„Like a Dragon: Infinite Wealth“ setzt nach „Yakuza: Like a Dragon“ an. Doch im Gegensatz zum Vorgänger, geht es nicht nur um den neu eingeführten Charakter Ichiban Kasuga, auch Kiryu Kazama ist wieder Teil der Geschichte. Wie genau beide Charaktere den Spielraum für sich einnehmen und wie sich das neue Setting Hawaii macht, klären wir nun.
Um das Spiel besser ins Geschehen der Yakuza- oder auch Like-a-Dragon-Geschichte einzuordnen, ist es nicht notwendig, alle Vorgänger gespielt zu haben. Es ist vor allem hilfreich, wenn man „Yakuza: Like a Dragon“ und „The Man Who Erased His Name“ gespielt hat, um die meisten Charaktere, die vorkomme, gut einordnen zu können. Doch selbst dann, wenn man beide Spiele nicht gespielt hat, schafft es das Spiel, alle Charaktere so in Szene zu setzen, dass man auch als Neueinsteiger schnell in die Story findet.
Die Story ist, wie auch schon in den Vorgängern, mit das Hauptaugenmerk des Spiels. Es gibt wieder einige Intrigen, schwierige Vergangenheiten mit Auswirkungen auf die Gegenwart und Zukunft sowie sehr viele interessante Nebenakteure, u.a. Tomizawa und Chitose, deren Quests man gern erledigt, um mehr über sie zu erfahren.
All das ummantelt die Story rundum Kasuga und Kiryu, die getrennt voneinander auf Hawaii landen und zusammenfinden, um Kasugas Mutter namens Akane, zu finden. Kiryu, der immer noch für die Schattenorganisation arbeitet, die in „The Man Who Erased His Name“ weiter beleuchtet wurde, ist ebenfalls auf der Suche nach Akane.
Zusammen machen sie sich auf die Suche nach ihr, doch ein direkter Weg ist ihnen wie immer versperrt. Nach und nach versuchen sie, die Geheimnisse hinter ihrem Verschwinden zu lüften, treten dabei diversen Organisationen auf den Schlips und geraten immer wieder ins Visier ihrer neu gewonnen Feinde.
Die Story ist wieder herrlich verworren. Besonders gut gelungen ist dieses Mal das Zusammenspiel zwischen Kiryu und Kasuga bzw. Kasuga und seinen neu gewonnen Freunden. Auch gewisse Bekanntschaften, seine treusten Gefährten, sind wieder mit an Bord, wenn auch nicht das ganze Spiel über.
Doch da all dies Story technisch gut in Szene gesetzt wird, macht es auch Spaß, die neuen Charaktere kennenzulernen, auch wenn man etwas melancholisch zurückschaut.
Auch dieses Mal sind die Bösewichte wieder richtig gut gelungen. Wir sprechen nicht von Stereotypen und selbst wenn, erhalten diese noch einen gewissen Schliff. Neben dem Feinschliff der ikonischen Feinde, zeigt sich das Spiel auch besonders in der Schauspielerwahl ambitioniert. Immerhin ist Danny Trejo (Machete) mit an Bord.
Aber auch andere bekannte Schauspieler, u.a. Daniel Dae Kim (Hawaii Five O) sind mit am Werk. Ehrlich gesagt sind diese Schauspieler nur das i-Tüpfelchen, denn auch der restliche Cast kann sich mehr als sehen lassen. Alles wird sehr authentisch vermittelt und die emotionale Achterbahn, die dieser Titel dieses Mal wirklich zu meistern weiß, wird durch die Leistung der Synchronsprecherinnen und Synchronsprecher nochmals auf eine neue Stufe gehoben. Auch die englische Sprachausgabe ist bestens gelungen, wobei mir persönlich die japanische Synchronisation noch etwas besser gefällt, da die Charaktere dort noch verrückter, noch emotionaler und noch affektierter wirken.
Doch was wäre die geniale Geschichte eines Yakuzas oder auch eines Like a Dragons ohne sein tolles Gameplay?
Immerhin gibt es neben den vielen Zwischensequenzen und Dialogen auch Gameplay technisch viel zu entdecken. So linear die Hauptquests auch sind, desto freier werden die Nebenaktivitäten. An sich könnte man dem Spiel diese Linearität nun ankreiden, nur leider hilft es immens, die Spannung der Story in jenen Sequenzen zu halten, wenn man festere Wegvorgaben hat und auch die Level nicht ganz so weit ausufern.
Doch wie gesagt: Als Ausgleich gibt es die unzähligen Nebenaktivitäten. Zum einen kann man sich frei auf Hawaii bewegen.
Ob nun zu Fuß, per Bus, Taxi oder doch mit dem schicken E-Roller, Kasuga und seine Crew wissen sich fortzubewegen. Und für die ganz Faulen: Ab sofort muss man nicht mehr bis zum Taxistand laufen, sondern man kann sich auch gegen Gebühr direkt an Ort und Stelle fahren lassen.
Die meisten Aktivitäten, vor allem aber die größeren, werden mit Quests verbunden, sodass stets das Gefühl vermittelt wird, Progress zu machen. Beispielsweise, um wirklich nur ein paar der unzähligen Aktivitäten zu nennen, kann man sich á la „Animal Crossing“ austoben und ein Inselparadies via Dondoka Island bauen, man kann eine Mischung aus „Pokémon“ und „Persona 5“ namens Sujimon spielen oder sich einfach mal austoben und Dungeons unsicher machen. Wie gesagt, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt sehr sehr viel zu tun und zu entdecken. Vielleicht sogar die Liebe des Lebens über ein Dating Portal? Auch das ist Teil des Spiels und teils urkomischen Humors.
Doch so unglaublich es auch klingt: Trotz einer Spielzeit von gut 100 Spielstunden, je nachdem, wie viel Zeit man in die einzelnen Aktivitäten investiert, wird es nicht langweilig. Das typische „Mir ist das Spiel zu lang“ bleibt einfach aus, da die Aktivitäten so unterschiedlich und dazu auch noch optional sind. Nur die Hauptstory zu spielen, wird an einigen Stellen zwar knifflig, da manche Nebenquests doch Pflicht sind bzw. zum Leveln benötigt werden, aber dennoch ist es sehr individualisierbar.
Ob man nun rein der packenden Hauptstory lauscht, sich für ein spannendes Leben als Sujimon-Trainer entscheidet und sich dem Gatcha voll und ganz hingibt, oder einfach nur so viele Jobs wie möglich hochlevelt, langweilig wird es nie.
Dazu kommt das verbesserte Kampfsystem. Würde man doch denken, dass von Yakuza mit actionbasiert auf Like a Dragon mit rundenbasiert nicht mehr viel folgen können, so werden beide Stile miteinander vereint.
Es ist zwar immer noch rundenbasiert, dafür kann sich in einem Radius aber bewegt werden und Nähe, Wände und Gegenstände sind so wichtig wie nie zuvor. Auch Teamfähigkeiten, die beispielsweise als Belohnung erhalten werden, wenn man sich um die Crew gekümmert hat, sorgen für etwas mehr Dynamik. Und wenn man schon den 100.000sten Kampf hinter sich hat und alle Gegner unterlevelt sind, dann gibt es ein Feature namens „Vernichtung“. So werden alle Gegner mit nur einem Knopfdruck eliminiert. Das macht das Grinden für neue Jobs, die ja leider immer bei Null anfangen, nochmals einfacher.
Nun gut, es können dieses Mal auch Fähigkeiten aus anderen Jobs geerbt werden, daher ist es nicht ganz so tragisch bei Null anzufangen. Vor allem sind einige Jobs einfach zu cool, als dass man sie nicht ausprobieren möchte.
Als einzigen Kritikpunkt könnte man das Balancing anführen. Einige Nebenquests sind in an sich für ein geringes Level gedacht, doch leider sind sie in Gebieten angesiedelt, in denen Feinde sehr viel stärker sind. Wer sich da zu Beginn scheut, hinzugehen, wird sich später vielleicht aufgrund des einfachen Schwierigkeitsgrades ärgern. Spieler, die das Spiel vorbestellen und Zugang zu Levelboostern und Co. haben, werden weniger auf solche Probleme stoßen. Außerdem gibt es zwei Jobs kostenlos dazu. Die Deluxe und Ultimate Edition beinhaltet vor allem Outfits und sind somit eher kosmetischer Natur.
„Like a Dragon: Infinite Wealth“ ist eine Yakuza-Like-A-Dragon-Sandbox, in der man sich einfach nur verlieren kann. Es kombiniert eine geniale und facettenreiche Story mit interessanten Charakteren und einem noch interessanteren Setting mit vielen Gameplay-Elementen. Dazu kommt, dass das Spiel butterweich auf dem PC läuft und dabei auch noch wirklich gut aussieht. Selbst auf dem Steam Deck läuft es wunderbar.
Das macht „Like a Dragon: Infinite Wealth“ zu dem bislang besten Yakuza-Like-A-Dragon-Erlebnis.
Intrigante Handlung mit komplexen Vergangenheiten und Auswirkungen auf die Gegenwart und Zukunft
Gut inszeniertes Zusammenspiel zwischen den Hauptcharakteren Kiryu und Kasuga sowie deren neuen Freunden
Interessante Nebenakteure wie Tomizawa und Chitose, deren Quests das Spielerlebnis bereichern
Hochkarätige Schauspieler wie Danny Trejo und Daniel Dae Kim bereichern das Spiel
Authentische Darstellung und beeindruckende Leistungen der Synchronsprecher
Die englische Sprachausgabe ist gut gelungen, aber die japanische Synchronisation verleiht den Charakteren noch mehr Tiefe
Eine Mischung aus linearen Hauptquests und freieren Nebenaktivitäten
Diverse Aktivitäten wie Inselparadiesbau, Sujimon-Spielen und Dungeon-Erkundung bieten Abwechslung
Optionalität und Individualisierbarkeit der Spielweise verhindern Langeweile trotz einer Spielzeit von über 100 Stunden
Vereint actionbasierte Elemente mit rundenbasiertem Kampfsystem
Bewegungsfreiheit im Kampf und Bedeutung von Nähe, Wänden und Gegenständen
Teamfähigkeiten und das "Vernichtungs"-Feature erhöhen die Dynamik
Möglichkeit, Fähigkeiten aus anderen Jobs zu erben, verleiht dem Grinden mehr Tiefe
Butterweiche Leistung auf dem PC und problemloses Laufen auf dem Steam Deck
Kritik am Balancing, insbesondere in einigen Nebenquests, die für niedrigere Level gedacht sind, aber in Gebieten mit starken Feinden angesiedelt sind