ist eine erschreckende und düstere Figur. Einst ein gewöhnlicher Mann, wandelte er sich durch eine Abfolge traumatischer Erlebnisse in den unbarmherzigen Mörder, der schließlich von der Entität, einer mysteriösen Macht, die die Welt von Dead By Daylight beherrscht, korrumpiert wurde. Die Entität ist ein übernatürliches Wesen, das Serienmörder wie Stone als Werkzeuge benutzt, um ihre grausamen Spiele zu spielen und ahnungslose Überlebende in endlosen Prüfungen zu quälen. Stones schauriger Ruf und seine Verbindung zur Entität machen ihn zu einer bedrohlichen und ikonischen Figur in diesem düsteren Universum.
Eine perfekte Wahl also für eine Kollaboration mit Supermassive Games.
Technik
Ich habe The Casting of Frank Stone auf einem PC mit einer RTX 3070Ti, einem AMD Ryzen 7 5800X und 32 GB RAM getestet. Obwohl mein System die empfohlenen Voraussetzungen weit übertraf, hatte ich teils massive Performance-Probleme. Trotz stabiler 120 FPS in ruhigeren Szenen fielen diese bei Szenenwechseln oder in Cutscenes häufig auf unter 20 FPS. Insbesondere in der ersten Hälfte des Spiels war dies extrem störend, auch wenn es sich in der zweiten Spielhälfte etwas besserte. FSR funktionierte bei mir leider gar nicht, und selbst mit DLSS war keine signifikante Verbesserung in den Drops zu bemerken. Auf niedrigen Grafikeinstellungen traten ebenfalls Ruckler auf, wurden aber deutlich besser.
Das Spiel sieht optisch fantastisch aus, mit fotorealistischen Charaktermodellen und Umgebungen, die sich sehen lassen können. Jedoch trüben die technischen Mängel, wie zum Beispiel plötzliche englische Dialoge in der deutschen Version oder ein unsichtbarer Charakter mit einer schwebenden Taschenlampe, das immersive Spielerlebnis.
Das sind Bugs, die das Gesamtbild negativ beeinflussen, aber hoffentlich in zukünftigen Patches behoben werden.
Fazit
The Casting of Frank Stone hat trotz seiner technischen Schwächen das Potenzial, ein großartiges Horrorspiel zu sein. Die Story entfaltet sich mit einer faszinierenden, nicht-linearen Erzählweise und verknüpft geschickt verschiedene Charaktere und Zeitabschnitte. Die düstere Atmosphäre, die packenden Horror-Momente und die Liebe zum Detail, die man in den langen Tagebüchern und Texten findet, machen es besonders für Story-Fans zu einem Erlebnis.
Wäre das Spiel nicht so verbuggt, hätte ich es bedenkenlos weiterempfehlen können. So bleibt es ein vielversprechender Titel, der mit zukünftigen Patches jedoch noch das Zeug zum Horrorklassiker hat.
Packende, nicht-lineare Story über mehrere Zeitebenen hinweg
Dichte Atmosphäre und spannende Verknüpfungen zwischen Charakteren
Fotorealistische Umgebungen und Charaktermodelle
Spannende Kameramechanik, die Geschick erfordert
Guter Fan-Service mit Anspielungen auf Dead By Daylight (z.B. Generator-Mini-Spiel)
Längere Texte und Tagebücher bieten umfangreiche Hintergrundinformationen für Leseratten
Charaktere mit klaren Stärken und Schwächen, die die Story glaubhaft tragen
Meldung vor dem Wechsel in neue Abschnitte verhindert das versehentliche Überspringen von Inhalten
Massive Performance-Probleme trotz guter Hardware (FPS-Drops in Cutscenes und bei Szenenwechseln)
Teilweise störende Bugs (z.B. plötzlich englische Dialoge, unsichtbare Charaktere)
Sehr begrenzte Erkundungsmöglichkeiten in den Schauplätzen, oft durch Türen oder Objekte blockiert
Simples Gameplay mit wenig Freiheit und einfachen Rätseln
Jump Scares und Horrorszenen wirken manchmal seicht, geringe emotionale Reaktion der Charaktere auf schreckliche Ereignisse
Teils frustrierend, wenn Entscheidungen zu unerwarteten Charaktertoden führen
Wenige Schauplätze, die sich nur durch Zeitebenen verändern, aber kaum für Langzeitmotivation sorgen