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Für diesen Test wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich bei THQ Nordic und Piranha Bytes.
ELEX 2 hat es momentan nicht leicht. Das Spiel, das in Deutschland entwickelt wurde, muss sich momentan gegen sehr große Marken behaupten, u.a. einem Sony- und einem Souls-Spiel.
Nichtsdestotrotz werden vor allem Gothic-Fans lange auf die Fortsetzung von ELEX gewartet haben, immerhin gab es zwar nicht direkt einen Cliffhanger am Ende, aber doch ein Versprechen, dass die Story noch nicht zu Ende ist.
Und genau da sind wir nun: ELEX 2 ist erschienen!
Deutscher geht es nicht!
In der Hauptrolle befindet sich natürlich wieder unser grummeliger Protagonist Jax. Ziemlich direkt erkennt man schon, dass das Spiel in Deutschland entwickelt wurde. Es dauert noch nicht einmal eine Spielstunde, bis Jax auf die Mutter seines Sohnes trifft, die beiden sich gegenseitig Vorwürfe machen, weil sie schlechte Eltern sind und dann tatsächlich beide lieber arbeiten gehen möchten, als sich um ihren Sohn zu kümmern. Wobei Arbeiten in diesem Falle die Welt retten bedeutet.
Malagan ist gefährdet. Zum einen gibt es weiterhin Fraktionen, die versuchen, die Macht an sich zu reißen und sich streiten. Das ist aus ELEX bereits bekannt und ehrlich gesagt, sehr authentisch weitergedacht. Nur weil sie eine Bedrohung ausgeschaltet haben und die nächste schon vor der Tür – oder in Jax‘ Fall – in der Hütte steht – heißt das nicht, dass alle Streitigkeiten beigelegt werden konnten.
Jax alleine, auch wenn er der Anti-Held schlechthin ist, kann diese Bedrohung nicht alleine ausschalten. Oder doch?
Ein Hauch von spielerischen Freiheiten
In ELEX 2 wurden zwar die Entscheidungen der Mehrheit aus ELEX übernommen, aber dafür darf man auch in Teil 2 wieder viele Entscheidungen treffen. Es gibt viele Fraktionen, aus denen man wählen kann und es gibt viele kleinere Entscheidungen, wie man Konflikte löst.
Gerade zu Beginn lässt sich aber nicht jeder Konflikt gut mit Gewalt lösen. Zu Beginn ist man ein ganz schöner Lappen. Netter kann ich es nicht ausdrücken. Selbst Ratten können einem Schwierigkeiten bereiten…
Aber kommen wir zu den Entscheidungen zurück, denn diese können sich sogar auf das Ende auswirken. Es gibt multiple Enden und so wird jeder Spieldurchgang einzigartig.
Alles auf Anfang? Nicht ganz…
Als Jax‘ Hütte zerstört wurde, hat er zwar nicht sein Gedächtnis verloren, wie man es aus anderen Spielen kennt, aber er hat seine komplette Ausrüstung verloren. Dazu kommt, dass er krank ist und eine Heilung suchen muss.
Die Ausrüstung ist zum Glück nicht kaputt. Direkt zu Beginn wird einem diese auf der Karte angezeigt, nur leider muss man diese erst einmal aufheben. Man muss also zu diversen Orten reisen und diese Orte haben es in sich, wenn man noch nicht eine gewisse Grundausstattung hat. Mit dem Bleirohr vom Anfang – nur als kleiner Tipp – sollte man nicht meinen, lange rumzulaufen.
Plumpes Bleirohrhämmern mit der Aussicht auf mehr
Das Gameplay ist also sehr ähnlich zu ELEX. Das kann man aber leider auch von der Steuerung sagen. Der Charakter fühlt sich so fürchterlich plump an. Selbst das Jetpack, das man in jedem anderen Spiel feiern würde und dass auch wirklich auf dem Blatt Papier eine geniale Idee ist, fühlt sich einfach nicht gut an. Da wir aber gerade beim Jetpack sind: Dieses ist im Gegensatz zum ersten Teil schon um einiges besser und man kann jetzt sogar damit fliegen und sich den ein oder anderen Weg erleichtern.
Stets hat man das Gefühl, nicht nur gegen die Alienbedrohung und Banditen zu kämpfen, sondern auch gegen den eigenen Controller. Das Treffer-Feedback ist ebenfalls eher als kritisch einzustufen. Gut hingegen fühlt es sich an, wenn man einen besonders schweren Schlag gegen Feinde ausführen kann, sobald man ihnen die Ausdauer abgezogen hat.
Ratte, explodiere!
Das Sound-Design ist in Teil 2 nun etwas besser als in Teil 1. Gerade in ELEX musste man schmunzeln, wenn man eine Ratte geschlagen hat und sich das angehört hat, als würde man eine kleine Explosion auslösen. Das ist nun wesentlich besser. So ganz kann es auf der Sound-Ebene nicht überzeugen, bleibt aber authentisch genug, dass es nur eine Anmerkung am Rande bleibt.
Die Dialoge sind beispielsweise sehr gut geschrieben. Man kann sehr tief in die Welt eintauchen, viele Fragen stellen und wird sogar mit Quests belohnt. Das macht ELEX 2 so viel besser als andere Spiele. Etwas weniger gut ist leider die deutsche Synchronisierung. Selbst wenn man von den mangelnden Gesichtsanimationen absieht, die zwar nicht so ausarten wie in Mass Effect Andromeda, aber doch etwas sehr lasch sind, stören einige Sprechrollen sehr. Es ist wirklich super, dass alles vertont wurde, nur leider hört sich so mancher NPC sehr lustlos an oder einfach nicht dem abgebildeten Charakter entsprechend. Das ist nun Kritik auf hohem Niveau, da wir von einem Studio sprechen, dass nicht die Kapazitäten von Sony und Co. hat, aber erwähnen muss ich es trotzdem, eben weil es teils gestört hat.
Ist ELEX 2 schlecht?
Und das ist gerade in ELEX 2 ein für mich sehr großes Thema. Zum einen gibt es so viele tolle Ideen, toll geschriebene Dialoge, eine tolle Spielwelt, ein interessantes Gameplay und eine tolle Prämisse. Zum anderen haben wir aber die Umsetzung. Die Steuerung ist nicht mehr zeitgemäß, die Grafik ist nicht mehr zeitgemäß, Zwischensequenzen, die so viel besser aussehen als das eigentliche Spiel, sind nicht mehr zeitgemäß. Retro-Feeling hin oder her: ELEX 2 fehlt der Schliff.
Das ist die eine Seite der Medaille.
Ist ELEX 2 gut?
Gothic, Risen, ELEX – all das sind Spiele, die für Bugs, veraltete Grafik und Altbackenheit schlechthin stehen. Das ist überhaupt nicht negativ gemeint, denn genau das ist auch der Charme der Spiele. Jedes einzelne davon, erreicht Spieler, die andere Spiele nicht erreichen können. Sie haben ihren eigenen Charme, erzählen sehr gute Geschichten und nutzen Spielmechaniken, die man heutzutage eher selten sieht.
Technisch ein Schlag in die Magengrube?
ELEX 2 – und das muss man ganz deutlich betonen – ist dieses Mal gar nicht so verbuggt. Wenn überhaupt gibt es nur kleinere technische Probleme auf der Xbox Series X. Zum Beispiel hat man manchmal Tearing, nur um dann wenige Sekunden später wieder einer schlechten Framerate ausgesetzt zu sein. Ganz extrem wird es im Menü auf der Karte, dann muss man manchmal beim Zoomen oder Bewegen doch kurz die Augen schließen, damit einem nicht schlecht wird.
Aber das sind Dinge, über die kann man hinwegsehen, wenn man möchte. Auch über das Optische kann man hinwegsehen oder die fehlenden Details in der Spielwelt.
Apropos Spielwelt, in ELEX 2 gibt es keine Ladezeiten. Man kann überall und jederzeit hin und auch die Teleportationsbarken sind gut verteilt, sodass das Reisen in der recht großen Welt stark vereinfacht ist.
Selbst über die Steuerung kann man größtenteils hinwegsehen und mit der Zeit sogar Spaß am Kämpfen bekommen, sobald man neue Waffen hat.
Altbacken oder charmant?
Und sobald man über all das hinwegsieht, sieht man nur noch ein gelungenes Sci-Fi-RPG, das sich mit seinem Loyalitäts- und Zerstörungs-System zwar nah an Fallout anlehnt, es aber trotzdem besser macht, da es ständig im Spiel aktiv ist. Alles, was man tut, hat auf diese Werte eine Wirkung, ob es nun ein Gespräch mit einem NPC ist oder man mal wieder eine Ratte tötet, weil man auf den Explosions-Sound wartet, der es leider nicht in Teil 2 geschafft hat. Leider? Ach ja, ich für meinen Teil bevorzuge den Charme. In meinen Augen ist es ein sehr gelungenes Spiel, das wirklich Spaß macht und dass mit seiner Unbeholfenheit einfach authentisch wirkt. Natürlich hätte das Studio auch einfach auf rundenbasiert und Textwände setzen können. Hat es aber nicht. Es hat sich getraut, auch mit weniger Manpower und weniger Budget ein großes Spiel zu entwickeln. Dass dann nicht alles rund laufen kann, sollte verständlich sein. Aber auch The Witcher war damals so eine Art von Spiel und hat sich später zu etwas Großem entwickelt. Und genau darauf hoffe ich auch bei der Marke ELEX oder auch allen anderen Spielen, die noch kommen werden. Die Partnerschaft mit THQ Nordic wird dem Ganzen sicherlich auch helfen.
Kommen wir nun zur Wertung, denn diese scheint auf den ersten Blick schlecht.
Ich habe dem Spiel eine 50/100 gegeben, weil es 50 Prozent der Spieler lieben werden. Sie werden den Charme erkennen und sich in das Spiel stürzen. Es wird aber auch 50 Prozent der Spieler geben, die das nicht so empfinden, die sich dann über die Grafik oder die Steuerung ärgern.
Ich kann beide Seiten nachvollziehen und bin selbst hin- und hergerissen. Deshalb erhält es die 50. Es ist nämlich eines der besten und eines der schlechtesten Spiele zugleich. Das reine Potenzial ist aber definitiv da und auf neue weitere Spiele von Piranha Bytes kann man sich getrost freuen.
Interessante Story und gute Dialoge
Gut designte Spielwelt, wenn auch sehr detailarm
Loyalitäts- und Zerstörungssystem
Entscheidungen haben Auswirkungen
Mehrere Enden
Keine Ladezeiten in der Open World
Schlechte Animationen
Steuerung sehr hakelig
Sehr schlechte deutsche Synchronisierung
Audio nur zweckmäßig
Ruckelt auf der Xbox Series X