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SunnySide (PC) im Test

SunnySide (PC) im Test

Es gibt viele RPGs, viele Farming-Sims, doch die wenigstens versuchen, eine Persona ähnliches Erlebnis mit den Freuden des digitalisierten Farmings zu untermauern. SunnySide geht genau dieses Risiko ein: Es versucht etwas Neues.

In SunnySide dürft ihr euch euren Charakter selbst aussuchen. Ihr habt sehr viele Einstellungsmöglichkeiten und könnt dank eines einfachen und übersichtlichen Menüs so ziemlich jeden Charakter erstellen, den ihr euch vorstellen könnt.

Kaum habt ihr euren Charakter erstellt, könnt ihr auch schon auf eurem Smartphone, dessen Display komplett kaputt ist, euren Namen festlegen und sogar ein Selfie machen für euer Profil auf Squirrel, eine Art Messaging-Dienst.

Euer Charakter hat etwas Großes vor: Der Kauf eines eigenen Hauses. Noch kurz mit der großen Schwester geschrieben und schon geht es zur Auktion. Günstig und ohne genau zu wissen, wie das Grundstück samt Haus aussehen soll, ersteigert ihr das gute Stück.

Direkt noch im Auktionsgebäude trefft ihr sogar auf die ersten Personen, die euch unter die Arme greifen. Einer hat einen Reparatur-Shop und wird auf euer defektes Display aufmerksam und bietet prompt seine Hilfe an. Ein weiterer bietet euch ein Mittagessen an. All diese Begegnungen sind freundlicher Natur und geben einem ein geborgenes Spielgefühl.

Kaum am gekauften Grundstück angekommen, sieht die Welt aber schon anders aus. Bei der Auktion ging es nur um das Grundstück, nicht etwa um ein Haus! Ihr steht da nun also ohne alles. Ihr habt zwar ein Zelt und eine kleine Hütte mit Werkzeugen, aber dennoch: Ihr fangt bei Null an. Mit dem Smartphone bewaffnet und eurem Charme ausgerüstet, könnt ihr zumindest schon einmal mit den Bewohnern sprechen.

Es gibt 27 Charaktere, mit denen man sich anfreunden kann. Auch sind Romanzen möglich, sodass es zu einem wahren Sim-Erlebnis wird. Da der eigene Charakter schon eine eigene Hintergrundgeschichte hat, wirkt es allerdings manchmal nicht ganz so individuell: Entscheidungen sind vorgefertigt und gehen schon in die Richtung des spielenden Charakters. Einerseits ist es ein gut ausgefertigter Charakter mit passenden Gesprächsoptionen, dennoch nehmen die Gesprächsoptionen etwas den Touch von der Individualität. Das ist aber Kritik auf hohem Niveau.

So schön es auch ist, alle Bewohner in Higashi kennenzulernen, so ist das Spiel aber auch eine Farming-Simulation und es ist daher Farming angesagt.

Sobald die erste Überdachung steht, kann man schon mit dem Ausgraben, dem Hacken von Bambus und der Aussaat beginnen. Anstelle einer Cozy-Gießkanne gibt es übrigens einen Wasserschlauch für die Bewässerung. Das macht das Ganze etwas schneller und passt sich auch etwas mehr an die heutige Zeit an. Mal abgesehen davon, dass man ständig im Spiel am Handy hängt.

Dazu kommen nachhaltige Energieerzeugungen, Bewässerungssysteme und die Versorgung von Tieren. Euer Ziel ist nicht nur die eigene Versorgung, ihr wollt natürlich einen Hofladen und eure Erzeugnisse auch für einen guten Preis verkaufen. Dabei macht es besonders Spaß, Tee, Tofu und eigene Öle herzustellen. Die hergestellten Produkte müssen dann in die Geschäfte gebracht und verkauft werden. Der Bauernmarkt ist dabei ein größeres Event fürs Wochenende.

Zu guter Letzt gibt es noch den RPG-Aspekt. Ihr trefft im Laufe der Geschichte auf eine Drohne: Sparky. Sparky animiert euch dazu, uralte Geheimnisse über die Menschheit herauszufinden. Sehr unspektakulär, dafür sind die Kämpfe, auch wenn sie rundenbasiert und per Kartensystem ablaufen, eine nette Abwechslung.

Insgesamt könnte man SunnySide demnach in drei Kategorien sortieren: Farming, Sim und RPG. Jeder Teil für sich ist zwar nicht spektakulär und es gibt einen Genre-Primus, der mehr in die Tiefe geht, dennoch sind sie vereint eine interessante und abwechslungsreiche Spielerfahrung. Langeweile kommt zwar nach gut 20 Stunden auf, wenn man dann doch mal alles gemacht hat und einem vielleicht die eigenen Ziele ausgehen, doch das hat dann wahrscheinlich auch etwas mit den eigens gesetzten Herausforderungen zu tun.

Auch technisch lässt sich das Spiel meist nicht lumpen. Rein optisch und von der Kameraführung her erinnert es an Life is Strange – nur im Anime-Look. Alles wirkt süß, freundlich und vermittelt dieses Cozy-Feeling, ganz ohne zu kindlich zu sein. Manche Orte sehen fantastisch aus, vor allem Kirschblütenbäume oder Straßen, die vom Regen nass sind.

Auch abends wird für ausreichend Licht durch Lampions und mehr gesorgt, sodass die Grafik sehr gut zur Geltung kommt. Es ist ein abgestecktes Open-Space-Game, d.h. man hat keine riesige Open World, dafür aber einige Gebiete, die frei begehbar sind, wenn auch nicht ganz so weitläufig. Das passt hier sehr gut ins Thema.

Es gibt zwar hier und da ein paar Bugs, zum Beispiel wenn Texturen nicht laden oder mal etwas stecken bleibt oder etwas durch eine Textur fällt, aber in der Regel sind diese keine Game-Breaker. Die deutsche Übersetzung ist gut gelungen, allerdings gibt es hier und da Textpassagen, die dann doch auf Englisch sind. Auch das ist kein großes Ding, vermittelt aber manchmal das Gefühl, dass es noch nicht so ganz fertig ist.

Alles in Allem ist SunnySide ein abwechslungsreiches Spielerlebnis, das vor allem in den ersten Spielstunden abholt und dann mit der Zeit abbaut. Die Idee hinter dem Spiel ist großartig, die Einbindung des Smartphones und wie der Charakter dieses benutzt, ist seit Langem mal authentisch und nicht realitätsfern. Auch neuere Technologien, ohne allzu technisch zu werden, denn da gibt es heutzutage nochmals ganz andere Gerätschaften, für die man studieren muss, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Sparky kommt zumindest im RPG-Teil etwas zu kurz bzw. passt dieser nur teils ins Spiel. Es ist zwar eine nette Abwechslung, aber man hätte es an der Stelle auch nicht wirklich vermisst.

Das Update-Management ist wirklich klasse. Es kommen regelmäßig Updates, die auf die Probleme von einzelnen Spielern eingehen. Seien es nun Performance-Probleme, dass eine Taste mal nicht angenommen wird wie ESC, dass das Smartphone-Display nach einmaligen Speichern und vorheriger Reparatur wieder defekt ist, … solche Dinge. Sollten Probleme auftreten, kann man diese ganz einfach reporten und mit etwas Glück, sind diese im nächsten Patch schon behoben. Super!

Ebenfalls lobenswert ist, dass man sich vorab eine Demo herunterladen kann, um zu schauen, ob einem das Spiel gefällt.

Der Preis ist ebenfalls fair gehalten. Es kostet 29,99 Euro und bis zum 28. Juni kann man es sogar noch für 23,99 Euro kaufen. Der Preis ist für die Länge und die Spielinhalte mehr als fair.

0
Amazing
75100
Pros

Individualisierung des Charakters und Smartphones

Viele verschiedene NPCs für ein Persona ähnliches Erlebnis

Vereinfachtes Farmen durch moderne Werkzeuge

Sehr gutes Patch-Management

Gute Grafik, fantastische Zeichnungen

Nicht allzu forderndes Wirtschaftssystem

Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Cons

Sämtliche Kategorien etwas zu seicht und gehen nicht in die Tiefe

Spielspaß vermindert sich nachdem man alles einmal gesehen/gemacht hat

Kämpfe fühlen sich zu einfach an

Kleinere Bugs mindern den Spielspaß

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