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In-Ear Headset vs. On-Ear von EPOS – Was ist das bessere Gaming-Erlebnis?

In-Ear Headset vs. On-Ear von EPOS – Was ist das bessere Gaming-Erlebnis?

Das Sound-Design von Videospielen wird immer besser. Umgebungsgeräusche, Gespräche, Musik – all das kann ein Videospiel noch authentischer wirken lassen. Dieses Audio, was immer besser und besser wird, muss aber auch beim Spieler/bei der Spielerin ankommen.

Damit dies ankommen kann, gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann sich beispielsweise eine Sound-Anlage kaufen, sehr gute Lautsprecher oder, wenn man etwas für das Spielen mit anderen oder es insgesamt etwas ruhiger benötigt, kann man sich auch für Headsets entscheiden.

Der Headset-Markt hat in den letzten Jahren deutlich an Marken zugenommen und leider auch an Preisen. Hat man früher für gut 80 Euro ein zu dem Zeitpunkt anständiges Headset erhalten, spielt sich nun alles eher im Bereich 150 Euro plus ab.

Und selbst dann, wenn man sich für ein Preisfeld entschieden hat, stellen sich noch die Fragen seitens Hersteller und welche Form das Headset haben soll.

Nehmen wir also an, dass ihr euch für ein Headset entschieden habt, weil es mit dem besten Klang transportiert, ihr eure Nachbarn nicht ganz auf die Palme bringen möchtet, ihr eurem Partner etwas Schlaf gönnt… wieso auch immer: Es soll ein Headset sein.

Dann gibt es viele Marken, die alle ungefähr gleich viel kosten. Keine der gängigen Marken ist günstig und wenn man sich die Testberichte bei Amazon und Co. anschaut, sind diese verdächtig ähnlich. Von „sehr guter Klang“ bis hin zu „nicht gut verarbeitet“ wird sich bei jedem Headset beides finden. Soll es dann auch noch eine Bluetooth-Variante sein, damit man eben nicht kabelgebunden vor dem PC oder der Konsole sitzt, achtet man vielleicht noch auf die Akkulaufzeit und die Entfernung, die man zum Gerät haben kann. Die Auswahl wird also nochmals erschwert. Bei den beiden Produkten, die gleich vorgestellt werden, kann man sich über 10 m freuen, aber das nur am Rande.

Grundsätzlich könnte man sich nun die Kennzahlen anschauen: Frequenzbereiche, Kabellänge, Dongle, Plattformen, usw. In dem ganzen Wust, wobei es hier keine harte Linie gibt, welche Kennzahlen überhaupt genannt werden müssen/sollten, ist es manchmal schwer auszumachen, was welches Gerät wirklich gut kann.

Praxistest > Zahlen

On-Ear H3Pro

Nehmen wir als Beispiels das H3Pro von EPOS:

Der Frequenzbereich von den Kopfhörern liegt bei 20 – 20.000 Hz, vom Mikrofon liegt er bei 100 – 7.500 Hz. Was sagen diese Zahlen aus? Wenn man sie liest, würde man nun einfach den Zahlenvergleich mit anderen machen. Mehr ist mehr. Das gilt eigentlich auch beim Sound, doch wer hat schon Lust, sich diese alle anzuschauen, sich zu fragen, wie viel sich gut anhört.

Daher gehen wir mal von den Kennzahlen weg und beginnen mit Praxiserfahrungen.

Das H3Pro von EPOS in der Farbe Ghost White sieht erst einmal schick aus.

Von Weitem würde man es als sehr teures Headset qualifizieren. Je näher man es betrachtet, desto mehr stören einen die einzelnen Plastik-Elemente, die man vor allem an der Halterung der Ohrmuschel betrachtet. Weißes Plastik sieht nun mal aus wie Plastik – das kann man nicht schönreden. Anders sieht es aber mit den Vorteilen von Plastik aus, denn dadurch ist das Headset wunderbar leicht. Dazu kommt, dass der Bügel sehr weich ist und die Ohrmuscheln ebenfalls sehr angenehm an den Ohren liegen – ganz ohne zu drücken. Die Ohrmuscheln sind auch nicht zu groß. Bei manchen Headsets fallen diese so groß aus, dass sie etwas auf den Kiefer drücken, doch hier haben sie die perfekte Form. Bei sehr großen Ohren könnte es wahrscheinlich problematisch werden, aber Tragekomfort ist auch immer eine persönliche Sache.

Auch nach zwei Raids in Destiny (3-5 Stunden) stört das Headset nicht. Im Gegenteil: Man gewöhnt sich an das zusätzliche Gewicht und vergisst manchmal, dass man noch ein Headset aufhat.

Von der Verarbeitung her kann und will man an dieser Stelle nicht meckern.

Beim Spielen selbst zeigt das Headset seine wahren Stärken. Durch Active Noise Cancelling (ANC) hört man seine Umgebung fast gar nicht mehr und kann sich aufs Spielen konzentrieren. Dazu kommt, dass sich Spiele sehr natürlich anhören. Oft kennt man es, dass Spiele etwas dumpf klingen. Dank der Brain Adapt-Technologie von EPOS allerdings, bleibt der Klang natürlich, fast so, als hätte man keine Kopfhörer auf. Auch menschliche Stimmen klingen nur so schlecht wie ihre Mikrofone. Hat jemand allerdings ein separates Standmikrofon, könnte dieser schon fast neben einem stehen.

Lauter und leiser geht hier auch nicht per Knopfdruck, denn mal ehrlich: Wer hat sich nicht schon einmal verdrückt? Man hat ein Rad an der Seite, das man drehen kann. Das geht gut von der Hand und man muss nicht lange nach Knöpfen suchen. Ebenfalls sehr von Vorteil ist der Akku. Das Headset muss bei regelmäßigem Gebrauch nur sehr selten geladen werden. Ich musste es beispielsweise nur alle 2 Wochen mal laden, was auch daran liegt, dass es mit ANC 19 Stunden hält und ohne ANC sogar 30 Stunden.

Und auch wenn wir hier von einem Gaming-Headset sprechen, kann man es auch recht gut für Musik nutzen. Das „recht gut“ bezieht sich leider auf den Bass, der selbst nach einigen Einstellungen immer noch etwas zu hoch klingt. Hier kommt es also auf den Musikgeschmack an, ob es sich gut oder doch etwas schwach auf der Brust anhört. Bei Spotify war beispielsweise bei mir die beste Einstellung für „kleine Lautsprecher“. Passt eigentlich nicht so ganz, aber hört sich nun angenehm an.

Ein weiterer Vorteil des Headsets ist, dass es mit einem Dongle ausgeliefert wird. Wenn man es rein über Bluetooth anschließen würde, sind die Probleme vorprogrammiert. Je mehr Frequenzbänder sich schneiden, desto häufiger hat man Ausfälle. Mit dem Dongle hat man eine starke Verbindung, die während meines Tests kein einziges Mal ausgefallen ist. Und ich spiele nun seit vier Wochen mit dem Headset.

Auch wenn man mit dem Headset durch die Wohnung läuft, kann man gedankenlos weiter im Discord bleiben und mit anderen sprechen. Erst ab einigen Metern Entfernung merkt man, wie die Verbindung langsam, aber sicher abbricht.

Wenn man nun zwischen Geräten wechselt, beispielsweise zwischen PS5 und PC, geht das mühelos von der Hand. Dank des Dongles kann man Plug and Play betreiben – im wahrsten Sinne des Wortes! Einstecken und es funktioniert. Nur sollte man das Headset vor dem Wechsel einmal aus und wieder anschalten, sonst ist der Ton nicht sofort auf der PlayStation da.

Das H3Pro hat mich voll und ganz überzeugt. Wir reden von sehr gutem Klang, guter Handhabung, gutes Standard-Design und angenehmen Akkulaufzeiten.

Eine Kleinigkeit gibt es allerdings zu bemängeln: das Mikrofon.

Man kann es abnehmen, also gibt es hierfür einen Pluspunkt, denn je nachdem, wie oft man mit anderen Leuten spielt, muss man auch auf das Mikrofon achten. Das ist leider nicht ganz so gut. Für Zwischendurch mal eben kann man es sicherlich benutzen, aber wenn man längere Spielsessions mit anderen betreibt, geht es schon in Richtung Geduldsprobe, da es sich sehr blechern anhört. Aber gut, so hören sich andere Mikrofone auch an und deshalb hat man in der Regel auch ein Standmikrofon, wenn man Wert darauf legt.

Aber wir hatten ja auch von unterschiedlichen Formen bei Headsets gesprochen. Während das H3Pro ein On-Ear-Headset ist, welches Klänge von Außen dezimiert und ein Mikrofon mitbringt, können wir uns auch ein In-Ear-Headset anschauen.

In-Ear GTW 270 Hybrid

Nehmen wir hier einmal das In-Ear-Headset von EPOS: GTW 270 Hybrid. Auch hier können wir uns mit Kennzahlen aufhängen, von Frequenzbändern und Co. sprechen, aber nun gut, sagen wir einfach mal, diese sind äquivalent zu den On-Ears. Überdurchschnittlich, wenn auch nicht das Beste auf dem Markt.

Im Gegensatz zu den On-Ears sehen die In-Ears auch von Nahem sehr teuer aus und fühlen sich auch so an.

Das Ladecase ist aus Stahl, die Kopfhörer selbst auch leichtem Plastik, sodass sie etwas mehr als 6 g pro Stück wiegen. Das Plastik sieht und fühlt sich aber höherwertiger an. Dazu hat das Ladecase 5 Dioden, welche anzeigen, wie viel Ladekapazität noch übrig ist.

Die In-Ears haben laut Hersteller „nur“ 5 Stunden Akkulaufzeit. Das Ladecase kann vier Ladezyklen bereitstellen, sodass wir auf 20 Stunden Spielspaß kommen.

Das ist eine angenehme Zeit, doch ist es etwas lästig, wenn die Kopfhörer plötzlich aus gehen, weil sie leer sind. Dann muss man diese 15 Minuten laden, um eine Spielstunde zurückzuerhalten. Es lädt schnell, so viel muss man dem Ladecase also schon einmal lassen.

Leider kann man hier aber nicht ganz so einfach zwischen allen Konsolen wechseln. Es gibt auch einen Dongle, der eine starke Verbindung aufbaut, aber der funktioniert beispielsweise nicht an einer Xbox, wobei die PlayStation und auch die Nintendo Switch unterstützt werden. Für Xbox-Spieler*innen ist das Headset also nicht geeignet. Das On-Ear hingegen kann auch an der Xbox genutzt werden.

Möchte man es aber für die anderen Plattformen verwenden, wird man hier ebenfalls ein angenehmes Plug and Play Erlebnis erfahren. Reinstecken und es läuft.

Dazu kommt, dass einige zusätzliche Ohradapter von Haus aus mit dabei sind, die von XS bis L reichen, sodass es bei den meisten Leuten perfekt passen sollte.

Durch die Kontakte an den Ear Buds selbst, geht der Ton aus, sobald man einen oder beide aus dem Ohr herausnimmt. Das hat den Vorteil, dass man auch beim Joggen, beim heftigen Dark Souls-Spielen und Wegwerfen des Controllers schnell merkt, wenn mal ein Ohrhörer fehlt oder man einfach mal eben nach dem DHL-Boten hören möchte.

On-Ear oder In-Ear: Eine Frage der Lebenssituation?

Persönlich empfinde ich die In-Ears als etwas unbequemer als beispielsweise die Apple AirPods, aber es sind auch richtige Ear Buds, In-Ears, welche für besseren Klang sorgen. Genau wie bei den On-Ears auch, greift die Brain Adapt-Technologie, welche das Audio natürlicher klingen lässt. Dadurch, dass es aber nicht die Ohren umschließt und auch kein ANC vorliegt, kommt der Ton nicht ganz so geschlossen an wie beim On-Ear, obwohl beide die gleichen Frequenzen können. Dennoch ist der Klang beim Spielen mit den On-Ears etwas besser. Wenn man in einem ruhigen, sehr klanglosen Haushalt lebt, dürfte der Unterschied geringer ausfallen, aber gerade in Großstädten oder wenn man mit anderen Personen zusammenlebt, wird man den Unterschied merken.

An wen richten sich also die beiden Produkte und was ist letzten Endes besser?

Das ist keine Ja oder Nein-Frage, sondern eine Frage nach Situationen und Lebenssituationen. Wenn ihr allein zu Hause auf dem Dorf lebt, der Bauer so früh durch die Straßen säbelt, dass es euren Spielstil nicht stört, werdet ihr mit den In-Ears sehr glücklich werden. Sie haben einen guten, natürlichen Klang, haben einen guten Tragekomfort, wenn auch nicht ganz so gut wie bei den On-Ears, und können auch gut mit dem Smartphone gekoppelt werden. Sie sind also auch für draußen gut geeignet. Außerdem sind sie schweiß- und wasserfest.

Wer es dann doch etwas bequemer mag, der wird sich über die On-Ears mehr freuen. Diese sind zwar etwas teurer und von Kennzahlen her unterscheiden sie sich nicht von den In-Ears, haben dafür aber mehr Akkulaufzeit, sind bequemer, rutschen und drücken nicht. Das Mikrofon ist abnehmbar, sodass man mit Standmikrofon spielen kann oder aber auch das integrierte Mikrofon nutzen kann. Sollte man das abnehmbare Mikrofon mal vergessen haben, funktioniert es trotzdem.

Ja, zu Beginn habe ich auch etwas über Brain Adapt geschmunzelt, immerhin hört es sich zu schön an, um wahr zu sein. Natürlicher Klang bei Kopfhörern? Bis zu dem Zeitpunkt nie gehabt. Aber ich muss mich korrigieren: Man merkt den Unterschied. Es hört sich alles klarer an und dadurch natürlicher. Auch längere Sessions mit anderen bereiten nun weniger Kopfschmerzen und mehr Freude. Musik-Enthusiasten könnten hier und da etwas Bass vermissen, das gilt übrigens für beide Headsets, aber als Gaming-Headset kann ich mir nicht mehr wünschen. Ob nun Shooter, Rollenspiel oder Stragiespiel, alles wirkt authentischer und man muss den Dialog nicht mehr in den Einstellungen anpassen, um Stimmen besser zu hören.

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