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Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin (PS5) im Test

Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin (PS5) im Test

Es gibt mal wieder ein neues Final Fantasy-Spiel. Das Besondere an den meisten Teilen der Reihe ist, dass sie immer wieder neue Hauptcharaktere, neue Welten und sogar neues Gameplay aufwarten können, um Fans bei Laune zu halten. Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin ist ein Remake zum ersten Final Fantasy-Teil.

Persönlich habe ich den ersten Teil nie gespielt, sondern bin ich bei Teil 13 eingestiegen und habe mich dann auf den Remaster- und Remake-Versionen der alten Generationen ausgeruht.

Wie beginnen wir also diese Reise?

Kaufgründe

Wieso kauft man dieses Spiel? Zum einen, weil natürlich Final Fantasy drauf steht. Jeder, der die Marke kennt, weiß, dass man hier selten einen Fehlkauf tätigt. In der Regel erhält man gut designte, leicht überzeichnete, aber charmante Charaktere in einer Fantasy-Zukunftswelt, die in der Regel grafisch auch noch top aussieht. Dazu kommt ein ausgefeiltes Kampfsystem, das mal rundenbasiert und mal actionlastig ist.

Zum anderen ist Stranger of Paradise von den Entwickler*innen von Nioh, einem knüppelharten Souls-Like mit interessanter Story und schlechten Nebenquests. Keine Angst, schlechte Nebenquests gibt es auch in diesem Spiel zuhauf, doch später dazu mehr.

Zwei Gründe also, wieso man diesen Titel ausprobieren sollte. Doch wieso habe ich mich erst jetzt überwunden, es zu kaufen? Ganz klar: die Grafik. Das ist der Hauptkritikpunkt an dem Spiel und es ist auch der Grund, wieso ich zu Beginn nicht den Vollpreis bezahlen wollte.

Ein PS2-Spiel auf der PS5 spielen. Na danke.

Wir reden hier nicht nur von matschigen Kanten und Texturen, von unschön aufgearbeiteten Spielwelten oder von Lichteffekten aus PS2-Zeiten. Wir reden hier von einer Frechheit von Grafik. Es gibt viele Indie-Spiele, die das schöner hinbekommen haben – mit weniger Budget und weniger Man-Power.

Je dunkler die Räume, desto weniger sieht man, wie unsauber gearbeitet wurde

Zwar kann man sagen, dass Grafik nicht alles ist, aber es fiel mir streckenweise schwer, weiterzuspielen, weil es einfach so fürchterlich aussah. Dazu kommen noch vermehrt Ruckler und lange Ladezeiten. Lange Ladezeiten auf der PS5 gab es bis zu diesem Moment nicht, das haben die Entwickler*innen wohl zusätzlich implementiert.

All das ist sehr ärgerlich und sorgt dafür, dass der Spielspaß aktiv gemindert wird. Es tut in den Augen weh, ein Final Fantasy in dieser Qualität zu sehen.

Das soll jetzt aber keine Hassrede sein. Ja, die Technik ist mehr als bescheiden. Belassen wir es nun dabei und schauen uns den Rest an.

Schwacher Anfang, starkes Ende

Die Story ist beispielsweise sehr gut geschrieben. Jack und zwei Mitstreiter stehen vor dem König. Sie wollen Chaos bekämpfen und sich als Helden rühmen. Der König nimmt ihnen das nicht ganz ab, immerhin stand in der Prophezeiung etwas von 4 Helden. Dann müssen die drei, die vor ihm stehen, also Betrüger sein. Ganz klar. Dass Jack und seine Gefährten das nicht so toll finden, ist ebenfalls klar. So machen sich diese auf, Chaos zu besiegen und ihre Ehre wiederherzustellen. Auf dem Weg bleiben sie nicht allein und hinter Chaos steckt so viel mehr, als man zu Beginn glaubt. In den ersten 6 Spielstunden dümpelt die Story vor sich hin und man glaubt, diese schon durchschaut zu haben, dabei beginnt die eigentliche Story erst danach. Die Wendung ist perfekt in Szene gesetzt und auch das Ende wird mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben.

Die Story ist also gut, wenn auch streckenweise etwas zäh.

Tolles Kampfsystem, langweilige Level

Für all jene, die Nioh kennen, muss ich das Kampfsystem und Leveldesign nicht weiter ausführen. Es ist wie Nioh, nur mit anderen Waffen und Gegnern. Man hat also ein Schlauchlevel nach dem anderen, kann Shortcuts öffnen und muss immer wieder am letzten Checkpoint laden, wenn man stirbt. Diese sind recht weit voneinander verteilt, wobei sich das von Level zu Level unterscheidet.

Die Level an sich sind unterschiedlich thematisiert. Mal gibt es eine Art Kathedrale, dann mal eine Fabrik und dann mal einen Wald, eine Schneelandschaft, uvm. Wäre das Spiel nicht so hässlich, würde man sich diese gern anschauen. Sorry, ich wollte dies ja nicht mehr erwähnen.

Wenn man Nebenquests startet, begeht man bereits bekannte Level nochmals. Oft wird man einen Punkt gesetzt, auch mal in der Mitte und dann wird das Level abgesteckt. Dass man Nebenquests nicht direkt neben der Hauptquest machen kann und dass die Level auch noch abgesteckt werden, ist schade. So macht das wenig Spaß. Leider muss man aber sämtliche Nebenquests machen, um das passende Level für die Hauptquest zu haben. Wirklich ärgerlich.

Das Gameplay ist aber das Augenmerk des Spiels schlechthin. Man kann so viele unterschiedliche Klassen aufleveln: Das geht von 08/15 Schwertkämpfer bishin zu Magier, Samurai, Rotmagier und vieles mehr. Jede Klasse lässt sich anders spielen. Die Entfernung der Waffe muss berücksichtigt werden sowie die Angriffsgeschwindigkeit und natürlich auch die Schwäche des Gegners. Das Kämpfen bleibt bis zum Schluss dynamisch. Die Finisher fühlen sich martialisch an. Besonders gefallen hat mir, dass man als Magier auch mit einem Streitkolben agieren kann, um sein Mana aufzufüllen. So bleibt man nicht im Fernkampf stecken und es ist wieder schön dynamisch.

Man darf zwei Begleiter*innen mitnehmen, die ebenfalls an den Kämpfen teilnehmen. Die KI ist allerdings nicht ganz so gut. Häufig bleiben sie stehen, kämpfen halbherzig oder gar nicht und selbst, wenn man sie mit den Richtungstasten aktiviert, ist das eher enttäuschend als wirklich hilfreich.

So machen Boss-Kämpfe Spaß!

Besonders gelungen sind die Bosskämpfe. Jeder Boss sieht anders aus, hat andere Mechaniken und fordert einen heraus. Hat man die passende Taktik, kann man einen Gegner geradezu schmelzen lassen. Hat man keine Taktik und schlägt einfach drauf los, kann man den Gegner trotzdem besiegen, nur wird das dann zu einer Qual. Wichtig ist, dass man nicht auf einer Klasse hängen bleibt. Nur Magier zu spielen oder nur Frontkämpfer wird einem mehr Ärger einbringen als Spielspaß. Hat man das Kampfsystem allerdings verstanden und durchdrungen, und ja, es gibt viele Tasten und Möglichkeiten, die man sich merken muss, dann kann man hier sehr viel Spaß haben. Von Kontern bishin zu diversen speziellen Attacken, die sich je nach Waffenart und Klasse ändern, wird man nicht allzu schnell mit dem Kampfsystem warm. Hard to learn, hard to master, wird der Sache wohl gerecht.

Im Gegensatz zu Nioh und anderen Souls-Like-Vertretern, wird hier aber ein Schwierigkeitsgrad-System angeboten. Es gibt beispielsweise den Spielmodus “Einfach”, der einen großen Unterschied macht. Ich würde aber den Spielmodus “Normal” empfehlen, da dieser den Mechaniken des Spiels gerecht wird. “Schwer” ist wirklich nur etwas für Hartgesottene.

Gut, schlecht, einfach nicht das Geld wert?

Grundsätzlich ist Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin ein gutes Spiel, mit guten Mechaniken und einer interessanten Story mit ganz tollem Ende. Auch wenn sich beim Ende noch etwas offen gehalten wurde, was wahrscheinlich mit den DLCs zusammenhängt.

Die Technik ist allerdings so grottenschlecht, dass es fast schon an Betrug grenzt. Ein Spiel, das so aussieht und so ruckelt, sollte es nicht für PS5 geben. Ja, für ein Remaster wäre das gerade noch zu verkraften, aber ein Remake, das von Grund auf neu gemacht wurde? Das geht nun wirklich nicht. So gut es auch streckenweise ist, so viel Spaß es auch zwischendurch machen kann, es ist keine 60 Euro wert. In einem Sale kann man sich das mal überlegen, aber dann muss man auch wirklich ein bis zwei Augen bei der Grafik zudrücken können.

Vom Umfang her kann man mit 25+ Stunden rechnen. Allein der Umfang, das sehr gute Kampfsystem und auch die Story würden das Spiel zu einem guten Spiel machen, das seinen Preis wert ist. Aufgrund der Technik muss man aber sehr viele Punkte abziehen, da diese wirklich den Spielspaß mindert. Und da man ja ein Gesamtpaket kauft, würde ich wirklich dazu raten, auf einen Sale zu warten.

0
Amazing
75100
Pros

Sehr gutes Ende

Charakterentwicklung

Sehr gutes Kampfsystem

Viele unterschiedliche Klassen

Sehr gut designte Bosse

Cons

Grafik sehr schlecht

Framerate sehr instabil

Lange Ladezeiten

Hitboxen werden nicht immer richtig erkannt

Begleit-KI ist nicht gut

Schlauchlevel sind langweilig

Schalterrätsel sind langweilig

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