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The Last Oricru (PC) im Test

The Last Oricru (PC) im Test

Auf den ersten Blick haben wir mit The Last Oricru einen würdigen Gothic-Nachfolger an der Hand, der seinen Fokus voll und ganz auf die Story setzt, gleichzeitig aber auch durch Gameplay zu erstaunen weiß. Doch schauen wir uns das Ganze mal ganz von vorn an.

Die Charaktererstellung ist .. meh. Mir fällt kein besseres Wort dafür ein, dass man zwischen zwei Haarstilen auswählen kann. Aber nun gut, besser eine Wahl als keine?

Nun gut, der Charakter sieht schon cool aus, aber wie wäre es mit einer Glatze?

Kaum begonnen, zeigt uns das Spiel aber auch schon, wie viel Spaß sterben machen kann – zumindest in Soulslike-Spielen. Denn es lässt sich sehr ähnlich steuern. Dazu aber später mehr.

Wir werden mitten in einen Krieg geworfen. Es gibt diverse Fraktionen, die gegeneinander kämpfen und wir müssen uns mit unseren Handlungen und Entscheidungen entweder für eine Fraktion entscheiden oder wir ziehen unser eigenes Ding durch. Warum nicht die Welt in Flammen sehen wollen?

Für die Ratten?

Im Gegensatz zu anderen Spielen geht es hier nicht nur um Dialogoptionen. Ja, die gibt es zuhauf und ja, diese stellen wichtige Pfeiler dar, sind interessant und witzig, aber nein, es gibt noch mehr. Zum Beispiel beginnt es seicht damit, ob man in einem Kampf jemanden tötet oder sich weigert, gegen diese Persönlichkeit zu kämpfen, gegen die man eigentlich nicht kämpfen möchte. Man hat das Zepter in der Hand und das lässt einen das Spiel auch schnell spüren. Die Entscheidung, das Schwert zu heben, wird uns noch einige Zeit verfolgen und es bleibt nicht bei einer Entscheidung.

So hat man stets das Gefühl, seinen eigenen Weg zu gehen. Manchmal ist das aber auch auf Kosten der Story, die man erst später ganz durchdringt oder gar einen zweiten Playthrough benötigt, weil wichtige Puzzle-Teile fehlen.

Allein die Entscheidungen stellen einen also auf die Probe. Wieso nicht noch einen drauf setzen und auch noch ein anspruchsvolles Gameplay hinzuziehen?

Genau das haben die Entwickler auch getan. Sie haben sich ein Beispiel an Dark Souls genommen, neben recht langweiligen Schwertern und Keulen sich auch noch Neues ausgedacht, wie etwa techno-magische Fähigkeiten. Wir befinden uns hier eben nicht in der 08/15-Fantasy-Mittelalterwelt, sondern in einer techno-fantastischen, die Burgen und andere Mittelaltereinschnitte hat.

So schicke Umgebungen … einfach toll!

Das Kämpfen fühlt sich etwas staksig an, es ist nicht ganz so weich wie in einem Dark Souls. Die Animationen hingegen sehen teils richtig cool aus, teils muss man aber auch etwas lächeln. Ein eher durchwachsenes Gefühl, das aber schnell von fordernden, befriedigenden Kämpfen überstrahlt wird. Klar, leveln und Co. gibt es auch, aber das ist nun wirklich 08/15 – wie in jedem anderen Spiel auch.

Gute Kampfhaltung, teils nachziehende Ausführung

The Last Oricru kann man übrigens auch im Koop spielen, was dazu führt, dass es viel einfacher wird, wenn man sich denn gut koordinieren kann. Hier ist der einzige Haken, dass es einen Host gibt, der die Story voranführt und der zweite Spieler/die zweite Spielerin wirklich nur mitkämpfen kann. Aber zu zweit auf der Couch ist das ein schönes Erlebnis.

Aber auch alleine macht es sehr viel Spaß, vor allem weil man sich dann nicht seiner Entscheidungen schämen muss 😉

The Last Oricru wird oft mit Dark Souls verglichen, einfach weil es Burgen gibt, Magie und man ein freies Kampfsystem hat. Da hören die Vergleiche aber auch schon auf. Es ist viel Story lastiger, es ist einfacher, wenn auch trotzdem nicht zu einfach und es hat so viele schöne Momente, vor allem auch im Koop. Die Entscheidungen, die man hier im Gameplay trifft, wenn man beispielsweise jemanden tötet, der meint, dass man gut im Sterben ist und einen damit aufzieht, ist so eine freie Entscheidung, die Konsequenzen hat.

Die Wortwitze der Ratten, beispielsweise Rattvolution, haben bei mir genau ins Schwarze getroffen, auch wenn einige eher anderen Humor bevorzugen.

Und der Vergleich zu Gothic ist übrigens nicht auf die Bugs bezogen. Im Gegensatz zu Gothic läuft das Spiel ganz gut, sieht gut aus (tolles Design, wenig Budget) und hat kaum nennenswerte Bugs. Der Vergleich war eher auf die Storydichte und den Crap-Index bezogen. Es gibt einige Crappy-Games, u.a. Elex und Gothic, die einen gewissen Charme haben. Sie wurde nicht hochpoliert und schämen sich auch nicht wegen ihres Humors. Es ist einfach kein 08/15-Spiel und es ist auch kein Mainstream-Spiel, aber Spieler*innen, die Spiele wie Gothic mögen, werden nach wenigen Spielminuten genau wissen, was ich meine.

Und genau an diese Spieler*innen richtet sich das Spiel: An Story-Enthusiasten, an häufig schmunzelnde Spieler*innen, an frustrestistente Dark Souler, an Rollenspielliebhaber*innen.

Es kostet übrigens auch “nur” 39,99 Euro bei Steam und ist somit vergleichsweise günstig.

Für diesen Test wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich für die Gelegenheit.

0
Masterpiece
90100
Pros

Tolle Umgebungen, tolles Design

Handlungsverlauf durch Entscheidungen UND Handlungen

Tolle Dialoge

Entscheidungsfreiheit

Koop

Viele Wortwitze

Cons

Kämpfe leicht staksig

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