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Auf Nintendo Switch sind nun schon einige Spiele erschienen, doch es geht doch nichts über jene Spiele, die exklusiv für die Nintendo Switch erscheinen, in diesem Fall Fire Emblem: Engage.
Fire Emblem besteht aus einer langen Saga an Spielen und das Gute an den aktuellen Titeln ist, dass man sie auch spielen kann, wenn man die anderen Spiele nicht kennt. Gerade die hohe Qualität, die Storydichte und die tollen Cutscenes aus Fire Emblem: Three Houses haben die Erwartungshaltung sehr hoch geschraubt. Da stellt sich natürlich die Frage, ob Engage da mithalten kann.
Ein vielversprechender Anfang mit Action pur
Schon zu Beginn setzt das Spiel einen obendrauf: Dieses Mal sind wir kein Lehrer/keine Lehrerin. Wir spielen eine Wyrmgöttin bzw. einen Wyrmgott. Wie auch schon im Teil zuvor dürfen wir uns das Geschlecht aussuchen.
Kaum haben wir uns das Geschlecht ausgesucht, geht es auch schon los. Es folgen filmreife Zwischensequenzen, die so manchem Anime einiges vormachen. Die Auflösung ist astrein, vor allem im Handheld-Modus, die Charaktere sind mit vielen Details ausgestattet und die Kampfszenen … hui, da kriegt man schon einiges geboten.
Bei der ganzen Aufregung freut man sich auf ein etwas beruhigtes Gameplay, welches zwar zum Denken ansport, aber einem die Kontrolle über die Geschwindigkeit überlässt.
Kaum dürfen wir unsere Gottheit ausspielen, hat diese auch schon ein ansehnliches Gefährtentum. Gut, die meisten Charaktere trifft man im Laufe der Story und vor allem die Ringe, natürlich sind es 12 an der Zahl, gibt es auch nicht direkt zu Beginn. Man muss sich hier, trotz dass man eine Gottheit ist, einiges erspielen.
Gefährten sammeln, Ringe sammeln, tolle Cutscenes schauen und ein paar kleinere Nebenaktivitäten abschließen. All das macht gerade einmal 50 Prozent des Spiels aus.
Und das sind wirklich gute 50 Prozent. Selbst Nebenquests sind hier nicht ohne. Immerhin haben diese je eine kleine Nebenstory und können Gefährten beinhalten. In einer Nebenquest ganz zu Beginn – um Spoiler so gut wie möglich zu vermeiden – begegnen wir einem kleinen Jungen, der Arzt werden möchte und sich uns anschließt. Er bringt seine ganz eigenen Fähigkeiten mit, die wiederum sehr praktisch im Kampf sind. Keine Angst, der Junge ist nicht als Einziger sehr kindlich gehalten. Unser Hauptcharakter hat auch etwas sehr Kindliches an sich, was aber am spieltypischen Gedächtnisverlust liegt.
Imposante Kämpfe mit taktischer Tiefe
Wobei wir schon beim zweiten Kernstück des Spiels wären: der Kampf.
Wir können eine feste Anzahl an Einheiten mit ins Gefecht nehmen, darunter sind Einheiten, die mit Schwertern, mit Äxten, mit Lanzen und Fernkampfwaffen/Magie werken.
Es ist also nicht nur wichtig, welche Art von Kämpfer zum Einsatz kommt (Nahkampf/Fernkampf), sondern auch seine Waffe. Das System mit den Waffen ähnelt dem Schere-Stein-Papier-System. So können Schwerter gut gegen Äxte eingesetzt werden und Äxte gut gegen Lanzen, usw. Es entsteht ein Kreislauf, der für mehr taktische Tiefe sorgt. Zuletzt konnte man ein solches Kampfsystem im kleineren Rahmen bei One Piece: Odyssey und Monster Hunter: Stories 2 sehen. Wichtig ist, dass man die richtige Waffe gegen den richtigen Gegner einsetzt, um diesen zu brechen. Nur dann kann er sich nicht mehr wehren und nur dann können wir im Spiel wirklich weiterkommen, ohne unsere Gefährten zu opfern.
Hier gibt es aber mehr als nur 3 Möglichkeiten und dazu kommen auch noch die Positionen im Kampf, die berücksichtigt werden müssen. Das Spiel ist zwar rundenbasiert, d.h. aber nicht, dass sich Gegner nicht wehren, wenn sie angegriffen werden. Andersherum klappt das natürlich auch. Werden wir angegriffen, können wir kontern, sofern wir die richtige Position eingenommen haben. Ein Fernkämpfer mit Bogen braucht mindestens zwei Felder Abstand, ein Schwert hingegen reicht nicht so weit und ist gegen einen Fernkämpfer im Nachteil. Und dann kommt noch der eben erwähnte „Bruch“ mit ins Spiel.
Neben der Position muss auch noch abgeschätzt werden, welche Fähigkeiten eingesetzt werden können. Ein Arzt beispielsweise darf nicht zu weit vom Geschehen entfernt sein, kann sich aber auch ohne Rüstung weder verteidigen noch wehren.
Und um es nochmals anspruchsvoller zu machen, gibt es auch noch die Ringkämpfer. Diese kann man sich wie Starterpokémon vorstellen. Jeder Ringkämpfer hat seine eigenen überpowerten Angriffsmöglichkeiten bzw. können diese auch heilen, usw.
Sie verbinden sich jeweils mit einem Charakter und dieser kann diese dann einsetzen.
Und damit Fehler nicht ganz so wehtun, gibt es auch noch eine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen, weil hey, wir spielen eine Gottheit.
Dazu muss noch gesagt werden, dass es je nach Schwierigkeitsgrad wirklich wichtig ist, diese Fähigkeit zu haben. Wir können beispielsweise einstellen, dass unsere Gefährten tot bleiben, sollten sie mal auf dem Schlachtfeld sterben. Das verleiht dem Spiel nochmals eine gewisse Wichtigkeit, ist aber nichts für schnell Frustrierte.
Besonders gut gelungen ist die Fortbewegung in Kämpfen. Hier kann man sich entscheiden, ob man, wie mit einem Controller üblich, läuft oder den Charakter auf ein Feld zieht, wie etwa mit einer Maus. Das gibt etwas mehr Spielraum in der Kontrolle. Außerdem sind die blauen Felder, welche den Bewegungsradius vorgeben, sehr gut von den Roten, logischerweise den Angriffsfeldern, voneinander differenzierbar. Taktieren ist so einfacher, da der Überblick gut bewahrt wird.
Einheitenaufstellung, -Ausstattung und der Marktplatz spielen auch in Engage, wie auch schon in Three Houses, eine große Rolle, um gut voranzukommen.
Wobei wieder nur jene Charaktere wirklich leveln, die auch Gegner töten bzw. ihrer Aufgabe als Heiler aktiv nachgehen. Das führt dazu, dass manche einfach zu schwach sind und man immer wieder Nebenaktivitäten, beispielsweise bereits abgeschlossene Dörfer, die wieder befallen wurden, retten muss. Zu Beginn macht das noch Spaß, mit der Zeit möchte man aber lieber wissen, wie es nun weitergeht und so kann man es sich auch mal schwerer machen, als es sein müsste. Ungeduld sollte man hier also nicht mitbringen.
Three Houses vs. Engage – ein spannender Kampf
Wie schneidet Engage also im Vergleich zu Three Houses ab? Three Houses hat die Messlatte wirklich hoch gesetzt. Engage steigt sehr stark an, hat dann aber eine etwas längere ruhige Phase, um dann wieder richtig hoch in der Spannungskurve anzusetzen. Das Mario-Prinzip auf der Weltkarte, um von Level zu Level zu reisen, ist etwas altbacken, funktioniert aber einwandfrei. Trotzdem entschleunigt es die Story etwas, was sehr schade ist.
Das Somniel, der Hub des Spiels, hingegen ist gut gelungen. Es ist nicht alles von Anfang an zugänglich, sodass man sich etwas freispielen kann, gleichzeitig ist es nicht zu groß, sodass man sich gut zurechtfindet und seine Aktivitäten abschließen kann.
Grafisch sehen die Zwischensequenzen top aus. Auch das Gameplay sieht sehr gut aus, mit kleineren Abstrichen in der Auflösung, aber um weiten besser als so manch anderes Spiel, das auf Switch erschienen ist.
Die Kamera ist in Kämpfen für meinen Geschmack etwas zu hoch angesiedelt, sodass es recht klein im Handheld-Modus wirkt, dafür sieht man gleichzeitig mehr vom Schlachtfeld. Und sobald es dann zur Sache geht und angegriffen wird, geht die Kamera schön nah dran, sodass sich das Zuschauen wirklich lohnt.
Die Kämpfe machen durch die hinzugefügten Fähigkeiten, taktischen Positionierungen und die Ringkrieger sowie das Stein-Schere-Papier-System unheimlich viel Spaß. Es ist auch eher so, dass die Kämpfe länger, nicht zahlreicher sind. So kann ein Kampf auch mal 20 Minuten dauern, das wird dann gleich mit Cutscenes belohnt – und natürlich Loot. Und während des Kampfes wird auch mal gesprochen und die Story vorangetrieben. Es bleibt also nicht nur anspruchsvoll, sondern auch gleich interessant.
Fazit
Insgesamt ist Fire Emblem: Engage ein gelungenes Fire Emblem. Es sieht gut aus, lässt sich gut spielen und auch die Story ist gelungen. Es ist etwas actionorientierter als die Teile zuvor und weiß sich in Szene zu setzen. Das geht auf Kosten von Nebenaktivitäten, wie etwa das Unterrichten in Three Houses, und geht so etwas mehr mit der Zeit.
Trotz all dieser Änderungen reicht es leider nicht ganz an Three Houses heran, zumindest was die Charakterentwicklung und die damit verbundenen Story-Wendungen angeht. Diese waren in Three Houses einfach besser. Das heißt aber nicht, dass Fire Emblem: Engage kein gutes Spiel ist. Im Gegenteil: Es ist ein tolles Spiel und macht so vieles richtig. Hat man noch nicht Three Houses gespielt, wird man hier überaus glücklich werden. Hat man Three Houses schon über 150 Stunden besucht, freut man sich über etwas Neues, Frisches und teils Aufgebohrtes.
Für diesen Test wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich für die Gelegenheit.
Tolles Kampfsystem mit Schere-Stein-Papier-System
Story vor allem zu Beginn und zum Ende besonders toll
Ringkämpfer
Beweglichkeit im Kampf
Viele Einheiten zur Auswahl
Taktikkamera zu hoch - Spielfiguren sehr klein
Charaktere sehr kindlich
Reisen auf einer Weltkarte altbacken