„The Inquisitor“ erscheint in Kürze und wir durften schon einmal einen Blick in das düstere Fantasy-Spiel werfen, welches das Christentum etwas umschreibt und in eine alternative Realität, dafür aber in eine komplett ausgedachte Stadt namens Königstein entführt.
Wir schlüpfen in die Rolle von Mortimer Maddadin. Der Name geht mit der Zeit recht einfach von der Zunge. Wie der Titel auch schon vermuten lässt, ist Mortimer ein Inquisitor, doch im Gegensatz zu den meisten Fantasy-Spielen, die wir so auf dem Markt finden, haben wir mal keine übernatürlichen Fähigkeiten. Ja, Mortimer kann mit dem Schwert etwas umgehen, aber er ist kein Hexer und greift nicht auf spezielle Fähigkeiten zurück – mal abgesehen von seinen Visionen, die ihm bei seinen Detektivarbeiten helfen.
Und genau da setzt sowohl die Story als auch das Gameplay an. Mortimer wird in seiner Funktion als Inquisitor nach Königstein geschickt, um einen Vampir Dingfest zu machen. Vielmehr verraten wir an dieser Stelle mal nicht, da die Story sehr verzwickt ist und da es ein großes Feature des Spiels ist, alle Mysterien der kleinen Stadt zu lüften und sich auf die Spur nach dem Vampir zu machen. Doch keine Sorge: Es passieren so unglaublich viele Dinge, die zu den unterschiedlichsten Problemen und Lösungen führen, dass es wirklich nie langweilig wird.
Rein spielerisch muss man sich sehr schnell von dem Gedanken verabschieden, dass man ein Rollenspiel spielt. Auch wenn das Setting auf ein Action-Rollenspiel hätte schließen lassen, ist es ein waschechtes Adventure – nur sehr modern.
Um ein Beispiel vom Anfang des Spiels zu nennen: Wir kommen in eine Stadt, stolpern über einen Markt und haben keine Ahnung, wo wir eigentlich anfangen sollen. Das Spiel weiß diese Unbeholfenheit wahrlich gut zu vermitteln. Überall stehen Menschen und Stände und wir gehen einfach mal drauf los. Als Hilfestellung bekommen wir eine spezielle Sicht, die ein paar wichtige Eckpunkte markiert, beispielsweise Personen, Spuren und manchmal auch den nächsten Wegpunkt, dennoch sind wir in der Spurenfindung und Wegsuche recht frei. Das vermittelt das Gefühl, wirklich selbstständig zu agieren.
Wir können mit Personen sprechen, aufgrund der Hinweise, weitere Orte absuchen, teils neue Spuren finden und kommen der Suche nach dem Vampir und dem großen Mysterium, was eigentlich wirklich in Königstein vor sich geht, immer näher.
Es wird auch mal gekämpft, aber das lässt sich schon fast an einer Hand abzählen, obwohl es im Laufe des Spiels, gerade bei Bosskämpfen, wichtig wird, auch mit dem Schwert umzugehen. Da es keine Levelmechaniken gibt, man keine Erfahrungspunkte erhält und seine Lebensenergie auch nicht durch Ausrüstungsgegenstände verändern kann, bleibt der Schwierigkeitsgrad gleich – man kann es sich nicht leichter machen, aber auch nicht schwieriger – durch zu wenig Grinden beispielsweise. Es ist sehr angenehm, mal ein Story-Spiel zu spielen, in dem man nicht gleich von Micromanagement erschlagen wird oder eben 100 Nebenaktivitäten abschließen muss.
Ein Spieldurchgang dauert ca. 10 Stunden. Es gibt 3 unterschiedliche Enden, die schon ab Beginn der ersten Entscheidungen in Dialogen getriggert werden, d.h. ein erneutes Spielen kann sich durchaus lohnen. Generell gibt einem das Spiel immer wieder durch Dialoge unterschwellig Feedback, welchen Eindruck man bei den NPCs hinterlässt. Ob man beispielsweise zu kühn wirkt, ungehobelt, etc. Das verleiht dem eigenen Spielcharakter einen eigenen Touch und es wirkt dadurch immersiver. Schön ist aber vor allem, dass man keine unpassenden Antwortmöglichkeiten erhält. Man spielt immerhin einen Inquisitor, der zwar recht kalt sein kann, aber dennoch in seiner Rolle verweilt.
Alles in allem macht das Spiel einen sehr guten Eindruck. Ja, die Grafik müssen wir noch erwähnen, denn diese erinnert an eine Mischung aus „The Witcher 1“ und „The Witcher 2“, wobei starke Abstriche gemacht werden müssen. Die Charaktere wirken sehr altbacken und hier sieht man auch, dass Motion Capturing und Co., was sehr teuer ist, nicht auf dem Niveau eines Triple-A-Titels ist und sein kann, geschweige denn muss. Was auch nicht weiter schlimm ist, da hierfür mehr Zeit und Liebe in die Kleidung und die Details gesteckt wurde. Hier sieht man also, dass das Spiel sorgsam entwickelt wurde und es eher am Budget lag. Die Umgebung, die Häuser, die vielen kleinen Details und auch die große Kirche sind hingegen richtig gut gelungen. Alles wirkt detailliert und lebendig und an den richtigen Stellen auch etwas karger. Es gibt beispielsweise noch eine Unterwelt, in der alles etwas düsterer und karger dargestellt wird. Das ist stilistisch sehr gelungen.
Auch wenn „The Inquisitor“ auf den ersten Blick etwas altbacken aussieht, die Animationen teils etwas schwierig sind und man sich wahrscheinlich erst einmal ein Rollenspiel vorgestellt hätte, überrascht es vor allem mit dem Unerwarteten, mit den Dialogen, der Storytiefe, der Storywendungen, dem Detektiv-Gameplay und so vielem mehr. Es zeigt aber auch deutlich, dass Grafik allein nicht den Spielspaß ausmacht, genauso wenig wie 08/15 Gameplay. Es sind die Extras, die ungewöhnlichen Dinge, welche das Spiel zu genau dem machen, was es ist: ein Geheimtipp für „Supernatural“ und „The Witcher“-Fans, die es auch mal gerne langsamer angehen und sich nicht in 100-Fragezeichen-Abklappern verlieren möchten, sondern in gut durchdachtem, stringenten Gameplay, das die Story in jedem Schritt vorantreibt, ganz ohne abzuschweifen.
Am 08. Februar erscheint das Spiel auf so ziemlich jeder Plattform und kann ab sofort auch schon auf die Wunschliste bei Steam gepackt werden.