Was passiert eigentlich, wenn man XCOM ins Setting vom Wilden Westen entführt, Dämonen hinzufügt und grundlegende Mechaniken anpasst? Dann erhält man ein erstaunlich gutes Strategiespiel: Hard West 2.
In Hard West 2 wurde genau das getan: Spieler*innen dürfen in die Rollen von waschechten Cowboys schlüpfen. Und wie eine solche Story anfangen muss, nämlich mit einem Raubüberfall eines Zuges, so beginnt auch Hard West 2.
Kaum zu glauben, denn eigentlich ist das Spiel rundenbasiert und dennoch kann man während eines fahrenden Zugs kämpfen. Diesen Spagat zwischen Action und rundenbasiertem Kampfsystem haben die Entwickler*innen gemeistert.
Zum einen verfolgt man die Story von vier Banditen. Jeder dieser Banditen hat seine Eigenheiten. Manche sind sehr ernst, andere durchgeknallt, usw.
Nach besagtem Raubüberfall werden diese in eine andere Dimension gezogen. Sie fahren zur Hölle und treffen auf den Teufel selbst, der ihre Seelen stiehlt. Das Ziel ist in diesem Fall, die Seelen zurückzubekommen, was in einer wilden Jagd auf den Teufel endet. Natürlich werden die Banditen auch mal voneinander getrennt und es gibt noch einige Haken und Steine auf diesem Wege, sodass die Story interessant bleibt.
Vor allem gut gelungen sind dabei die Charaktere. Diese sind sehr charakterstark und spielen mit Vorurteilen. Das spiegelt sich dann auch im Gameplay wider. Jeder Charakter hat seine eigenen Fähigkeiten. So kann beispielsweise Carter, der Anführer der Bande, mehrere Gegner mit einem Schuss treffen, aber auch Fähigkeiten wie Schattentausch und viele weitere kommen nicht zu kurz.
Und genau das macht dann am Ende auch das Gameplay mehr oder weniger aus. Zwar sind die Standardangriffe nicht zu verachten und auch der Schuss über Bande ist äußerst amüsant und wirkt sich in vielen Fällen auf den Sieg aus, letzten Endes sind es aber die Fähigkeiten, die dafür sorgen, dass man die Nebenziele schafft.
In Hard West 2 geht es nämlich nicht nur darum, Runde für Runde gegen Feinde anzutreten und es irgendwie zu schaffen. Es gibt zum Beispiel ein Nebenziel, in dem man alle Gegner in einer Runde erledigen soll. Das heißt in manchen Fällen 9 Gegner gegen 4 Banditen.
Dann beginnt das große Taktieren, denn nach jedem tödlichen Treffer darf der verantwortliche Charakter nochmals. Mit welchem Charakter schießt man also welchen Feind an und mit welchem tötet man dann alle anderen Feinde hintereinander? Solche und mehr Fragen kann man sich während des Spielens stellen.
Dazu kommen auch noch andere Nebenziele, in denen beispielsweise etwas geöffnet oder zurückgeholt werden muss.
Es sind nur optionale Nebenziele, doch tragen sie stark dazu bei, das Spiel anders zu spielen und von dem typischen, es gerade irgendwie zu schaffen, wegzukommen.
Ein bisschen Ausrüstungsmanagement gibt es ebenfalls und genau da sind dann auch die Belohnungen der Nebenziele interessant.
Man kann sich, wenn man sich nicht gerade im Kampf befindet, recht frei in der Spielwelt bewegen, Objekte untersuchen, Spuren verfolgen und Nebenquests abschließen, die nicht mit Questmarkern versehen werden.
Man kann seine Bindung zu den Gefährt*innen stärken, kleinere Dialoge führen und shoppen gehen.
All das macht Hard West 2 zu einem gut abgerundeten Spiel mit einigen Stunden Spielspaß. Als i-Tüpfelchen gibt es dann auch noch handgezeichnete Zwischensequenzen, die einfach nur toll aussehen. Das ist eine gute Abwechslung für Zwischendurch, denn die Kämpfe können teils wirklich fordernd sein.
Dadurch, dass man sich den Schwierigkeitsgrad selbst aussuchen kann, ist das aber gar nicht so schlimm. Ich würde sogar eher empfehlen, es auf schwierig (äquivalent zu normal) zu beginnen und es nur dann leichter zu stellen, wenn es nicht klappen sollte.
Im Großen und Ganzen ist Hard West 2 ein sehr gutes Spiel. Es hat viele Elemente von Wasteland und XCOM und vereint diese miteinander, ohne zu viel abzukupfern. Außerdem bringt es neue Features hinzu und diese passen auch gut ins Setting. Zwar ist es das erste Mal etwas komisch, wenn plötzlich Dämonen auftauchen und Superkräfte dazu kommen sowie Untote, aber irgendwie passt es auch.
Einen kleinen Haken gibt es dennoch und den gibt es leider häufig in diesem Genre. Sobald man einmal eine gute Taktik hat, die Fähigkeiten in einer gewissen Reihenfolge abspielt, ist es schwierig für das Spiel, einen weiterhin zu fordern. Dann werden die Kämpfe automatisch einfacher oder besser gesagt, zugänglicher. Geschenkt bekommt man zwar nichts, aber wenn man es ohne Nebenziele spielen würde, wäre es doch recht einfach geraten. Da ist es schon fast schade, dass die Nebenziele nicht zu den Hauptzielen wurden.
Auch der dämonische Touch fehlt etwas in den Leveln selbst. Hier und da ist etwas ersichtlich, doch hätte ich mir teils etwas mehr gewünscht. Es ist nicht steril, nur sehr authentisch und weniger dämonisch geraten, wenn Dämonen mit im Spiel sind.
Aber das sind nur Kleinigkeiten, denn die Story macht Spaß, das Gameplay ist toll und das Micromanagement nimmt nicht überhand. Selbst auf stundenlange Erkundung wurde verzichtet, sodass man sich die Welt anschauen kann, ohne sich selbst zu lange zu verlieren.
Fans von Wasteland und XCOM werden bei diesem Spiel nichts verkehrt machen.
Für diesen Test wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich für die Gelegenheit.
Tolle und einzigartige Charaktere
Viele Fähigkeiten
Wenige, dafür gute Nebenquests
Vertont
Schicke Cutscenes
Ohne Nebenziele kaum eine Herausforderung
Setting teils nicht bis zum Ende designt